Tour mit kleinen Hindernissen

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...oder "Etwas mehr Wartung schadet nie" ;)

Hallo zusammen,

nachdem ich eines akuten Überflusses an Zeitmangel wegen in den letzten Wochen nur mit'm Alltagshobel umhergefahren, aber nicht zu 'ner Runde mit'm Liegerad gekommen bin, ergab sich vergangenen Samstag noch mal eine gute Chance: Meine Frau wollte zum Studientreffen nach Magdeburg und ich konnte zum Abendessen mit dabei sein - per Rad, von Dresden aus. Die ganze Idee hatten wir recht kurzfristig, so dass nicht viel Zeit zum Planen blieb. Die Route hatte ich allerdings glücklicherweise schon auf dem GPS, weil wir Ostern mit dem BTB-Tandem an einem Tag von Dresden nach Wolfsburg gefahren sind. Ich musste also nur noch die letzten 80km weglassen...

Etwa 10 nach 9 fuhr ich los und merkte, dass die hintere Bremse schliff. Da dort eine außen gewellte Scheibe verbaut ist, die an der Reibfläche schon spürbar dünner ist als ganz außen an den Wellenbergen, war das Schleifen deutlich zu hören - zu deutlich für meine Ohren. Also erster kurzer Stopp zum Bremseeinstellen. Hätte man mit etwas Wartung auch vorher schon hinbekommen können.
Danach lief es über viele Kilometer recht gut, bis Oschatz fahre ich mit nur einem baustellenbedingten Halt, ansonsten kurbel ich einfach flott durch. Das Wetter war ja noch mal richtig gut, so dass es letztlich sogar noch zum wahrscheinlich letzten leichten Sonnenbrand des Jahres gereicht hat...

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Hinter Oschatz dann erstmals das komische Gefühl: Irgendwas poltert da rhythmisch. Ich schob es erst auf einen unsauber montierten Hinterreifen, der vor nicht sooo langer Zeit gewechselt wurde und fuhr weiter. Etwas später rollte ich wieder und merkte das Rumpeln nun noch deutlicher. Ich schaute schräg von oben aufs Vorderrad und erblickte das Übel: Der Marathon Supreme zeigt eine Beule auf der Lauffläche. Also halte ich an und begutachte das Elend genauer. Luftdruck senken (ich hatte am Vorabend noch auf Maximaldruck gepumpt...), weiterfahren, hoffen. Inzwischen standen 75km auf dem Zähler und ich rechnete mit noch etwa 150 bis zum Ziel. So ging es wieder eine Weile gut, aber das Vertrauen war nicht mehr so groß. Etwa später rumpelt der Reifen wieder mindestens so stark wie vor dem Luftdrucksenken, ich senke noch einmal und fahre weiter, aber das will mir alles nicht gefallen. So schaue ich, wo die nächste größere Stadt ist und ob es da einen Fahrradladen gibt. Die Uhr steht inzwischen auf kurz vor 12, was an einem Samstag die Chancen auf einen neuen Reifen nicht gerade steigert. Ich rufe bei meinen Papa an, der kurzerhand die Fahrradläden in Eilenburg im Internet raussucht und schließlich bei Fahrrad Paul anruft, um nachzufragen, ob denn auch kurz nach 12 die Möglichkeit bestünde, einen halbwegs schmalen 406mm-Reifen zu bekommen. Ja, das ginge wohl, der schmalste Reifen ist allerdings ein Schwalbe Road-Cruiser in 47mm Breite. Na gut. Die Abfahrt von Thallwitz nach Eilenburg nehme ich so schnell ich es dem Reifen noch zutraue, Frau Paul wartet am Werkstatteingang bereits auf mich und binnen weniger Minuten ist der Supreme gegen den Road-Cruiser getauscht, deutlich erleichtert durch den zur Verfügung gestellten Kompressor der Werkstatt. Zu meinem Erstaunen fällt er nicht breiter aus als der 42mm-Supreme, nur höher (was laut ETRTO wohl aber auch passt).

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So einen einfachen Reifen hatte ich noch nie auf dem Rad. Immerhin ploppt er irgendwann von selbst in die richtige Form, nachdem er anfangs noch eierte. Im Antritt dreht er aber kaum durch, nervig ist er vor allem bei 28km/h, wo das ganze Rad vibriert. Dafür nehme ich das wenige Pflaster auf der Strecke mit mehr Tempo, weil er ja auch maximal 4,5 Bar mitmacht und durch sein Volumen eh mehr dämpft.
Aber so komme ich ohne die Gefahr eines vollendeten Reifenschadens bis Magdeburg, wo ich kurz nach 18 Uhr nach 222km eintreffe.

Was lerne ich daraus: Reifen sollte man wohl nicht bis aufs Gewebe runterfahren wollen.
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Man kann deutlich sehen, dass der Reifen plattgefahren ist und man fühlt auch, dass er an der Lauffläche dünner ist. Aber ein Aufplatzen...? Mir war ja bewusst, dass der Reifen nicht taufrisch ist, aber zu faul zum Tauschen war ich irgendwie auch ;)
Ohne Luft sieht er von innen recht harmlos aus:
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Von außen war im eingebauten Zustand nicht ersichtlich, ob das noch eine Lage des Reifens oder bereits der Schlauch ist, der sich da nach außen wellte. Von innen würde ich jetzt sagen, dass da vielleicht noch einige Kilometer gegangen wären.

Die Tour war alles in allem echt nett, hat mit dem Reifen noch etwas Nervenkitzel bekommen, auf den ich verzichten hätte können. Inzwischen hab ich einen neuen Marathon Racer drauf, der ja auch schon daheim bereit lag...

Viele Grüße,
Martin
 

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ansonsten kurbel ich einfach flott durch.

In der Tat. 222km auf 9 Stunden macht einen Schnitt um die 25 km/h, netto. Wenn ich dir ein schmales Stündchen Pause zugestehe, kommst du brutto auf knapp 28 km/h. Das erreiche ich nichtmal annähernd.

Google Maps läßt darauf schließen, dass du die kürzeste Verbindung gefahren bist. DD, Meißen, B6, B107 und B184 oder so ähnlich.

Was lerne ich daraus: Reifen sollte man wohl nicht bis aufs Gewebe runterfahren wollen.
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Man kann deutlich sehen, dass der Reifen plattgefahren ist und man fühlt auch, dass er an der Lauffläche dünner ist.

Ja, witzig. Auch mein vorderer Reifen ist in der Mitte schon ziemlich dünn. Der hintere dagegen hat in der Mitte einen Wulst, dafür scheint es die Seiten anzugreifen. Sieht fast schon dachförmig aus.

bergauf
 
Der Fahrschnitt lag irgendwo bei 27,x km/h, aber nachdem ich nördlich von Halle erst mal den Nordkurs eingeschlagen habe, hatte ich auch halbwegs Rückenwind. Davor war's eher nervig von der Seite.
Bezüglich der Strecke bin ich von DD-Pieschen rechtselbisch Straße bis Meißen gefahren, dort auf die andere Elbseite, um der B6 zu folgen bis kurz hinter Oschatz. Dort nach Dahlen, Falkenhain, Thallwitz, Eilenburg, dann die S4 durch bis Delitzsch (ein zehrender Abschnitt), danach ein wenig B183a bis Brehna, Richtung Zörbig, dann über Nebenstraßen nach Bernburg, dort die B71 raus und die dann durch bis ins südliche Magdeburg. War eine Kombination aus Radweit und wenig Angst vor Bundesstraßen, weil man ja ein schnelles Rad hat. Bei Interesse hätte ich auch den Track bzw. eine Route. Lobend zu erwähnen ist, dass auf der ganzen Strecke trotz vollständiger Radwegignoranz niemand gehupt oder geschnitten hat, auch nicht in Magdeburg zum Schluss. Andererseits hielt sich die Anzahl von Radwegen an dicht befahrenen Straßen auch in Grenzen.

Gruß,
Martin
 
Vielleicht kannst du den Track bei GPSIES hochladen.
Wenn der VM geeignet ist , VM davor schreiben.
Die Abkürzung für Liegerad kenne ich nicht
 
[...]
Ja, witzig. Auch mein vorderer Reifen ist in der Mitte schon ziemlich dünn. Der hintere dagegen hat in der Mitte einen Wulst, dafür scheint es die Seiten anzugreifen. Sieht fast schon dachförmig aus.

bergauf

Wie beim Motorrad: Aus der Reifenabnutzung sieht man den Fahrstil.
Es spricht dafür, dass Du vorne nicht nur den Antrieb hast, sondern bevorzugt auch vorne bremst.
Hinten hast Du dann anscheinend in erster Linie die Kurvenkräfte in Schräglage.

Gruß, Harald
 
@Racertje:
das nächste Mal kommst Du/Ihr auf dem Rückweg bei mir in Mansfeld (nur kleiner Umweg) auf einen Kaffee/Tee/Plauderei/evtl. Übernachtung vorbei
grüßt
Michael
 
@michiq_de: Beim nächsten Mal versuche ich dran zu denken, aber auf der Rückfahrt hatten wir diesmal keine Zeit, weil das bahnstreikbedingte Mietauto zurückgegeben werden wollte... Ansonsten gern! :)

Gruß,
Martin
 
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