Felgen mit Tragfähigkeiten über 70 kg

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Hallo,
für mein Tandem-Projekt habe ich mich mal mit Felgen beschäftig und bin darauf gestoßen, dass es zwar Felgen gibt, die als Tandemfelgen verkauft werden aber die nur einer Tragfähigkeit bis 70kg haben.

Erstmal muss man suchen um überhaupt einen Anbieter zu finden, der sich traut Angaben zur Traglast zu nennen.

Bei Erdmann-Felgen ist dies sehr gut gemacht.
Da steht aber immer das Fahrergewicht.
Unter der Kathegorie Tandemfelgen sind nur Fahrergewichte bis 140kg angegeben.
Auf meine Anfrage, ob damit jetzt beide Fahrer zusammen gemeint sind und die Verteilung auf zwei Felgen berücksichtigt wurde, erhielt ich die Antwort, dass es genau so sei.
Zwei durchschnittliche Personen kommen schon auf 150-160kg. Fahrrad und Gepäck noch dazu.
Sie halten die Tandemfelgen für den Einsatz an einem Tandem für ungeeignet, haben aber noch nichts Besseres gefunden.

Bei meiner Recherche bin ich dann darauf gestoßen, dass die meisten Felgen schon mit geringfügig übergewichtigen Personen überfordert sind. Von Gepäck ganz zu schweigen.
Ich habe eine Anfrage zu einer Downhill-Felge von Dartmoor gemacht und angegeben, dass ich (90kg+20kg Fahrrad +20kg Gepäck) Touren fahren möchte.
Man konnte keine genauen Tragfähigkeiten ermitteln aber man würde mir von der Felge abraten.
Eine Empfehlung zu was passenden bekam ich nicht.

Die Tatsache, dass es tausende Tandems gibt und diese ganz gut unterwegs sind, zeigt, dass hier wieder heißer gekocht als gegessen wird.
Beweis ist unter anderem auch, dass man nur eine Traglast für 32, 36, und 40 Loch angibt.
Ich vermute die Hersteller haben dabei einfach enge Hosen an.
Ob sie im Falle eines Falles davonkommen, wenn man Tandemfelgen verkauft, die dafür ungeeignet sind, ist fraglich.

Jetzt würde mich Interessieren wie Ihr es damit haltet und was für Lösugen Ihr gefunden habt.
 
Es ist eigentlich immer das gleiche Thema. Ich hatte mal ein langes Gespräch mit einem Entwickler von Schwalbe wegen tandemzugelassenen Reifen und die Gewichtsangabe mit 120 kg auf 80 kg.
Im Bereich Gewerbe zu Gewerbe kann ich klare Regeln vorgeben. Beispiel: Die Felge wird in der x Breite mit y Speichen mit der z Spannung unter Verwendung von Gleitmitteln (z.B. Leinöl) und dreifacher seitlicher Setzkraft von a N und Nachspannung mit Messgerät nachgewiesen, dann garantiert der Hersteller eine Traglast von 150 kg pro Laufrad. Bei Auflastung auf 2 Laufräder erhöht sich die Traglast um 50%. Bei Auflastung auf 3 Laufräder um weitere 50%.
Wenn ein Gewerbetreibender an Endkunden Angaben macht, dann wird er rechnen: Das Laufrad wird mit den günstigen Speichen (Abminderung 20%) mit zu wenig Spannung (Abminderung 20%) ohne Einsatz von Gleitmitteln (Abminderung 10%) und nach etwa 100 km Tour nachgespannt. Die Reifen haben nicht ihren Maximaldruck, sondern 2/3 davon. Bei Überfahrt einer Schwelle wird der Reifen fast komplett zusammengepreßt, die Kräfte wirken also direkt auf die Felge. Damit gehe ich mit der Angabe 75 kg pro Felge auf den Markt. Natürlich kann die Felge wesentlich mehr, wenn daraus ein ordentliches Laufrad aufgebaut wurde.
Der Schwalbe-Entwickler sagte mir das so ähnlich: Wenn wir 100 kg Traglast angeben, dann gehen wir davon aus, dass der Reifen auf Maximaldruck gebracht wurde, die Felge in Ordnung ist und der Mantel symmetrisch sitzt. Da viele Kunden mit zu wenig Luft und schlecht montierten Reifen fahren und wir zu viele Reklamationen hatten, benennen wir die Traglast mit 85 kg. Sie können davon ausgehen, dass der Reifen weiterhin 100 kg aushält, wenn er den Bedingungen entspricht.
Die Hersteller haben nicht enge Hosen an, sondern bekommen ihre Hosen mit Gummiband verkleidet. Das Gummiband heißt Produkthaftungsgesetz. Wer Pfusch liefert muss dafür haften. Im Streitfall entscheidet der Richter, der sich eventuell auf einen Gutachter bezieht darüber, ob es Pfusch war oder Stand der Technik.
 
Da Du auch eine Lösung brauchst, wie Du's in die Arbeit reinbringst:

Du könntest einfach dein gewünschtes Felgenprofil gegen eines vergleichen, dass sich nachweislich in Tandems bewährt hat.
Ein Vergleich der Flächenmomente des Profils sollte bei gleicher Speichenanzahl wohl genügen...

LG, Harald
 
ich würde da auf Ryde Big Bull oder Andra 40 setzen. Erstere habe ich (nach schlechten Erfahrungen mit normalen MTB-Felgen a la Mavic XM 819) in der doppelt geösten Ausführung am Lastenrad (Surly Big Dummy), die letztere hat keine Ösen, dafür in Speichenrichtung ausgerichtete Bohrungen. Mein Hinterrad sieht regelmäßig tandemequivalente Lasten, da sind öfter auch schon mal > 100kg Auflast (4 Getränkekisten + ich) auf dem Hinterrad. Mit der Felge gab's bisher null Probleme (seit knapp 8 Jahren drauf, > 10Mm überwiegend mit Last gefahren, als mein kleiner noch nicht selber gefahren ist, habe ich ein paar richtig große Touren mit dem kompletten Familiengepäck auf meinem Rad gemacht, das entspricht etwa 80-90kg Auflast am HR). Der schwächste Punkt des Rades waren bisher die Nippel, da sind schon ein paar gebrochen (hab die 32 Loch Version, weil es die Rohloff damals noch nicht mit 36 Loch gab). Hat mich ziemlich verblüfft, spricht aber dafür, dass die Felge selber so richtig was wegsteckt.
Eine Traglastangabe macht Ryde für die Felgen leider nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wir haben eine Cargobikefelge mit 26mm und 27mm Innenbreite. Die haben wir schon in ein Cargobike verbaut, wo wir wissen, dass das Systemgewicht 300kg beträgt. Warum in die Ferne schweifen ;):whistle::D...

Ciao
 
da sind öfter auch schon mal > 100kg Auflast

Im Mundo fahre ich die Andra 40 in 26''.
Da kommen auch schon mal das Fahrrad, ich meine beiden Kinder und ihre Schultaschen drauf. (Da dürfte ich bei über 150 Kilo sein.)
Und auf Bordsteine nehme ich grundsätzlich nur hochwärts Rücksicht, weils evtl. Plattfuß geben kann. Runter geht es ungebremst!

Eingespeicht ist sie sicher nicht perfekt, weil ich es selber gemacht habe.
Die hält wirklich was aus!

@Gasi Wenn ich den Hersteller befragt hätte, hätte der mir für mein Mundo sicher auch von der Andra 40 abgeraten. Für das Mundo mag kein Händler mir ein Hinterrad bauen.
 
Ich hätte ebenfalls die Andra40 bzw BigBull für grosse Naben vorgeschlagen, beides in 36 Loch.
Wichtig ist auch, dass das Laufrad von einem Profi von Hand eingespeicht wird und nicht irgendwo maschinell...
Die Andra 40 ist übrigens deutlich breiter als die Mavic XM 819, weshalb ich die Andra als soloder ansehe..
 
Ich wollte ja nicht nur irgendwelche sondern farbige haben. Und damit meine ich nicht schwarz.
Ich habe mich jetzt für orangene Erdmann-Taiwan Felgen in 559-25 und angegebenen kg Tragfähigkeit entschieden.
Die sind auch recht schwer, was für ausreichend Material spricht, und einfach versetzt geöst.
Jetzt hängt es von meinen Einspeichkünsten ab.
Vermutlich könnte man mit symetrischer Speichung mehr rausholen als mit stabileren Felgen.
Ich habe aber die DualDrive vorgesehen.
Loht sich in dem Zusammenhang die Anschaffung eines Speichentensiometers?
 
Ich habe aber die DualDrive vorgesehen.

Dann wird eine defekte Felge Dein geringstes Problem werden, fürchte ich.....

Wenn Du Dir bei der Felge so viele Gedanken machst, dann sollte die Nabe entweder Tandemzulassung habe oder wenigstens eine ordentliche Downhill-Nabe sein.
Ich fahre z.B. eine Brave Monster Nabe im Mundo. Die macht klaglos bisher seit 7 Jahren alles mit, was ich dem Rad antue.
 
An welchen Stellen hat denn die Nabe ein Problem mit Tandembetrieb? Wenn ich jetzt nicht im falschen Film bin, will @Gasi die Räder an einem B2B-Knicklenker-Tandem verwenden, da sind die Kettentriebe doch sicherlich getrennt. Für Lager, Flansche und Achse sehe ich da schon die tandemüblichen Belastungen, Antriebsdrehmomente dagegen sollten denen am Single entsprechen.

Was für Anwendungen käme dem denn sonst noch nahe, wo man ggf. nach Erfahrungen suchen könnte? Lastenrad ohne E-Antrieb oder mit Nabenmotor?
 
Offizell ist die DualDrive nicht für Tandems zugelassen.
Ich sehe aber den Grund dafür eher bei der Beschränkung des Antriebsmoment, dass bei 99,999% der Tandems denen von zwei Fahrern entspricht.
Wie fanfan schreibt, hat beim geplanten B2B jeder eine eigene DualDrive.
Da bei diesem Tandem die Radlasten 50zu50 verteilt sind, sehe ich auch keine doppelte Belastung der Nabe.
Bei einem Upright ist eine Großteil des Fahrergewicht plus 100% des hinteren Gepäcks auf der Nabe, was bei einem nicht einmal sehr schweren Fahrer und Reisegepäck die Radlast ebenfalls auf 100Kg treiben kann.
Deshalb mache ich mir da weniger Sorgen.
Zudem, dass die Nabe wahrscheinlich nicht einfach Abbricht und in sich zusammenfällt, sondern durch Verbiegen der Achse oder sonstwas an der Funktion Einbußen zeigen wird.
Zu Guter letzt kann man sagen, dass ich nichts wage, was nicht schon andere vor mir gewagt haben.
Nicht zuletzt Zox verbaut auch DDs in seine Tandems.
 
DualDrive für Schwerlast halte ich für gewagt.
Klar, aber solange das niemand unseren Naben sagt, ist das in Ordnung ;) Bisher haben unsere zwei Stück im BTB immerhin schon knapp 8000 km hinter sich, ohne dass sich Probleme abzeichnen würden.
Interessant wäre in dem Zusammenhang mal, ob die Naben eher durch pures Drehmoment oder durch ungenaues Schalten sterben. Daran könnte man dann festmachen, ob unsere Erfahrungen in 20" übertragbar sind aufs geplante Tandem mit 26" Rädern.

@Gasi: Mit der selben Begründung, mit der Du sagst, dass die Achslast nicht viel höher ist als bei einem Solo-Up-Hinterrad, könntest Du doch theoretisch auch Deine Felgenwahl vereinfachen (ja, ich weiß, dass Du schon gewählt hast). Ich glaube, dass die Argumentation nicht ganz stichhaltig ist - mir fallen da spontan die Kräfte beim starken Bremsen ein und die Tatsache, dass beim Liegerad niemand bei Schlaglöchern aus dem Sattel gehen kann.

Gruß,
Martin
 
Bei der Diskussion um die Dual-Drive Naben würde ich mal ganz vorsichtig zu bedenken geben, das diese seit anfang April nicht mehr produziert werden. Auch Ersatzteile dafür werden nicht mehr hergestellt. Sollte man sich also langfristig einen Antrieb bauen wollen heißt es entweder Teile horten (Achsen, Federnsätze, Antreiber, Freilaufkörper) oder das Projekt grundlegend überdenken. just my two Cent und mein erster Beitrag in diesem famosen Forum.
 
Sollte man sich also langfristig einen Antrieb bauen wollen heißt es entweder Teile horten (Achsen, Federnsätze, Antreiber, Freilaufkörper) oder das Projekt grundlegend überdenken
Es ist ja nicht so, dass mit dem Fehlen einer DualDrive das Fahrrad unbrauchbar wird. Darum sehe ich gar kein Problem darin die Technik zu verbauen so lange es sie gibt und zu wechseln, sobald es sie nicht mehr gibt.
Ich habe allerding jetzt sechs Stück auf Lager und behalten den Gebrauchtmarkt immern im Blick.
@Gasi: Mit der selben Begründung, mit der Du sagst, dass die Achslast nicht viel höher ist als bei einem Solo-Up-Hinterrad, könntest Du doch theoretisch auch Deine Felgenwahl vereinfachen (ja, ich weiß, dass Du schon gewählt hast). Ich glaube, dass die Argumentation nicht ganz stichhaltig ist - mir fallen da spontan die Kräfte beim starken Bremsen ein und die Tatsache, dass beim Liegerad niemand bei Schlaglöchern aus dem Sattel gehen kann.
Ja, dass habe ich mir dann auch gedacht. Zeigt aber auch, dass eine Angabe der Tragfähgkeit in Fahrergewicht irreführend ist.
 
Ja, die hatten wir zur Ansicht und als Alternative auch auf der Messe liegen gehabt. Der Preis liegt noch unter der DualDrive. Sicher kann man keine Wunder von einer Nabenschaltung erwarten, aber immerhin gibt es noch Alternativen.

viele Gruesse
Lutz
 
Hallo,

dass beim Liegerad niemand bei Schlaglöchern aus dem Sattel gehen kann.

Das entlastet aber den Hintern deutlich stärker als die Nabe, denn man steht ja auf den Pedalen kurz vor der Hinterradnabe.
Ich vermute, dass die Entlastung durch eine Federung größer ist.

Gruß, Klaus
 
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