Es wird einen Grund haben, warum Gepäckträger

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bei Liegerädern im Allgemeinen am Sitz befestigt sind.

Aber welchen?

Womit muß ich rechnen, wenn ich einen Gepäckträger ausschließlich auf der gefederten Hinterradschwinge anbringe?

Der Gepäckträger selbst wird vermutlich auch nicht mehr belastet als auf einem ungefederten Rad.

Macht es für die Belastung des Schwingenlagers einen Unterschied ob das Gewicht am Rahmen oder an der Schwinge hängt?

Inwiefern verändert sich das Fahrverhalten?

Und vor allem: wer hat das schon ausprobiert? mit welchem Erfolg?

Danke für Eure Tipps!
 
Das Schwingenlager wird höher belastet, die Federung wird schlechter wegen höherer ungefederter Masse und nicht zuletzt wird auch das Gepäck mehr durchgeschüttelt.
 
Gründe für die Befestigung am Rahmen:
1) Wenn eine Federung vorhanden ist, dann macht man üblicherweise die ungefederte Masse so leicht wie möglich, damit das Rad möglichst gut dem Boden folgen kann. Das mag am Liegrad sekundär sein, wenn man die Federung nicht wegen Bodenhaftung will, sondern wegen der Rüttelei im Nacken.
2) An der Schwinge werden Gepäck und Träger stärker durchgeschüttelt als am Rahmen. Auch etwas stärker als am ungefederten Rad, denn dort ist die ungfederte Gesamtmasse größer und es wird entsprechend mehr Gerüttel durch die Reifen abgepuffert.
3) Die Schwinge wird meiner Meinung nach durch das angebrachte Gepäck vor allem seitlich mehr belastet (in sich verdreht), und diese Belastung reicht sie auch ins Schwingenlager weiter. An einem Einspurer sind derartige Belastungen sonst eher klein.

Im Fahrverhalten könnte sich das Zusatzgewicht durch Nachschwingen beim Ein- und Ausleiten von Kurven und durch niederfrequentes Flattern (Schütteln in der Lenkung) bemerkbar machen. Das Nachschwingen gibt's auch bei gefedert montierten Trägern, wenn die in sich etwas torsionsweich sind; von der Sorte habe ich zwei. Allerdings greift das nicht in die Hinterradspur und damit auch nicht in die Lenkung, so dass es "nur" nachschwingt.

Oft werden die Träger an Liegerädern unten in der Nähe des Schwingenlagers befestigt und oben in der Gegend der Federbeinaufnahme oder der oberen Sitzbefestigung.
Nur an Lowracern geht das nicht, so dass man es "eine Etage höher" an der Sitzbefestigung und am oberes Sitzende versucht. So hat's Velomo auf meinen Wunsch hin für meine Cheetah gelöst, aber der Sitz verdreht sich relativ leicht in seiner Längsachse, so dass sich mit großen Ortliebs und >10kg ein deutliches Nachschwingen ergibt. Das kann am Challenge-Sitz besser sein, wenn der steifer ist. Das Schwingen wird wahrscheinlich auch weniger, wenn man statt der weit herunterhängenden Ortliebs langgestreckte Taschen wie Radical Banana M verwendet.
 
Inwiefern verändert sich das Fahrverhalten?
die Federung kann durch die größere ungefederte Maße nicht so gut arbeiten, daß heißt die Liege wird unkomfortabler und die Bodenhaftung leidet auch. Die Schwingenlagerung und das Feder-/Dämpfersystem werden stärker beansprucht.
Schon ein schwerer Nabenmotor an der Schwinge ist nicht so günstig.

Gruß
Felix
 
Dacht ich mirs doch, dass die Geschichte (zumindest) einen Haken hat ;-)

@Fanfan: eben weil der Challenge-Sitz so weich ist, dass er beim Treten knarzt, hab ich begonnen nach anderen Lösungen zu suchen!
Vermute, dass die Verwindungen mit zum Gepäckträger-Bruch vorletzten Sommer beigetragen haben.

Ersatz für die ausgeleierten oberen Sitzbefestigungsbuchsen ist bereits unterwegs.

Die letzte Lösung sah so aus.
Wenn jemand eine bessere*) Idee zur Befestigung meiner Carradice-Taschen an meinem Rad hat - nur her damit!

*) leichter, zuverlässig und möglichst ohne knarzen
 
Wenn jemand eine bessere*) Idee zur Befestigung meiner Carradice-Taschen an meinem Rad hat - nur her damit!
Vielleicht hilft's etwas, sie am Träger relativ hoch zu setzen.
Bei mir an der Cheetah sieht's so aus, ich habe gleich mal die ungefähre Achse eingezeichnet, um die es sich verwindet:

Cheetah Gepaecktraeger Torsionsachse.jpg

So eine ähnliche Achse gibt's bei deinem Sitz sicher auch, müsstest Du mal mit montiertem Träger ausprobieren (am Träger seitlich drehen und beobachten, wie sich der Sitz verwindet). Es wäre günstig, wenn die Masse möglichst nahe dieser Achse konzentriert ist; deine Box könnte nahe dran sein, während die Carradice-Taschen und meine Ortliebs ihren Schwerpunkt deutlich weiter unten haben.
Unabhängig von der Verwindung ist so ein Gepäckträger auch ein Hebel, der hinten am Sitz zieht. Bei mir belastet das die Sitzrippen und die obere Trägerbefestigung, was bei dir den Sitz hält und aussteift, weiß ich nicht. Das merke ich beim Fahren praktisch nicht (im Gegensatz zum seitlichen Schwingen), aber es ist der zweite Grund, aus dem ich von meinen Backrollern weg will zu Bananentaschen.
 
Warum macht man heute Gepäckträger nicht mehr (auch) rechts und links an der Schraube fest, die das Laufrad mit dem Rahmen verbindet?
Das überlege ich mir schon, seit ich den ersten "modernen" Gepäckträger eben OHNE diesen Halt gesehen habe ...

Minikettwiesel
 
Warum macht man heute Gepäckträger nicht mehr (auch) rechts und links an der Schraube fest, die das Laufrad mit dem Rahmen verbindet?

Meine Vermutung:
Das Trägerrohr muss entsprechend dick sein, damit am plattgeklopften Ende ein Loch in der Göße der Achse plus Wandung Platz findet
Die Gepäckträger an den alten Rädern sahen daher immer etwas klobig aus.
 
Hmm, was wäre, wenn man den Gepäckträger selber mit Federung versehen würde?
Schon klar, das klingt sehr kompliziert, aber es muß ja nicht so aufwändig wie beim Heckausleger sein.
Wahrscheinlich reicht da schon eine Fiberglasschwingenlösung ala HiTrike.
 
Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, hat Dein Gepäckträger zwei Schwachstellen:
1. müsste er an zwei Rahmenpunkten befestigt sein (zum Beispiel zusätzlich am Gelenk der Schwinge). Sonst hängt er mit seinem ganzen Gewicht zwangsläufig am Sitz.
2. braucht er auch in der Breite zwei unterschiedliche Befestigungspunkte (zum Beispiel ebenfalls zusätzlich am Gelenk der Schwinge). Sonst lenkt er seitlich ungehindert aus.
Der Sitz dürfte weder die seitliche noch vertikale Steifigkeit haben, um die Kräfte eines größeren Gewichts am Gepäckträger zu kompensieren. Da wird auch der Umstieg auf Bananentaschen wenig nützen.
Martin
 
Wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, hat Dein Gepäckträger zwei Schwachstellen:
1. müsste er an zwei Rahmenpunkten befestigt sein (zum Beispiel zusätzlich am Gelenk der Schwinge). Sonst hängt er mit seinem ganzen Gewicht zwangsläufig am Sitz.
2. braucht er auch in der Breite zwei unterschiedliche Befestigungspunkte (zum Beispiel ebenfalls zusätzlich am Gelenk der Schwinge). Sonst lenkt er seitlich ungehindert aus.
Das ist bei so niedrigen Rädern schwer zu realisieren. Ich hatte auch erst überlegt, ob ich den Träger irgendwie am Rahmen festbekomme, aber er muss ja trotzdem so weit nach hinten raus, sonst schleifen die Taschen am Boden (oder hängen zumindest voll im Wind). Der Träger liegt ungefähr in Verlängerung der Linie zwischen Schwingenlager und Rahmenende, deswegen hat man da effektiv kein Dreieck mehr, das Verwindungssteifigkeit liefern könnte, und müsste mit einem voluminösen Rohr oder einer komplizierten Gitterkonstruktion nach hinten gehen.
Challenge bietet für einige Räder auch Träger zur Befestigung an diesem Sitz an, so falsch kann das Konzept zumindest für deren Räder also nicht sein.

Da wird auch der Umstieg auf Bananentaschen wenig nützen.
Sie verlagern den Schwerpunkt nach vorn. Bei mir würde das den Hebel, der an der oberen Sitzbefestigung wirksam ist, um ca. 1/3 verkürzen. Da ich keine großen Bananen habe, gucke ich gerade, ob die kleineren Banana Racer am Sitz und kleine Frontroller am Träger hintereinanderpassen. Dann natürlich alles Schwere vorn in die Racer, in die hinteren Taschen Schlafsack, Matte, etc., und das Zelt oben hinter die Kopfstütze.

Irgendwo zeigen sich auch einfach die Grenzen des Konzepts "flache Tourenliege". Unter dem Sitz ist fast kein Platz, und man muss alles nach hinten in die Länge stapeln, wofür aber die Rahmen nicht vorbereitet sind.
 
Ein kurzer Zwischenstand zu meinem Gepäckträger:
Wie schon >hier< erwähnt, habe ich gestern nachmittag ungefähr das geplante Reisegepäck drangehängt und bin >diese< Runde im Münchner Süden gefahren, mit ein paar kurzen Steigungen und ein paar Gelegenheiten zum Schnellfahren drin. Fährt sich deutlich besser als wenn ich alles in große Backroller gesteckt und an den Träger gehängt hätte. Da die Banana Racer relativ weit vorn (also auch unten) am Sitz hängen, vergrößern sie natürlich die Frontfläche, aber das habe ich kaum gespürt.

Allerdings habe ich auch ein Knarzen beim kräftigen Anfahren beobachtet. Es kommt beim kräftigen Antreten nach einem Halt ein paar Mal und ist dann wieder weg, kommt auch nicht wieder, wenn ich in der Fahrt nochmal kräftig trete. Da kann ich mir noch keinen Reim drauf machen. Müsste wohl irgendwas sein, was sich beim Bremsen/Anhalten leise in die eine Richtung verschiebt und beim Anfahren knarzend in die andere...
 
eben weil der Challenge-Sitz so weich ist, dass er beim Treten knarzt, hab ich begonnen nach anderen Lösungen zu suchen!
Vermute, dass die Verwindungen mit zum Gepäckträger-Bruch

War hast Du für einen Sitz - GFK/CFK oder Alu?
Ich habe mir vor über 13 Jahren einen Träger für mein Hurri aus Stahlrohr 10x1 geschweißt, der oben beidseitig mit je 3 Schrauben M5 und unten an der sitzbefestigung verwschraubt ist. Der Träger hält zwei vollbeladene Ortlieb Backroller und eine Motorradpacktasche oben drauf ohne Probleme, da verwindet sich auch nichts (zumindest nicht spürbar). Das Problem ist eher, dass das Vorderrad zu stark entlastet wird...

Hast Du vielleicht ein Foto deines Sitzes/Trägers ohne die Matten?
 
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