Boulhol Aerocycle: neues französisches Liegerad!

Mit @Vierendeel meinte ich in erster Linie den Blechrahmen. Zwar sind die Pfosten geneigt, aber bei weitem nicht so dass sich die Schwerlinien in den Knoten treffen. Die meisten Stäbe sind also auf Biegung beansprucht. Das kann man machen wenn man eine weiche (federnde) Konstruktion erreichen will. Es braucht halt dann viel mehr Material als wenn es momentenfreie Stäbe wären. Ich sehe den Grund für die Formgebung aber eher hier als hier.

Ja, ich denke auch, dass die Motivation vom Design kommt.
Ich sehe die Formgebung aber sehr nahe am Dreieck (viel eher Dreieck als Viereck...), wodurch auch die Biegemomente recht niedrig bleiben.
Aber wie vor kurzem geschrieben, jeder sieht solche Sachen individuell ein wenig verschieden... LINK
 
https://louis.boulhol.fr/public/IMG_20200712_131123_8086669320003442600.JPG
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Die Verbindungen im Detail

Low racer und trike soll auch noch kommen....
Zur Stabilität: " Pour la rigidité, voici les chiffres bruts : environ 1,3mm/kN en flexion verticale et horizontale." Bruttokennwerte: ungefähr 1.3mm/kN vertikale und horizontale Nachgiebigkeit. http://velorizontal.1fr1.net/t25613p25-nouveau-fabricant-de-velos-couches-a-lyon
Was sagt das genau aus? Was sind Standardwerte?
 
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Hört sich nach wenig an. Also sehr steif. Hat halt viel statische Höhe. Selbst an der Engstelle unter dem Sitz ist der Rahmen noch gefühlte 100mm hoch. In der Disziplin verliert ein Rohrrahmen.
 
Technischer Mechanik
Statische Höhe: Verkürzt gesagt der Abstand der resultierenden Druck und Zug-Kraft eines Biegeträgers. Bei einem Fachwerkträger mit Ober- und Untergurt der Abstand der Gurte Mitte-Mitte. Die Höhe geht bei der Momentenbelastbarkeit im Quadrat ein, bei der Steifigkeit im Kubik. Das 100mm hohe Fachwerk ist überschlägig allein aufgrund seiner Höhe 8 mal steifer als ein 50mm Rohr.
 
Das ist schon schöner Brückenbau, aber beim Fahrrad bliebe da noch...

Torsion - d.h. die Verwindung durch lange Hebel-Inputs (Gabel, Sitz, Kurbeln). Da fehlt mir persönlich gerade tatsächlich das Vorstellungsvermögen, wie das ohne hinreichend geschlossene Flächen an diesem Fachwerk eingefangen werden kann.

Und (daran anschließend) natürlich das Problem, dass das hohe Profil zwar theoretisch die Wandstärke pro Last verringern könnte, man die offenen Streben aber nicht punktuell beliebig dünn auslegen kann, ohne dass es knickanfällig wird (ebenso wie ein optimaler Carbonrahmen nicht umfallen darf) bzw. ohne dass eben jene Torsionskräfte sich dynamisch an den offenen Kanten zu schaffen machen (gerade bei dauerschwingfaulem Alu), statt sich über eine geschlossene Oberfläche fortpflanzen zu können.

Bei Last aus jeder Richtung und Wirkweise gibt es einen Zielkonflikt zwischen maximalem Volumen (Fachwerk) und der Material-Eigenstabilität (Rohr). Je weniger dicht das Material ist, desto eher kann das wieder konvergieren, weshalb ein Sperrholz-Fachwerk dem Stahl oder Alu-Rohr letztlich als Trägerprofil überlegen sein könnte (nicht wirtschaftlich, aber technisch). Beim Alu glaub ich da noch nicht dran, v.a. weil diesen kurzen Rahmen hier ein 60x1 Stahl- oder 60x3 Alu-Rohr locker in jede Richtung steif und robust kriegt - d.h. <1,5kg pro Meter.

Selbst wenn man mit so einer Konstruktion von diesen zentralen 1,5kg ein bissl was einsparen könnte, ist das nicht der entscheidende Hebel um von einem 15kg-3000€ Liegerad zu einem 10kg-1500€ Liegerad zu kommen. Dieser Ansatz ist nicht plausibel in Bezug auf Ökonomie/Leistungsgewicht, sondern im Guten wie Schlechten... Design.
 
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Was Torsion betrifft (woher soll die kommen beim 1-Spurer?) ist da viel totes Material verbaut. Aber Torsion ist ja auch nicht die Hauptbelastung.
 
Magnesium ist noch beliebt wenn es viel Wandstärke sein soll. Wasserstrahlschneiden könnte gehen. Hat leider ein erhebliches Korrosionsproblem.
 
Weiss nicht ob das hierhin gehört. Nur kurz. Ein echtes Fachwerk besteht per Definition aus Stäben die mit Druck oder Zug belastet werden. Holz hat quer zur Faser kaum Steifigkeit und kaum Zugfestigkeit. Sperrholz besteht aus 90 Grad versetzt verleimten Schichten. Die Hälfte der Faser steht also quer zur Belastungsrichtung und bringt nix, ausser den Verbund zu stabilisieren, den Querschnitt zu vergrössern, und das Gewicht zu verdoppeln. Holzstäbe (mit paralleln Fasern) wären hier besser geeignet.
So richtig neu ist die Erkenntnis aber nicht.
 
Magnesium ist noch beliebt wenn es viel Wandstärke sein soll. Wasserstrahlschneiden könnte gehen. Hat leider ein erhebliches Korrosionsproblem.
Dafür ist die Entsorgung einfach und spektakulär:eek:
mit der Entwicklung eines Lastenrads anstelle einer Liege gäbe ich dem Projekt kommerziell eine gewisse Chance.

Gruß
Christoph
 
Dank täglichem Befahrens der Wünschendorfer Holzbrücke (ein Fluch für niedrige Fahrräder, weil von da unten nicht einsehbar ist, ob frei)... liegt der Hauptvorteil des Sperrholz tatsächlich nicht in der Ecke (Strebe), sondern der Fläche... denn dort wird steifes, voluminöses, leichtes Material gebraucht, was nicht viel zu leisten hat.

Aber wie man das in Sperrholz im Detail bauen könnte, ist es egal und OT. Die relevante Frage hier ist tatsächlich, ob das offene Aluwinkel-Profil in den Eckdaten dem gemeinen Rundrohr-Standard überlegen ist - und zwar nicht nur im Bezug auf eine Paradegröße, sondern alle realen wirkenden Faktoren.

Wie gesagt weiß ich nicht, ob und wie der die Torsionsteifigkeit rein kriegt. Aber im Zweifel könnte man das Gerüst seitlich noch mit 0.6mm Flugzeugsperrholz beplanken, dann ist steif und dicht (Aero, Dreck, Strebenschutz usw. usf.)
 
wie der die Torsionsteifigkeit rein kriegt
Die vier "Wände" sind verzapft. Das ist ein Kasten mit schubsteifem Verbund. Wenn das spielfrei ist (was ich hinterfragen würde wegen Lasertoleranz) dann ist das Torsionsteif wie Sau.

Und nein, Sperrholz hat nur Charme wenn es der Hauptbestanteil ist, ansonsten siehts aus wie Sperrmüllapplikationen.
Das Kunstwerk hinter Sperrholz :X3::X3::X3: Nicht jedes Problem ist ein Nagel!
 
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