Hallo Roland,
"Unfairer Vorteil" ist doch wohl kaum, wenn ein Fahrzeug sicher genug ist und darum kein Helm getragen werden muss. Auf dem verlinkten Bild ist der Kopf natürlich viel zu hoch. Bei mir passt schon noch ein Helm unter die Rennhaube, aber Sinn macht das nicht wirklich. Ein Sicherheitsabstand ist somit zwar gegeben und Protektorenschaumstoff könnte man auch nutzen. Wenn der Helm zu stark aufträgt, ist man in der Bewegungsfreiheit auf ein Minimum eingeschränkt. Das ist für die Sicherheit auch nicht perfekt, weil das Drehen des Kopfs damit fast nicht mehr möglich ist.
Vielleicht möchte
@Christoph Hipp sich dazu mal äußern? Könnte ja auch sein, dass wir mit solchen Fragestellungen auch grundsätzlich die Sicherheit im VM erhöhen könnten.
schwieriges Thema, das ist. Ich hatte schon einen Unfall mit VM, wo ich mit VM-Haube mit dem Kopf genau gegen eine Stoßstange gerutscht bin. Da war ich nicht mehr schnell, sozusagen auf den letzten Zentimetern des Rutschens, trotzdem hats ordentlich weh getan, auch wenn ich keine offenen blutenden Wunden hatte. Bei höherem Tempo hätte es sicherlich mehr als weh getan. Ob diese Art von Unfall statistisch relevant ist, sehe ich nicht. Helm (WICHTIG: im Folgenden verwende ich den weniger spezifischen Begriff "Kopfschutz") trage ich im VM keinen, weil das nicht unter die Haube passt und ich den auch sonst bei Alltags- oder Freitzeitfahrten nicht als notwendig betrachte.
Man läuft schnell Gefahr, bzgl. des Tragens eines Kopfschutzes die Positionen und Fakten der Alltagsdiskussion (an anderen Stellen auch im Forum reichhaltig geschehen) auf den "Sport" resp. das "möglichst schnelle Fahren" zu übertragen. Ich muss gestehen, dass mir das auch passiert ist. Ich bin allerdings auch der Meinung, dass der simple Rückzug auf ausschließlich versicherungstechnische Umstände zu wenig ist und das Thema es durchaus verdient, tiefer beleuchtet zu werden Erschwerend kommt hinzu, dass verschiedene Interessen ("Stakeholder") aufeinanderprallen und eine sachliche Diskussion deshalb schwieriger wird. Meine Anmerkungen sollen die Lage aus meiner Sicht erörtern und versachlichen helfen und eine erste Debatte eröffnen, die über den Tellerrand der bisherigen alltagsorientierten Diskussionen hinausgeht.
Ff. Stakeholder sehe ich:
- Teams
- Fahrer
- Sponsoren
- Veranstalter- und private Haftpflichtversicherung(en)
- Verbände, hier nationale HPV-Verbände und WHPVA/IHPVA
- Zuschauer und Veranstalter
Die Teams wollen möglichst erfolgreich sein, ihr grundsätzliches Interesse ist, den Luftwiderstand zu minimieren. Eventuelle Sponsoren wollen Erfolge sehen. Da sind natürlich 2 Zentimeter in der Höhe eine Welt. Ähnlich ist das Interesse der Fahrer/in, die allerdings bei einem Unfall unmittelbar von eventuellen körperlichen Schäden betroffen sind, diese Risiken aber erfahrungsgemäß den Interessen anderer Stakeholder unterordnen (in der HPV-Szene sind es oft die gleichen Personen). Meist ist ein real fassbarer Unterschied der Interessen von Teams und Fahrern sowie Sponsoren nach außen hin nicht erkennbar. Da die Veranstalterhaftpflicht nicht für individuelle Risiken der Teilnehmer eintritt, müssen sich sowohl Teams als auch Fahrer und Sponsoren an deren Vorgaben halten, die sich bzgl. der Erstattung von Kosten von entstandenen Risiken (Unfällen mit Personenschäden) ganz klipp und klar möglichst weitgehend aus der Verantwortung ziehen bzw. Verantwortung nur dann übernehmen, wenn ein bestimmten Standards entsprechender Kopfschutz getragen wurde (zumindest für bei in DE abgeschlossenen Haftpflicht-Versicherungen).
Die Verbände sitzen schön mittig der Interessen der weiteren Stakeholder. Sie haben ebenfalls ein Interesse an Erfolgen, müssen aber gleichzeitig mit ihren Reglements die Rahmenbedingungen für ein ökonomisch sinnvolles und den Risiken angemessenes Mindestmaß an Sicherheit schaffen und werden so natürlich ein leichtes Ziel für die Interessen von Teams und Sponsoren, dass sie doch diese Standards möglichst niedrig halten sollen (so zumindest mein Eindruck). Andererseits wollen die Verbände die Erfolge mitvermarkten. Das geht spätestens dann nicht (mehr), wenn sie sich aus der Öffentlichkeit dem Vorwurf aussetzen lassen müssen, zuwenig für die Sicherheit getan zu haben.
Ich bin deshalb bei sportlichen Verannstaltungen der Meinung, dass auf einen Kopfschutz nicht verzichtet werden darf. Das hat mit realem Schutz unter den gegebenen Bedingungen zu tun, aber auch damit, dass die Öffentlichkeit "unsicheren" Sport nicht akzeptiert. Leider ist ist die "Öffentlichkeit" nicht in der Lage, zu unterscheiden zwischen Sicherheitsanforderungen aus niedrigen und höheren Geschwindigkeiten, die durchaus unterschiedlich sein können. Wenn ich allerdings an Rennsituation denke wie z.B.auf der RRB in Köln mit ihren Stahlpfosten am Rand ... In meiner früheren Tätigkeit in der EDV war immer klar, dass zusätzliche Sicherheit Geld und Ressourcen kostet. Das firmierte unter dem Begriff "Risikomanagement" und dem Verhältnis aus einem zusätzlichen Sicherheitsgewinn und dessen Kosten. Sport gehört zu den Bereichen, in denen das Risiko für einen Unfall definitiv erhöht ist, eben weil Reaktionszeiten verkürzt sind. Dementsprechend müssen gewisse Nachteile beim Tempo in Kauf genommen werden. Die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall erscheint höher zu sein und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass etwas außerordentloch schlimmes passieren kann. Zu einer angemessenen Risikominderung gehören für ein Rennen natürlich noch andere Faktoren: Zuschauer, Streckenführung, Zahl der Teilnehmer an einem Rennen usw. usf. In dieser Diskussion ging es jedoch primär um Kopfschutz.
Speziell für Karossen habe ich dem WHPVA für eine Reglementänderung den Hinweis auf ein niederländisches Kopfschutzsystem gegeben (bin nicht zu Hause, dort liegt der Link), der nach meinem Dafürhalten einen durchaus ausreichenden Schutz bieten könnte. Er besteht aus einem ich meine dünnen Styropor nur mit einer dünnen gewebeähnlichen Hülle. Er ist erheblich leichter und trägt vor allem nicht so auf. Weitere Lösungen könnten auch eine Innenisolierung des Fahrzeuges im Kopfbereich sein oder statt einer Styroporlage kleine Luftpolster. Inwieweit eine Überlegung sinnvoll ist, muss man sehen. Grundsätzlich gilt natürlich der Primat des Reglements und damit des WHPVA. Am wichtigsten finde ich aber, einen "eigenen" sportorientierten Diskussionsprozess anzustoßen und sich nicht nur an den Argumenten der alltagsorientierten Debatte zu orientieren.
Soweit meine five cents.
PS: kann der Debatte aufgrund Abwesenheit nur sporadisch via ggf. vorhandenem WLAN folgen.
C.