Hallo zusammen,
wer nicht viel lesen mag, die Fakten vorab:
mein erster Brevet: es waren gut 200km und laut Plan 1400hm. Das GPS hat allerdings 2000hm gemessen, gerechnet … verrechnet. Egal. Fahrzeit 8h, Pausenzeit 1h. Kalorien laut Messkurbel 3500kcal. Bei 130 Watt im Schnitt. Den Brustgurt hatte ich leider vergessen.
Für alle anderen:
am letzten Samstag habe ich mich auch mal an einem Brevet versucht. 200km. Morgens um halb sechs ging es zunächst mit dem Auto (ja, ja, ich gelobe Besserung) Richtung Strasburg. Trotz fehlender Sprachkenntnisse meinerseits hat die Anmeldung gleich geklappt. Dann das DF ausladen, Futter, Getränke und Klamotten verstaut und dann endlich, um kurz vor acht ging es los – ich glaub ich war der letzte Starter.
Im Vorfeld hatte ich den GPS Track hatte herunter geladen und einen GPS Viewer auf dem Handy installiert. Schnell noch den Tacho genullt und die Aufzeichnung beim Leistungsmesser gestartet. Das Höhenprofil versprach flache 54km bis zum ersten Kontrollpunkt. Leider traf ich keinen anderen Fahrer. Ich begann zu zweifeln: fahr ich den Kringel auch richtig rum? Irgendwann traf ich ein paar Rennradfahrer – kein Zweifel mehr, die Richtung stimmt. Und dann kam die Kontrolle. Tja, wo eigentlich? Keine Ahnung. Ich habe mir dann einen Stempel am Bahnhof abgeholt. Ein Brot gegessen, getrunken und weiter.
Die nächsten 50km stetig ansteigend, aber kein Problem. Aber dann, nur noch 4km bis zur Kontrolle wird es steil. Es gibt zwar keine Schilder, aber um 10% sind es wohl. Mehrere Rennradfahrer überholen mich wieder und ich schleppe mich mit 8 km/h nach Lemberg rauf. Kleinster Gang 33/36. Endlich oben angekommen finde ich einen Gebrauchtwagenhändler, der mir das Kärtchen stempelt. Ich bin jetzt vier Stunden unterwegs, die Hälfte ist geschafft. Entfernungsmäßig, aber höhenmetermäßig bei weitem nicht.
Bis zur nächsten Kontrolle geht es bergauf, bergab, bergauf und bergauf. Ziemlich fertig und mit kleinen Knötchen in den Waden komme ich nach Diemeringen und bekomme den Stempel beim hiesigen Frisör. Schon komisch, eigentlich hatte ich erwartet überall geöffnete Bäckereien samt Leckereien und Plaudereien zu finden. Weiter geht´s.
Die nächste Etappe verläuft erneut bergauf. Gefühlt sollte ich gleich im Himmel sein. Aber es sind die Vogesen und nur 420hm. Und Knötchen. Endlich in Soucht finde ich ein Restaurant, davor viele, sehr leichte Rennräder. Ich bin richtig, kriege meinen Stempel und kann ein wenig plaudern. Ich hätte in Französisch besser aufpassen sollen. Ich jammere ein bisschen wegen der Steigung. Ein freundlicher Rennradler versichert mit jedoch, dass bei diesem Brevet keine Berge wären. Ja, ja, das DF samt Futter, Wasser, Werkzeug bringt sicher 30kg auf die Waage. Aber selber Schuld. Lessons learned kommt später. Hatte ich erwähnt, dass es blöd heiß ist unter dem Helm unter der Haube?
Die vorletzte Etappe geht … bergauf und wieder bergab. Ich erreiche mein Minimum und Maximum: 7km/h hoch – 74 km/h runter. Ich treffe immer wieder auf dieselben Fahrer und später sie auf mich. Um dem sicheren Hitzschlag zu entgehen, platziere ich den Helm neben mir. Leider lassen viele Straßen das DF nicht so gleiten wie es aus der Rheinebene gewohnt bin. Unglaublich rauher Asphalt, uneben, ich werde hin und her geschüttelt. Ein Einspurer wäre klar im Vorteil. Lessons learned? Die letzte Kontrolle auf der Strecke naht. Diesmal gibt es den Stempel in einem Sportlerheim, in dem das morgige Seniorentreffen vorbereitet wird. Erneut Sprachschwierigkeiten. Englisch ist keine Weltsprache in diesem Teil der Welt. Aber alle sind sehr nett. Jetzt noch das letzte Stück Brot – ne, geht nicht – ich krieg es nicht mehr runter. Und weiter.
Bergauf und -ab dem Ziel entgegen. 10km vor Schluss geht das Wasser aus, aber ich will nicht nochmal anhalten. Kurz vor fünf treffe ich wieder ein. Endlich treffe ich wieder ein paar Radler. Auch der ältere Fahrer, der die Berge geleugnet hat, ist schon da. Sehr nett, ob ich Paris-Brest-Paris fahren will? Ich nicht, dies Jahr nicht – aber er sicher.
Lessons learned: die Entfernung ist kein Problem – aber die Höhenmeter. Hier heisst es abspecken an Leib und Rad. Am Gepäck-Werkzeug-Klamotten-Getränken lassen sich sicher 2-3 kg sparen. Ich selbst könnte auch auf 2 kg verzichten. Ansonsten wäre ausreichend Schlaf auch eine gute Vorbereitung. Am DF könnte ich auch viel Gewicht sparen, indem ich es gegen einen Einspurer tausche. Das Fujin von meinem Sohn ist weniger als halb so schwer.
Leider fällt der nächste Brevet in Strasburg auf den Spezi-Samstag. Also kein 300km. Der hätte offiziell auch 2500hm. Der 400km im Mai hat auch nicht mehr hm. Mal schauen. Dies war sicher nicht der letzte Brevet.
Grüße, Christian