Problemstellung: Alle lebendigen Threads neigen mehr oder minder zum Abschweifen, angeregt durch irgendein Komma im Nebensatz. Dann wird viel (mehr oder minder) unterhaltsame aber informationslose Plauderei produziert, die den konstruktiven Inhalt verschüttet und zumüllt, so dass man den bei Bedarf nicht wiederfindet, weil man keinen Bock hat, 1000 Beiträge nochmal querzulesen...
Ich finde, da sprichst du ein echtes Problem an, für das ich auch gerne eine Lösung hätte.
Analysieren wir doch mal das Problem:
Was funktioniert denn nicht?
- Off-Topic verbieten: Wo zieht man die Grenze? Wann sind sinnvolle Nachfragen (um Missverständnissen vorzubeugen) noch erlaubt, wann nicht mehr? Wenn es zu streng gehandhabt wird, wird die Diskussion komplett abgewürgt, weil niemand schreibt, wenn er nicht die perfekte Antwort zu wissen glaubt.
- Admins aufräumen lassen: Die haben auch besseres zu tun. Hoffe ich zumindest.
- Auffordern, ins Wiki schreiben zu lassen: Macht niemand. (Erklärungsversuch siehe unten.)
- Nicht hilfreiche Informationen ausblenden können: Wie bewertet man das? Was dem Neuling hilft, ist für den alten Hasen x-fach durchgekauter kalter Kaffee.
Warum ist es denn so, wie es ist?
- Es ist viel einfacher, schnell eine Antwort in ein Webformular einzutippen, als einen umfangreichen Blogpost (oder sonstwas) von Grund auf zu schreiben.
- Nicht jeder ist Experte; manchmal muss man sich der Lösung in einer Diskussion annähern, weil sie niemand auf Anhieb weiß.
- Manchmal braucht man nicht Wissen (richtig oder falsch), sondern Erfahrungen (= was für Lösungen sind denkbar, welche haben sich in der Praxis bewährt), d.h. viele Meinungen einholen. Davon sind sicher einige im konkreten Fall nicht hilfreich, aber vielleicht sehr wohl in einem ähnlichen Fall.
- Wiki: Das Problem beim kollaborativen Schreiben ist ja, dass man in der Regel nicht weiß, auf welchem Stand das aufgeschriebene Wissen ist. Man kann zwar einen Artikel selbst schreiben (viel Arbeit), aber einen fremden Artikel ergänzen bzw. veraltete Informationen rauslöschen ist schon viel schwieriger, wenn man nicht gerade Experte bei dem Thema ist.
Unsinn. Es gibt kaum ein wissenschaftliches Forum, in welchem nach drei Beiträgen eine sachlich fundierte Argumentation als allgemeingültige Lösung deklariert werden könnte.
Eben.
Und wie könnte eine Lösung aussehen?
Mir geht die Diskussion zu sehr um das Thema Off-Topic. Ja, dieses permanente Zerreden regt mich auch auf. Aber das ist nicht der Grund, warum man etwas nicht findet – auch die schiere Masse der On-Topic-Beiträge macht es schwer.
Up- and Down-Voting von Beiträgen ist in einigermaßen vielen Medien (siehe z.B. Stack Overflow und Verwandte, Reddit, etc.) durchaus nicht unüblich.
Ja; ich muss sagen, bei Stackoverflow funktioniert das anscheinend erstaunlich gut.
Aber mir ist das zu eindimensional; eine Antwort, die die Mehrheit total toll findet, kann für mein Problem vollkommen irrelevant sein, und umgekehrt; in einem unscheinbaren Beitrag kann genau die wichtige Info stecken. Daher finde ich die qualitative Bewertung nicht hilfreich – außer sie bezieht sich, wie bei Stackoverflow, genau auf die Antwort zu genau einer Frage, aber Stackoverflow ist eben kein Diskussionsforum, deshalb geht das dort.
D.h. wenn man die Datenflut nicht per se verdammen will, muss sie irgendwie sortierbar und filterbar werden. Woraus die Frage entsteht, ob es technisch (zum vertretbaren Aufwand) möglich und seitens der Nutzer anwendbar ist, Markierungs- und Filterfunktionen einzubauen.
AHA! Das ist für mich der Punkt: Nicht die Daten irgendwie anders ordnen (OT auslagern oder ausblenden etc.), sondern besser durchsuchbar machen. Die Suchfunktion halte ich für suboptimal; nach kurzen Begriffen wie „DF“ kann man gar nicht suchen, und ansonsten liefert die Volltextsuche alles Mögliche, nur nicht das Relevante; und dann gibt es auch noch die Vielposter mit kreativer Rechtschreibung ...
=> Was mir vorschwebt:
- Eine Tagging-Funktionalität, mit der man Beiträgen Schlüsselwörter zuordnen kann.
- Das kann jeder bei seinen eigenen Beiträgen machen, oder auch Fremdnutzer.
- Z.B. wenn ich zu einem bestimmten Thema etwas suche, das Forum von oben nach unten abgrase, und dann einen Post entdecke, der mir weiterhilft – dann markiere ich diesen Post mit den Schlüsselwörtern, die mein Problem beschreiben.
- So kann man auch Beiträge markieren, die auf den ersten Blick vielleicht unspektakulär sind, wo aber in irgend einem unscheinbaren Nebensatz genau der Hinweis steht, der mir gefehlt hat. Oder das unscharfe Bild, in dessen Ecke zufällig genau das zu sehen ist, was ich wissen muss.
- Und entsprechend gibt es eine Suchfunktion, mit der man nicht nur den Volltext durchsuchen kann, sondern nach den Tags, die ich beliebig kombinieren oder auch ausschließen kann. So ähnlich, wie man jetzt schon im Thread-Titel suchen kann.
- => Was relevant ist, legt nicht (nur) der Ersteller oder ein Admin fest, sondern jeder – typischerweise der Benutzer, der nach Informationen sucht bzw. gefunden hat.
- => Man findet hoffentlich auch Dinge, die irgendwo in einem Monsterthread zu einem ganz anderen Thema stehen.
- => Beim Tagging werden existierende Tags angezeigt, so dass man, falls vorhanden, ein existierendes Tag nehmen kann, statt nachher den selben/ähnlichen Begriff in zig Schreibweisen hat und mit keiner alles findet.