EU Uploadfilter der Tod für Foren?

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Hallo,

unter https://foren-gegen-uploadfilter.eu/ formiert sich eine Gruppe von Forenbetreibern gegen den Artikel 13 des geplanten EU Urheberrechtsgesetzes. Wenn dieser kommt wie geplant, ist das wohl das Ende vieler Foren. Leider habe ich bisher das Velomobilforum (Pedelecforum und Cargobikeforum) noch nicht in der Liste gefunden. Vielleicht könnte man das ja ändern? ;-)

Gruß
Ilu
 
Der Hintergrund der ganzen Sache ist m.W., dass Google und Konsorten keine Tantiemen an die Inhaber von Urheberrechten zahlen wollen. Deshalb haben sie erfolgreich in der politischen Landschaft platziert, dass sich das Problem Urheberrechtsschutz nur mit Uploadfiltern lösen ließe. Jetzt arbeitet sich ganz Europa an diesem blauen Elefanten ab und das eigentliche Thema Urheberrechte fällt hinten runter.
 
Hier muss ich mich als Urheber und Kunstschaffender sowie langjähriges GEMA-Mitglied mal eben einklinken. Die ganze Diskussion um Artikel 13 wird (gesteuert von den Unternehmen, die mit dem geistigen Eigentum anderer Geld verdienen ohne es zu vergüten) durch Fehlinformation und Unwissenheit geführt. Mein Freund und Kollege hat die Thematik aus Sicht von uns Urhebern in diesem 3sat-Interview mal versucht zusammenzufassen: 3sat Interview

Kein Forum, das nicht fremde Inhalte mit Gewinnerzielungsabsicht zur Verfügung stellt wird von Artikel 13 betroffen sein. Ich empfehle den Gesetzesentwurf einfach mal selbst zu lesen und nicht so viel auf die Propaganda der Unternehmen zu geben, die seit Jahren mit dem geistigen Eigentum anderer (unter anderem meines geistigen Eigentums) Geld verdienen ohne den Rechteinhabern einen Cent davon abzugeben.

Abgesehen davon: Auf Facebook, YouTube und Co sind längst Uploadfilter im Einsatz - sonst könnte man nämlich auf den genannten Portalen problemlos nackte Körper und ganze Kinofilme hochladen, ohne dass die es merken würden. Kann man aber nicht, weil die Filter längst im Einsatz sind.. und sogar viel restriktiver als die Unternehmen das gerade schwarz an die Wand malen, weil: Die bereits existierenden Filter greifen tatsächlich auf die INHALTE der Uploads zu, nicht nur auf ein Lizenz-Wasserzeichen oder ähnliches.

Das sind meine 2 Cent zum Thema.
 
Moin,
dass Google und Konsorten keine Tantiemen an die Inhaber von Urheberrechten zahlen wollen
welche Firma will das schon? Kennst du eine Firma, die gerne zahlt?

sich das Problem Urheberrechtsschutz nur mit Uploadfiltern lösen ließe
Nein, Uploadfilter wären für ein Urheberrechtsschutz nicht nötig. Aber der Artikel 13 (im letzten mir bekannten Stand) wird sich nur per Uploadfilter umsetzen lassen. Das Problem ist nicht das Urheberrecht, sondern die geplante Gesetzesänderung.

Nehmen wir mal dieses Forum (es gibt Werbebanner, ergo gehen wir von Umsätzen aus. Dementsprechend gilt Artikel 13 auch hier.): wenn ich ein Bild hochlade, dann müsste Reinhard überprüfen, dass dieses Bild nicht durch eine andere Person lizenzrechtlich geschützt ist. Sollte er dies unterlassen oder eine Lizenzverletzung übersehen, dann kann er verklagt werden (ich übrigens auch, der Anwalt kann also gleich zweimal kassieren)...
 
"Umsätze" und "Gewinnerzielungsabsicht" sind zwei verschiedene Dinge. Die Überprüfung der Uploads müsste sowieso auch heute schon geschehen, weil man bei Urheberrechtsverletzungen ja als Betreiber verantwortlich ist. Eine Lizensierungspauschale im geringen Euro-Bereich sorgt dafür, dass eben solche Überprüfungen NICHT mehr durchgeführt werden MÜSSEN, weil aus dem Lizenzpool pauschal die Rechteinhaber bezahlt werden.

So wie es momentan ist - dass jeder im Prinzip alles hochlädt was er will und die Rechteinhaber NICHTS bekommen - kann es nicht bleiben, auch wenn es für die Seitenbetreiber natürlich schön einfach ist. Wie gesagt, das wird im Interview eigentlich gut erklärt.
 
"Umsätze" und "Gewinnerzielungsabsicht" sind zwei verschiedene Dinge.
und sind letztlich nicht von Belang. Wenn ein Gericht dich als Unternehmen einstuft, dann bist du ein Unternehmen. (und wenn du keine Gewinnerzielungsabsichten hast, dann freut sich eventuell die Steuer...)

Die Überprüfung der Uploads müsste sowieso auch heute schon geschehen, weil man bei Urheberrechtsverletzungen ja als Betreiber verantwortlich ist.
Jein, der Uploader muss in der Regel bestätigen, dass er berechtigt ist, die Daten hochzuladen. Sollte im nachhinein ein Lizenzverstoß gemeldet werden, so ist der Betreiber der Seite verpfichtet, den Inhalt zeitnah zu entfernen. Im weiteren muss/kann dann geprüft werden, ob der gemeldete Lizentverstoß auch rechtlich bestand hat.

Eine Lizensierungspauschale im geringen Euro-Bereich sorgt dafür, dass eben solche Überprüfungen NICHT mehr durchgeführt werden MÜSSEN, weil aus dem Lizenzpool pauschal die Rechteinhaber bezahlt werden.
Blödsinn. Wie soll das funktionieren? Bleiben wir bei diesem Forum und Bildern die hochgeladen werden können. Wem willst du eine Lizensierungspauschale überweisen, damit du keine Bildrechte verletzt? Welche Datenbank willst du abfragen um sicherzustellen, dass die Bildrechte wirklich bei dem Benutzer liegen?

dass jeder im Prinzip alles hochlädt was er will und die Rechteinhaber NICHTS bekommen
Ah, das plakatitve Totschlagargument. Es ist jetzt bereits verboten alles hochzuladen (s.o.) und es sollte eigentlich eine Vereinbarung zwischen z.B. youtube und der GEMA geben (zumindest habe ich von deren Streit in den letzten Jahren nichts mehr gehört. Ich kenne aber auch die Vereinbarungen der verschiedenen Radiosender mit der GEMA nicht, ist also nicht so ungewöhnlich...).

Wer sagt eigentlich, dass nicht nur Mainstreamkünstler nach der neuen Regelung noch was bekommen? Wenn der Uploadfilter nur noch das zulässt, was z.B. youtube bereits lizenziert hat, dann werden neue Künstler es sehr schwer haben, sich im Netz zu etablieren.

Aber ich weiß, ich bin ein Bot...
 
Weißt du,
Das Thema ist komplex und sehr vielschichtig. Wir beide müssen uns hier weder einig werden noch gleicher Meinung sein. Wichtig ist dass das Thema von beiden Seiten beleuchtet wird und die Diskussion nicht nur mit plakativen Argumenten geführt wird

Meine Sicht der Dinge habe ich kund getan und freue mich dass du sie ernst nimmst und darauf eingehst.

Detailfragen möchte ich hier ungern klären das funktioniert am besten im Zwiegespräch. Alles was zu dem Thema in Foren von uns Urhebern geschrieben wurde ist leicht recherchierbar.

Danke für dein Interesse am Thema.
 
Blödsinn. Wie soll das funktionieren? Bleiben wir bei diesem Forum und Bildern die hochgeladen werden können. Wem willst du eine Lizensierungspauschale überweisen,

Das funktioniert genau so, wie es bei Kopierern, Druckern, CD-Laufwerken und-Rohlingen, Audiocassetten und und und schon lange funktioniert.

Ich finde, geistiges Eigentum muss respektiert werden und dessen wirtschaftliche Verwertung sollte auch angemessen vergütet werden.

Just my 2 cents
Toni - der seine Fotos lieber unter CC verbreitet als sich mit der Wahrung seiner Urheberrechte rumzuärgern
 
Das funktioniert genau so, wie es bei Kopierern, Druckern, CD-Laufwerken und-Rohlingen, Audiocassetten und und und schon lange funktioniert.
Nein, das ist eine allgemeine Abgabe. Ich bin mir momentan auch nicht sicher, wem die Gelder zufließen, aber ich bezweifle dass es die einzelnen Künstler sind. Aber Artikel 13 verlangt eine Lizenzierung bei dem Rechteinhaber, von Pauschalabgaben steht dort nichts.

Ich finde, geistiges Eigentum muss respektiert werden und dessen wirtschaftliche Verwertung sollte auch angemessen vergütet werden.
Da bin ich ganz auf eurer Seite. Aber der momentane Ansatz ist dafür nicht geeignet (und insbesondere nicht, um GAFA in die Schranken zu weisen. Denen ist das ziemlich egal, z.B. youtube hat entsprechende Filtermöglichkeiten und wird die gerne anderen Providern zur Verfügung stellen (gegen eine geringe Gebühr versteht sich)).
 
Artikel 13 verlangt eine Lizenzierung bei dem Rechteinhaber, von Pauschalabgaben steht dort nichts.
Der Rechteinhaber ist bei uns Musikschaffenden die Verwertungsgesellschaft (in meinem Fall GEMA), die durchaus mit Nutzern einen Pauschalbetrag als Vergütung vereinbaren kann, wie es auch im Live-Musik Tagesgeschäft üblich ist. Ein (übrigens nicht unbegründeter) Zweifel an der Verteilungsgerechtigkeit den Du oben anführst ("Wer sagt eigentlich, dass nicht nur Mainstreamkünstler...) ist meiner Meinung nach nicht geeignet, sich grundsätzlich gegen die Pflicht zur Lizensierung auszusprechen. Wie gerecht die Verwertungsgesellschaften ihre Einnahmen an ihre Mitglieder ausschütten ist ein Problem, das die Mitglieder zu lösen haben.

Aber der momentane Ansatz ist dafür nicht geeignet
Ich denke im Gegenteil, dass ausschließlich der diskutierte Gesetzesentwurf geeignet ist sowohl eine grundsätzliche Pflicht zur Lizensierung als auch eine Rechtssicherheit für Plattformbetreiber herzustellen. Wird im letzten Punkt meines oben verlinkten Videos aber auch ausführlich erklärt.

Was mich persönlich an der ganzen Geschichte so aufregt ist, dass die "großen" Inhalteanbieter mit Kampagnen für Unsummen folgendes geschafft haben:
Es wird nicht mehr darüber diskutiert, dass sie mit fremden Inhalten die durch ihre User hochgeladen werden ungerechterweise große Gewinne erzielen, sondern alle schreien nur noch nach der Freiheit des Internet. Ich kann nicht erkennen, was permanente Verstöße gegen Urheber- und Persönlichkeitsrechte mit Informationsfreiheit zu tun haben sollen - es wird noch nur erwartet, dass man für die Inhalte die man anbietet eben auch bezahlt.

Dass dies im Fall von YouTube nur durch Uploadfilter (die sowieso schon existieren) gelöst werden kann ist (selbst wenn es wahr wäre) nicht das Problem der Urheberrechtsinhaber. Klar ist es einfach den Leuten zu sagen "Wenn Artikel 13 durchgeht könnt ihr nicht mehr einfach kostenlos bei uns die neuesten Hits kostenlos hören". Das finden natürlich alle scheiße, außer uns Urhebern. Und weil immer so getan wird als wäre die Regelung ungerecht gegenüber "kleinen" Forenbetreibern:

ich finde es muss gleiches Recht für alle gelten. Es ist nun mal nicht legal, ein "fremdes" Foto irgendwo zu veröffentlichen, ohne entweder dafür Lizenzen zu erwerben oder die Erlaubnis des Urhebers einzuholen. Das muss in diesem Forum genauso wie auf YouTube gelten, auch wenn die wirtschaftlichen Voraussetzungen unterschiedlich sind. Da sich aber die Mehrheit der Nutzer so sehr an diese Freibiermentalität gewöhnt hat und eine WIRKSAME Kontrolle praktisch unmöglich ist, MUSS es um Gerechtigkeit herzustellen ein allgemeines Vergütungssystem geben.

Und das führt eben nicht dazu, dass Inhalte gefiltert werden müssen. Außer natürlich man hat keine Lust, Lizenzgebühren zu bezahlen - dann muss man filtern, um nicht illegal Inhalte anzubieten. Das Problem ist, dass behauptet wird man bräuchte unbedingt Uploadfilter, dabei stimmt das gar nicht. Bezahle die jeweiligen Lizenzgebühren, dann musst Du nicht filtern.

Sorry, aber das Ganze ist für mich ein emotionales Thema und ich will hier nicht Öl ins Feuer gießen. Ich habe diese Diskussionen schon oft und lange geführt und ärgere mich einfach sehr, dass die Lügen und Umkehr-Argumentationen die von YT, FB & Co verbreitet werden so sehr im Mainstream-Bewusstsein angekommen sind, dass die tatsächlichen Beweggründe und Fakten davon völlig überschattet werden. Vielleicht sollte ich mich hier jetzt wieder rausziehen, was ich sagen wollte hab ich gesagt. Wie gesagt, danke für Euer Interesse und die Beschäftigung mit dem Thema.
 
@Pilger ich kann verstehen, dass du das Thema emotional siehst. Ich bin auch dafür, dass Kreative fair entlohnt werden.

Die Probleme lassen sich aber nicht so einfach lösen, wie es die Befürworter von Uploadfiltern darstellen.

1. Ist bei künstlerischen Leistungen ein gigantisches Überangebot vorhanden. Das drückt halt einfach die Preise und es können halt nur wenige davon leben, aber das hat nichts mit Youtube und Co. zu tun. Vielmehr bieten die digitalen Plattformen Künstlern, die Möglichkeit ihre Werke einem breitem Publikum zu präsentieren.

2. Sind gerade die großen Plattformen noch am ehsten in der Lage die notwendige Infrastruktur und Software einzusetzen.

3. Haben Google, Facebook und Co. am Ende überhaupt kein Problem damit, dir das Zertifikat für ihre Filter, damit dein Werk dort sichtbar bleibt, in Rechnung zu stellen.

4. Sind deine Werke jetzt schon geschützt, du musst illegale Kopien nur auf den Plattformen melden.

viele Grüße

Christoph
 
Noch ein letztes Mal:
Niemand befürwortet content-sensitive Uploadfilter. Es werden keine notwendig werden, jedenfalls nicht für Forenbetreiber. Alle Antworten auf Deine (berechtigten) Fragen und Argumente findet man z.B. in diesem sehr langen, fundierten Text - und vor allem in der zugehörigen Kommentarspalte. Klick

Die Probleme lassen sich aber nicht so einfach lösen, wie es die Befürworter von Uploadfiltern darstellen.
Nein, die Probleme lassen sich nicht einfach lösen. Sagt auch keiner, denn leicht gemacht haben es sich die Content-Provider lange genug. Jetzt muss man halt mal in die Hände spucken und das versäumte der letzten 10 Jahre nachholen - auf gehts würde ich sagen. Das Ganze wird kein Kindergeburtstag!

Der Herr im von Dir verlinkten Video vertritt genau die Firmen, die es mit dem Urheberrecht nicht sooo genau nehmen, daher verwundert mich der Tenor nicht.
 
@Pilger , vielen Dank für Deinen Einblick in dieses Thema. Selbstverständlich sollte ein Urheber das Recht am Werk behalten.Nicht jeder sollte Alles laden können. (Ist ja auch jetzt schon so) Meine Sorge geht eher in die Richtung, das findige Menschen quasi allgemeinen Kontent privatisieren, und dann Gebühren für Allgemeingut fällig werden. Nicht ganz passend, aber der Apfel ist so ein Beispiel. Dies könnten Cordprogressions sein, Riffs etc.

Ist alles nicht grundsätzlich neu, aber ich sehe da ein Risiko.

Rwd
 
Meine Sorge geht eher in die Richtung, das findige Menschen quasi allgemeinen Kontent privatisieren, und dann Gebühren für Allgemeingut fällig werden. Nicht ganz passend, aber der Apfel ist so ein Beispiel. Dies könnten Cordprogressions sein, Riffs etc.

Ist alles nicht grundsätzlich neu, aber ich sehe da ein Risiko.
Was für ein Szenario befürchtest Du denn? Bzw. was für eines, das es ohne Upload-Filter nicht geben würde? Sich irgendwelche Rechte krallen und dann die "Verletzer" verklagen geht ja auch ohne (kennt noch jemand "Explorer" & "Gravenreuth"?) Es wird mit Filtern sogar schwieriger, denn es setzt voraus, dass die geschützten Werke von Dritten öffentlich zugänglich gemacht werden. Das wird durch Upload-Filter ja verhindert. Ich sehe eine Gefahr darin, dass man jetzt nur noch ein paar Datenbanken befüllen muss, um etwas für 95% der Internet-User unzugänglich zu machen.
 
Der Entwurf ist Schwachsinn und auf Basis von Annahmen erstellt, welche physikalisch unmöglich zu gewährleisten sind. In Etwa so, wie es nicht möglich ist, jeden draußen herumlaufenden Passanten zu checken, ob er nicht irgendwo am Körper etwas Gras oder Kokain herumschleppt. Seltsam, dass es bei "autonom fahrenden Fahrzeugen" bei so vielen Zweiflern angekommen ist und sich "von selbst" gar herumgesprochen hat, obwohl es dort um das tausendfache -einfacher- wäre, eine fehlerarme(!) Prüfung durchzuführen.

Unternehmen wie Facebook, Youtube etc. setzen zwar auf Filter und "Meldungen" (auf gut Deutsch: massiv -auch missbräuchlich- eingesetzte Denunziierung! Klasse!), allerdings sind das nur billige Vorstufen für die Masse.

Nein, Bots/Scripte können - genauso wenig wie Filter (bei YouTube gibt es Millionen(!) urheberrechtlich geschützter und nicht lizenzierter Medien, einer muss sie nur finden..) nicht rechtlich zufriedenstellend filtern.

Daher setzen viele "soziale" Netzwerke a la Facebook auf ausgelagerte Dienstleistungsunternehmen mit teilweise sehr fragwürdigen Arbeitsbedingungen. Diese wiederum werden über vorlaufende Filter / Analysemethoden auf die so vorgefilterten Medien aktiv gesetzt und prüfen somit Medien und Publikationen, welcher hochgeladen wird, auf "Konformität". Klingt nach Nachrichtendienst, Stasi - ist auch nicht wirklich etwas Anderes, nur, dass sich irgendwer auf die Flagge schreiben kann: "Aber es ist für DIE GUTEN!" (und das auch selbstdeklariert für sich beansprucht..).

Erfreulicherweise reichen kleinste Änderungen an Dateiformaten, Reencodingeinstellungen und unendlich vielen anderen "Stellschrauben", um sowohl Filter als auch die nachgestellten menschlichen Prüfungen in vielen Fällen einfach umgehen zu können.

Auf gut Deutsch: Es gibt keinen wirkungsvollen "Filter". Es gibt auch keine technisch realisierbare Möglichkeit, "das Internet" zu filtern. Es ist nur eine rechtliche Möglichkeit, praktisch Allem und Jedem Druck zu bereiten, rechtlichen Druck. A la: "Uns gefällt nicht, was Du von Dir gibst. Du hast vor XX Monaten aber mal etwas nicht gefiltert, was eigentlich gefiltert werden müsste (und das wurde gar von einem unserer beauftragten Akteure geschrieben, aber das spielt hier keine Rolle, da nicht nachweisbar) - uppss.. wir geben Dir die gnadenvolle Möglichkeit, entweder Deine Aktivitäten einzustellen oder rechtliche Konsequenzen zu erfahren."

Hurra.

Ach, übrigens: Nicht einmal Multi-Milliarden-Unternehmen schaffen es, die Verbreitung / Kopien ihrer Medien zu unterbinden. Trotz teilweise integrierter Pro-Kino(kette)-Digital watermarks auf neustem technischen Stand (demnach ist zurückverfolgbar, WO es abgefilmt oder aufgenommen wurde!), trotz hochentwickelter content protection Systeme. Siehe hier z.B.: https://winfuture.de/news,107780.html

.. bloß lacht sich Apple über die rechtlichen Repressalien, falls das der Fall sein sollte, schlapp. Jedes kleine Unternehmen, jeder Forenbetreiber, auch praktisch jeder Private (da Gerichte nicht fehlerfrei sind..) kann jedoch mit rechtlichen Schritten unter Druck gesetzt werden. Und wem hilft es? Ja? Den "Urhebern", welche bislang benachteiligt wurden, also den Kleinen? Ganz gewiss nicht im geringsten Anteil. Ist jedoch von Vorteil für Druck ausübenden Lobbyismus, diese auf ihrer Seite zu wissen, bis selbst bei diesen durchklingelt, dass es ein Kontroll- und Zensurinstrument ist, keine neue Einnahmequelle für "die Kleinen".

Da braucht es übrigens keinen Botstatus für, um halbwegs zu überschauen, was technisch möglich ist - und was nicht. Bloß befassen sich die Wenigsten damit auch nur ansatzweise und auch die "Experten" mögen ihre monatlichen Einnahmequellen. Das führt dann zu schwachsinnigen Entwürfen, welche von den initiierenden Stellen ohne Durchblick abgesegnet werden. Klar: keine rechtliche Sicherheit (noch weniger, als zuvor - und die war schon grauenhaft schlecht) gewährleisten zu können ist durchaus von Vorteil für diejenigen, welche die Unsicherheit zum eigenen Vorteil ausnutzen können.

Absoluter Unsinn, Artikel 11 und 13.. Auch Aussagen a la:
Kann man aber nicht, weil die Filter längst im Einsatz sind..
Natürlich kann "man", Du evtl. nicht.
Die bereits existierenden Filter ..
.. sind lebende Menschen. Und diese können und werden gesteuert werden - auch heute bereits. Das sind keine "neutralen" Scripte. Selbst die selbstlernenden Systeme werden biased, wenn sie mehr als einen halben Tag soziale Netzwerke gefilter haben. :whistle:
So wie es momentan ist - dass jeder im Prinzip alles hochlädt was er will und die Rechteinhaber NICHTS bekommen - kann es nicht bleiben ..
Wird es aber. Diejenigen, welche sich ausreichend auskennen, konnten das immer und werden es immer können. Notfalls via toten Briefkästen mit TB-USB-Sticks in der Wand. Ja, gibt es bereits..

Du scheinst nicht zu durchschauen, dass DU von den Änderungen nicht, Null, profitierst. Und es die "gefühlte Ungerechtigkeit" nicht im Geringsten eindämmen würde, sondern gar verstärkt. Nur noch verstärkter auf dem Fokus auf "gewollter Steuerung". Dazu braucht es keine Verschwörungstheorien, denn es belegt sich wieder und wieder und wieder und wieder.. pro infinito von selbst.

Machtinstrumentalismus, dieser "Urheber"rechtsschutz, welcher keiner ist.

Wer gerne über existierende Abläufe liest, welche klar machen, dass selbst die Umfangreichsten der Prüfungen nicht rechtliche Sicherheit gewährleisten und somit ein Machtinstrument generiert wird:
(1) (2) (3) (4) ..

Wer sehen möchte, wohin es führen wird (nur noch stärker auf kleinere Copyrighteigner bezogen):
(1) (2) (3) (4) ..

Benjamin Franklin schrieb:
Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety.
Viele Grüße
Wolf
 
Zuletzt bearbeitet:
Was für ein Szenario befürchtest Du denn?
Zum Beispiel Metallica vs. Green Jellÿ oder der Happy Birthday Schlamassel. Es stellt sich dabei auch die Frage, nach welche Rechtsgrundlage muss die Lizenzierung erfolgen? Es gelten weltweit keine einheitlichen Gesetze und z.B. (iirc) wird die Serie 'Game of Thrones' in den USA direkt von HBO vermarktet, in Europa aber von Sky. Beim WDR wurde einst der Film 'Das Millionenspiel' gedreht und die Produzenten dachten, sie haben sich die Rechte ordentlich gesichert...

Zweifel an der Verteilungsgerechtigkeit
Bei dem Hinweis auf
nicht nur Mainstreamkünstler
ging es mir nicht um die Verwertungsgesellschaft, sondern darum, dass z.B. youtube nur noch den Mainstream durchläßt. Youtube ist nicht verpflichtet, dein Video zu veröffentlichen...

Die Novelle sollte das Urheberrecht auf den aktuellen Stand der Technik bringen und für die Zukunft rüsten. Unter diesen Gesichtspunkt hat der Entwurf versagt.


PS: Da du dich mit GEMA auskennst: wie funktioniert es momentan, wenn z.B. auf einer Party Musik (mit Abgabe an die GEMA) von neuseeländischen Künstlern gespielt wird. Wie kommen die an ihr Geld?
 
wie funktioniert es momentan, wenn z.B. auf einer Party Musik (mit Abgabe an die GEMA) von neuseeländischen Künstlern gespielt wird. Wie kommen die an ihr Geld?
Die GEMA hat mit allen anderen Verwertungsgesellschaften Vereinbarungen, die die Verteilung der Gelder regeln. Wenn ich zum Beispiel ein Konzert in der Schweiz spiele, reiche ich meine Playlist in Deutschland bei der GEMA ein und die GEMA treibt die Tantiemen dann bei der Schweizer Verwertungsgesellschaft ein. Das taucht dann in meiner jährlichen Abrechnung unter Vergütung "Ausland" auf.

Die Novelle sollte das Urheberrecht auf den aktuellen Stand der Technik bringen und für die Zukunft rüsten
Ich persönlich sehe es genau andersherum. Das Urheberrecht muss nicht an die Technik angepasst werden, sondern die Technik an das Urheberrecht. Das ist natürlich viel schwieriger, weil es viel mehr Leute gibt die Änderungen an der Technik als störend empfinden als Urheber, die über die Aushöhlung ihrer Rechte und ihrer (teils einzigen) Einnahmequellen klagen.

und hier bin ich jetzt wieder raus, da ich wirklich müde bin gegen die Scheinargumente anzuschreiben. Die Novelle wird kommen, und hoffentlich mit einem starken Artikel 13. Die Kritiker werden dann recht schnell sehen, dass ihnen nichts weggenommen wird - aber etwas zu meckern gibt es immer. Schönen Abend Euch allen!
 
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