Massenvelomobilisierung!

Das größte Potential für eine "massenhafte" (bewusst in Anführungszeichen gesetzt) Verbreitung sehe ich für Velomobile im modularen System à la Leitra. Also keine feste Karosserie, sondern ein Dreirad als Basis, die ich dann je nach Bedarf und finanziellen Möglichkeiten so nach und nach erweitern kann: Frontverkleidung, hinterer Gepäckkoffer, Kindersitz, Cabrioverkleidung, Motor, etc...

Größter Vorteil: Der Preis für die Einstiegsdroge ist vergleichsweise gering, ich kann in aller Ruhe erst einmal testen, ob mir Fahrgefühl und Körperhaltung, sowie das Verhalten im Straßenverkehr zusagen, und dann entsprechend aufrüsten, oder eben auch nicht. Und wer dabei wirklich auf den Geschmack gekommen ist, kann sich dann immer noch einen Milan, ein Quest oder sonst ein leichtes sportliches Modell zulegen.

Der Preis ist nur wirklich eine Hürde, solange die Räder in geringen Stückzahlen produziert werden. Hier stoßen wir aber auf das altbekannte Dilemma: Solange der Preis hoch ist, bleibt die Nachfrage gering. Solange die die Nachfrage gering ist, werden keine hohen Stückzahlen produziert.

Eine Möglichkeit, des Prozess estwas zu beschleunigen, könnte darin bestehen, mittels einer Kampagne das Image als Fortbewegungsmittel zu erhöhen und es als modernes Lifestyle-Gerät zu vermarkten, das der moderne, dynamische, umweltbewusste Mensch einfach benötigt, um dazuzugehören.

Um so eine Kampagne zu starten, sind allerdings erhebliche Finanzmittel erforderlich, welche die aktuellen Hersteller nicht aufbringen können, und mögliche Investoren in diese umweltfreundliche Technik sind derzeit nicht in Sicht, da konzentiert sich das Interesse derzeit eher auf E-Mobilität, so wie ich das sehe.

Im übrigen sehe ich derzeit in der gesamten Liegeradszene im weitesten Sinne weit und breit niemanden, der überhaupt ernsthaft eine größere Verbreitung anstrebt, aus den unterschiedlichsten Gründen. Ich selbst bin ja auch völlig zufrieden damit, wenn ich ungestört mit meinen Rädern fahren kann und sehe wenig Sinn darin, andere von etwas überzeugen zu wollen, an dem sie überhaupt kein Interesse haben.

Nach wie vor sehe ich die beste Werbung für das Liegeradfahren schlicht und einfach darin, selbst mit Genuss und Freude herumzufahren, und nicht etwa, andere im Gespräch theoretisch aufklären zu wollen. Sobald immer mehr dieser Fahrzeuge auf den Straßen auftauchen, wird auch ganz automatisch das Interesse daran zunehmen, solange sie dagegen eine seltene Ausnahmeerscheinung bleiben, werden sie über dieses Niveau nicht hinauskommen.Womit wir wieder beim alten Dilemma wären.

Prinzipiell würde ich es sehr begrüßen, wenn insgesamt die Vielfalt auf unseren Straßen wieder zunehmen könnte und die unterschiedlichsten Konzepte (wieder ) nebeneinander existieren könnten, anstelle der kurzsichtigen und verhängnisvollen Konzentration auf das Konzept Automobil in den Hauptformen Familienlimousine und SUV, obwohl die meisten Autos durchschnittlich nur mit knapp mehr als einer Person besetzt sind und sich seltenst im Gelände bewegen.

Derzeit geht die Entwicklung nach wie vor zu immer größeren und schwereren Modellen mit entsprechendem Verbrauch, aber das kann sich durchaus auch wieder ändern, und dann können auch die Rahmenbedingungen für die Nutzung von Fahrrädern allgemein und Velomobilen im Speziellen spürbar besser werden.Die Hoffnung stirbt zuletzt.
 
Um so eine Kampagne zu starten, sind allerdings erhebliche Finanzmittel erforderlich, welche die aktuellen Hersteller nicht aufbringen können
Hier wäre der Gesetzgeber gefragt. Neben Verschrottungsprämien für nutzbare "Altfahrzeuge", "E-Prämien" usw., wäre es ein Leichtes, auch diese Art der Mobilität durch einen Zuschuss zu fördern, ggf. finanziert über den Benzinpreis.

Aber zum einen gibt es hier (glaube ich) eine starke Lobby, die gegen muskelbetriebene Fahrzeuge früh genug intervenieren würde, um die Straßen (sic!) frei zu halten von diesen "unsichtbaren" Verkehrshindernissen.

Und zum anderen, so lange die 2 km Fahrt zum Bäcker mit dem Auto nur Cent-Beträge kostet, wird sich hier wohl auch nichts ändern, Bequemlichkeit siegt immer. Und selbst wenn der Sprit tatsächlich massiv teurer werden würde, dann kämen die E-Autos schnell aus ihrer Niesche. Denn inzwischen liesse sich der Strom dafür durchaus sehr kostengünstig regenerativ erzeugen (Wind ca. 5-6 ct, PV ca. 8-9 ct/ca. 11 ct. bei privaten Kleinanlagen) und die untere Grenze ist technisch noch lange nicht erreicht.

Ich denke, wenn überhaupt funktioniert das nur durch (sehr) langsam wachsende Präsenz auf den Fahrbahnen unterstützt vielleicht durch entsprechende, gesetzgeberische Flankierung, die dieser Art von Fortbewegung schützen (was ich aber eben auch nicht sehe). Wir sind (derzeit?) einfach nicht gewollt...
 
Guten Abend,

mittlerweile frage ich mich, ob wir die Velomobilisierung überhaupt vorantreiben sollten.

Sind wir dann nicht genauso gemein wie alle anderen Branchen, die gezielt durch Werbung die Menschen manipulieren zu versuchen?

Dass man mehr Fahrradfahren soll statt mit dem Auto ist recht und schön und auch weitaus bekannt - aber dass das ausgerechnet ein VM sein sollte?
Ich denke, wichtig ist, dass die Leute wissen, dass es so was gibt - das Wissen ist mittlerweile schon viel stärker vertreten als noch vor ein paar Jahren - zumindest im Bereich der Radfahrer, denke ich.
Aber für was sich dann jedes Individum entscheidet, soll jedem unmanipuliert zur freien Auswahl stehen (zumindest nicht durch Werbung manipuliert, Geografie und Geld kann man nicht gut von der Entscheidung entkoppeln).

Für viele ist das VM das geeignetste (Langstreckenpendler bei Schlechtwetter, allein unterwegs, keine sperrigen Güter transportieren, gute Straßen und Parkplätze), für die anderen ein Trike, wieder für andere ein rostiges altes Fahrrad (bei starken Diebstahlaufkommen, ...) und wieder nei anderen ein MTB (Straßen mit 15% und mehr, etc.) und für wenige halt gar keins (Menschen mit ständig viel Gepäck, Forstarbeiter, ...).

Beste Grüße aus Biel,
Franz
 
Der Preis ist nur wirklich eine Hürde, solange die Räder in geringen Stückzahlen produziert werden. Hier stoßen wir aber auf das altbekannte Dilemma: Solange der Preis hoch ist, bleibt die Nachfrage gering. Solange die die Nachfrage gering ist, werden keine hohen Stückzahlen produziert.
Es gibt noch andere Möglichkeiten:
Der Renault Dauphine war nur halb so teuer wie der VW-Käfer und hatte auch nur halb soviele Teile.

Fahrzeuge aus Faserverbundwerkstoffen sind teurer als Fahrzeuge aus verformbaren Halbzeugen (wie Blech oder thermoplastischen Kunststoffplatten)

Wieviel Spreizung braucht eine Gangschaltung für ein standardmäßig mit 250 Watt Hilfsmotor ausgestattetes VM?
 
Zuletzt bearbeitet:
vielleicht gibt es mal VMs aus vier tiefgezogenen Schalen, wobei zwei miteinander vernietet bzw. punktgeschweißt werden . praktisch ähnlichaufgebaut wie ein plattenwärmetauscher, damit es stabli genug wird und trotzdem hauch dünn - an den Stellen, wo keine so hohe Last auftritt, das Blech einfach einfach nehmen und dazwischen ggf. PU Schaum reinsprühen.
Ich habe mir mal die Materialkosten im AW ausgerechnet (nur füs Blech)- die sind erstanlich niedrig. Ich glaube, industriell ließe sh ene Karosseirie socherlich um 300€ herstellen- bei entsprechender Stückzahl, damit sich das Tiefziehwerkzeug abzahlt. Aber das wären dann wohl auch ca. 1500€ beim Endknden für die Rohkarosserie, wenn auch industrienahe gehandelt wird.

Beste Grüße
Franz
 
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Prinzipiell würde ich es sehr begrüßen, wenn insgesamt die Vielfalt auf unseren Straßen wieder zunehmen könnte und die unterschiedlichsten Konzepte (wieder ) nebeneinander existieren könnten,
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Dito - je mehr "seltsame Gefährte" (und von mir aus auch der Mann mit dem Handkarren), desto mehr Aufmerksamkeit wird aufgebracht werden und desto besser sind schwächere Verkehrsteilnehmer geschützt. Aber immerhin passiert dies schon in Teilen: hier in KS fahren meiner persönlichen Schätzung nach inzwischen rund 10 x so viele Lastenräder herum wie noch vor 10 Jahren nebst ca. 40 x so vielen Kinderanhängern wie noch vor 12 Jahren.

Grüße Ulrich
 
nebst ca. 40 x so vielen Kinderanhängern wie noch vor 12 Jahren.
Vielleicht sollte man die Brutpflege nutzen.
Ein kompaktes Velomobil, das man leicht in den Keller bekommt, dass aber trotzdem geeignet ist zum Transport von zwei kleinen Kindern (nebst Gepäck) hätte sicher auch eine Marktchance.
 
Die gefühlt geradezu explosionsartige Vermehrung der Lastenräder ist mir bei meinen letzten Fahrten durch München auch aufgefallen. Neu sind solche Räder ja wirklich nicht, dennoch standen sie praktisch vor dem Aussterben. Noch vor nicht allzu langer Zeit hatten sie eher ein ärmliches Image und es kam schnell der Verdacht auf, wer auf so einem Gerät sitze, könne sich wohl kein Auto leisten oder habe seinen Führerschein verloren. Was sonst könnte wohl der Grund sein, ein Rad zu nutzen, das derart abschreckende Merkmale aufweist, die sich übrigens verblüffenderweise mit denen vieler Liegeräder decken: lang, schwer, sperrig, nicht gerade wendig, passt in keinen Kofferraum und auch nicht auf jeden Dachträger, langsam ohne Hilfmotor, abweichende Technik wie etwa indirekte Lenkung oder kleines Vorderrad, gewöhnungbedürftiges Äußeres, man fällt damit auf, zumindest solange nur wenige damit fahren, etc...

Was also hat den für viele überraschenden Trend ausgelöst? Nun zum einen haben sich die Rahmenbedingungen im Verkehr der Innenstädte immer stärker zu Ungunsten der Autos verschoben. Die Zentren ersticken geradezu in der Masse der Autos, mit all den bekannten Nachteilen. Zum anderen verliert das Auto gerade für junge Menschen immer stärker an Reiz, sie ziehen ihren Status aus anderen Dingen und betrachten das Auto immer häufiger als reines Verkehrsmittel, was natürlich auch den Blick auf seine Nachteile erleichtert.

Und dazu kommt dann natürlich die entsprechende Imagekampagne, die darauf abzielt, dass intelligente, umweltbewusste und dynamische Menschen sich ganz bewusst für ein Fahrzeug entscheiden, das aus dem Rahmen fällt, weil es einfach besser zu ihrem "Lifestyle" und zu ihrer Überzeugung passt.

Und wollen wir auch nicht noch einen weiteren Punkt vergessen, der das Wiederaufleben der Lastenräder fördert: Das Prinzip des Teilens von Gebrauchsgegenständen, die zwar sinnvoll und nützlich sind, aber nur gelegentlich gebraucht werden und einen hohen Preis haben. Sehr viele Nutzer kaufen die Lastenräder also nicht, sondern sie leihen sie sich bei Bedarf.

Gäbe es bei Velomobilen auch die Möglichkeit, sie zu leasen oder ließe sich die Werbung via Aufkleber auf dem Rad ausbauen, so dass die Kosten erheblich minimiert werden, könnte ich mir schon vorstellen, dass die Hemmschwelle sinkt, so ein Teil mal für eine Weile ernsthaft auszuprobieren.

Und dann natürlich immer wieder das Image: Sobald die Velomobilfahrer als tolle Kerle und Frauen gelten, als Vorbilder für all die automobilen Schlappsäcke und Sofakartoffeln, als Helden der aerodynamischen Eleganz und der umweltfreundlichenen Fortbewegung, als rasante Klimaschutzengel, denen es nachzueifern gilt, wird auch der Nachwuchs nicht mehr lange auf sich warten lassen. :D
 
Gefällt mir (bis auf die Aufklebewerbung)
Carsharing-Firmen (soweit sie nicht der Automobilindustrie gehören) könnten einfach mal mit einem Velomobil im Fuhrpark anfangen.
Das muss dann aber selbsterklärend ohne großen Umbau für verschiedene Kunden funktionieren...
 
Im Prinzip eine gute Idee, aber bei den aktuellen Velomobilen wird es wohl genau daran scheitern:
Das muss dann aber selbsterklärend ohne großen Umbau für verschiedene Kunden funktionieren...
Die meisten Velomobile lassen sich eben nicht mal so schnell und einfach auf unterschiedliche Kunden einstellen. Und ich kann das Velomobil nach Gebrauch auch nicht so ohne weiteres irgendwo abstellen, ohne die Gefahr, dass es gestohlen, oder wahrscheinlicher, beschädigt wird. Langfristig ließen sich da aber sicherlich Lösungen finden.
 
Naja, es würde halt nicht für jeden das Optimum der Einstellung erreicht werden können, aber beim Tretboot geht es doch auch.

Ein festes Tretlager mit einem verschieblichen Sitz, bei dem ein Bügel unter der Vorderkante zur Verstellung dient bräuchte z. B. kaum Erklärungen.
(Wäre natürlich auch mit einer Tretkurbelwelle möglich ;-)
 
Hauptsache Blech.
Mein Vorschlag wäre Alu zum Tiefziehen:
HYLITE-Verbundplatte mit einem Kern aus Polypropylen(-schaum) und Deckschichten aus Aluminium, das konventionell tiefgezogen und auch pulverbeschichtet werden kann.
Der Kern des Sandwich kann außerdem dauerhaft als Scharnier verwendet werden.
 
@Kulle : Du bastelst doch jetzt schon Jahre an einem massentauglichen VM rum ... Wie ist denn der Stand der Dinge?
 
... Wir sind (derzeit?) einfach nicht gewollt...

Wir sind zu langsam, wir verbrauchen Verkehrsfläche, wir zahlen keine (kaum) Steuern.
Dann wollen wir als Minderheit auch noch besondere Rechte, teure Investitionen in Radwege und wollen auch noch Autofahrer und Steuerzahler davon überzeugen das Radfahren besser ist...:eek:
 
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