Hallo zusammen, auch wenn ich erst sehr spät in das Thema einsteige, möchte ich mich dennoch beteiligen. Kurz eine Beschreibung zu meinem Fahrverhalten und Rad. Mitte 2016 entschied ich mich für ein eBike um damit weniger schwitzend in der Ebene zur Arbeit strampeln zu können. Mein Hinweg beträgt 20 km, die ich wegen des Schwitzens eher relaxed fahre - Durchschnitt ca. 23,5 km/h (GPS gemessen, Intuvia zeigt ca. 1,7 km/h mehr an) bei höchster Unterstützung (Turbo). Die Rückfahrt gestalte ich i. d. R. sportlicher mit 25 bis 50 km Strecke und einem Durchschnitt von 24,6 km/h, ebenfalls höchste Unterstützung, wobei der Motor nur noch bei Brückenauffahrten oder Gegenwindpassagen mit werkelt.
An den Wochenenden fahren wir auch schon mal gerne ein paar Höhenmeter (250 bis 1200) und ca. 50bis 80 km langen Strecken.
Mein Rad ist ein Riese und Müller Charger mit Bosch Performance Line CX, einer Nuvinci 380 und Riementrieb.
Nun zu meinen Langzeiterfahrungen mit der Nuvinci:
Die Schaltung fährt sich unter Last extrem zäh. Mit meinem Reiserad (Rohloff Nabe) fahre ich außerhalb der Stadt deutlich schneller, ca. 3km/h also Durchschnitt ca. 28 km/h, worin sich die Untersuchungen bzgl. Wirkungsgradverlust des H. Dr. Norbert Haas - siehe Link eines Mitforenten weiter oben, bei hoher Tretleistung voll bestätigen lassen. Mit dem konventionellen Rad kann man durchaus in der Endgeschwindigkeit noch eine Schippe für einen Sprint zulegen, bei der Nuvinci ist da jedoch kaum noch Luft nach oben.
Nun zur Haltbarkeit der Nabe. Bei der ersten Bergfahrt begann die Nabe schon Öl zu verlieren. Dieses ist u. a. erforderlich um den konstruktionsbedingten Schlupf im Rahmen zu halten. Daraus schließe ich, Ölverust=zusätzlicher Wirkungsgradverlust. Gefühlt hatte ich den Eindruck bei gleicher Geschwindigkeit schneller treten zu müssen. Ärgerlich ist, dass es sich bei der Nabe um ein geschlossenes System ohne Nachfüllmöglichkeit handelt. Als weitere Schwäche stellte sich bei 650 km die Sperklinke heraus. Beim Antreten oder bei kräftigem Tritt „rutschte“ das Pedal unter lautem Krachen durch. Nuvinci tauschte innerhalb der Garantie kostenfrei die Komplettnabe aus. Bei der zweiten Nabe, erster Berg mit herben Ölverlust, nach weiteren 5500 km erneuter Sperrklinkenschaden, leider 3 Monate nach Garantie. Schaden wurde vorläufig durch Austausch der Sperrklinke behoben. Ölnachfüllen jedoch wie zuvor nicht möglich. Zuvor prüfte ich die Option auf Rohloff umzubauen, lt. Riese und Müller, allerdings mit Riemen (den möchte ich unbedingt behalten) nicht möglich, mit Kette ggfs. möglich, allerdings kann korrekte Kettenlinie nicht gewährleistet werden. Umbaukosten ca. 2500€. Eine aus meiner Sicht unwirtschaftliche Investition, zumal die Kette bei Mittelmotor alle 1000km auszutauschen ist und in Folge das Kettenrad und Kasette. Also für mich keine Option. Nach ausgiebiger Recherche könnte sich eine weitere Option bei Nuvinci, nun Enviolo ergeben. Enviolo bietet ab 2019 eine sportive Nabe, die mit max. Leistung 500W und Dauerdrehmoment 120Nm deutlich mehr ab kann wie die alte 380er, nun unter der Typbezeichnung trekking 250W/75Nm. Nur ist diese noch nicht verfügbar.
Legt man mal die Leistungsdaten des Boschmotors, max. Drehmoment 75 Nm/ 250W denen der Nabe gegenüber, dann verwundern die Schwächen der 380er Nuvinci nicht mehr allzu sehr, zumal, wenn man mit Muskelkraft noch was dazulegt. Einem gut trainierten Radfahrer dürften 250 bis 300 W Dauerleistung durchaus zuzutrauen sein, da ist die Nuvinci dauerhaft im Überlastbereich! Nicht zu reden von den abgerufenen Leistungen am Berg, da dürfte entgegen einer Fahrt in der Ebene die volle Motorleistung inkl. der vollen Muskelleistung additiv an der Nabe reißen.
Fazit: ja, die Nuvinci 380 ist eine Wegwerf Nabe, da keine Ölnachfüllung möglich, nicht Berg geeignet. Die alte 380er bzw. trekking dürfte bei ambitionierteren Radlern in absehbaren Zeitabständen sowohl in der Ebene und erst recht am Berg in die Knie gehen. Bleibt auf die neue, stärkere sportive zu hoffen. Ob damit am Berg gut radeln wird, da habe ich allerdings noch immer Zweifel.
Ich frage mich nur, was renommierte Radhersteller bei der Wahl Ihrer Komponenten und der einhergehenden Produktversprechungen sich leisten. Die Gesamtinstandhaltungskosten sowie Umbau auf stabilere Komponenten wie Federgabel, Bremsen, Sattelstütze und Sattel haben in den letzten zweieinhalb Jahren die Inspektionskosten meines Kfz überstiegen und ich rede nicht von einem Kleinwagen! Außerdem stand mir in der schönsten Radsaison das Rad über 1/4 Jahr nicht zur Verfügung. Liebe Rad- ind Komponentenhersteller, was soll das? Wer will zukünftig so teuer Rad fahren. Ich persönlich bin kurz davor wieder auf konventionelles Radfahren umzusteigen.