Hommage an Joachim Jannsen (iqual)

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Heute vor einem Jahr hat unser langjähriger Mannschaftskapitän im Winterpokal Joachim Jannsen (iqual) seinen letzten Eintrag in der Winterpokalerfassung gemacht.

Damals haben wir noch nicht geahnt, dass er drei Tage später, am 25. November 2013, als vermisst gemeldet werden würde. Joachim hat oft ein paar Tage keine Einträge gemacht, war also nichts Ungewöhnliches. Es hat uns dann alle hart getroffen, als uns dann die Nachricht bekannt wurde, dass er kurze Zeit später nach vielen Suchaktionen tot aufgefunden wurde.

Wir haben uns vorgenommen, seine Mannschaft "Unterm Radar" in der alten Besetzung weiterzuführen (@BikeToTheWork haben wir neu aufgenommen), das Motto, das er festgelegt hat, weiterhin mit Leben zu erfüllen:

"Nicht auffallen, nur punkten!"

Deshalb ist es meine persönliche Hommage an Joachim, dass ich in diesem Winterpokal bis zu seinem Todestag (ich gehe mal vom 25. November 2013 aus) zur Erinnerung an ihn und als Zeichen meiner persönlichen Wertschätzung für ihn und seine radfahrerische Leistung über all die Jahre in zahlreichen Brevets, Langstreckenfahrten und im Alltag eine Platzierung im diesjährigen Winterpokal halten möchte, die er auch immer inne hatte und über die er sich bestimmt freuen würde. (y)

fluxx.

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Brief an einen toten Freund: Nachahmung ist die höchste Form der Anerkennung (Oscar Wilde)

Servus Joachim,

heute vor einem Jahr hast du uns völlig unerwartet und viel zu früh verlassen. Kaum zu glauben war die Nachricht für mich, denn ich kannte dich als gesunden, agilen und nicht zu stoppenden Radfahrer, der aus meiner Sicht Unvorstellbares vollbrachte.

Bei unserem letzten Treffen im Sommer 2013 beim 24-Stunden-Rennen in Kelheim, wo die Mannschaft "Unterm Radar", deren Namen du im Winterpokal eingeführt hattest, am Start war, hast du gesagt, dass du dir nicht vorstellen kannst, da immer wieder Vollgas den Berg hoch zu fahren.

Ich konnte mir dagegen nicht vorstellen, deine täglichen, gleichmäßig durch die Jahreszeiten gefahrenen Leistungen auf dem Fahrrad zu erbringen.

Dieses kurze Gespräch war heuer wieder präsent, als ich das Team "Unterm Radar" wieder zum Winterpokal anmeldete. Die alte Besetzung, lida, der Raser auf allen Rädern, mit seinen Hour-Of-Power-Einheiten, die wohl niemand freiwillig mitmachen möchte, Millegrazie (laufradler), der kenianische Steppenläufer, der jeden Tag laufend seine unglaublichen Entfernungen abspult und kga, der Unauffällige, der konstant seine Arbeitswege fährt und schon des öfteren im November mit Sandalen auf seiner Greenmachine unterwegs war. Neu dazu gekommen ist BikeToTheWork, der auch konstant und wie ein Uhrwerk seine täglichen Arbeitswege fährt.

Ich selber habe mir vorgenommen, von Beginn des Winterpokals bis zum heutigen Tag in den Bereich des Rankings hinein zu kommen, wo du dich über die Jahre eingenistet hattest. Ich wollte wissen, wie es sich anfühlt, diese unglaublichen Umfänge zu erbringen, sei es auf dem Rad oder mit den dazu gehörenden sportlichen Maßnahmen, die den gesamten Körper im Gleichklang halten. Ganz so, wie du es uns über die Jahre vorgemacht hast. Und ich wollte damit vor allem an deine Leistungen erinnern und dich als besonderen und großen Radfahrer ehren, der das Motto "Nicht auffallen, nur punkten", das du unserem Team gegeben hast, vorbildlich mit Leben erfüllt hat!

Meine Familie war mit dabei, wollte mir helfen und unterstützte mich mit manchen Ermahnungen, wenn ich einmal nicht so recht in die Gänge kommen wollte. Die waren echt hart drauf und haben mich regelreicht reingetrieben.

So habe ich bis heute, 25. November 2014, tatsächlich einen Spitzenplatz im Gesamtranking und Ranking Radfahren, zu dem ich gleich noch etwas schreiben werde, erreichen können und weiß jetzt auch, wie sich das alles anfühlt. Also wenn man eine Familie hat, dann geht das mal für vier Wochen, keinesfalls aber über die 22 Wochen, die der Winterpokal dauert oder gar das ganze Jahr über. Undenkbar, was bei diesen gefahrenen Umfängen die Familie an Verzicht leisten müsste. Das könnte auf Dauer nicht gutgehen. Auch wenn ich aktuell ganz vorne mitspiele, ist es doch kein Vergleich zu deinen Leistungen, die ja über die Platzierung im Winterpokal hinausgingen. Zahlreiche Brevets, Langstreckenfahrten wie Paris-Brest-Paris und wie sie alle heißen und die täglichen Arbeitswege zeugen von einer unglaublichen radfahrerischen Leistung, die erst mal jemand nachmachen muss. Das ist eine Liga, in der nicht viele mitgefahren sind.

Ich erinnere mich an deine Aktion in einem der letzten Winterpokale, bei der du aufgrund einer Wette mit Arbeitskollegen, von Freitag bis Montag übers Wochenende mit dem Rad von Aurich zum Brandenburger Tor nach Berlin und auch gleich wieder zurück gefahren bist. Du solltest ja nur hinfahren! Und das im Winter, bei niedrigen Temperaturen und schlechtem Wetter. Das sind Fahrten, die bleiben einzigartig und in unserer Erinnerung fest eingeprägt.

So kannten und schätzten wir dich. Schade, dass du so früh gehen musstest!

Noch kurz zum Gesamtranking: Im laufenden Winterpokal hat man nun ein separates Ranking eingeführt, in dem nur Fahrten gewertet werden, die in Strava eingetragen sind. Das Ganze hat einen etwas schalen Beigeschmack, da man jetzt als Nicht-Strava-Nutzer hinter vorgehaltener Hand einem Generalverdacht unterliegt, dass etwas bei den manuellen Einträgen nicht passen könnte. Nur noch ein Live-Tracking könnte das toppen, mal sehen, ob das im nächsten Winterpokal jemandem einfallen wird. Am gleichen Tag, als dieses neue Strava-Ranking eingeführt wurde, habe ich meinen Strava-Account gelöscht, da ich mit Leuten, die dieses Ranking unterstützen und damit mich als Person und meine Aussagen in Frage stellen, nichts gemeinsam habe. Unser Team ist im Strava-Ranking nicht vertreten. Ich denke, du hättest das genauso gesehen.

Und nun werde ich mich aus der Spitzengruppe wieder zurückziehen und mich auf meine 2 bis 3 Stunden tägliche Bewegung im Freien reduzieren. Im Wissen um deine, von mir nicht zu erreichende Leistung und auch im Bewusstsein, dass du über die Jahre völlig berechtigt und unangefochten am ersten Platz in unserem Team gestanden hast und dort auch ein für alle Mal stehen bleiben wirst.

Schön, dass wir uns gekannt haben und zumindest virtuell zusammen gefahren sind - Ostfriesland und Ostbayern liegen einfach an entgegengesetzten Ecken unseres Landes.

Ich werde dich nicht vergessen!

Thomas aka fluxx.

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