Erfahrungsbericht Challenger

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Hallo!

Hier nun mein Erfahrungsbericht zum Challenger. Viel Spaß bei der Lektüre.

ciao
Detlef

Mein Challenger - Erfahrungsbericht


Im folgenden möchte ich euch ein wenig von meinen Erfahrungen auf dem ersten 700 km mit meinem neuen Challenger berichten. Der normale Fahrbetrieb ist eigentlich eher schnörkellos. Man rollt zügig durch die Lande und gut. Daher will ich an dieser Stelle hauptsächlich auf die Besonderheiten eingehen.

Fahrt im Nebel

Draußen sind es frostige 2°C, doch was zieht man im Velo an? Die Erfahrungen der letzten Tag geben schnell den richtigen Hinweis: Kurz reicht völlig. Soweit so gut. Dann nach 2-3 km merke ich daß die Scheiben langsam beschlagen. Später sieht man ein interessantes Schauspiel, wie die Beine sich zur dampfenden Nebelquelle entwickeln, der sich an den kalten Aussenscheiben niederschlägt. Da nützt es auch nicht, daß sich vorne im Challenger zwei Lüftungslöcher befinden. Für diese spezielle Situation sind diese einfach zu klein. Da hilft nur alle 5 km ein Zwischenstop zum Wischen.
Ein paar Tage später bin ich bei ca. 5°C unterwegs. Das selbe Problem? Fehlanzeige nur drei Stops auf der 30km langen Strecke sind notwendig um die Sicht klar zu halten. Noch weiß ich nicht, ob es an der konkreten Situation oder an den Außentemperaturen lag.

Wind

Die Aerodynamik, daß war das was ich mit dem Challenger neben dem Wetterschutz deutlich verbessern wollte. Fazit: Ein voller Erfolg. Ca. 5-7 km/h bringt die Verkleidung gegenüber dem QNT ohne Verkleidung. Auf meiner zumeist ebenen Fahrt rollt der Challenger damit zügig durch den Wind, egal von vorn oder von hinten. Respekt habe ich vor starkem Seitenwind (oder auch entgegen kommenden LKW). Unerwartete Böen können ein vielleicht schon mal aus der Bahn bringen. Bislang lief jedoch alles einwandfrei.

Bergauf

Das bei 38 kg Gesammtgewicht Bergauf keine Geschwindigkeitsrekorde zu erwarten sind war mir von Anfang an klar. Allerdings kenne ich mittlerweile auch jede noch so kleine Erhebung in der näheren Umgebung die ich vorher nie wargenommen habe. Zum Glück liefert die Schaltung genug Spielraum um im in den kleinen Gängen jede Steigung zu meistern.

Bergab

Bergab kann man’s mal richtig gehen lassen. Dabei habe ich mich mit der sehr direkten Tiller-Lenkung bei 65 km/h schon recht unwohl gefühlt. Schneller muß wirklich nicht sein. Gut zu Wissen, daß man sich auf die beiden Juicy 7 Scheibenbremsen rundum verlassen kann.

Velomobile müssen überholt werden

so könnte man meinen wenn man manchmal zügig durch die Ortschaften rollt. So war ich vor kurzem innerorts mit ca. 45 km/h unterwegs als mich noch kurz vor Straßenende und Verkehrsinsel ein Autofahrer überholte. Irgendwann hat er denn wohl doch gemerkt das es knapp werden könnte und kurz vor der Insel eine kräftige Bremsung gemacht. Auch wenn man mit knapp über 30 km/h durch die 30er Zonen fährt erlebt man immer wieder Überholmanöver die darauf hinweisen, daß die Geschwindigkeit eines Velos wohl deutlich unterschätzt wird. Auf Landstraßen hingegen erlebt man oft ein völlig anderes Bild: Erst nach 100 - 150 m wechseln viele Autofahrer wieder auf die rechte Spur.

Heimsauna

Bei 25°C in der Sonne bleibt kein Auge trocken... und vor allem kein T-Shirt. Hier wünscht man sich im Challenger deutlich mehr Belüftungsmöglichkeiten. Dem Erbauer des Challenger ist dieses Problem nicht ganz unbekannt und so werden im Moment verschiedene Konzepte angedacht, wie ein zusätzlich Lüfter, eine “Kabrio”-Verdeck-Version und ein “Soft-Cover”, was immer das sein mag. Ich bin gespannt was dabei heraus kommt und werde an dieser Stelle Berichten, wenn ich was neues höre.

Singing in the rain

Das mir das Radfahren im Regen mal Spaß machen könnte hätte ich nie gedacht, doch beim Challenger ist dies durchaus angenehm. Da sitzt man verschwitzt “im Trockenen”, betätigt gelegentlich den Wischer und schaut wie die Umwelt Schutz unter Dächern und Bäumen sucht. Dazu geben die Reifen auf der nassen Straße in beruhigendes Zischeln wieder und man ist enttäuscht, wenn man denn am Ziel angekommen ist und aussteigen muß.

Beschleunigen

Zum Brötchen holen sind’s bei mir 14 km (Hin- u. Rückweg gesammt) und der tägliche Arbeitsweg liegt bei 62 km (2x 31). Nach meinen ersten Erfahrungen kann ich sagen: Der Weg zum Brötchen holen ist zu kurz! Um knieschonend zu Beschleunigen sollte man schon mal 1000 m einplanen. Ungünstig ist es, wenn dann die nächste bremsende Abbiegung schon vor einem liegt. So kommt man auf keinen sonderlich guten Schnitt, selbst wenn man zwischendurch auf 45 km/h beschleunigen kann.

3x6 statt 3x8

so stellt sich momentan die Situation mit meiner Dualdrive-Schaltung dar. Grund dafür ist, daß der Raum für die Kettenschaltung hinten im Velo etwas eng ist. Der Hersteller hat dieses Problem bereits erkannt und kostenlose Nachbesserungen in Aussicht gestellt.

Schlag auf Schlag

Bislang war die Wegbeschaffenheit der Straßen auf dem Arbeitsweg ok für mich. So hatte ich auf dem ungefederten ICE QNT einen Satz Koyaks, welche rund und gut auf allen Wegen laufen. Mit dem Challenger hat sich dieses Bild deutlich gewandelt. Mittlerweile bin ich Experte im Schlagloch sichten, denn jedes Schlagloch scheppert gewaltig im Challenger.

Die richtige Bereifung

Deutlich ruhiger ist es geworden, nachdem ich die Koyaks dann durch Big Apples (50mm) ersetzt habe. Dies scheint die deutlich bessere Variante zu sein.

Nur fliegen ist schöner

Abends lassen sich viele Fliegen auf dem warmen Asphalt nieder. So kommt es, daß der Challenger sich Abends schon mal mit seiner im Fußbereich nach unten offenen Karosse zu einem waren Fliegensauger entwickelt. Die Tummeln sich dann vor den Augen des Fahrers in der Kabine und flüchten Richtung Licht... wenn da diese Scheibe nicht wäre. Einzige Abhilfe in solchen Momenten: Klappe auf und raus damit.

Gepäckfahrt

Viel bekommt man im Challenger wohl nicht mit. Der Kofferraum ist relativ groß, aber so richtig viel möchte ich der Karosse nicht zumuten wenn man sieht, wie die Verkleidung aufgehängt ist. Hier wäre es eventuell noch von Vorteil, wenn es bei der Leichtbauweise so etwas wie einfach zu tauschende Halterungsteile mit “Sollbruchstellen” geben würde für den Fall daß das Rad mal total überlastet wird (Vandalismus, Personen kletter drauf o.ä.).

Der erste Kontakt

mit der Rennleitung verlief heute mit gemischten Gefühlen. Ich bin zwar schon öfter mal von denen Überholt worden, allerdings ohne irgendwelche Folgen. Heute war ich (eigentlich nur wegen eines Umweges) auf dem Radweg unterwegs und hatte 400 m den Radweg in der falschen Fahrtrichtung genutzt um ein 4-faches Überqueren der Straße zu vermeiden. Mein Verhalten war mit Sicherheit regelwidrig, aber über Sinn und Unsinn dieser Regeln gibt es genügend Threads. Nachdem ich meine 10 Euronen bezahlt hatte kamen dann noch die üblichen Fragen nach Geschwindigkeit, Kosten des Velos usw. (siehe FAQ). Man äußerte noch Verständnis für mein Verhalten, könne aber keine Ausnahme machen. Am Fahrzeug wurde nach ausgiebiger Inspektion nichts beanstandet.

Fazit

Mit einer Vollverkleidung ändern sich die Fahreigenschaften des QNT-Trikes gravierend. Für mich überwiegen dabei die Punkte wie Wetterschutz, Geschwindigkeit und einfaches Gepäckverstauen. Mein Arbeitsweg mit vielen kilometerlangen Geraden auf insgestammt 31 km Länge eignet sich optimal für dieses Gefährt. Da sich entlang dieser Strecke kaum Radwege befinden erübrigt sich die leidige Radweg-Diskussion. So genieße ich den Arbeitsweg nun auf eine völlig neue Art und Weise. Wetterberichte werden nebensächlich und der Fahrspaß wird gratis mitgeliefert.

Technische Daten

Gewicht und Außenmaße wurden mit Personenwaage und Gliedermaßstab abgeschätzt. Darum bitte das ganze nicht zu sehr auf die Goldwaage legen.

  • Gewicht inkl. Pedale : 38 kg
  • Länge über alles : 256 cm
  • Breite über alles : 82 cm
  • Höhe : 106 cm
  • Basis Fahrzeug : Ice QNT, ungefedert
  • Schaltung : DualDrive 3x8 Gänge
  • Geschwindigkeit : ca. 31er Schnitt gegenüber 25er Schnitt auf dem nackten QNT
Standardfragen


Irgendwann drucke ich mir mal eine FAQ für neugierige Passanten aus:
  • Was ist das? - Das ist ein spezielles Fahrrad, auch Velomobil genannt.
  • Wie schnell fährt so ein Teil? - so schnell wie man tritt
  • Was kostet sowas? - ...k€? - Da kriegt man ja ein Auto für! - Das ist mein Auto!
  • Wird man damit überhaupt gesehen? - Defensiv fahren! Wer (auf dem Radweg) rechts neben einem Rechtsabbieger hält ist selber schuld!
  • Muß man damit auf dem Radweg fahren? - Ja
  • Fährst Du damit auf dem Radweig? - Wenn möglich nein
 
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AW: Erfahrungsbericht Challenger

Vielen Dank für deinem interessanten Bericht.

Lediglich zu deinen Standardfragen möchte ich meinen Senf hinzu geben:

  • Was kostet sowas? - ...k€? - Da kriegt man ja ein Auto für! - Das ist mein Auto!

Genau wegen des Vergleichs mit einem Auto nenne ich grundsätzlich keine Zahl, sondern sage: "So viel wie ein gutes Rennrad."

  • Muß man damit auf dem Radweg fahren? - Ja

Bei mir kam bisher nur: "Darf man damit auf Radwegen fahren?"
Deine Antwort halte ich bei mehrspurigen Fahrrädern jedoch für falsch (da Radwege meist völlig ungeeignet fürs VMs sind) und außerdem ein "muss" sowieso nur bei benutzungspflichtigen Radwegen infrage käme.


Viele Grüße


Jürgen
 
AW: Erfahrungsbericht Challenger

Vielen Dank für deinem interessanten Bericht.
dito.

Genau wegen des Vergleichs mit einem Auto nenne ich grundsätzlich keine Zahl, sondern sage: "So viel wie ein gutes Rennrad."
Naaa, das ist dann aber schon ein "sehr, sehr gutes Rennrad". Auch gut möglich "Es ist so schnell wie eine Rennradgruppe. Es ist so teuer wie eine Rennradgruppe." :)

-Andreas
 
AW: Erfahrungsbericht Challenger

Vielen Dank für deinen Bericht! Hast du den Challenger auf bzw. anläßlich der Spezi übernommen, ist es das weisse Gefährt?

Sehr vieles aus deinem Bericht kommt mir nach gut 3000 km Mango sehr bekannt vor (ausser den Durchschnittsgeschwindigkeiten, aber das liegt nicht am Velomobil, sondern an mir). Die Punkte, die durch "Kopf drinnen" bedingt sind, bestärken mich allerdings darin, dass für mich Kopf draussen angenehmer ist (Versatiledach vorausgesetzt. Dieses bewährt sich bei Sonne mindestens so gut wie bei Regen).

Viel Freude mit deinem Challenger wünscht

Christiane
 
AW: Erfahrungsbericht Challenger

Danke für den Bericht! Der Challenger ist mit seiner Kofferfisch-Aerodynamik mal was ganz anderes und verdient daher Respekt vor dem unternehmerischen Mut der Produzenten.
[*]Was kostet sowas? - ...k€? - Da kriegt man ja ein Auto für! - Das ist mein Auto!
Die beste Antwort ist immer noch, dass nach dem Einstandspreis aber kaum noch Kosten anfallen: Kein Sprit, keine Steuer, keine Versicherung, kein TÜV, keine Parkgebühren bzw. keine Knöllchen, die Wartung kriegt man viel besser selber hin und mit viel niedrigeren Ersatzteilkosten als beim PKW und das Thema Autobahnvignette ist ja immer noch nicht wirklich tot. Dazu stärkt Bewegung die Gesamtkonstitution: Ich hatte diesen Winter keine Erkältung und führe das auch auf das VM-Fahren zurück.

Last but not least erzieht einen das VM, wenn man den Virus unheilbar gefangen hat, zum Nichtraucher... :D
 
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AW: Erfahrungsbericht Challenger

Vielen Dank für deinen Bericht! Hast du den Challenger auf bzw. anläßlich der Spezi übernommen, ist es das weisse Gefährt?
Hallo Christiane,

das weiße Gefährt ist meines Wissens nach in die Nähe von Braunschweig gegangen. Ich durfte meinen Challenger zu dieser Zeit schon fahren :D. Als Farbe habe ich RAL 1021 gelb gewählt. Allerdings dürfte das weiße Mobil soweit ich weiß ziemlich baugleich mit meinem sein.

Weitere Fotos folgen noch, wenn die Werbe-Beklebung fertig ist, als Dankeschön an meine Sponsoren und Unterstützer ;)

ciao
Detlef
 
AW: Erfahrungsbericht Challenger

Hallo,
ich bin ja auf der Suche nach einem Vm, wo kan man das Challenger sehen und probe fahren?
Gruß
Martin
 
AW: Erfahrungsbericht Challenger

@mandolyn: Hast Du den Challenger komplett gekauft oder nur die Karosserie als Bausatz? Mich würde mal interessieren, wie aufwändig der Zusammenbau ist, wenn man von einem nackten ICE ausgeht. Muss dann dessen Lenkung auf die Tiller-Lenkung umgebaut werden oder kann die Originallenkung erhalten bleiben?
 
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Hallo Maximgold!

Ich hab' mir zuerst das ICE QNT gekauft und ca. 1,5 Jahre später die Challenger-Karosse dazu gekauft. Die Karosse kam sehr gut verpackt als Bausatz. Zusammenbau bedeutete für mich in diesem Fall, daß ich mein QNT komplett zerlegt habe und die Gelegenheit für eine gründliche Reinigung genutzt habe. Die Lenkung muß mgebaut werden, da sonst die das Lenkgestänge im Radkasten liegen würde. Die Tiller-Lenkung ist dabei nicht ganz so feinfühlig wie die Panzer-Lenkung, sollte aber im Regelfall kein Problem darstellen, wenn man nicht ständig auf zwei Rädern fahren möchte (was ich mit dem ICE ohne Hülle schon mal gemacht habe).
 
AW: Erfahrungsbericht Challenger

Die Lenkung muß mgebaut werden, da sonst die das Lenkgestänge im Radkasten liegen würde. Die Tiller-Lenkung ist dabei nicht ganz so feinfühlig wie die Panzer-Lenkung, sollte aber im Regelfall kein Problem darstellen, wenn man nicht ständig auf zwei Rädern fahren möchte (was ich mit dem ICE ohne Hülle schon mal gemacht habe).

Ist die Tiller-Lenkung im Bausatz dabei? Brems- und Schaltgriffe müssen dann ja auch umgebaut werden. Bedeutet das, dass die entsprechenden Kabel auch neu verlegt werden müssen?

Zum Sitz: was für einen Sitz hat Dein QNT? Das ICE, das mir zur Verfügung stünde, hat den Netzsitz. Da bin ich nicht sicher, ob der in die Karosserie passen würde oder ob man evtl. auf einen GFK-Sitz umbauen müsste.

Noch eine letzte Frage: Das ICE, das ich umbauen möchte, gehört meiner Frau. Sie nutzt es im Winter wenig bis gar nicht. Daher war meine Idee, dass ich es im Winter umrüste und für meinen Arbeitsweg nutze und im Sommer dann für sie zurückbaue. Hältst Du das angesichts Deiner Umbauerfahrung für praktikabel.

Vielen Dank schon mal für Deine Antworten.
 
AW: Erfahrungsbericht Challenger

Hallo!

Die Tiller-Lenkung ist dabei. Die Schaltzüge waren auch dabei. Die Bremszüge waren als Drahtzüge dabei, wobei ich jedoch hydraulische benötigte. Hab' ich mir der einfachheit aber selber nachgekauft. Beim Umbau auf Tiller-Lenkung sind die Original-Züge vom Ice zu kurz, d.h. man muß sie austauschen.

Bei der Beleuchtung würde ich die Original-Beleuchtung am Rad montiert lassen wenn Du ab und zu wechseln willst. So hat dann die Karosse quasi Ihr eigenes Beleuchtungssystem.

Ich verwende den Netzsitz, welchen ich sehr angenehm finde.

Ein Saison weises umbauen halte ich für kein großes Problem, abgesehen von der Lenkung wg. der unterschiedlichen Zug-Längen.
 
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