Vom s-Pedelec zum Velomobil?! +Vorstellung

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Hallo,

nachdem ich in diesem Forum gefühlt jeden Beitrag gelesen habe, möchte ich mich kurz radtechnisch vorstellen.
Nach vielen Jahren Mountainbike, ist in den letzten Jahren das Pendeln mit einem s-Pedelec hinzugekommen. Anfangs zwei mal die Woche 24km einfach, mittlerweile meist fünfmal in der Woche 27 km. Drei Kilometer mehr durch die Umgehung von Ampeln und viel Verkehr.
Seit einiger Zeit interessiere ich mich für Velomobile. Im Sommer habe ich bei @Pauli in einem Milan SL und einem QV probesitzen dürfen (Vielen Dank noch einmal!!). Und letzte Woche dann eine Probefahrt bei @hennigt im aktuellen Milan SL. Mein Sohn war mit meinem S-Pedelec dabei. Nach halber Strecke war er recht fertig (was definitiv nicht an seiner Kondition liegt), ich im SL weniger. Zurück sind wir dann getrennt gefahren. Ich konnte noch ein paar Runden um den SL gehen bevor er ankam. Im Ganzen hat mich das Konzept Milan überzeugt und so stehe ich kurz vor einer Bestellung. Nun habe ich aber noch einige Fragen.

Gibt es irgendwelche Argument für längere Kurbeln? Der Vorführer hat 140mm, damit bin ich gut zurecht gekommen. Es gäbe auch 152mm und 155mm. Bei meiner „Körpergröße“ (1,68m) und kleinen Füßen könnte ich mir gut vorstellen, dass auch längere Kurbeln funktionieren würden.

Gruß Arne
 
Gibt es irgendwelche Argument für längere Kurbeln?
Der Hebel ist größer, du bekommst mehr Kraft auf das Pedal. Mit kurzen Kurbeln musst du mit höherer Frequenz treten, um das auszugleichen. Das Räderwerk bzw. Jens verbaut ja gerne kurze Kurbeln. Viele kommen damit gut zurrecht, einige eher nicht. Deine Knie werden auf jeden Fall etwas mehr geschont mit den kurzen Kurbeln. Hier im Forum gibt es lange Abhadlungen darüber. Letztlich muss es für Dich passen und das findet man oft erst nach ein paar tausend Km heraus.:whistle:
 
Bei identischer Übersetzung meinte ich, Andy
Da hast du natürlich Recht, sorry! Aber wurde hier schon oft erwähnt und selten berücksichtigt.
Ich denke kürze Kurbeln haben den Vorteil nicht so schnell "anzuecken" und ein kleineres Kettenblatt ermöglicht den "Freaks der Gewichtsreduzierung" :)) konnt ich mir jetzt nicht verkneifen) noch was einzusparen...
 
Gibt es irgendwelche Argument für längere Kurbeln?
Wenn du später auch deutlich heftigere Steigungen fahren möchtest, wo die Trittfrequenz in den Keller geht, dann könnten längere Kurbeln hilfreich sein. Andernfalls und vor allem, wenn du mit den 140ern gut zurecht gekommen bist, warum denn nicht? Bestell ihn mit 140ern und sollte es nicht passen, rüstest du halt längere Kurbeln nach.
 
Vielen Dank für die Rückmeldungen zur Kurbellänge.

Zwischenzeitlich hatte ich überlegt, den Milan roh (ohne Farbe) zu kaufen. (Autos lackieren kann ich). Nun kam aber eine interessante Neurung von @henningt. Es gibt eine ganze Menge weiterer Standartfarben und zweifarbig ist nicht mehr Aufpreispflichtig. (y)
 
Für gleiche Leistung muss bei kürzeren Kurbeln (= kleineres Drehmoment) höhere Kadenz gekurbelt werden. Egal, was man mit den Ritzeln macht. Wenn man Gewicht an Ritzeln sparen will, muss man vorne und hinten so Kleine wie möglich montieren. Und grundsätzlich ist höhere Drehzahl immer besser, weil die Leistungsdichte (Leistung pro Maschinengewicht) großer wird, man denke an Leistung = Drehzahl * Drehmoment (* Einheitenkorrektur). Am hpv Antriebsstrang ist die persönliche und immer niedrige Maximaldrehzahl der Pedale ein echter Schwachpunkt, der aber immanent ist.
 
Am hpv Antriebsstrang ist die persönliche und immer niedrige Maximaldrehzahl der Pedale ein echter Schwachpunkt, der aber immanent ist.
Du solltest den Antriebsstrang nicht einzeln betrachten.
Der Körperwirkungsgrad ist weit wichtiger, weil er stärker schwankt durch unterschiedliche Drehzahlen als der Wirkungsgrad des Antriebstranges.
 
Wenn Du die Pedalgeschwindigkeit (=Muskelkontraktionsgeschwindigkeit) betrachtest machts keinen Unterschied. Die Umstellung geht fast automatisch.
 
Ist es mit kurzen 140er Kurbeln signifikant einfacher, eine höhere Kadenz zu treten, als mit z.B. 152 ern?
Bei kurzen Kurbeln ist es definitiv leichter eine höhere Cadenz zu erreichen als bei langen Versionen. Ob das bei 140/152 viel ausmacht kann ich nicht beurteilen da meine Erfahrungen noch aus dem Nicht-Velomobilbereich sind. Am Rennrad von 170 auf 180 ist schon ein Unterschied wenn man sehr viel fährt und dementsprechend sensibilisiert dafür ist.
Allgemein, wie beim Auto auch, ist der eigenen Motor entscheidend dafür was besser funktioniert. Selbst bleibe ich, egal mit welchem Gefährt, bei langer Kurbel und mehr Krafteinsatz. Im Auto fahre ich auch lieber im 8.Gang mit niedrigerer Drehzahl da es der Hubraum zuläßt, als mit den singenden Säge im Hochdrehzahlkonzept wo im normalen Drehzahlbereich nichts vorangeht.
Aber jeder sollte das auf dem Rad selbst probieren und dann so machen wie er kann und will, nicht von Außenstehenden überzeugt werden gegen die eigene Einstellung.

Andreas
 
Im Rahmen der Allgemeinplätze fehlt noch die Binsenweisheit, dass eine Trittfrequenz von 80+/min kniegelenksschondend sei.
Besonders Profiradsportler weisen immer wieder mit Nachdruck auf diesen biomechanisch wichtigen Aspekt hin.
Wer mit 60 oder 80 Jahren noch gesund und mit eigenen Gelenken radfahren möchte, sollte sich die eine Woche Zeit nehmen, um seine Gewohnheiten zu ändern.
Dabei sind Kurbellänge und Zahnradgröße sekundär, bedeutsam bleibt für das Kniegelenk die einwirkende Kraft.
Nach alter Väter Sitte gilt: Kraft * Kraftarm = Last * Lastarm
Je länger der Hebel, desto geringer der Kraftaufwand.
Gruß Krischan
 
Jo, und dann noch die Sache mit dem Bewegungsradius...
Je länger die Kurbel, desto stärker werden Hüft- und Kniegelenk gebeugt. Wer bereits Einschränkungen hat, oder wessen Aerobelly im Weg ist, kann dort ebenfalls an Grenzen stoßen und kürzere Kurbeln bevorzugen.
Lehnenneigung und Tretlagerposition(-überhöhung) wirken dort erheblich in die Entscheidung für die Kurbellänge ein.
geht über studieren ;)
Gruß Krischan
 
Wenn's um die Drehzahl geht kann's sinnvoll sein, gleich ein Tacho mit Drehzahlmessung (und dazugehörigem Sensor) einzuplanen. Gerne eines, welches auch die durchschnittliche Drehzahl anzeigt. Dann hat man immer gute Kontrolle über die eigenen Gewohnheiten. Moderne GPS-Tachos können das natürlich auch.
Der Vorteil vom Durchschnitt ist, dass ich nicht nur dann raufschaue, wenn ich gerade schnell kurbel und mir dann einrede, alles ist ok, aber am Berg auf 60 U/min abfalle.
 
Servus,

hier wurde, im Bezug auf "Kurbellänge" und "Drehzahl" einiges durcheinander geworfen..

Kurzer Abriss:
P=2Pi * M * n, also Leistung = 2*Kreiszahl * Drehmoment * Drehzahl
M=F*r , Drehmoment = Kraft * Hebellänge

Ergo: Kürzere Kurbeln bedingen zwangsweise eine höhere Drehzahl oder/und eine höhere Pedalkraft um auf die gleiche "Ausgangsleistung" zu kommen.
Warum sollen diese also gelenkschonender sein?
Zwei Gründe:
-man hat eine Wohlfühlgeschwindigkeit (dies ist KEINE Drehzahl, sondern die Kontraktionsgeschwindigkeit der Muskeln! Kurzer Kurbeln -> kleinerer Kurbelkreisumfang -> höhere Drehzahl, da die Bahngeschwindigkeit unabhängig der Kurbelarmlänge nahezu gleich bleibt)
-weniger Hub = weniger stark angewinkelte Gelenke, besonders Knie, sowie weniger Bewegung in Hüfte und unterem Rücken (reduziert "recumbent Butt")

Die 1. Erklärung liefert auch gleich mit warum es einfacher ist, höhere Drehzahl bei kleineren Kurbeln zu erreichen: Die Muskelkontraktionsgeschwindigkeit bleibt ja gleich, nur der Weg pro Umdrehung wird kürzer. Andere Effekte wie Masseträgheit, Muskelkoordination, usw. spielen auch mit rein, aber in kleinerem Maßstab.

Fazit: Die Kurbelarmlänge ist ERHEBLICH unwichtiger als es gern propagiert wird, besonders im Bezug auf die Leistung. Man wählt die Kurbel bei der die Gelenke am wenigsten Probleme machen, passt die Schaltung darauf an (150mm Kurbellänge anstatt 175mm heist das die Schaltung dahinter ca. 1,17x kürzer übersetzt sein muss) und los gehts.

Gruß,
Patrick

PS. "drücken" bei niedriger Drehzahl ist, für kurz Zeit, kein Problem. Nur dauerhaft sollte mans vermeiden, besonders wenn der Bewegungsapperat noch nicht so gut dran gewöhnt ist. Ansonsten werden die allermeisten hier selbst an Ihrer Leistungsgrenze bei 50U/min nicht im Ansatz die Pedalkraft (und damit Gelenkbelastung) hinbekommen wie ein Semi-Radprofi bei seiner Stundenleistung und 95U/min.
 
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