Ja, ist nicht allzu schwer: die fahrradspezifischen Polizei-Pressemitteilungen zu Unfällen der letzten drei bis vier Jahre, welche ich las, weisen diese "Besonderheit" - eine Erwähnung zur Helmanwesenheit - häufig auf. Wobei die Häufigkeit sich bei verschiedenen Bundesländern unterscheidet.
Eine Korrelation bedingt noch längst keine Kausalität. Und wenn die Korrelation noch dazu mehr als lückenhaft ist liegt eine Kausalität sehr fern. Also doch Verschwörungstheorie.
Aufgabe ist nicht, für Unfälle unerhebliche Aspekte wiederholend zu publizieren, das ist eine Art der konditionierenden Verknüpfung und bedenklich.
Inwiefern ist eine Erwähnung zur Helmanwesenheit hilfreich für die Weiterverarbeitung, inwiefern unfallrelevant, gerade wenn der Unfallverursacher nicht auf Fahrradfahrerseite zu suchen ist?
Die Pressestelle ist die Marketingabteilung der Polizei. Was die an die Journalisten schicken sind im Prinzip Bulletpointlisten mit Dingen, die in irgendeinem Bezug zum Ereignis stehen. Oder es könnten welche sein (wäre wahrscheinlich sogar besser - dann
müssten die Journalisten die Sachen bearbeiten anstatt sie einfach per copy-paste zu veröffentlichen).
Die vorliegende Pressemitteilung könnte Anlass sein für:
- einen intensiveren Bericht über den Unfall und die Beteiligten
- eine Reportage über Berufsverkehr an der Unfallstelle, in dem Ort oder generell
- eine Reportage über Leute, die auch im November mit dem Rad zur Arbeit fahren und die Vor- und Nachteile die das hat
- eine Reportage über Liegeradfahrer
- einen Bericht über asoziales Fahrverhalten und dessen Entwicklung über die Zeit
- eine Reportage über die Tragequote, die Wirksamkeit oder Nichtwirksamkeit von Fahrradhelmen (in der auch das häufige Thematisieren dieser in Polizeipressemeldungen Thema sein könnte
)
- ein Bericht zur Verkehrsführung und Unfallhäufung an dieser Stelle und mithin zur Verkehrspolitik der betreffenden Stadt
- Eine Reportage über den Verkehrsrambo, der in jedem steckt
- einen Bericht über die bauartspezifischen Vor- und Nachteile von Liegerädern bei Unfällen
etc. etc.
Aus einer einzelnen solchen Meldung kann viel entstehen. Wenn der Journalist will, aufmerksam ist und Zeit hat (was leider heute alles drei selten geworden ist). Auch und wegen der Erwähnung von Nebenaspekten. Dass Du festlegst was die Aufgabe einer Pressestelle ist glaube ich eher nicht. Du liest Rohmaterial anstatt Konsumentenmaterial und beschwerst Dich, dass das für Dich nicht mundgerecht ist - unter völliger Verkennung der Tatsache dass Du nicht die Zielgruppe bist.
Allerdings lese ich(!) weniger redaktionelle Berichte über Unfälle mit Fahrradbeteiligung als Pressemitteilungen der Polizei.
Da ist jetzt die Frage warum? Wahrscheinlich doch, weil die redaktionelle Berichtserstattung in der Regel keinen Mehrwert bietet, weil sie lediglich die Pressemeldung wiedergibt und dabei oft genug noch deren Inhalt verzerrt? Würdest Du mehr redaktionelle Meldungen lesen, wenn sie einen Mehrwert gegenüber der Pressemeldung der Polizei böten? Eben.