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...vorab an Die Moderatoren: Ich war mir nicht sicher, ob der Bericht zu den DF-Erfahrungsberichten gehört oder einen eigenen Thread verdient. Packt mich einfach dahin wo es Eurer Meinung nach passt.
Liebe Leute,
ich bin zwar schon etwas länger im Forum angemeldet und lese viel, melde mich allerdings eher selten zu Wort. Seit knapp 9 Tagen bin ich nun stolzer Besitzer des green-vanilla DF #84.
Medium 9041 anzeigen
Bisher bin ich ZOX 20 LL gefahren und das auch nicht im so großen Stil. D.h. ich bin was Velomobile angeht ein totaler Neuling und wollte mal meine allerersten Eindrücke mit meinem Gefährt schildern. Vielleicht kann davon der ein oder andere profitieren, der sich bisher auch nur theoretisch mit der Materie auseinandergesetzt hat. Die erfahrenen Velomobilisten mögen mir meine unerfahrenen Beschreibungen verzeihen und/oder schlichtweg den Text schmunzelnd konsumieren...
Mein Weg zum begann vor vielen Jahren bei einer Fahrt in einem Quest (zwar schon 26'' hinten, allerdings auch fahrfertig > 40 kg). Ich war sehr beeindruckt davon wie das Rad lief, wenn man es erst mal in Schwung gebracht hatte. In meinem Gedächtnis war allerdings auch fest eingebrannt, dass Hügel für ein Velomobil trotz damaliger 3-fach Ausführung vorne keine Lapalie waren. Den nächste Kontakt zu Velomobilen gab es dann in Monza bei der WM beim Fotografieren. Das war schon eine spannende Erfahrung wie diese Gefährte den un- und teilverkleideten Rädern davonfuhren (war ja auch alles flach auf der F1-Strecke). Im Herbst 2014 kam ich dann zu meinem ZOX 20 und damit noch mehr in Kontakt mit der liegenden Art der Fortbewegung.
Zum DF hat mich zugegebenermaßen fast ausschließlich die Lektüre im Forum geführt. Da ich am Rande des Hunsrück im Nahetal in einer ziemlich hügeligen Landschaft wohne, war für mich Gewicht ein entscheidendes Kriterium. Ansonsten hat mir das DF schlichtweg gefallen. Die offenen Radkästen gefallen mir besser als die geschlossenen Form des Quest...
Auf der Spezi 2015 hatte ich die Möglichkeit zumindest in den in Frage kommenden Velomobilen Probe zu sitzen. Das Quest fand ich enorm groß. Wie ein Wal. Für mich viel zu viel Platz. Im Quest XS saß ich wie in einem Handschuh. Sehr sportlich, fast schon beengt. Beim DF war ich überrascht über den vorhandenen Platz und den Spielraum in alle Richtungen (Schulter, Beinbeweglichkeit seitlich). Jedenfalls war ich mit der Sitzprobe schon mal zufrieden (das DF war ja sowieso mein Favorit gewesen und hatte mich dabei nicht enttäuscht). Zum Probesitzen in einem Strada bin ich da leider nicht gekommen.
Im weiteren Verlauf des Jahres konnte ich das DF von mbonsai auch mal probefahren (nochmal Danke dafür). Auch wenn ich dabei eher auf der Rückenlehne saß, bekam ich so schon mal einen ersten Eindruck. Ich fand besonders bemerkenswert wie groß der Wendekreis war. Ich fand einen Parkplatz zum Drehen und weiß noch wie ich mich fühlte als ich voll einlenkte und mich dann gedulden musste bis der Halbkreis beendet war und auch kein Hineinlehnen in die Kurve (ich kam ja vom ZOX) eine Besserung brachte. Jedenfalls hatte ich meine Meinung, dass das DF ein geiles Gefährt ist nochmal bekräftigt.
Nach vielem Hin- und Herüberlegen aus verschiedenen Gründen (finanzielle Prioritäten setzen, Knieprobleme einschätzen, u.ä.) war ich dann im November soweit einen Termin in Dronten zum Probefahren zu vereinbaren. Bei kühlem (ca. 10°C), wechselhaftem (auch leichter Regen) und windigem Wetter konnte ich vor Ort ein (vanilla) DF Probe fahren. Was mich schon beim DF von mbonsai positiv überrascht hatte, trat jetzt wieder ein: Reinsetzen, einklicken, losfahren. Ich weiß nicht, ob das bei allen Velomobilen der Fall ist... Für mich war es jedenfalls so, dass es direkt gepasst hat. Treten, lenken, blinken, hupen; alles ohne großes Überlegen zu handeln. Ich hatte das Gefühl, dass ich zum normalen Fahren keine Eingewöhnung brauche. Ich hab an dem Tag vielleicht 20 km gemacht. Später noch eine kurze runde mit Haube gedreht, die mir dann aber doch erstmal zu viel des Guten war (zu laut, plötzlich viel weniger Sicht). Da ich meine Finanzen vorab klar hatte und der Termin sozusagen nur der letztendlichen Absicherung dienen sollte, bestellte ich an diesem Tag direkt bei Ymte mein DF in green-vanilla mit diesem herrlich geschwungenen Farbverlauf, den ich am selben Tag in der Werkstatt an einem DF (XL?) in oranje-blau gesehen hatte. Ich war kurz in Versuchung ein DF direkt mitzunehmen, was "in stock" war. Dieses hatte zum einen allerdings nicht die Lackierung und zum anderen fehlte noch die Abstützung des Umwerfermastes, was ich unbedingt haben wollte, weil das Schalten zwischen den Kettenblättern für mich im Alltag eine ständige Notwendigkeit darstellt (Berge, schwache Beine und Knieschonung).
Danach begann das Warten. Es ging vergleichsweise schnell. Da Weihnachten dazwischen lag waren es am Ende knapp 9 Wochen (von Anfang November 2015 bis Mitte Januar 2016). Ich war mir während des Wartens sicher, dass ich das DF bekommen würde, wenn hier im Westen schließlich der erste Schnee fiele. Zwei Tage nach dem ersten Schneefall war es dann auch so. Meister DF brachte das DF persönlich auf dem Heimweg von Dronten nach dem Winterbahntraining in Köln am Abend vorbei.
Das DF war durch Herrn DF schnell eingestellt (Sitz, Tretlager und Kette). Zu einer Probefahrt habe ich mich dann am Abend nicht mehr hinreißen lassen (dunkel, kalt, Schnee), sondern dies auf später vertagt und mit Daniel noch ein Bier getrunken und ihn vor seiner Weiterfahrt noch mit nem Teller Suppe aufgewärmt.
Und jetzt komme ich zu meinem Erfahrungen im wahrsten Sinne des Wortes:
Meine erste Probefahrt fand aufgrund diverses Umstände erst 2 Tage nach Auslieferung statt. Es war recht kalt (um 0°C) allerdings trocken. Vom Haus weg bin ich erst einmal mit Schaumdeckel gestartet. Das war zunächst ein witziges Erlebnis. Bis zur Nasenspitze steckte ich im DF drin. Temperaturmäßig war das auch recht angenehm. Selbst im Gesicht fror ich zunächst nicht sehr. Für die erste Welle nach 200m Fahrtstrecke schaltete ich schon auf das kleine Kettenblatt. Wow, das funktionierte wie auf dem Rennrad. Kurze Schalthebelbetätigung und direkter Kettenblattwechsel. Das hat mich direkt begeistert. Und das in beide Richtungen wirklich perfekt.
Nach 2 km wollte ich dann doch den Fahrradcomputer im Blick behalten. Außerdem merkte ich, dass die Handgriffe zur Bedienung noch nicht richtig saßen und ich deshalb auch gerne mehr visuelle Kontrolle innerhalb des Fahrzeugs haben wollte. Es war ja auch nicht möglich mal eben den Spiegel noch ein Stück zu verstellen oder den Helm ein Stück zu verrücken. Also recht ran und Schaumdeckel ab. Aussteigen und Schaumdeckel hinterm Sitz verstauen. Soweit so gut, das ging mit dem vielen Platz schon mal problemlos. Auf der Weiterfahrt wurde es dann allerdings auch im Gesicht arg kalt. Da es nur ne kurze Runde werden sollte, war das zu verschmerzen.
Nach weiteren 2 km war ich schlussendlich auf einer offenen gut geteerten Landstraße unterwegs. Nachdem es nunmehr keine größeren sensorischen Ablenkungen durch den Verkehr innerorts gab, merkte ich plötzlich, dass das Rad vorne regelmäßig hüpfte (ich würde es als "hubbeln" beschreiben). Ich schaute während dem Fahren auf beide Vorderräder und erwartete schon vor allem auf der rechten Seite einen ausgebeulten Reifen vorzufinden. Mein nächster Tipp wäre ein mitgenommer Stein gewesen, der auf dem Reifen klebte. Weder das eine noch das andere war der Fall. Nachdem das "hubbeln" auch nicht an der gut geteerten Straße liegen konnte, hielt ich an und inspizierte mein DF von außen. Ich suchte am recht Rad nach einer Unebenheit und fand beim freien Drehen einen Höhenschlag im Reifen, der für mich die Sache erklärbar machte. Ich konnte mir allerdings nicht erklären wie das passieren konnte. Ein Passant fragte micht während meiner Inspektion, ob das Gefährt mit Solarenergie angetrieben werde. Ich nehme an die Wartungsklappe aus Sichtcarbon auf der Front hatte ihn an Photovoltaik erinnert...
Jedenfalls entschied ich mich mit dieser Einschränkung noch ein paar Km weiter zu fahren. Dann kam der erste richtige Hügel. Zunächst war ich ganz erstaunt wie flott das DF die ersten paar Meter bergauf lief. Dann kam der Punkt, an dem der Schwung weg war und ich zum ersten Mal die Mehrkilos des VM-Aufbaus merkte. Trotzdem war der Hügel gut zu erklimmen. Einen Dämpfer gab es dann kurz vor der Kuppe beim Versuch den kleinsten Gang zu schalten: Laute mahlende/schabende Geräusche aus dem Antriebsstrang hinten rechts. Im zweiten Gang waren die Geräusche weg. Scheiße, ich brauche auf Dauer den 1. Gang! Auf der Strecke sollte kein steilerer Berg auf mich warten, so dass ich die Runde zunächst so fortsetzen konnte. Auf dem Rückweg erreichte ich an diesem Hügel bergab dann die zunächst höchste Geschwindigkeit. Wo ich mit dem Liegerad eher rolle oder tretend mehr Geschwindigkeit aufnehmen würde, habe ich gemerkt, dass es mit dem Velomobil durchaus auch mal angebracht sein kann zu bremsen. Die Lenkung fand ich zu deisem Zeitpunkt sehr direkt, teilweise bei Richtung 50 km/h auch durchaus etwas ins nervöse tendierend (oder das waren meine Nerven). Der sich anschließende flache Teil bis wellige Teil hat mir dann gezeigt wieso ich schon längere Zeit ein VM haben wollte: Es lief! Mit dem Liegerad konnte ich die ca. 3 km mit einem Tempo zwischen 35 und 45 km/h fahren, musste dabei allerdings gefühlt 90% Leistung treten. Mit dem DF lag das Tempo eher 3 km/h höher bei vielleicht 70% der Leistung. So sollte es sein! Das Hubbeln nervte zwar immer noch, aber der kleine Gang war zunächst vergessen und ich folg dahin. Am Ende dieses Streckenabschnittes fahre ich auf eine T-Kreuzung zu und wechsele für ca. 200 m nach links auf eine Bundesstraße. Das DF schlug hier wiederum dass Liegerad: Kein Ausklicken notwendig, deshalb viel Ruhe um zu Schauen und bei freier Strecke ein direkt schneller Antritt, um auf die rettende richtige Fahrspur zu kommen. Sehr entspannt! Gut!
Um nach Hause zu kommen, muss ich am Schluss immer wieder ein paar Höhenmeter machen. Davor fuhr ich noch im Ortskern durch eine Kopfsteinpflasterpassage. Auf dem Hinweg war das Tempo nicht so hoch. Da wunderte ich mich noch, dass gar nicht so viel davon zu spüren. Dieses mal war die Passage schneller und es war schnell klar, dass zuviel Lenken in dieser Fahrsituation nicht zu Entspannung beitrug. Dazu fiel mir auch an dieser Stelle der Akku von der Kletthalterung ab.
Auf dem finalen Anstieg zu heimischen Garage wurde ich lautstark an die Schaltungsproblematik erinnert. Außerdem wurde mir klar, dass auch mit meiner jetzigen Übersetzung (34-36) das Bergfahren kein Kinderkram sein wird. Bezüglich des Gangproblems vermutete ich schon richtig, dass das Schaltwerk auf dem Boden neben dem Radkasten aufsetzen würde und nicht genug Platz zur Bewegung unter das größte Ritzel hatte. Die schnelle Lösung dafür sollte mir nach einigen Videoanalysen erst einige Zeit später kommen...
Lernerfahrungen an diesem Tag:
- Ich habe eine gute Farbauswahl getroffen.
- Wenn der Meister zum Einstellen vor Ort ist, nutze diese Chance intensiv. Schaue dass Du Dein Rad direkt fährst, damit er noch was einstellen kann, wovon Du selbst noch keine Ahnung hast.
- Tue dies auch wenn es dunkel und kalt ist.
- Auch an einem ziemlich durchdachten VM muss nicht gleich alles perfekt funktionieren.
- Der Schaumdeckel kann bei Regen und kaltem Wetter total hilfreich sein. Man sieht aber seine Geschwindigkeit nicht (das ist manchmal schade, manchmal vielleicht auch besser so) und ich muss mich erst daran gewöhnen son eng eingeschlossen zu sitzen.
- Schwung ist gut. Nutze ihn solange Du kannst.
- Ich brauche alle Gänge, die ich bekommen kann, wenn es bergauf geht. Selbst ein leichtes VM ist schwerer als ein mittelschweres Liegerad.
- Ich freue mich auf sonnige Frühlingstage und auf längere Touren.
- Der Spaßfaktor ist hoch.
- Es gibt Unterschiede im Gesichtsausdruck der Leute am Straßenrand zwischen der Sichtung meines ZOXs und des DF. (Beim ZOX ist das Erstaunen eher kurz und macht dann oft schnell einem Lachen Platz, das teilweise in eine Richtung geht, dass ich mich ausgelacht fühle. Beim DF bleibt das Gesicht recht starr von Erstaunen. Sieht mehr so aus, als brauchten die Leute noch länger Zeit zum Verarbeiten dessen, was sie gerade gesehen haben.) Mit dem DF fällt man definitiv noch mehr auf!
- Es gibt noch viel zu tun/schrauben!
Ein weiterer Teil der Erfahrungen kommt auch noch. War jetzt doch länger als gedacht.
Trotzdem noch ein paar Bilder gewissermaßen als Teaser für den nächsten Teil.
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Grüße,
Christian
Liebe Leute,
ich bin zwar schon etwas länger im Forum angemeldet und lese viel, melde mich allerdings eher selten zu Wort. Seit knapp 9 Tagen bin ich nun stolzer Besitzer des green-vanilla DF #84.
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Bisher bin ich ZOX 20 LL gefahren und das auch nicht im so großen Stil. D.h. ich bin was Velomobile angeht ein totaler Neuling und wollte mal meine allerersten Eindrücke mit meinem Gefährt schildern. Vielleicht kann davon der ein oder andere profitieren, der sich bisher auch nur theoretisch mit der Materie auseinandergesetzt hat. Die erfahrenen Velomobilisten mögen mir meine unerfahrenen Beschreibungen verzeihen und/oder schlichtweg den Text schmunzelnd konsumieren...
Mein Weg zum begann vor vielen Jahren bei einer Fahrt in einem Quest (zwar schon 26'' hinten, allerdings auch fahrfertig > 40 kg). Ich war sehr beeindruckt davon wie das Rad lief, wenn man es erst mal in Schwung gebracht hatte. In meinem Gedächtnis war allerdings auch fest eingebrannt, dass Hügel für ein Velomobil trotz damaliger 3-fach Ausführung vorne keine Lapalie waren. Den nächste Kontakt zu Velomobilen gab es dann in Monza bei der WM beim Fotografieren. Das war schon eine spannende Erfahrung wie diese Gefährte den un- und teilverkleideten Rädern davonfuhren (war ja auch alles flach auf der F1-Strecke). Im Herbst 2014 kam ich dann zu meinem ZOX 20 und damit noch mehr in Kontakt mit der liegenden Art der Fortbewegung.
Zum DF hat mich zugegebenermaßen fast ausschließlich die Lektüre im Forum geführt. Da ich am Rande des Hunsrück im Nahetal in einer ziemlich hügeligen Landschaft wohne, war für mich Gewicht ein entscheidendes Kriterium. Ansonsten hat mir das DF schlichtweg gefallen. Die offenen Radkästen gefallen mir besser als die geschlossenen Form des Quest...
Auf der Spezi 2015 hatte ich die Möglichkeit zumindest in den in Frage kommenden Velomobilen Probe zu sitzen. Das Quest fand ich enorm groß. Wie ein Wal. Für mich viel zu viel Platz. Im Quest XS saß ich wie in einem Handschuh. Sehr sportlich, fast schon beengt. Beim DF war ich überrascht über den vorhandenen Platz und den Spielraum in alle Richtungen (Schulter, Beinbeweglichkeit seitlich). Jedenfalls war ich mit der Sitzprobe schon mal zufrieden (das DF war ja sowieso mein Favorit gewesen und hatte mich dabei nicht enttäuscht). Zum Probesitzen in einem Strada bin ich da leider nicht gekommen.
Im weiteren Verlauf des Jahres konnte ich das DF von mbonsai auch mal probefahren (nochmal Danke dafür). Auch wenn ich dabei eher auf der Rückenlehne saß, bekam ich so schon mal einen ersten Eindruck. Ich fand besonders bemerkenswert wie groß der Wendekreis war. Ich fand einen Parkplatz zum Drehen und weiß noch wie ich mich fühlte als ich voll einlenkte und mich dann gedulden musste bis der Halbkreis beendet war und auch kein Hineinlehnen in die Kurve (ich kam ja vom ZOX) eine Besserung brachte. Jedenfalls hatte ich meine Meinung, dass das DF ein geiles Gefährt ist nochmal bekräftigt.
Nach vielem Hin- und Herüberlegen aus verschiedenen Gründen (finanzielle Prioritäten setzen, Knieprobleme einschätzen, u.ä.) war ich dann im November soweit einen Termin in Dronten zum Probefahren zu vereinbaren. Bei kühlem (ca. 10°C), wechselhaftem (auch leichter Regen) und windigem Wetter konnte ich vor Ort ein (vanilla) DF Probe fahren. Was mich schon beim DF von mbonsai positiv überrascht hatte, trat jetzt wieder ein: Reinsetzen, einklicken, losfahren. Ich weiß nicht, ob das bei allen Velomobilen der Fall ist... Für mich war es jedenfalls so, dass es direkt gepasst hat. Treten, lenken, blinken, hupen; alles ohne großes Überlegen zu handeln. Ich hatte das Gefühl, dass ich zum normalen Fahren keine Eingewöhnung brauche. Ich hab an dem Tag vielleicht 20 km gemacht. Später noch eine kurze runde mit Haube gedreht, die mir dann aber doch erstmal zu viel des Guten war (zu laut, plötzlich viel weniger Sicht). Da ich meine Finanzen vorab klar hatte und der Termin sozusagen nur der letztendlichen Absicherung dienen sollte, bestellte ich an diesem Tag direkt bei Ymte mein DF in green-vanilla mit diesem herrlich geschwungenen Farbverlauf, den ich am selben Tag in der Werkstatt an einem DF (XL?) in oranje-blau gesehen hatte. Ich war kurz in Versuchung ein DF direkt mitzunehmen, was "in stock" war. Dieses hatte zum einen allerdings nicht die Lackierung und zum anderen fehlte noch die Abstützung des Umwerfermastes, was ich unbedingt haben wollte, weil das Schalten zwischen den Kettenblättern für mich im Alltag eine ständige Notwendigkeit darstellt (Berge, schwache Beine und Knieschonung).
Danach begann das Warten. Es ging vergleichsweise schnell. Da Weihnachten dazwischen lag waren es am Ende knapp 9 Wochen (von Anfang November 2015 bis Mitte Januar 2016). Ich war mir während des Wartens sicher, dass ich das DF bekommen würde, wenn hier im Westen schließlich der erste Schnee fiele. Zwei Tage nach dem ersten Schneefall war es dann auch so. Meister DF brachte das DF persönlich auf dem Heimweg von Dronten nach dem Winterbahntraining in Köln am Abend vorbei.
Das DF war durch Herrn DF schnell eingestellt (Sitz, Tretlager und Kette). Zu einer Probefahrt habe ich mich dann am Abend nicht mehr hinreißen lassen (dunkel, kalt, Schnee), sondern dies auf später vertagt und mit Daniel noch ein Bier getrunken und ihn vor seiner Weiterfahrt noch mit nem Teller Suppe aufgewärmt.
Und jetzt komme ich zu meinem Erfahrungen im wahrsten Sinne des Wortes:
Meine erste Probefahrt fand aufgrund diverses Umstände erst 2 Tage nach Auslieferung statt. Es war recht kalt (um 0°C) allerdings trocken. Vom Haus weg bin ich erst einmal mit Schaumdeckel gestartet. Das war zunächst ein witziges Erlebnis. Bis zur Nasenspitze steckte ich im DF drin. Temperaturmäßig war das auch recht angenehm. Selbst im Gesicht fror ich zunächst nicht sehr. Für die erste Welle nach 200m Fahrtstrecke schaltete ich schon auf das kleine Kettenblatt. Wow, das funktionierte wie auf dem Rennrad. Kurze Schalthebelbetätigung und direkter Kettenblattwechsel. Das hat mich direkt begeistert. Und das in beide Richtungen wirklich perfekt.
Nach 2 km wollte ich dann doch den Fahrradcomputer im Blick behalten. Außerdem merkte ich, dass die Handgriffe zur Bedienung noch nicht richtig saßen und ich deshalb auch gerne mehr visuelle Kontrolle innerhalb des Fahrzeugs haben wollte. Es war ja auch nicht möglich mal eben den Spiegel noch ein Stück zu verstellen oder den Helm ein Stück zu verrücken. Also recht ran und Schaumdeckel ab. Aussteigen und Schaumdeckel hinterm Sitz verstauen. Soweit so gut, das ging mit dem vielen Platz schon mal problemlos. Auf der Weiterfahrt wurde es dann allerdings auch im Gesicht arg kalt. Da es nur ne kurze Runde werden sollte, war das zu verschmerzen.
Nach weiteren 2 km war ich schlussendlich auf einer offenen gut geteerten Landstraße unterwegs. Nachdem es nunmehr keine größeren sensorischen Ablenkungen durch den Verkehr innerorts gab, merkte ich plötzlich, dass das Rad vorne regelmäßig hüpfte (ich würde es als "hubbeln" beschreiben). Ich schaute während dem Fahren auf beide Vorderräder und erwartete schon vor allem auf der rechten Seite einen ausgebeulten Reifen vorzufinden. Mein nächster Tipp wäre ein mitgenommer Stein gewesen, der auf dem Reifen klebte. Weder das eine noch das andere war der Fall. Nachdem das "hubbeln" auch nicht an der gut geteerten Straße liegen konnte, hielt ich an und inspizierte mein DF von außen. Ich suchte am recht Rad nach einer Unebenheit und fand beim freien Drehen einen Höhenschlag im Reifen, der für mich die Sache erklärbar machte. Ich konnte mir allerdings nicht erklären wie das passieren konnte. Ein Passant fragte micht während meiner Inspektion, ob das Gefährt mit Solarenergie angetrieben werde. Ich nehme an die Wartungsklappe aus Sichtcarbon auf der Front hatte ihn an Photovoltaik erinnert...
Jedenfalls entschied ich mich mit dieser Einschränkung noch ein paar Km weiter zu fahren. Dann kam der erste richtige Hügel. Zunächst war ich ganz erstaunt wie flott das DF die ersten paar Meter bergauf lief. Dann kam der Punkt, an dem der Schwung weg war und ich zum ersten Mal die Mehrkilos des VM-Aufbaus merkte. Trotzdem war der Hügel gut zu erklimmen. Einen Dämpfer gab es dann kurz vor der Kuppe beim Versuch den kleinsten Gang zu schalten: Laute mahlende/schabende Geräusche aus dem Antriebsstrang hinten rechts. Im zweiten Gang waren die Geräusche weg. Scheiße, ich brauche auf Dauer den 1. Gang! Auf der Strecke sollte kein steilerer Berg auf mich warten, so dass ich die Runde zunächst so fortsetzen konnte. Auf dem Rückweg erreichte ich an diesem Hügel bergab dann die zunächst höchste Geschwindigkeit. Wo ich mit dem Liegerad eher rolle oder tretend mehr Geschwindigkeit aufnehmen würde, habe ich gemerkt, dass es mit dem Velomobil durchaus auch mal angebracht sein kann zu bremsen. Die Lenkung fand ich zu deisem Zeitpunkt sehr direkt, teilweise bei Richtung 50 km/h auch durchaus etwas ins nervöse tendierend (oder das waren meine Nerven). Der sich anschließende flache Teil bis wellige Teil hat mir dann gezeigt wieso ich schon längere Zeit ein VM haben wollte: Es lief! Mit dem Liegerad konnte ich die ca. 3 km mit einem Tempo zwischen 35 und 45 km/h fahren, musste dabei allerdings gefühlt 90% Leistung treten. Mit dem DF lag das Tempo eher 3 km/h höher bei vielleicht 70% der Leistung. So sollte es sein! Das Hubbeln nervte zwar immer noch, aber der kleine Gang war zunächst vergessen und ich folg dahin. Am Ende dieses Streckenabschnittes fahre ich auf eine T-Kreuzung zu und wechsele für ca. 200 m nach links auf eine Bundesstraße. Das DF schlug hier wiederum dass Liegerad: Kein Ausklicken notwendig, deshalb viel Ruhe um zu Schauen und bei freier Strecke ein direkt schneller Antritt, um auf die rettende richtige Fahrspur zu kommen. Sehr entspannt! Gut!
Um nach Hause zu kommen, muss ich am Schluss immer wieder ein paar Höhenmeter machen. Davor fuhr ich noch im Ortskern durch eine Kopfsteinpflasterpassage. Auf dem Hinweg war das Tempo nicht so hoch. Da wunderte ich mich noch, dass gar nicht so viel davon zu spüren. Dieses mal war die Passage schneller und es war schnell klar, dass zuviel Lenken in dieser Fahrsituation nicht zu Entspannung beitrug. Dazu fiel mir auch an dieser Stelle der Akku von der Kletthalterung ab.
Auf dem finalen Anstieg zu heimischen Garage wurde ich lautstark an die Schaltungsproblematik erinnert. Außerdem wurde mir klar, dass auch mit meiner jetzigen Übersetzung (34-36) das Bergfahren kein Kinderkram sein wird. Bezüglich des Gangproblems vermutete ich schon richtig, dass das Schaltwerk auf dem Boden neben dem Radkasten aufsetzen würde und nicht genug Platz zur Bewegung unter das größte Ritzel hatte. Die schnelle Lösung dafür sollte mir nach einigen Videoanalysen erst einige Zeit später kommen...
Lernerfahrungen an diesem Tag:
- Ich habe eine gute Farbauswahl getroffen.
- Wenn der Meister zum Einstellen vor Ort ist, nutze diese Chance intensiv. Schaue dass Du Dein Rad direkt fährst, damit er noch was einstellen kann, wovon Du selbst noch keine Ahnung hast.
- Tue dies auch wenn es dunkel und kalt ist.
- Auch an einem ziemlich durchdachten VM muss nicht gleich alles perfekt funktionieren.
- Der Schaumdeckel kann bei Regen und kaltem Wetter total hilfreich sein. Man sieht aber seine Geschwindigkeit nicht (das ist manchmal schade, manchmal vielleicht auch besser so) und ich muss mich erst daran gewöhnen son eng eingeschlossen zu sitzen.
- Schwung ist gut. Nutze ihn solange Du kannst.
- Ich brauche alle Gänge, die ich bekommen kann, wenn es bergauf geht. Selbst ein leichtes VM ist schwerer als ein mittelschweres Liegerad.
- Ich freue mich auf sonnige Frühlingstage und auf längere Touren.
- Der Spaßfaktor ist hoch.
- Es gibt Unterschiede im Gesichtsausdruck der Leute am Straßenrand zwischen der Sichtung meines ZOXs und des DF. (Beim ZOX ist das Erstaunen eher kurz und macht dann oft schnell einem Lachen Platz, das teilweise in eine Richtung geht, dass ich mich ausgelacht fühle. Beim DF bleibt das Gesicht recht starr von Erstaunen. Sieht mehr so aus, als brauchten die Leute noch länger Zeit zum Verarbeiten dessen, was sie gerade gesehen haben.) Mit dem DF fällt man definitiv noch mehr auf!
- Es gibt noch viel zu tun/schrauben!
Ein weiterer Teil der Erfahrungen kommt auch noch. War jetzt doch länger als gedacht.
Trotzdem noch ein paar Bilder gewissermaßen als Teaser für den nächsten Teil.
Medium 9040 anzeigenMedium 9044 anzeigenMedium 9036 anzeigen
Grüße,
Christian