Bilder und Berichte von Ausfahrten und Touren

Gestern endlich mal die Nordbahn-Niederbergbahnrunde gemacht, ca. 130 km von Bochum über Sprockhövel zum Tunnel Schee, dann die Nordbahntrasse runter bis Lüntenbeck .Von dort nach einer Kaffeepause in Schloss Lüntenbeck auf die Niederbergbahn nach Velbert und Wülfrath und dann wieder runter nach Essen-Kettwig. Ideale Strecke, wenn auch die Niederbergbahn nicht so glatt läuft wie die Nordbahn. Gestern war es noch nicht so heiß wie heute, insofern ideale Voraussetzungen, trotzdem freut man sich auf jeden kühlen Tunnel. Leider sehr voll um den Baldeneysee herum, aber das ist in Ferienzeiten wohl unvermeidlich. In Bochum-Stiepel ist jetzt die Optimierung eines Stücks des Ruhrtalradwegs endlich fertig, das sollte die Musterlösung für den gesamten Ruhrtalradweg sein, der insgesamt eine Verbreiterung verdient.
W.
 

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Ob ich jetzt doch den Doktorberg in AZ hoch fahre?
Schon 1 Grad kälter geworden. Nix dabei zum über ziehen:unsure:
 
Urlaub ist, wenn Diu aufm Rad sitzt und einfach ein paar Tage davonfahren kannst...
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Thülsfelder Talsperre
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Jadebusen, entdecke den Leuchtturm ;)
Schöne Tage Euch allen :)
Gruß Krischan
 
Vogesenrunde – auf dem Track der Superrandonée Baridür

Gerade bin ich von einer eindrücklichen fünftägigen Tour durch die Vogesen zurück. Mangels Zeit zur Vorbereitung hatte ich es mir einfach gemacht und den Track der Superrandonée «Baridür» heruntergeladen. Ich versprach mir davon, dass die Strecke mich über die von den einheimischen Kennerinnen handverlesenen, exklusivsten Strässchen der Gegend führen und die gesamte Tour abwechslungsreich komponiert sein wird. Diese Erwartungen sollten erfüllt werden! Schnell merkte ich, dass ich unterwegs überrascht war, wenn es nach einer Abfahrt ausnahmsweise einmal nicht beim ersten, sondern erst beim zweiten Abzweiger wieder hoch ging. Wieder zuhause zeigte mir meine Aufzeichnung 950 km mit 16'500 Höhenmetern an (ca. 50 Cols und Gipfel, manche davon einfach «mitgenommen», da von oben angefahren).

@veloeler fragte netterweise für eine gemeinsame Tour an. Schnell hatten wir vereinbart, dass wir mit einen attraktiven Übergang über den Jura beginnen wollten, um anschliessend über ein kurzes Stück Holperweg ins Elsass hinunter zu sausen. Weiter gings auf einer Voie verte bis Dannemarie, kurz dem Canal du Rhône au Rhin entlang (Bisamratte) und dann nach Thann. Nach Flammkueche und Erfrischungsgetränk verabschiedeten wir uns. @veloeler fuhr wieder heim und ich schaltete einen Gang runter und nahm den ersten von vielen Vogesenpässen und darauf den Ballon d’Alsace unters Vorderrad. Schlafen wollte ich nahe des Gipfels. Die Aussicht war schon mal grandios, aber Sonnenaufgang gabs nicht, da bedeckt mit leichtem Regen.

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Am zweiten Tag liefs nicht mehr ganz so glatt. Nach zweimonatiger Zwangspause (Rad war in Reparatur) musste ich erst wieder meinen Rhythmus finden. Ausserdem regnete es in der zweiten Tageshälfte unerwartet, fies, kräftig, kalt. Als ich nach einer klammen Abfahrt die Dorfbar betrat, sah die Kaffeemaschine wie seit langer Zeit unbenutzt aus, kein Lämpchen leuchtete und alle anwesenden Kunden tranken Wein – aber oh Freude: der Kaffee stand schnell vor mir und war erst noch gross und gut. Nebst dem Col du Brechpunkt (was für ein Name) war der jetzt im Nieselregen gefahrene Col de la Vierge einer der schönsten Pässe. Aber ich kann eigentlich keine Pässehitparade aufstellen – zuviele waren es, schön waren sie alle. Wegen einer gesperrten Strasse musste ich leider einen auslassen (aber erfuhr dafür einen zusätzlich). Durch die vielen Schlaufen, Pässe und Täler, die ich sah, habe ich jetzt eine deutlich bessere Vorstellung von der Geografie der Vogesen. Es ist lange her, dass ich das letzte Mal in der Gegend war.

Nach dem Regen hielt die Prognose aber Wort und Le Grand beau herrschte für den Rest meiner Tour. Die Route des Crêtes, die doch eine der touristischeren Stecken ist, fuhr ich im ersten Sonnenlicht ziemlich für mich alleine – die Motards und Wohnmobilpiloten schliefen alle noch. Weitere touristische Hotspots mit vielen Leuten waren noch die Haute Koenigsburg und der Grand Ballon, überall sonst fand ich es angenehm ruhig bis wunderbar einsam. Manche Strassen waren ziemlich moosbewachsen, so wenig fahren diese Runde.

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Von meinem frisch gepimpten, und daher ziemlich leisen Rad sah ich viele Tiere, v.a. diverse Spechte, Hirsche, Rehe, Hasen – auch ein Wildschwein am hellichten Tag. Merke: Nie die Bremsen loslassen, wenn vor dir zwei Hirsche über den Weg gehetzt sind, es kommen immer noch bis zu drei hinterher. Morgens und abends nahm ich die Abfahrten stets noch vorsichtiger als sonst schon.

Ziemlich hilfreich ist eine gewisse innere Ruhe (Zen?), um die vielen Anstiege hochzufahren. Sehr nützlich sind gute Bremsen, um jeweils heil wieder runter zu kommen (vorne habe ich am Schluss noch die Pads ersetzt). Und wegen der Anstiege musste ich mehr essen, als gewohnt. Nur ein Boulangerie-Stop am Tag und sonst ein bisschen Rumsnacken war mir zu wenig. Ich habe deshalb einmal täglich im Restaurant gegessen. Den Boulangerie-Stop legte ich trotzdem ein, meist fürs Frühstück. Kochzeugs hatte ich nicht dabei.

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Ein kurzes Stück am Rhein-Marne-Kanal führte mich nach Zabern. Aus dem Städtchen gings gleich wieder hoch und flugs war ich wieder im Wald. Anstrengend fand ich die steilen Anstiege in und aus den Weinbergen bei Ribeauvillé und Riquewihr.

Und für einmal ging weder am Rad etwas kaputt (Mantel und drei Schläuche waren dabei) noch plagte mich irgendein Zipperlein (Knie, Knöchel, Achillessehne – alles schon gehabt). Schöne weiche Betten im dicken Moos oder Buchenlaub findet man stets innert fünf Minuten. Körperhygiene leistete ich mir an einem Bach, in einem See, sowie en passant in einer Dusche eines Camping Municipal. Eine Nacht verbrachte ich in einem Hotel, um für einmal alle Vorzüge der Zivilisation gleichzeitig nutzen zu können (nur fürs Petit déjeuner war ich zu früh wieder weg).

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Das Vergnügen näherte sich mit dem Grand Ballon seinem Abschluss. Hier im südlichsten Teil der Vogesen waren auch die meisten Rennradfahrer unterwegs. Ein Stück fuhr ich mit einem jungen Belgier. Und oben auf einem Pass half ich einem noch wenig ausdauerndem Briten bei der Entscheidung, welche Route er zurück nehmen sollte (er durfte dazu eine meiner hinter dem Rücken versteckten Hände wählen). Doch wer jetzt meint, nach dem höchsten Punkt der Tour folgt nur noch die letzte epische Abfahrt, wird getäuscht. Ich hatte inzwischen gelernt, dass es immer noch einen zusätzlichen Anstieg gibt, mit einer noch schöneren, noch ruhigeren Strasse. Aber schliesslich war ich wieder in Cernay unten, das Thermometer zeigte 34 Grad. Also ein Eis, ein Erfrischungsgetränk, Flasche füllen und ab durchs Flache nach Basel. Dort übernachtete ich nach einem Bad im Rhein bei Freunden um tags darauf vor der gröbsten Wärme wieder zurück nach Bern zu fahren.

Was für eine schöne Tour das war! Wald, Wald, Wald in allen Variationen. Und ich schätze, um die Zeitlimite des Superrandonnée von 60 Stunden einhalten zu können, müsste ich wohl mit 9 km/h bergauf fahren anstatt nur mit 6 (und natürlich weniger schlafen).
 
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