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liegerad:berichte:vergleich_upright-liegerad

Vergleich Upright - Liegerad

Ungleiche Duelle

Bahnwettfahrt Optima Baron - Rennrad

Vergleich Liegerad - Trekkingrad

(Johann, 15.09.2002)

Wer ein Liegerad fährt, ist begeistert davon und kann es nicht verstehen, dass die Normalradler nicht auch umsteigen, diese wiederum sehen den Liegradler als spleenigen Eigenbrötler an, der mit Gewalt anders sein will. Ein objektiver Vergleich ist daher schwer möglich.

Eine Radreise entlang des Rheins von Dissentis bis Lörrach (insgesamt ca. 420 km) bot mir und einem Freund nun die Möglichkeit zum Praxisvergelich. Wir beide sind um die 60 und von der Kondition her etwa gleich stark (oder schwach). Die Strecke führte grundsätzlich abwärts, es waren aber zahlreiche meist kürzere Steigungen darin und auch unbefestigte Strecken. Wir fuhren täglich zwischen 60 und 100 km. Mein Freund besitzt ein Trekkingrad mit 28-Zoll-Rädern, 38er Tourenreifen und recht hohem Rahmen. Vordergabel und Sattelstütze sind gefedert, 24-Gang Kettenschaltung. Mein Flux S600 hat Obenlenker, 40er Marathon-Kevlar-Reifen und die 3×8 Sram. Wir waren mit je zwei Packtaschen und Rucksack beladen, mein Freund hatte noch eine Lenkertasche zusätzlich, ich eine kleine (dritte) Packtasche. Die Räder wogen mit Gepäck zwischen 30 und 35 kg (genau gewogen haben wir nicht). Nun einige Vergleichspunkte: Bei der Bahnverladung ergaben sich keinerlei Unterschiede. Mein früheres untengelenktes Liegerad mit 26er Hinterrad war aber viel umständlicher zu handhaben. Während der Tour führte mein Freund mit dem Normalrad unser Duo an. Das lag daran, dass er auf die Karte schauen konnte ohne abzusteigen (Lenkertasche!) und auch daran, dass er einen besseren Orientierungssinn hat als ich. Meist passte mir die von ihm vorgegebene Geschwindigkeit gut. An einem kleinen Pass wollte ich allerdings den Reiz des Serpentinenfahrens bei höherer Geschwindigkeit genießen als er und fuhr eine kurze Stecke voraus. Auf dem Rheindamm (leichtes Gefälle, leichter Gegenwind) musste ich immer wieder das Treten einstellen, um nicht zu schnell zu werden im Vergleich zu meinem Vordermann. Allein wäre ich hier erheblich schneller gefahren. Auf den Steigungen fiel ich dagegen meist etwas zurück, aber den Schiebetrieb hätte ich später begonnen als er. Nur auf einer Strecke war auf meinem Liegerad ein deutlich höherer Kraftaufwand nötig als auf dem Normalrad. In der Nähe des Bodensees führte die Strecke über vom Regen aufgeweichte unbefestigte Wege. Hier waren wohl die kleinen 20er Räder von Nachteil. Was den Komfort angeht, waren wir beide mit unseren Rädern sehr zufrieden. Ich hatte am Abend nur leichte Beschwerden im Bereich der LWS und der HWS – beides Problemzonen, die mich vor fünf Jahren zum Umstieg vom Rennrad auf das Liegerad veranlassten. Mein Freund hatte zunächst keinerlei Beschwerden, aber am Ende des vierten Tages hatte er sich wundgerieben, obwohl er sein Hinterteil täglich mit entsprechenden Cremes gepflegt hatte. Die Räder getauscht haben wir nicht, weil mein Freund mit meinem Flux trotz mehrerer Versuche nicht das Gleichgewicht halten kaonnte und ich selbst mich auf seinem hohen Bock wie ein Ponyreiter auf einem Dromedar fühlte. Bilanz: Unentschieden! Mein Freund sucht nun nach einem anderen Sattel und ich werde wohl eine Kopfstütze montieren und die Lordosenstütze etwas modifizieren. Keiner von uns würde zum anderen Lager überwechseln! Ich persönlich würde lieber das Freizeit-Radfahren aufgeben, als wieder ein Normalrad zu benutzen! Mein Freund, der der Liegerad-Konzeption grundsätzlich wohlwollend gegenübersteht, verweist auf die Anschaffungskosten: Für den Preis des Flux bekommt man zwei Trekkingräder der oben beschriebenen Bauart!

Schlussfolgerung: Die Bewertung der beiden Radtypen ist a sehr stark von subjektiven Einstellungen abhängig!

Hoffentlich werde ich von den Fans nun nicht als Verräter gebrandmarkt!

Johann

liegerad/berichte/vergleich_upright-liegerad.txt · Zuletzt geändert: 2013/10/27 14:01 von 127.0.0.1