Hinterradbremse beim VM

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Als ich vor drei Jahren mit meinem EVO-R (alias EVA) die erste Pass-Abfahrt machte, habe ich Blut geschwitzt. Die Bremsen wurden immer heisser aber die steilen Kurven nahmen kein Ende. So kann das nicht weitergehen, hab ich mir gesagt und - gegen die allgemeine Lehrmeinung verstossend - eine Hinterrad-Felgenbremse montiert.

Alles schien gut bis ich in Apulien bei einer Pass-Abfahrt und plötzlich einsetzendem Regen die arme EVA mit der Hinterradbremse quergestellt und gekippt habe. Zum Glück ist mir selbst nichts passiert aber die Neulackierung war etwas kostlich.

Diesen Winter habe ich die Felgenbremse durch eine hydraulische Scheibenbremse ersetzt. Bin ganz stolz auf diese mechanische Meisterleistung. Nun kann man wirklich ganz fein dosieren und auf der Pass-Abfahrt von Andermatt nach Erstfeld (immerhin 1000 hm) war die HR-Bremse ein voller Erfolg. Sobald die Trommelbremsen vorne etwas heiss werden wechsle ich ganz sanft auf Hinterradbremse und umgekehrt.

Ich war überzeugt, die ideale Lösung gefunden zu haben. Bis heute morgen vor einem Fussgängerstreifen. Ich war mit 30 kmh unterwegs und sehe schon von weitem die drei am Strassenrand warten. Ich bremse nur ganz sanft mit der Hinterradbremse, denn es sah so aus, als wollten sie mich passieren lassen. Im letzten Moment stürzen sich die drei Fussgänger doch noch auf die Strasse. Dürfen sie auch und halbwegs habe ich auch damit gerechnet. Ich bremse deshalb voll mit der Vorderbremse. Nun passierte etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Durch das Bremsen mit den Vorderrädern wurde das Hinterrad entlastet und blockierte, obwohl ich hinten nur leicht gebremst hatte. EVA vollführte - obwohl ich nur noch etwa 10 kmh hatte - eine Pirouette und kippte.

Niemandem ist etwas passiert. Nur EVA hat ein paar Kratzer abbekommen. Lustig fand ich die Reaktion der drei Fussgänger. Die sind schnell weitergegangen während die Autofahrer hinter mir sofort ausgestiegen sind, um sich nach meinem Befinden zu erkunden. Fand ich sehr nett. Zwei Minuten später gings weiter, denn ich hatte noch 160 km auf dem Programm.

Fazit: Eine Hinterradbremse am VM ist äusserst tückisch. Für eine Pass-Abfahrt ist es sicherlich ein Gewinn an Sicherheit aber man muss sie sehr vorsichtig einsetzen. Bei nasser Strasse darf man sie auf keinen Fall verwenden.
 
Alles schien gut bis ich in Apulien bei einer Pass-Abfahrt und plötzlich einsetzendem Regen die arme EVA mit der Hinterradbremse quergestellt und gekippt habe.
Manche lernen es nur auf die harte Tour :unsure:

Durch das Bremsen mit den Vorderrädern wurde das Hinterrad entlastet und blockierte, obwohl ich hinten nur leicht gebremst hatte. EVA vollführte - obwohl ich nur noch etwa 10 kmh hatte - eine Pirouette und kippte.
Oder auch nicht :eek:
 
Mit der Zeit wirst du das abrollen ja auch immer besser beherrschen!

Ich bin noch einen Versuch mit meiner Bremslösung schuldig, aber erstmal gibts wichtigeres und ich habe hier gar keine Probleme mit den 90ern (ich fahre die steilen kurvigen Straßen auch lieber hoch und suche mir für die Abfahrt was schnelleres).
 
Fazit: Eine Hinterradbremse am VM ist äusserst tückisch.
Meine Reku-Bremse am Hinterrad des Evo-R habe ich per Controller auf maximal 18A Motorstrom eingestellt welches der Controller hoffentlich sehr genau so einhält. Das sollte auf Grund der Motorkonstanten zusammen mit Übersetzung ein maximales Bremsmoment von 27Nm am 26"-Laufrad bewirken.

Bislang habe ich seit etwas über 10000km damit keine Probleme gehabt - allerdings kaum Regenfahrten dabei.
 
Man soll den Teufel nicht gleich an die Wand malen :D Aber hier bist du um jede Bremshilfe froh. Von Göschenen nach Erstfeld ist superflow.

Teufelsbrücke.jpeg

Velotour Zürich Disentis Andeer Erstfeld 50.jpg
 
Controller auf maximal 18A Motorstrom eingestellt {..} maximales Bremsmoment von 27Nm am 26"-Laufrad bewirken.
.
Genau die von Dynamic beschrieben Situation hab ich an anderer Stelle mal gemeint:
du hast die reku super eingestellt... bremst damit hinten leicht, alles super

und dann passiert was unvorhergesehens, du langst stark in die Frontbremsen
und plötzlich ist auch das geringe Drehmoment hinten doch noch zuviel und Reifen rutscht
die reku müsste ab gewissem Bremsdruck vorne/Hebelstellung/... automatisch ausgeschaltet werden
 
reku müsste ab gewissem Bremsdruck vorne/Hebelstellung/... automatisch ausgeschaltet werden
Das Signal vom Bremslichtschalter sollte man doch einfach abgreifen können. Bremse angetippt -> Reku aus. Halte ich wegen
... du langst stark in die Frontbremsen und plötzlich ist auch das geringe Drehmoment hinten doch noch zuviel ...
für zwingend notwendig!

Danke an @Dynamik für die offene und ehrliche Schilderung seiner Umkipper wegen der Hinterradbremse. Manchmal sollte man den "alten Hasen" doch glauben, wenn die sagen "lieber nicht machen".
 
Bist Du mit den Bremstürmchen nicht happy?
Bremstürmchen sind eine geniale Erfindung. Ohne die würde ich mich an keine Pass-Abfahrt wagen. Aber sie reichen eben nicht ganz. Deshalb die HR-Bremse als Ergänzung.

Wären Scheibenbremsen an den Vorderrädernunmöglich?
Ich denke, die Hitzestandfestigkeit von Trommelbremsen ist besser als die von Scheibenbremsen.

Schön ist dass die beiden Bremstypen unterschiedlich "Aromen" entwickeln bei Hitze. Dann weiss man, wann man von vorne auf hinten wechseln muss und umgekehrt.
 
Wie sieht denn deine Betätigung aus? Für mich klingt das so, als ob du die Hinterradbremse feststellst. An sonsten ist doch die Lösung den Bremshebel für hinten loslassen, wenn man den/die Bremshebel für vorne betätigt.
Wenn man vorne auch eine hydraulische Ansteuerung umsetzt, könnte man einen Bremskraftverteiler einbauen. Hat man schon in alten Autos verbaut, z.B. im VW T3. Je stärker man verzögert, desto mehr wird die Hinterradbremse gelöst. Ist einfach ein kleines mechanisches Bauteil. Im T3 tatsächlich so 2x2x5 cm groß.
 
Ja, muss man trainieren. Man hat bevor es ABS gab auch trainiert die Bremse los zu lassen, bevor man eine Kurve fährt zum Ausweichen, weil die Kurve mit überhöhter Geschwindigkeit meist besser ausgeht, als gar nicht in die Kurve zu fahren.
 
... bremst damit hinten leicht, alles super
und dann passiert was unvorhergesehens, du langst stark in die Frontbremsen
und plötzlich ist auch das geringe Drehmoment hinten doch noch zuviel und Reifen rutscht
die reku müsste ab gewissem Bremsdruck vorne/Hebelstellung/... automatisch ausgeschaltet werden
Ich kann (ohne umständliche Verrenkungen) nur mechanisch oder nur elektrisch Bremsen - letzteres reicht fast immer.
Lediglich bei meiner automatischen Pedalier-Stopp-Reku, welche aber schwächer ist als die variabel-bedienbare, sollte ich mir vielleicht noch was überlegen.

Im übrigen halte ich vom gleichzeitigen Bremsen vorn und hinten ohnehin nichts, da man wirklich dosiert nur mit einer Bremse bremsen kann, vorzugsweise abhängig vom Untergrund mit der Vorderbremse. Das ist auch bei jedem normalen Zweirad so.
 
Naja, aber am VM habe ich noch kein ABS gesehen. Ich gebe dir recht, dass es nicht einfach ist und dass technische Hilfsmittel besser wären, aber gibts ja nicht.
 
Was noch zu beachten ist:
Wenn beim Einspurer das Hinterrad blockiert und ausbricht, dann gib es eine Rollbewegung (Schräglage).
Durch die Kreiselkräfte am Vorderrad beginnt automatisch ein Gegenlenken.
Das ist bei Mehrspurfahrzeugen nicht so.
 
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