1200 km im DF XL
Seit dem 22.11.2019 habe ich mein DF XL. Seitdem bin ich etwa 1200 km gefahren.
Es ist mein erstes Velomobil und ich habe es neu gekauft.
Neu, weil ich es ueber JobRad angeschafft habe.
Probegefahren bin ich vorher nur das DF XL in Dronten. Die Begeisterung darueber war mir angeblich noch lange anzusehen. Trotzdem hat es noch ueber ein Jahr gedauert, bis es endlich vor der Tuer stand. Hauptgrund dafuer war mein Arbeitgeber, Betriebsrat und IG Metall, die sich nur sehr schwer einigen konnten.
Das hatte aber den Vorteil, dass ich hier noch sehr viel nachlesen konnte und gruendlich ueber die Ausstattung nachdenken konnte.
Vielen Dank an der Stelle an alle, die mich mit verschiedensten Ansichten wirklich weitergebracht haben!!
Die mit Abstand meisten Kilometer wird das DF auf meinem Arbeitsweg sammeln. Da ich im Bergischen wohne und in Koeln arbeite, kommen da einige Hoehenmeter zusammen. Die Uebersetzung ist also nicht ganz unwichtig. Einen Schlumpf Mountain Drive wollte ich nicht, da ich zum einen nicht sicher war, wie das mit der Hacke zu schalten ist und zum anderen wurde mehrfach ueber die „Teigigkeit“ in der Untersetzung geklagt.
Durch mein bisheriges HiTrike mit Pinion P1.18 bin ich etwas verwoehnt, was die Entfaltung angeht. Aber auch da habe ich im Laufe der Zeit die Uebersetzung um einiges kuerzer gemacht.
Beim DF komme ich nicht annaehernd auf die Entfaltung, die ich beim Trike fahre.
Der kuerzeste Gang beim DF entspricht dem 4. Gang beim Trike. Komme ich damit hier die Steigungen hoch? 56/34 und 11/40 hinten viel kuerzer geht nicht, ohne obenrum zu viel zu verlieren. Eines der Videos von
@Jupp (klettern mit dem Velomobil?) hat mir bei der Entscheidung sehr geholfen. Der Antrieb ist um einiges steifer als beim Trike, so dass ich bisher nicht schieben musste. Und kurze Steigungen werden einfach „ueberrollt“. Das muss man wirklich erfahren haben, um es zu glauben. Ich habe auf dem Arbeitsweg eine Senke. Erst geht es mit 10% bergab, dann wieder fast auf die gleiche Hoehe wieder bergauf. Mit dem Trike im Tal stehen etwa 65 km/h auf dem Tacho und in der Gegensteigung muss ich bis in den zwoelften Gang zurueckschalten, dann komme ich oben mit 25 km/h wieder an. Mit dem DF im Tal fast 90 km/h und oben, ohne zurueckschalten, immer noch ueber 60 km/h. Ich bin mit dem DF fast ueberall schneller als mit dem Trike. Nur an wirklich extremen Steigungen klettert das DF etwas schlechter, da bin ich mit dem Trike aber auch schon an der Traktionsgrenze. Das macht auf dem Arbeitsweg von 30 km pro Richtung bisher 10 Minuten aus, jeweils hin und zurueck. Und das mit den bei Kaelte angeblich so langsamen Contact Speed. Mal sehen, was geht, wenn es waermer wird.
Probleme hatte ich am Anfang mit der Sitzeinstellung. Es war nicht mir nicht moeglich, mit Haube zu fahren, da ich mit dem Kopf oben anstiess und nicht vernuenftig nach vorn rausgucken konnte. Inzwischen passt es, nach einiger Probiererei, ganz gut, zumindest, wenn ich die Sitzmatte weglasse. Das ist im Winter aber anfangs ziemlich frisch und an den Schultern drueckt es etwas. Ich werde aber vermutlich meist offen fahren.
Ich sitze etwas aufrechter als auf dem Trike. Das scheint auch nochmal ein paar andere Muskeln anzusprechen. Die ersten Tage hatte ich dann doch noch Muskelkater in den Backen. Beim Trike schlaeft mir ab und zu nach etwa einer Stunde Fahrt der rechte Fuss ein, beim DF passiert das nicht, auch nicht nach 4 Stunden.
Erstaunlich ist wirklich, wie wenig kalt es im Inneren wird. Kleidungstechnisch bin ich noch nicht ganz durch. Ich bin immer zu warm angezogen. Wenn ich am Hals Zugluft abbekomme, merke ich das am naechsten Tag im Genick. Bisher scheint, ein Schlauchtuch mit Fleece da ganz gut zu funktionieren, trotzdem muss ich oben rum immer eine Jacke tragen. Allerdings reicht die duenne Uebergangsjacke, die ich sonst nur im Herbst und Fruehjahr trage, bis etwa 0°C. Wird es kaelter nehme ich die etwas dickere Herbstjacke. An den Beinen reicht bisher immer eine duenne lange Radhose aus, sowie meine normalen Radschuhe.
Der Federungskomfort beim DF ist etwas schlechter als beim HiTrike. Heftige Schlaege kommen schon mal bis zum Sitz durch. Aber die Fahrsicherheit ist auf schlechten Strecken deutlich besser. Bei groben kurz aufeinander folgenden Schlagloechern versetzt das HiTrike schon mal deutlich, das DF buegelt unbeeindruckt drueber. Wie sich das Kurvenverhalten vergleichen laesst, kann ich noch nicht sagen, das HiTrike fahre ich seit drei Jahren, inzwischen ueber 8500 km, das kenne ich gut. Beim DF muss ich die Grenzen erst noch finden. Viel langsamer scheint es in Kurven aber nicht zu sein.
Der Wendekreis scheint, etwas groesser zu sein als beim HiTrike. Es kann aber sein, dass die laengere Nase beim DF da ein bisschen taeuscht. Ich bin bisher dennoch ueberall durchgekommen, wo ich mit dem Trike auch durchfahre.
Fahren bei Regen ist deutlich angenehmer mit dem DF. Heftigen Regen habe ich allerdings noch nicht ausprobiert, es regnet einfach zu selten. Der Kopf wird zwar nass und ohne den Schaumdeckel auch die Schultern. Es ist aber schon erstaunlich, wieviel die kleine Scheibe vorne abhaelt. Montags habe ich oft kurzzeitig einen Muellwagen vor mir, die Lippen schmecken jetzt nur noch salzig, nicht mehr muffig.
Seitenwind ist deutlich merkbar, bisher aber noch kein richtiges Problem. Stoerend sind Boen oder Luecken zwischen Haeusern oder Bueschen/Baeumen. Kommt der Wind unerwartet ploetzlich von der Seite fahre ich schon noch einen recht grossen Bogen.
Erstaunlich ist auch, wieviel Gepaeck man mitbekommt. Ich habe auf dem Arbeitsweg nur einen Ortlieb Frontroller mit Klamotten, Handtuch und etwas Obst als Snack dabei. Der passt locker hinten links neben den Radkasten und dann bleibtr noch relativ viel Platz davor oder dahinter. Eine groessere Tour ist sicher problemlos moeglich, wenn man etwas geschickt packt. Aber das wissen die meisten hier ja sowieso.
Fazit: Die meisten Erwartungen wurden deutlich uebertroffen. Nur fuer die Durchschnittsgeschwindigkeit hatte ich mir mehr erhofft. Bisher liege ich ueber alles so bei 28 km/h. Ich denke, das wird mit steigender Gewoehnung noch besser. Vermutlich ist auch die Tatsache, dass ich im Spaetherbst angefangen habe, nicht wirklich hilfreich gewesen. Zum Vergleich bin ich mit allen Raedern letztes Jahr im selben Zeitraum nur auf 21,7 km/h gekommen.