SEDAN by Seilsteiger

Aber das mit den "richtigen" Seilen ist echt stark. So steil wie im Bild würde zwar nicht mehr so viel federn, aber mit flacherem Winkel ist der Federungs-Effekt von außen betrachtet deutlich. Gefahren bin ich es nicht, nur das Fahrschul-Flevo.
 
Bei der 101° Position sitzt man ja schon fast auf dem Vorderrad. Hat das irgendwelche sonstigen Nachteile?
 
Ich habe festgestellt, dass sich das Rad schöner fährt, wenn das Vorderrad weiter vorn montiert ist.
Die Geometrie des Rades im letzten Film ist für ein 60° Pivot entworfen. Bei 101° ist alles verzerrt.
Im Film ist bei ca. 40 sec. zu sehen, wie das Heck beim bremsen abhebt. Fühlt sich nicht wirklich gut an.
Ich kann das VR noch 5 oder 10 cm weiter vorsetzen. Ist in der Schwinge schon vorbereitet.
Solche Kleinigkeiten erhöhen (oder schwächen) die Fahrdynamik manchmal über den gesamten Geschwindigkeitsbereich.
Das heißt, ich kann besser ganz langsam manövrieren und gleichzeitig läuft es auch ruhiger bei Höchstgeschwindigkeiten.
yxc.jpg
Diese Einstellung ist auch (gerade) noch fahrbar.
Wackelt geradeaus extrem, geht aber gleichzeitig kaum "ums Eck".
Das Heck hebt schon beim schwächsten Bremsen ab.
Die Fahrdynamik ist extrem schlecht.
Die Lenkachse schneidet den Boden deutlich näher am HR als am VR.
Ich habe das gerade "FALSCHER :ROFLMAO:Hecklenker" getauft ... ;)

Grüße
 
Super Versuch. Sehr interessant.
Das Seil lässt eine schnelle Verstellung zu. Jetzt würde ich es mal erstra tief stellen.
Der SelfCenterEffekt wird, entgegen aller Erwartungen sogar stärker.
Auf welcher Annahme basieren diese Erwartungen?
Kurze grobe Zusammenfassung unserer bisherigen Erfahrungen:
Sehr großer Nachlauf=> Lenkung zieht stark in Lenkrichtung.
Keine Nachlauf +-5cm=> Neutrales Verhalten, bei unseren Rädern zieht das Gewicht des Vorderteils und der Beine in Lenkrichtung.
Großer Vorlauf=> Lenkung drück gegen die Lenkrichtung und damit die Lenkung immer in die Mitte.

Sehr Großer Vorlauf=>Wie man sieht lässt sich die Reihe logisch erweitern.

Ich will nochmal was zu dem als Selfcentering-Effect bezeichneten Effekt loswerden.
Durch diese Begrifflichkeit und die Beobachtung im Stand wird dieser mit einem selbststabilisierenden Effekt gleichgesetzt.
Im Video wird sogar behautet er wäre für die Fahrstabilität "enorm Wichtig".

Tatsache ist, und ich spreche hier sowohl auch aus Erfahrung, dass er der Fahrstabilität schadet und einer Selbststabilisierung genau entgegengesetzt steht.
Durch diesen Effekt lenkt das Rad immer engegengesezt der Richtung in die es gerade kippt.
Dies erfordert beim Fahren erhöhte Aufmerksamkeit vom Fahrer, weil es sich dadurch gerade destabilisiert.
Um die Balance zu halten muss ein Zweirad immer in die Richtung lenken in die es kippt.

Warum es sich dennoch fahren lässt liegt schlicht daran, dass es mit einer Lenkung schonmal über die Grundvorraussetzugen für die Fahrbarkeit, sprich Balancierbarkeit, eines Zweirads verfügt.
Lenkt der Fahrer in die richtige Richtung, braucht es das Rad nicht mehr tun.
Je besser das Zweirad sich selbst stabilisiert, desto weniger muss der Fahrer machen und umgekehrt.
Gehen tut aber alles. Von einem Mirakel besoderer Art sind wir also weit entfernt.

Wer das, verzeihung, Flevo zu fahren lernt, der merkt schnell, dass es zur Selbststabilisierung neigt, beim Effekt, wenn man die Zügel locker lässt und das Teil kurz bevor man umkippt wie von selbst einen mortz Schlenker macht und das Rad aufrichtet. Manchmal so stark, dass man zur andern Seite umfällt. Das wird ein Phyton nie machen.
Aber ohne Eingriff, also ohne Füße und Hände an der Lenkung, fährt auch das Flevo nicht weit.

Das heißt erstmal garn nichts. Was einem Besser gefällt. Dies meine ich wirklich Wertungsfrei.

Beobachtungen im Stillstand mit zwei Beinen am Boden lassen sich leider selten auf die Dynamik übertragen.
Ein Kreisel kann ja auch nicht tanzen und liegt nur da. Tut es dann aber doch und steht.
 
Wenn das Pivot steiler wird, schwächt sich das Kippmoment der Lenkung ab. Je besser der Pivotwinkel und dieses Kippmoment aufeinander abgestimmt sind, desto schöner fährt das Rad. Dabei ist zu beachten, dass der Gesamtmasseschwerpunkt (mit Fahrer) des Systemes dieses Verhältnis beeinflussen. (Sitz höher oder tiefer, weiter vorne oder weiter hinten, Radstand, ...)
...
Lenkt man im Stand, versucht man, das Rad auszubalancieren. Dazu neigt man es intuitiv zur Seite, bis der Schwerpunkt auf der Linie zwischen VR und HR liegt, also unterstützt wird. Der Schwerpunkt hebt sich an. Auch bei Pivotwinkel über 90°! Dieses Verhalten unterstützt den SCE.
 
Tja, an dieser Stelle könnte es zur Glaubensfrage werden, stabil, unstabil oder dazwischen, also
Kugel, Schale oder Tischplatte.
Wie Steffen schon sagt, fahrbar sind alle drei Systeme, das Sicherheitsempfinden ist zum großen Teil anhängig von persönlicher Vorliebe/Geschick/Begabung/Training.
Bei Grille hab ich den Steuerrohrwinkel ja steiler, dafür konnte ich den Sitz flacher stellen. Es fährt sich vergleichbar "gut" wie ein FlevoRacer. Es geht mir wie @Gasi, das Rausdrücken aus der Kurve nervt mich, zu starkes Wegkippen aber auch. Durch die beiden neuen Threads von @Frox und @Tom_TiPLEX kommen wir gepaart mit Johannes @seilsteiger s Experimentierfreude dichter an eine griffige Erkärung der Knicky-Fahrphysik. Sehr geil.
Wir könnten mehr "je/desto" Sätze brauchen :)
Ein wichtiges Element vermute ich in der "Nachlaufstrecke", die erst bei Kurvenfahrt entsteht. Sie wird bei Zweispurern Lenkrollradius genannt, ist aber bei Wikipedia nicht für Einspurer erklärt, sondern hier nur angerissen.
Weiß jemand mehr?
Sommerliche Grüße, Krischan
 
Hallo,
Wir könnten mehr "je/desto" Sätze brauchen :)
+1 (y)! Gute Idee! Kann man ja mal ausprobieren. im Kontext Self-Centering könnte ich zwei oder drei solche Sätze bilden, im Kontext Knicklenker spielt es nämlich eine Rolle ob der Knick konkav, konvex oder neutral ist. Das ungelenkte Rad kippt bei Kurvenfaht abhängig von konkav / konvex in die ,richtige' oder ,falsche' Richtung. Ich würde das gerne noch genauer & besser verständlich formulieren brauche dazu aber etwas Zeit. Länger als einen Tag wohl nicht.

:unsure:Je konvexer desto falscher .... usw.

Beste Grüße
Frox
 
Hallo,
die Entdeckung, dass auch bei senkrechten Lenkwinkel (ab Beitrag #220) der SelfCenterEffekt erhalten bleibt, hat mich inspiriert ein minimal-Heck zu konstruieren.



20200926_152207-c.jpg
Es besteht im Prinzip nur aus nur einem einzigen Rohr + Sitz.


20201007_000027-b.jpg
Der Anschluß für die Hinterradachse ist um 12° gegenüber dem Zentralgelenk gedreht, damit das Einarm-Hinterrad, in der Spur läuft.


20200926_153013-c.jpg
Das Vorderteil ist austauschbar und wird, wie beim Flevo, einfach zusammengesteckt.


20201006_235904-c.jpg
Fertig (andere Front)



Grüsse
 
Also ich finde es ggü. den letzten Prototypen (v.a. die in kurz und steil) deutlich attraktiver.
Die Holzelemente sind mir allerdings zu rustikal. ;)
Ist das Hinterrad 24"?
Bremse und Schaltung sind am hinteren Rahmenteil montiert?

Freuen würde ich mich über ein paar Bewegtbilder in Fahrt.
(Zum Probefahren ist es mir leider zu weit weg, wie bisher auch.)
 
Cooler Versuch! Fährt das Heck unterschiedlich in die Kurve, bzw., wie doll merkst Du den Unterschied? Muss es neben der horizentalen Schrägstellung auch eine Schrägstellung in Fahrtrichtung geben?
Zeig doch bitte nochmal ein Detailfoto Deines Zentralgelenks, ich hab schon wieder vergessen, welche Lager Du verwendest.
Gute Fahrt in den Herbst,
viele Grüße, Krischan
 
... ich finde die Holzelemente ganz entzückend! Ein stilistisch sehr gelungenes Kontrastelement zum technisch anspruchsvollen Kaliber. Der Wesenskern des Fahrzeugs kommt -- unterm Strich -- NOCH deutlicher zum Ausdruck! -- my2ct dazu ... <eof> memo2myself: Bayrisches Schnitzhandwerk, Geigenbau, Glasbläserkunst, ... als i-Tüpfelchen :p:p:p. :p...
Und, btw, vielen Dank für die Bilder, v.a. der Meterstab .... ;). Perfekt -- ohne Meterstab -- sind solche Fotos ja nie. Endlich mal! Zentralgelenk ---- mit Meterstab ---- wäre schön, spätestens irgendwann im Winter imho ... :sneaky:. :)...
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Anschluß für die Hinterradachse ist um 12° gegenüber dem Zentralgelenk gedreht, damit das Einarm-Hinterrad, in der Spur läuft.

Mike Burrows baut doch auch Räder, die aus der Spur sind.
8%20Freight%200001.JPG

Quelle: https://www.8freight.com/news

Ist das Hinterrad 24"?

sieht mir etwas klein für 24" aus
 
Aktuell waren es 93°. [...] Nach dem Einbau eines Ratschensystems zur Veränderung während der Fahrt (ähnlich @Nemberch) war ich selbst überrascht, dass das Rad nicht nur fahrbar ist, sondern auch noch angenehmer.
Der SelfCenterEffekt wird, entgegen aller Erwartungen sogar stärker.
Ich bin bereits Lenkwinkel über 100° gefahren. Es geht.
Ich verstehe das nicht ganz.

Der Geradeauslauf hängt mWn von folgenden Faktoren ab:
  • Nachlauf (= bei Neigung lenkt das Fahrrad automatisch dorthin, d.h. fährt wieder unter den Schwerpunkt und wirkt der Neigung entgegen)
  • Self-Center-Effekt (= stabiles Gleichgewicht; in Geradeaus-Stellung ist das Vorderrad am höchsten, d.h. der Schwerpunkt am tiefsten, und das Einlenken erhöht den Schwerpunkt)
  • Vorderradantrieb (der das Rad hinter sich her zieht)
Das Rad hat ganz offensichtlich keinen positiven Nachlauf, und zudem wirkt dieser nur in Fahrt (ebenso wie der dritte Punkt). Im Video (= wo du den Effekt im Stand demonstrierst) kommt deshalb nur der Self-Center-Effekt in Frage, aber der funktioniert nur mit einer Lenkachse, die nach vorne zeigt. Aber ein Winkel von über 90° heißt doch, dass diese nach hinten zeigt. Und dann wäre der Schwerpunkt in Geradeaus-Stellung nicht am tiefsten, sondern am höchsten.

=> Ich kann mir nur vorstellen, dass das Rad so weit einfedert, dass die Lenkachse unter Last doch nach vorne zeigt.
Das kann u.a. daran liegen, dass der Kippeffekt sehr gering wird.
Was meinst du damit?

Ansonsten: Vielen Dank für deine Experimente und ausführlichen Beschreibungen!
 
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