Regenkombi fürs Liegeradeln

irg

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Hallo!

In einem anderen Thread wurde ich gebeten, ein Foto meines Anoraks mit Lendenschurz hinein zu stellen. Das mache ich am besten gleich mit der ganzen Regenkombi.

Ein paar Statements muss ich vorausschicken: Stylish ist etwas ganz anderes. Ziel war eine Regenkombi, die vielseitig verwendbar ist, also zwischen, sagen wir, Süditalien und Norwegen, unter der Kleidung für sehr kalte Zeiten Platz findet, und die mit nicht all zu viel Aufwand genäht werden kann. Was natürlich nicht bedeutet, dass eine ähnliche Kombi nicht auch stylisch sein kann.

Der Grund für die Eigenkonstruktion:
Ich konnte nichts Brauchbares finden. Alle Regenhosen, die ich finden konnte, waren zu kurz, dabei habe ich sehr durchschnittliche Maße (183cm Größe). Größere Hosen und Anoraks sind breiter geschnitten, aber fast nicht länger. Ich weiß nicht, warum die Industrie nur für Nilpferde produziert. Ich bin keines.
Bei einer Tour u.a. durch Bosnien wurde ich mit der Regenkombi, die am Upright funktioniert, gründlich durchweicht. Anorak und Regenhose überlappen sich zu wenig, auch in anderen Bereichen sind die Schnitte unbrauchbar. Deshalb habe ich mir eine eigene Kombi genäht. Sie funktioniert. Wer will, kann sich daraus Anregungen für eigene Entwürfe holen.





Basis ist ein Anorak-Schnitt, den ich schon hatte. Fürs Liegeradeln habe ich verändert:
Der Reißverschluss verläuft nicht mittig gerade, sondern schräg, um die Wasserdichtigkeit zu erhöhen. (In der Mitte am Bauch bildet sich leicht ein See.) Der Reißverschluss ist "wasserdicht", also relativ wasserdicht, dazu abgedeckt. Doppelt hält besser. Ärmel und Kapuze, sowie der Bund unten lassen sich mit Schnellverschlüssen schließen. Beim Aufsteigen aufs Liegerad setze ich mich auf das Ende des Lendenschurzes und lege mich nach hinten, dadurch liegt er genau, wie er soll und hindert Wasser daran, hinauf gedrückt zu werden. So gibt er auch einen guten Windschutz bei Kälte. Der Lendenschurz ist ein gezippt, also abnehmbar.
Die Regenhose ist höher geschnitten als üblich, um eventuell hoch gedrücktes Wasser am Einsickern zu hindern. Sie ist auch an den Beinen deutlich länger geschnitten. Die Gamaschen sind für leichte Wanderschuhe konzipiert, mit Kappen für die Schuhspitzen. Ergänzt wird die Kombi durch eine Schirmkappe, die verhindert, dass der Regen ins Gesicht klatscht.

Perfektion ist etwas anderes, die war aber nie das Ziel. Noch etwas: 100%-ige Dichtigkeit erreicht man nur mit einem Trockentauchanzug, und der ist unbrauchbar. Mein Konzept ist, durch den Schnitt Wasser dazu zu bringen, gleich ab zu rinnen, und an kritischen Stellen so gut als möglich Redundanz zu erreichen: Anorak und Hose überlappen sich weit. Wo die Hose an den Schuhen abschließt, schirmen die Gamaschen zusätzlich ab.

lg!
georg
 
Die Hose hats mir nicht geladen, also noch einmal:
 

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Hallo Georg,
vielen Dank für die Vorstellung ... ich habe aber den Gebrauch des Lendenschurzes nicht verstanden ... ?!
 
Beim Liegeradeln pfeift dir die Luft genau zwischen die Beine. Wenn es regnet, auch das Wasser, wenn es kalt ist, die Kälte. Der Lendenschurz hält beides ab.

lg!
georg
 
@irg :
Alle Achtung! Bin beeindruckt. Du solltest in Produktion gehen. Das nach zu nähen, dürfte für die allermeisten so gut wie unmöglich sein.
 
Du hast recht, ganz einfach ist es nicht, so eine Regenkombi hin zu bekommen. Auf der anderen Seite muss man dafür das Schneiderhandwerk auch nicht gerade gelernt haben.

Vieles geht mit Logik und Analogien: Den Schnitt habe ich einmal von einem alten Anorak abgezeichnet und an mich an gepasst. Das geht mit Packpapier, einem Maßband, einem Geodreieck und etwas wie einem Lineal relativ einfach. Das Material bekommt man bei extremtextil.de, incl. den Dichtstreifen zum Aufbügeln. Auch Tipps gibt es dort einige.

Wenn man überflüssige Nähte weg lässt, wo es nur geht , (da sind moderne Schnitte meistens ziemlich unsinnige Vorbilder) und den Schnitt so wählt, dass etwas Spielraum für mehr Kleindung unterhalb, etc., bleibt, bekommt man das schon hin. Hexerei ist es auf jeden Fall keine, genauso wie die Packtaschen. Auch diese lassen sich einfach und robust selbst nähen. Mit dem Nähen ist es wie mit einer Reise: Sie beginnt mit dem ersten Schritt. Wer beim ersten Nähstück vielleicht ein etwas einfacheres Stück wählt, lernt bald, wie es geht. Geld kostet das Selber Machen jedenfalls nicht viel.

lg!
georg
 
Dürften wir auf deine Vorlagen der Schnittmuster zugreifen um sie an unsere Astra-Körper anzupassen

(Astra wie die Bierflasche, oben dünn unten Bauchig)
 
Mei, schwierig! Digital gibt es sie nicht, und sie werden auch digital kaum helfen. Die Teilchen sind etwas groß für einen Drucker. Aber wenn jemand eine gute Idee hat, die ich umsetzen kann, natürlich gerne!

Es gibt auf jeden Fall für alle möglichen Fälle Schnittmuster, die man kaufen kann. Mit denen habe ich keine eigene Erfahrung. Ich habe meine immer selbst gezeichnet. Vielleicht/wahrscheinlich ist es einfacher, ein solches zu adaptieren.

Eine Regenhose bekommst du ziemlich einfach hin: Der Schnitt an der Innenseite ist wichtig, der muss den Zacken in den Schritt haben, damit die Form stimmt und die Hose nicht zwickt. Den kann man von einer anderen Regenhose abnehmen. Dann baut man die Hose oben etwas höher, damit das Wasser nicht über den Bund gedrückt werden kann, belässt aber den Gürtel, wo es ist, wenn die alte Hose passt. Die Beine macht man länger, damit sie locker über die Schuhe reichen. (Sie werden immer etwas höher gezogen, also eher auf- statt abrunden.)

Als Vorbild für den Anorak könntest du einen nehmen, der dir an sich passt. Den grundsätzlichen Schnitt kann ich leicht schematisch rein stellen, nur halt nicht genau. Der neue Anorak wird unten deutlich länger, dazu verläuft der Reißverschluss schräg. Möglichst wenige Nähte, möglichst keine Taschen (wobei solche natürlich auch möglich sind), und die Sache klappt schon. Die Nähte werden mit auf gebügeltem, Nahtband abgedichtet, das ist ziemlich einfach.

lg!
georg
 
ok vielen dank.
Dann mach ich mir mal gedanken.

Soll auch nur eine notfallkombi werden fals es mich auf tour mit dem Flevo richtig erwischt.
 
Das geht, ja. Was günstig wäre, ich aber nicht kann, wären ein paar grundlegende Maße digital in die Fotos ein zu tragen. Und Fotografieren kann ich erst, wenn ich gesund bin. derzeit liege ich im Bett.

lg!
georg
 
Kein Problem.
Wenn auf dem Foto ein Maßstab drauf ist, macht den Rest wahrscheinlich irgendwer hier im Forum.

Gute Besserung, Harald
 
Gute Besserung!
Bin auch gespannt auf die Fotos...
Welche Stoffe hast Du von extremtextil ausgewählt?
Gruß Krischan
 
Wahrscheinlich das Vorgängermaterial dieses:
Es war auf jeden Fall auslaufende Ware. Allgemein habe ich den Eindruck, dass man extremtextil glauben kann, was sie schreiben. In den Bereichen, in denen ich gekauft und gearbeitet habe, haben sie alles richtig beschrieben.

lg!
georg
 
Bei Regenjacken bin ich auf Schlupfjacken gekommen: Wenn kein Reißverschluss auf dem Bauch ist, kann auch kein Wasser durchtropfen.

Bei Regenhosen habe ich das Gefühl, dass selbst teurere Marken und gute Materialien meist früher als später an ihre Grenzen kommen und im Schritt undicht werden. Bei guten Materialien sammelt sich dann das Wasser in der Hoseo_O.

Dichtstreifen habe ich jetzt direkt mal auf meinen Merkzettel gesetzt. Vielleicht kann ich damit die undichten Hosen wieder flott machen.

Beim Aufsteigen aufs Liegerad setze ich mich auf das Ende des Lendenschurzes und lege mich nach hinten, dadurch liegt er genau, wie er soll und hindert Wasser daran, hinauf gedrückt zu werden.
Vielleicht kannst Du nach Deiner Genesung ja mal ein Foto machen...

den Zacken in den Schritt
Eine Zeichnung könnte hier helfen:unsure:

Danke für das Zeigen(y)(y)(y)
 
Bei Regenjacken bin ich auf Schlupfjacken gekommen: Wenn kein Reißverschluss auf dem Bauch ist, kann auch kein Wasser durchtropfen.

Die Idee mit den Schlupfjacken muss ich mir mal merken.

Bei Regenhosen habe ich das Gefühl, dass selbst teurere Marken und gute Materialien meist früher als später an ihre Grenzen kommen und im Schritt undicht werden. Bei guten Materialien sammelt sich dann das Wasser in der Hoseo_O.

Das ist auf dem Trike auch mein Problem: das Wasser läuft die ziemlich dichte Jacke runter zum tiefsten Punkt, trifft sich da mit dem Regen der eh schon direkt in den Schritt weht und dem der die Regenhose runterläuft und irgendwann kann man dann die Unterwäsche auswringen :cry:

Ich hatte mir schonmal überlegt irgendeine dieser superdichten Vollplastik-Wat-Hosen aus dem Anglerbedarf einfach auf Mitte Oberschenkel und Taille abzuschneiden und irgendwie als Schutz über die Regenhose zu ziehen - aber ob das wirklich bequem ist/funktioniert? @irg Oder hilft da der Lendenschurz deutlich dagegen? Dann könnte ich ja mal überlegen mir sowas testweise in Behelfsversion zu machen...
 
Eine Schlupfjacke ist sicher eine gute Lösung. Ihr Vorteil: Wo weder Naht noch Reißverschluss sind, kann kein Wasser hinein sickern. Nur das untere Ende des Reißverschlusses braucht eine Lösung, damit das Wasser, das dem RV entlang hinunter rinnt, möglichst gut abgeleitet wird. Eine Schlupfjacke hat zwei mögliche Nachteile: Sie muss relativ weit geschnitten sein, um rein und raus zu kommen, Ausnahme Schlangenmenschen und Zirkusartisten. Der zweite Nachteil, eine gewisse Unflexibilität bei der Lüftung, hat mich zur Entscheidung gebracht, einen Anorak mit durchgehendem Reißverschluss zu nähen. Auf Tour muss der eine Anorak als Kälte- und als Regenschutz dienen, auch wenn das natürlich nicht optimal ist. Aber einen Kleiderschrank möchte ich dann doch nicht mit schleppen, und allgemein klappt das recht gut.

Auf den Schnitt, bzw. das, was ich als Schnittvorschlag hinein stellen kann, müsst ihr noch etwa warten. Ich werde langsam wieder gesund, aber es stehen sehr viele andere Arbeiten an, die liegen geblieben sind.

lg!
georg
 
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