Erfahrungsbericht ICE Sprint (3x20")

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Hallo Trikergemeinde,

hier kommt jetzt mal mein erster Erfahrungsbericht mit meinem ICE Sprint nach 500km. Vielleicht hilft dieser Bericht ja dem Ein oder anderen beim Probefahren auf das ein oder andere wichtige Detail zu achten.

Also: Wichtig bei meiner Kaufentscheidung war mir als erstes und wichtigstes Kriterium, dass ich mich wohl fühlen muß auf dem Trike. Das war auf meinen Ups aufgrund meiner Rückenerkrankungen nämlich schon lang nicht mehr der Fall. Dann sollte es noch möglichst in mein Auto passen (Astra).
Mein Fokus liegt auf der Freizeitradelei, vorwiegend bei mir am Niederrhein (flaaach), aber ich möchte auch mal auf einen Ausflug ins Bergische Land (hügelig) machen. Dabei nutze ich überwiegend Feldwege, Radwege und Waldautobahnen.

1. Der Sitz, die Schnittstelle zwischen Fahrer(in) und Maschine
Da ich mich trotz „alter Sack Syndroms“ natürlich immer noch für eine Sportskanone gehalten habe, bin ich zum ersten Mal überhaupt ein Trike probierend, auf ein HP Scorpion fs26 mit Schalensitz gestiegen. Dieses Trike fuhr sich prinzipiell schon mal sehr schön, aber mir war schnell klar, dass mir mein Rücken die Schale nicht verzeihen würde. Da beim Händler gerade kein vollgefedertes Scorpion mit Spannsitz rumstand, habe ich dann halt mal ein ICE Adventure ausprobiert. WOW, das ist vielleicht nicht mehr ganz so sportlich, aber bequem ohne Ende. Nach kurzer Probefahrt habe ich sofort einen Termin für ein Sprint (3x20“) für eine längere Ausfahrt ausgemacht. Auch dieser Sitz ist tierisch bequem, die Sitzposition aber tiefer und die Neigung in 4 Positionen einstellbar. Nach 30km war ich eigentlich schon überzeugt, wollte aber mal ein Sprint mit Vorderradfederung ausprobieren.
Außerdem erschien mir das Sprint (bei gleichem Antrieb) spritziger und agiler als das Scorpion. Ebenso vermittelte mir die Federung einen besseren Fahrbahnkontakt.

2. Die Federung
Die HR-Federung ist effektiv, tut ihren Job, was will man mehr?
Braucht man eine Vorderradfederung? Ich bin dann noch zu einem anderen Händler gefahren um ein Sprint mit Vorderradfederung auszuprobieren. So ganz viel hat mir dieser Test nicht gebracht, da hier kein Sprint ohne VR-federung zur Verfügung stand. Deshalb habe ich mich in diesem Punkt beim kauf einfach mal intuitiv für eine VR-federung entschieden. Auch deshalb, weil das Nachrüsten dann doch erheblich teurer ist. Im Nachhinein eine gute Entscheidung (für mich). Die Vorderradfederung ist, so wie die Werbung es von ICE verspricht, für die Strasse optimiert. So richtig spürt man die Vorteile aber erst bei Geschwindigkeiten über 15-20km/h. Dann werden Kopfsteinpflaster, Knochensteine, kleine Löcher oder Hubbel in der Fahrbahndecke schön weggebügelt. Also Cruiser und gemütliche Tourenfahrer könnten sich meiner Meinung nach diese Geldausgabe sparen. Wer aber auch mal sportlich unterwegs sein will sollte diese Investition tätigen. Vermutlich ist diese Überlegung auch auf andere Trikes übertragbar.
Bei dieser Gelegenheit habe ich auch kurz ein Azub probiert, war aber irgendwie gar nicht mein Ding. Für alle, die jetzt überlegen, warum ich kein Steintrike probiert habe: Ich bin kein Schrauber vor dem Herrn und so ganz ohne Fachwerkstatt in der Nähe wäre ich ohnehin zu feige gewesen letztlich hier zuzugreifen. Außerdem hätte ich mir für den Transport ein neues Auto kaufen müssen. :notworthy:

3. Die Bremsen
Ich habe mich für die rechts/links getrennt angesteuerten Trommelbremsen entschieden. Bewährte Technik, wartungsarm, Old school eben.
Die Sorgen, dass ich mich mit getrennt angesteuerten Bremsen verbremsen oder aus der Spur geraten könnte habe ich nicht. Auch die Benutzung nur einer Bremse hat mich bisher immer sicher zum Stehen gebracht. Die mit georderte Parkbremse ist für mich ein nützliches Muss.

4. Der Antrieb
Da ich ja schon beim Sitz erfahren musste, dass ich nicht mehr der selbe Sportsman wie vor 30 Jahren bin, bin ich bei der Getriebewahl- und -übersetzung vorsichtig geworden. Ein Nabenantrieb fiel für mich aus, für die Einen mag es wie Musik klingen, mich persönlich nervt dieses typische Nabengeräusch, besonders dann wenn die Ohren so nah dran sind. Ich habe mich dann für ein Sram x9 (11-36) und 3fach Kettenblatt 52/42/30 mit Lenkerendschalthebeln entschieden, Entfaltung 1,25m bis 7,1m. Ich muss nicht mehr bergab bis 70km/h mittreten. In der Ebene reicht es locker bis 40km/h und aufrüsten kann ich (nach entsprechendem Training) ja immer noch. Jaa, der Käfig kommt sehr nah an den Boden, aber auf Asphalt spielt das keine Rolle. Ich bin aber schon (unabsichtlich) auf dem einen oder anderen Singletrail-mäßigen Weg gelandet. Hier nehme ich einfach alles Tempo, notfalls bis auf Schrittgeschwindigkeit, raus und hatte bis jetzt keine Probleme schadensfrei zurück in die Zivilisation zu finden. Den Vortrieb habe ich durch Montage von Klickpedalen jetzt noch optimiert (dadurch ist mir eine höhere Kadenz möglich).

5. Ausrüstung und Zubehör
Die Schutzbleche dann doch zu nehmen war eine gute Idee und die Dinger tun ihren Job. Bin zwar noch nicht bei Regen gefahren, aber die eine oder andere tiefe Pfütze habe ich schon getestet. Vorläufiges Resümee: Ich werde wohl nicht dreckiger als auf meinen Ups werden.
Auf den Gepäckträger habe ich verzichtet, da mir dessen Erscheinungsbild nicht wirklich gefällt. Für eine erste Mehrtagestour im Juli habe ich mir die Alfa Sitztaschen gekauft. Was Gepäck angeht bin ich ohnehin Minimalist. Für meine Tagesausflüge habe ich mir den Lenkertaschenhalter mit einer Klickfix-Abus-Lenkertasche geleistet sowie zwei Flaschenhalter. Die Kopfstütze, zu der mich mein Händler überredet hat, möchte ich (an der Ampel, in der Pause) nicht mehr missen. Da ich, wie erwähnt, Freizeitradler bin, habe ich für Notfälle nur eine Owleye 30Lux sowie 2 Positionslichter und ein Noname Rücklicht, das mir mein Händler schon vormontiert hatte, an Bord.

6. Der Transport
Das Sprint lässt sich relativ klein klappen und dann auch gut händeln. Ich kann es geklappt gut fassen und bekomme es ohne Hilfe rein und raus aus meinem Auto (Astra). Lediglich das Ab- und Anfummeln des Sitzes bedarf einer gewissen Übung. Wiegen hole ich mal nach. Das Scorpion fs26 (Vergleich hinkt natürlich) war ohne Hilfe nicht in mein Auto zu hieven, zumindest könnte das leicht zu Macken führen.
7. Der Fahrer
Der Fahrer (ich) hat keinerlei Rückenprobleme, auch nicht nach einer 100km Tagestour! Juchu! Die Entscheidung für ein Trike war somit Goldrichtig! Nur die Füße haben die Tendenz nach einer Stunde Tretens mal weg zu nickern. Ein kurzes Aufstehen mit Besichtigungsrunde ums Bike reicht aber aus zur Bekämpfung. Die Benützung neuer Muskelgruppen beim triken kann ich nicht bestätigen, zumindest hatte ich noch keinen Muskelkater. Inzwischen fahre ich in der absoluten Liegeposition. Das Kurvenfahren mit Reinlegen in Selbige macht so viel Spaß, dass ich manchmal erst vor der Kurve beschleunige…allerdings nur bei freier Bahn. Ich fahre inzwischen viel vorausschauender als mit dem Up, das inzwischen ein eher trauriges Dasein im Gartenhaus fristet…

8. Vorkommnisse
Erstinspektion zwischendurch ohne Besonderheiten erledigen lassen und bis jetzt kein Platten mit den Trykern. Lustig: Bei quasi jeder Rast werde ich angesprochen obwohl man mich nicht sehen kann…

Mein Resümee: Ich bin rundum glücklich mit meinem Sprint, habe aber auch ehrlich gesagt ein wenig Glück bei der Enscheidungsfindung gehabt. Denn meist kann man die favorisierten Modelle nicht am gleichen Ort (am besten im Wechsel) Probe fahren. Aber selbst wenn, weißt Du zumindest als Neuling nicht so recht wie Du was genau beobachten sollst und dann auch richtig einschätzen kannst. Der erfahrene Händler hat viele gute Tipps, aber man darf sich auch nicht verrückt machen lassen. Die Eier_legende_Woll_Milch_Sau gibt es auch bei Trikes nicht, aber vielleicht eines, das deinen Bedürfnissen weitestgehend entgegen kommt. Ich hätte gern ein 26er HR gehabt, natürlich gefedert und dann so klein klappbar wie ein 20“er. Das gibt es leider nicht. Am Ende muss nicht (nur) der Verstand sondern vor allem auch das Bauchgefühl entscheiden. Dieses ließ sich durch häufiges Probefahren, zumindest bei mir, verstärken und stabilisieren. Und nicht zuletzt gab es hier im Forum wertvolle Anregungen und Tipps, die mir sehr geholfen haben. Dafür nochmal ein herzliches Danke an die Gemeinde!

Schöne Grüsse Toni
 
Hallo Toni,
es freut mich, dass du mit dem Sprint ein Fahrzeug für deine Einsatzzwecke gefunden hast!

Hier kannst du meine Lösung sehen, wie ich mich gegen Spritzwasser und Dreck schütze!

Rheinberg liegt ja direkt um die Ecke, da könnte man sich mal zu einer Tour verabreden....

Schöne Grüße und allzeit sichere und gute Fahrt wünscht dir

TomTom
 
Servus Toni,

auch von uns ein "herzliches Willkommen" im Club der Triker und speziell der ICE Sprinter.
Besten Dank für Deinen ersten ausführlichen Erfahrungsbericht.
Das liest sich zum Teil wie unsere "Ersten Eindrücke".
Die Ausstattung weicht der unserigen etwas ab: Wir haben eine Nabenschaltung und Scheibenbremse.
Die Entscheidung für unser Trike machten wir nur von Probefahrten auf "HP Scorpion" und "ICE Sprint" abhängig.
Im Ausschlussverfahren durch die zahlreichen Beiträge im "Trike-Forum" sind wir, zu nur zwei möglichen Varianten gekommen.
So "gokarten" wir in unsere dritte "Sprint"-Saison und sind immer noch total begeistert von der gemütlichen Fahrmaschine.
Dir allzeit gute und umfallfreie Fahrt.

Scor & Pedalo
 
Update meiner Erfahrungen:

Am 5. Juli habe ich mich auf eine 5tägige Triketour begeben. Da ich keinen meiner Kumpels für eine so lange Tour begeistern konnte, bin ich eben allein losgefahren. Da ich keinen Gepäckträger an meinem Sprint mein Eigen nennen kann (und möchte), habe ich auf die Radical Alfa Netzsitztaschen (2x12,5L) und eine Lenkertasche zurück gegriffen. Da ich sehr fürs Bequeme bin und mein Stauraum begrenzt war, habe ich 4 Hotels für die Zwischenstopps vorgebucht. Also Unterwäsche, 2. Trikot, Regenklamotten, Hemd, Hose und Schuhe für Abends, Waschzeug und personal belongings zusammengepackt und losgeradelt. Damit waren die Taschen noch lange nicht voll, aber das war auch ganz gut so. Eine Tasche war mit Regenklamotten (inkl. Regenschirm) beladen, so dass ich auch unterwegs mal schnell drankam, aber dafür darf diese Tasche eben nicht proppenvoll sein.
Hier könnt ihr euch die geplante Strecke anschauen. Am Anfang habe ich ein paar Kilometer von zu Hause gestrichen und den Start an die Orsoyer Rheinfähre verlegt. Wegen des Starkregens an Tag 4 und 5 habe ich diese beiden letzten Etappen etwas eingekürzt. Meine GPS Aufzeichnungen sind leider nicht ganz vollständig, werde mal demnächst versuchen diese beiden Etappen genau zu rekonstruieren. Geplant habe ich mit dem Radroutenplaner NRW und dann die GPX auf meinen Garmin Edge 200 übertragen. So mußte ich nur stumpf einer Linie nachfahren, prima. Als Backup war mein Smartphone mit der Locus App mit dabei, mit der ich Tag 4 und 5 kurzfristig dank Brouter offline (Netzempfang im Sauerland ist größtenteils bescheiden) neu planen konnte.
Leider habe ich fast keine Bilder gemacht, denn immer wenn was Interessantes zu sehen war hat es geregnet und ich war zu faul mein Smartphone im Regen rauszukrammen. Ja derWettergott war mir nicht wirklich gewogen, trotzdem hat es Spass gemacht. An Tag 2 habe ich Mathias, einen deutschen Up-Reiseradler aus Amsterdam, kennen gelernt und wir sind für 1 1/2 Tage gemeinsam geradelt, da dieser Teil unserer Routen übereinstimmte. 1. Etappe bis Billerbeck, 2. Gütersloh Isselhorst, 3. Marienmünster, 4.Bad Arolsen Schmilinghausen, 5. Medebach Medelon. Letzlich bin ich etwas über 400km gefahren, wobei Tag 3 mit 86km und über 1500Hm schon recht anstrengend war, da wir noch zum Hermannsdenkmal hochgekurbelt sind. Fuhr mir Mathias zu Beginn der Steigung mit seinem Up zunächst noch fröhlich winkend davon, holte ich ihn 300m vorm Parkplatz noch ein, da stand er schwer atmend am Strassenrand, während ich noch relativ relaxt mit unglaublichen 5,6 kmh an ihm vorbei ziehen konnte :) Anstrengender waren für mich allerdings auch alle aufgeweichten Waldstücke, wo es galt drei Spuren statt einer zu ziehen... Zudem sahen danach meine Alfataschen aus wie Sau, wogegen ich selbst im Großen und Ganzen sauber blieb. Gott sei dank kann man dieses Cordura Zeugs leicht wieder reinigen. An Tag 5 kam ich jedoch in einen solchen Schlagregen, dass meine bis dahin gut funktionierende Regenkleidung innerhalb von 10 Minuten kapitulierte, bzw. mir das Wasser auch einfach am Kragen und den Hosenbeinen gefühlt Literweise in die Kleidung floß. Leider sank an diesem Tag die Temperatur auch noch auf schlappe 10°C, so dass ich den physikalischen Gesetzen folgend nur eine Möglichkeit zur Gesunderhaltung hatte: Erzeugung von Wärme durch Reibung, Strampeln bevor der Arzt kommt, damit das Wasser am A... wenigstens warm wurde... ;-)

Zum Trike kann ich folgendes sagen: Meine Schaltung (kleinste Enfaltung 1,26m) hat mich mit etwas über 80 Umdrehungen sogar zum Hermann raufgebracht, Daumen hoch. Das Fahren auf aufgeweichten Waldwegen war jedoch recht anstrengend, Daumen runter. Die Trommelbremsen haben mich auch den Hermann sicher wieder runter gebracht. Selbst bei Tempo 50 ist es möglich (dosiert) einseitig zu bremsen ohne das das Trike aus der Spur will oder gar ausbricht. Die Federung vermittelt nicht nur Bequemlichkeit sondern auch Sicherheit, z.B. bei schnellen Abfahrten über Hindernisse, denen man nicht rechtzeitig ausgewichen ist. Die Triker rollen ohne Probleme (7bar) und bisher kein Platten. Am ersten Tag bekam ich nach ca. 60km fiese Kniebeschwerden, die aber, oh Wunder, gegen Ende der Etappe von allein wieder verschwanden und den Rest der Tour nicht wieder auftauchten: Bewegung ist offenbar die beste Medizin. Gesessen habe ich in meinem Netzsitz bestens, null Rückenprobleme. Btw., diesen Samstag habe ich mal meinen Sitz bei 36°C testen dürfen, natürlich habe ich geschwitzt, aber es wurde nie unangenehm.

Allein zu fahren kann für zwei bis drei Tage mal ganz nett sein, aber unterwegs zu quatschen war schon netter. Werde gleich mal 'ne email an Mathes schreiben...

Insgesamt habe ich nun über 1300km zurück gelegt ohne jedwede Probleme, Triken ist einfach der Hammer!

In diesem Sinne: Keep on triking!

Schöne Grüsse Toni
 
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