Blutzucker, Essen und andere Spaßbremsen

Jack-Lee

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Servus,
ein etwas eigenartiges Titelthema.. Aber es passt besser als man denkt.

nachdem Reinhard vor langer Zeit zwei andere Themen zu meinem "Dilemma" mit extrem stark schwankendem Leistungsoutput, Motivationstiefs und streikender Muskulatur selbst im Grundlagenbereich geschlossen hat, mache ich hier einen neuen auf... Denn es gibt Neuigkeiten.
Leider waren alle Tipps aus den anderen Themen komplett fruchtlos, der Endokrinologe fand auch nichts und vermutete leichte, schubweise Depressionen.

Ich beobachte das ganze nun eigentlich seit ich Fahrrad fahre, also schon beinahe 8Jahre. Richtig intensiv seit 2012, denn da hatte ich meine erste Leistungsmesskurbel gekauft.
Das Auftreten der immergleichen Symptome (Absolute Motivationslosigkeit, extreme Müdigkeit unabhängig vom Schlafpensum, extremer Leistungsverlust auf dem Rad von gut 50% zum Normal inkl. brennender und übersäuerter Muskulatur auch noch Stunden danach und das bei Grundlagenleistung, Sprintspitzenleistung unter 5s aber normal) korrelierte gefühlt mit garnichts.

Untersucht/Beobachtet und als Ursache ausgeschlossen:
-Schlafmangel
-"Falsche Ernährung" inform von veganer Ernährung (seit fast 4 Jahren)
-Eisenmangel
-Diabetis
-Mangel an Vitaminen/Mineralien/Spurenelementen (wird jährlich überprüft)
-falsches/zu wenig Training (Denn dann würde ich ja an einigen Tagen keine 305W über 5min oder 272W über 20min treten.. Bei 60kg)
-Depression (Selbst wenn eine leichte Depression vorliegt erklärt diese nicht Muskelbrennen usw. selbst bei niedrigster Last)
-Muskelschwäche/Nervenprobleme

Habe div. Ärzte durch, eine große Untersuchung beim Endokrinologe (wie oben geschrieben).
Alles super. Laut den Daten auf dem Papier bin ich in Bestform. Also warum dann "in Echt" nicht?

Nun, ein Gespräch mit TitanWolf, selber Diabeter der eiiiniges schon durchlebt hatte, brachte mich auf eine Spur die all das was ich bisher beobachtet habe auf einen Nenner bringt.

Mein Körper denkt nur er ist unterzuckert, ist es aber nicht!
Klingt komisch? Ja, ist es irgendwie auch.. Wolf hat aber die Erfahrung gemacht, das der Körper sich an bestimmte Blutzuckerwerte gewöhnt, wenn diese nur lang genug aufrecht gehalten werden. Er reagiert erheblich eher auf eine relative als auf eine absolute Änderung. Das ist ja was komplett typisches für den menschlichen Körper (man spürt ja auch nicht wie warm etwas absolut, sondern nur ob es wärmer oder kälter als der berührte Körperteil ist).
Nun.. Ich neige dazu, aktuell gerade wieder, ständig zu essen. Immer irgendwas futtern ist so ein Merkmal das ich seit meiner Kindheit habe. Da zum "einfach so essen" gerade Süßkram hervorragend geeignet ist, ist es leider wieder normal geworden am Tag 1-2Tafeln Schokolade nur wärend der Arbeitszeit zu essen. Dazu üppiges Frühstück, Mittag, Abendbrot. Gern dann Nachts nocheinmal was.
Als ich auf vegane Ernährung umgestiegen bin oder beim Start meines Fastenversuchs habe ich diesen Kreislauf "durchbrochen" und habe eine ganze Zeit lang eher unbewusst damit aufgehört. Habe dann die schnell besser werdene Leistung dann darauf geschoben.
Die vegane/vegetarische Ernährung und den polyphasen Schlaf will ich auch so nicht mehr aufgeben, das Fasten sollte ich aber wieder einführen.

Heute früh, nach der Ankunft im Werk, wurde mein Blutzucker gemessen, dieser lag bei 87mg/dl. Etwas niedrig, aber noch normal. Die Hinfahrt war aber mal wieder grausam. 150W fühlten sich an wie 400W, über 80U/min lies sich nur unter voller Konzentration kurbeln. Das Körpergefühl war einfach "bäh!" und meldete "hör auf mit dem Mist und leg dich ins Bett! Ach ja... und iss vorher noch ne Schoki..". So ein bisschen wie wenn man nach 6h Brevet in einen Hungerast reinfährt. Nur habe ich vor einer halben Stunde gegessen. Trotzdem hatte ich nach den 40min wieder ordentlich Kohldampf. Zudem brannten meine Oberschenkelmuskeln und fühlten sich ordentlich übersäuert an (merkte ich sogar eine Stunde später noch). Die Sprintleistung war voll da (900W Spitze ist aufm Trike für mich sehr gut), 200W über 5min zu halten aber schlicht unmöglich.

Nunja.. Nun zur (hoffentlich endlich funktionierenden) Behandlung:
-Mahlzeiten auf 2 maximal 3 am Tag reduzieren (Auch um den Fettstoffwechsel nicht ganz verkümmern zu lassen)
"Und wie sieht es mit dem Blutzucker aus? Diese Frage haben Forscher der Universität Maastricht untersucht (PLOS One, 2012). Sie kamen zu dem Ergebnis, dass der Blutzuckerspiegel in jener Gruppe, die drei Mahlzeiten aß, zwar mehr schwankte als bei einer anderen, die 14 Snacks pro Tag erhielt. Aber insgesamt hatten die mit den drei Mahlzeiten weniger Zucker im Blut."

-Süßkram komplett weglassen. Max am Wochenende und wenn das Abendbrot wegfällt
-Fastentag wieder einführen
-"Industriezucker" bzw. Produkte in denen extrem schnell verwertbarer Zucker enthalten ist drastisch reduzieren

Ziel: Senkung des mittleren Blutzuckerspiegels um meinen Körper wieder an normale Werte zu gewöhnen. So fängt dieser nicht bei einem normalen Wert (der sich bei körperlicher Aktivität schnell einstellt) an mir den Mann mit dem Hammer vorbei zu schicken. So einen Effekt gibts bei zu viel Süßem ja auch. Der Blutzucker schnellt nach oben, der Körper haut massig Insulin raus, dann fällt der Wert wieder rasant und der Körper meldet "Unterzuckerung!" und es geht von vorn los..

Wenn es wirklich daran liegt, ist eine jahrelange Tortur zu ende... Ich hoffe darauf.
Ich war nämlich dadurch kurz davor das Radfahren aufzugeben.

Gruß,
Patrick
 
87mg/dl ist aber normal bei einem Gesunden. Der eine Wert sagt auch nichts aus. Miss mal eine Stunde nach dem Essen und zwei stunden nach dem essen (Ohne Sport). Besser noch du machst mal Tagesprofile:

Nach dem Aufstehen, dann eine und zwei Stunden nach dem Frühstück, dann vor dem Mittag, eine Stunde und zwei stunden nach dem Mittag, dasselbe zum Abendessen. Dann noch einmal vor dem zu Bett gehen.

Hintergrund: Nach dem Aufstehen fährt dein Zuckerspiegel hoch (Leistungsfähig machen), die Leber schüttet diesen aus.
Eine Stunde nach einer Mahlzeit ist der Spiegel am höchsten und zwei Stunden danach muss er sich wieder normalisiert haben, also unter 120 mg/dl.

Die Messgeräte kriegst du nachgeschmissen, nur die Teststreifen kosten. Aber meist sind welche für eine Tag mit bei.

Gruß

Stephan
 
Als Zuckerersatz/zum Schokolade abgewöhnen kann ich Datteln empfehlen... die sind zwar auch zuckrig aber eben natürlich und enthalten nicht nur "reinen" Zucker. Und mit Erdnussbutter gefüllt schmecken sie wie Snickers :)
Ansonsten, die Ernährungsempfehlungen von nutritionfacts.org fand ich bisher sehr gut:
Screenshot at 2017-05-26 13:14:26.png
Exercise ist da aber glaub eher ein Mindestwert...
Gerade Bohnen/Linsen oder Hummus finde ich super als sättigendes Essen, nach dem ich meist gar keine Lust mehr auf Süsskram hab
 
@andy : Klingt doch schon arg anders wie das, was bei mir auftritt. Ist ja nicht nur Intervallartig und einige Stunden, sondern gern mal über Wochen/Monate.
Was eher für Essgewohnheiten und Co. spricht.
 
Wenn Du Süßkram reduzieren willst, kann ich aus eigener Erfahrung Xylit empfehlen! Schmeckt, wie Zucker, beeinflußt den Blutzucker aber viel weniger, als Zucker.

Gibt es im Internet bei verschiedenen Shops als Bonbons, Schokolade oder Streuxylit.
Damit habe ich es geschafft, aus der Zuckersucht rauszukommen.
Süßkram macht nämlich süchtig!

Xylit ist ein Stoff, der im normalen Stoffwechsel mit ca. 10 bis 15 Gramm am Tag sowieso anfällt. Der Körper kann das also verstoffwechseln.
Nebenbei hilft Xylit, den Zahnschmelz zu remineralisieren, härtet ihn also auf natürlichem Weg.
 
@tritonmole : Xylit nutze ich bereits häufig -> empfindliche Zähne.
Bei eingekauftem Süßkram ists da aber schwierig.. Schokokuchen, Plätzchen usw. machen wir aber mit 2/3Xylit 1/3tel Honig.

Gruß,
Patrick
 
hallo @Jack-Lee

...aus dem was ich weiß, dient der Süßkram der Stressreduzierung (daher, das Bedürfnis). Klar kann man den mit Disziplin mal Tage/Wochen oder Monate weglassen, aber es fehlt dann oft die Alternative um den Stress und seine Hormonausschüttungen zu kontrollieren. Ich gehe mal davon aus, das machmal noch der Sport zur Stressreduzierung dient. Je mehr der aber unter Wettkampfkriterien betrachtet wird, umso mehr neuen Stress kann der hervorrufen.

Stress entsteht unter anderem, durch das subjektive Gefühl, sich einer Herrausforderung nicht gewachsen zu fühlen.

Ich gehe mal davon aus, das du keinen ruhigen Alltag hast und von den Erwartungen anderer Menschen an dich, nicht verschont bleibst.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Jack-Lee:
Deine Schilderung des Ausgangsproblems kommt mir beängstigend bekannt vor.

Auch ich leide eigentlich permanent unter Müdigkeit, körperlicher Erschöpfung und Antriebslosigkeit.
Meine Freizeit verbringe ich eigentlich vorzugsweise im Liegen (nicht nur auf dem Trike), übersäuere bereits nach der Treppe in den dritten Stock und rutsche selbst auf dem Bürostuhl früher oder später in die Horizontallage.
Essen gehört zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, auch wenn ich kaum ein Gramm zunehme und Schokolade und andere Süßigkeiten laufen so nebenher in unvorstellbaren Mengen.

Auch ich habe mich schon mehrfach auf Blutzucker testen lassen, nicht zuletzt deshalb, weil ich einen verfrühten Grauen Star entwickelt und starke Empfindungsstörungen (permanentes Kribbeln/Taubheitsgefühle) in den Zehen habe.
Ich zeige also einige Symptome eines Diabetikers, allerdings bisher ohne entsprechenden ärztlichen Befund.

Den Süßigkeiten habe ich schon länger den Kampf angesagt, komme aber einfach nicht davon los. Besonders in den dunklen Wintermonaten ist die Gier danach unstillbar.
Im Sommerhalbjahr dagegen, wenn ich meine Haut (natürlich mit Sonnencreme LSF 30) auf dem Rad dem Tageslicht aussetzen kann, reduziert sich mein Zuckerkonsum merklich.
Vitamin D-Präparate im Winter haben aber keine messbare Veränderung gebracht.

Diesem subjektiven Erschöpfungssyndrom zum Trotz, kann ich zwischendurch immer wieder ganz passable körperliche Leistungen beim Krafttraining oder Radfahren erbringen.
Zumindest für mein Alter (bald 57) erscheint mir ein Schnitt von knapp 30 km/h mit dem TGV auf einer Strecke von 50 km noch vorzeigbar. Auch der Fitness-Test meiner Polar-Pulsuhr bescheinigt mir mit einem VO2-Max-Wert von 49 immer noch exzellente Konditionswerte.
Ich komme im Jahr vielleicht auf überschaubare 4000 Radkilometer und mache 3-mal wöchentlich Krafttraining für den Oberkörper im Sportstudio.

Gefühlt laufe ich aber im Kriechgang durchs Leben. Und meine Regenerationszeiten sind von galaktischer Ausdehnung.

Erwarte ich in meinem Alter zu viel?
Sollte ich kürzer treten oder mehr trainieren?
Bin ich ein Zuckerjunkie?
 
Hallo zusammen,

da ich der Gesprächspartner von @Jack-Lee bei unserer Unterhaltung war, mal ein paar Ergänzungen hierzu:

Jedes insulinproduzierende Säugetier hat einen "Normalwertbereich", welcher eine normale Funktion des Körpers und aller beteiligten Zellentypen gewährleistet. Beim Menschen ist dies ein Bereich zwischen ca. 60-65 und 135-140. Geht es darüber, steigen die negativen Effekte durch Ablagerungen, Bemühungen der Nieren, den Zucker auszuscheiden und einigen weiteren nicht kurzzeitig, jedoch langfristig schädlichen Effekten. Geht es darunter, ist erst einmal nichts "kaputt" (gut, nach Studien steigt das Risiko auf Alzheimer, je nach Wert, nach eins bis drei Unterzuckerungen um das Vierfache an.. aber wir reden hier ja nicht von Risiken, sondern von Effekten), außer der Blutzuckerspiegel sinkt in Bereiche, in welchen der Körper resp. einzelne Körperkomponenten nicht mehr sauber / produktiv arbeiten können.

Beide "out of norm"-Situationen sind je nach Mensch unterschiedlich ausgeprägt und vor allem: auch in ihrem "exakten Wertebereich" variabel. Doch geht es bei Patricks geschildertem Befinden nicht um ein Problem, welches aus körperlich induziertem Zuckermangel oder extremen Überzucker resultiert (denn das wäre einfach zu messen und auch recht einfach zu diagnostizieren). Es geht um die damit zusammenhängenden Reaktionen des Körpers, die Symptome, welche er äußert. Was bei leichter Überzuckerung als eine Art "motivationsloses Aufgeblähtheitsgefühl der trägen Masse" (sehr schwer zu beschreiben) wirkt, jedoch die Leistung nicht allzustark beeinträchtigt, haut indess bei einer Unterzuckerung - je nach Umgang desjenigen mit den Symptomen - richtig rein. Da sind auch 50% Leistungsverlust, Zittern, das Gefühl, gleich einzuschlafen oder kalte Schweißausbrüche/Kreislaufprobleme keine Besonderheit.

Wohlgemerkt: dies muss nicht bedeuten, dass der eigentliche Wert für den Körper ein Problem darstellt. Denn der Körper "gewöhnt" sich an eine Schwelle und reagiert dann in Relation zu der gewöhnten Schwelle auf Abweichungen mit Symptomen, welche rein durch den Zuckerwert funktionsseitig nicht bedingt wären.

Wenn jemand jeden Tag zwei Packungen Fruchtgummis isst und drei Liter Zitrusfrüchtesaft trinkt, wird er auch als gesunder Mensch einen tageszeitenabhängigen und und häufig über 150 mg/dl liegenden Blutzuckerwert aufweisen. Einfach, da die Aufnahme des Zuckers aus der aufgenommenen Nahrung schneller umgesetzt ist, als es der Abbau des Blutzuckerspiegels durch Insulinausschüttung und körperliche Aktivität wäre.

Das muss vorerst nicht einmal ein gesundheitliches Problem darstellen, jedoch: Wenn der Wert auf einen eigentlich im Normalbereich befindlichen Wert sinkt, nachdem derjenige sich 2, 3, 4mal in recht kurzer Zeit auf einem deutlich zu hohen Wert befand, dann wird der Körper schon deutlich vor eigentlich im Unterzuckerbereich liegenden mg/dl-Werten exakt jene Warnsignale ausschütten, welche normalerweise in Folge einer (echten) Unterzuckerung ausgeschüttet werden. Die Hormonausschüttung ist dann die Gleiche, die Resultate ebenfalls. Mit einem Unterschied: Die Muskeln können weiterhin auf Zucker zurückgreifen, da ja genug vorhanden ist - jedoch wird die Insulinausschüttung limitiert, da der Körper "denkt", es wäre zu wenig vorhanden (in Relation zu dem gewöhnten Wert). Daher leidet derjenige dann auch mit einem Normalzuckerspiegel unter z.B. Heißhunger, Schüttelfrost, kaltem Schweiß, Kreislaufproblemen, Kraftlosigkeit, Antriebslosigkeit, bleierner Schwere, Sichtprobleme, Bauchprobleme, ... die Liste ist lang und variabel.

Als einer der wichtigsten "fühlbaren" Symptome einer Unterzuckerungssymptomatik, ohne jedoch tatsächlich keinen Zucker mehr für die Körperfunktionen verfügbar zu haben, ist u.A. die vorzeitige Ausschüttung der Glykogenreserven (was dann zu früh zu einem tatsächlich zu niedrigen Blutzuckerspiegel führen kann, ergo: Mann mit dem Hammer incoming) und hierdurch das "Leerhalten" der Glykogenreservoirs im Körper, z.B. der Leber (diese werden nur befüllt (und dies dauert eine Weile), wenn der Körper nicht in einem Unterzuckerungsstatus ist - auch nicht in einem "falschen"). Diese fühlbaren Symptome sorgen demnach für einen deutlichen Leistungsknick, auch, wenn der Blutzuckerspiegel weiterhin auf Normallevel läge. Vor allem jedoch sorgen sie für keine "schmerzhaften" Probleme, solange derjenige in diesem Zustand nicht versucht, weiter volle Pulle zu heizen - jedoch für einen sehr "antriebslosen" Zustand, in welchem das Leistungsoutput ohnehin hinuntergeht.

So ähnlich, jedoch nicht derart gravierend, wirkt auch ein "zu niedrig" gespeichertes Normzuckerlevel. Dann sind keine Symptome vorhanden - bis dann die zwangsläufig durch den tatsächlichen Mangel erzeugten (und nicht "fälschbaren") Aspekte wie z.B. deaktivierte Nervenbahnen, taube Gesichtspartien/Lippe/Nase, taube Wangen, Sprachprobleme, Gefühl von Taubheit in Gliedmaßen und einer noch verstärkten Antriebslosigkeit. Dies kommt dann recht plötzlich, wenn der Körper sich denkt: "Ach, alles gut - wir sind zwar bei 30 mg/dl, aber das war ja so häufig so, das ist der neue Normalbereich..", wirkt jedoch genauso negativ (und ist in dem Fall auch nicht mehr zu beseitigen, da die Reaktion auf diese reellen Symptome zu spät kommt, um den Körper ohne Regenerationsauszeit wieder Reserven zu entlocken).

Auch der umgedrehte Fall existiert: Überzuckerungssymptome, obwohl keine Überzuckerung besteht. Die Unterzuckerungssymptome fallen jedoch heftiger aus, solange es nicht um reelle hohe Extremwerte geht.

Das Lustige hierbei: Der Körper, jeder menschliche Körper gewöhnt sich permanent, immer, an den häufigen Stand, an häufige Änderungen. Und: Es bedingt keine wochenlangen Änderungen, um eine Änderung des "Normalbereichs" zu bewirken. Zwei, drei Unterzuckerungen über eine Woche verteilt, welche einer evtl. gar nicht merkt, da minimal ausgeprägt.. und der "Normalbereich" ist schon verschoben. Ebenso nach oben möglich (und bei vielen Übergewichtigen auch der Fall, diese haben "echte Heißhungerattacken", jedoch keinen echten Körperzuckermangel..).

Da zum "einfach so essen" gerade Süßkram hervorragend geeignet ist, ist es leider wieder normal geworden am Tag 1-2Tafeln Schokolade nur wärend der Arbeitszeit zu essen.

Das ist einer der möglichen Verursacher: Du kannst zwar problemlos 6000 kCal. am Tag zu Dir nehmen, doch wenn Du 6000 kCal. in Form von Einfachzuckern in kurzer Zeit zu Dir nimmst, wird Dein Blutzuckerlevel aufgrund der rapiden Steigerung(en) über nicht unerhebliche Zeitspannen des Tages in (viel) zu hohen Bereichen liegen - und das ändert das körpereigene "Normlevel". Bei jedem - allerdings nicht bei jedem gleich intensiv (abtrainieren kann einer diese körpereigene Anpassung jedoch nicht, die ist immer da, auch nach dutzenden Jahren als Typ 1 Diabetiker passt sich der körpereigene "Normalbereich" weiterhin an).

Wenn Du die 6000 kCal. hingegen in Form von Zitrusfrüchten, ungepresst, isst.. wird Dein Blutzucker ebenfalls steigen, jedoch nicht kontinuierlich steil, sondern anfänglich etwas steiler und dann recht flach. Darauf kann der Körper sich durchaus einstellen, Insulinausschüttungsseitig. Noch besser bei langsamer wirkenden Zuckern oder eben Kohlenhydraten in gebundener Form. Je "gleichmäßiger" die Zufuhr ist, mit weniger Spitzen und Tälern, desto weniger ändert sich für Dein körpereigenes "Normallevel", da Dein Körper sich mit der Ausschüttung gut anpassen kann. Wenn Du hingegen zwei Tafeln Schokolade isst, werden die Ausprägungen auf Deinem Blutzuckerverlauf deutlich intensiver ausfallen und somit die potentielle Änderung Deines "Körpernormallevels" ebenfalls.

Allerdings muss ich auch dazu schreiben:

Etwas niedrig, aber noch normal. Die Hinfahrt war aber mal wieder grausam. 150W fühlten sich an wie 400W, über 80U/min lies sich nur unter voller Konzentration kurbeln. Das Körpergefühl war einfach "bäh!" und meldete "hör auf mit dem Mist und leg dich ins Bett! Ach ja... und iss vorher noch ne Schoki..". So ein bisschen wie wenn man nach 6h Brevet in einen Hungerast reinfährt.

Das kann eine Kombination mehrerer Faktoren sein und ich gehe davon aus, dass dies auch der Fall ist. Dass es nicht allein Dein "Körpernormallevel" des Zuckerbereichs ist, sondern dies in Wechselwirkung mit anderen Aspekten: Muskelgruppenaktivität in kurzer Zeit (und damit verbundene Auswirkungen auf Deinen Blutzuckerhaushalt), Durchblutung (und somit Versorgungsunterschiede), Kreislauf (dito), ..

Ziel: Senkung des mittleren Blutzuckerspiegels um meinen Körper wieder an normale Werte zu gewöhnen. So fängt dieser nicht bei einem normalen Wert (der sich bei körperlicher Aktivität schnell einstellt) an mir den Mann mit dem Hammer vorbei zu schicken.

Das ist am ehesten mit einer vielfältigen Frühstücks- und Abendessenkombination zu gewährleisten. Brot, Toast o.Ä. sind z.B. mittellangfristige Versorger. Je nach Brotsorte und je nach Art der Zubereitung dauert es 20 Minuten bis 4-5 Stunden, bis es im Blut landet. Graubrote und Körnerbrote ziehen sich länger und steigern weniger steil. Weizentoast, gerade getoasteter Toast mit süßem Belag, ist indess ein Schnellpusher, der auch schnell nachlässt.

Dies ist jedoch nicht so kritisch: Iss ruhig, worauf Du Lust hast, aber ausgewogen. Meinetwegen: 2 Joghurts, 3 Brötchen oder 3-4 Brotscheiben, 2 Bananen oder Pfirsiche, Kiwis oder auch Zitrusfrüchte (diese halten nicht so lange an, gehen steiler hoch), Fleisch isst Du ja keines, aber Käse oder Sojaprodukte, Gemüse, andere Obstsorten.. sind immer gut. Auch Industriejoghurt ist nicht soo schlecht, verglichen mit Schokolade, Fruchtgummis o. Schokokeksen.

Die von Dir geliebten Schokokekse - einer glaubt es kaum - steigern, gemessen an ihrer Gesamtheit an Kohlenhydraten, den Blutzucker spitzer, als es Toast tun würde.. und nahezu ohne Verzögerung. Selbst der Keks.. ist rasch aufgenommen. Wenn einer indess trockene Butterkekse "pur" isst, dauert es durchaus 1-2h, bis sie verarbeitet wurden.

Demnach: lieber verschieden schnell wirkende Kohlenhydratmischungen, Nahrungsmittel.. und viele sollten über Zeit wirken, nicht zu spitz. Dann sollte sich die Änderung Deines "Normalwertbereichs" des Körpers in Grenzen halten resp. wieder normalisieren, da die Änderung dieses "Normalbereichs" durch Spitzen, gleich ob positiv oder negativ, deutlich immenser beeinflusst werden als durch langfristige, moderate Steigerungen.

Wenn Du dann etwas gefunden hast, was zu Dir passt, kannst Du auch drei Mahlzeiten am Tag essen. Jedoch sollte das Mittagessen bestenfalls kein Fastfood sein, sondern gekochte oder kalte Speisen. Nachtisch ist OK, sollte jedoch mengenmäßig auch Nachtisch sein und keine halbe oder gar ganze Packung.


Hallo Stephan,

87mg/dl ist aber normal bei einem Gesunden. Der eine Wert sagt auch nichts aus. Miss mal eine Stunde nach dem Essen und zwei stunden nach dem essen (Ohne Sport). Besser noch du machst mal Tagesprofile:

Nach dem Aufstehen, dann eine und zwei Stunden nach dem Frühstück, dann vor dem Mittag, eine Stunde und zwei stunden nach dem Mittag, dasselbe zum Abendessen. Dann noch einmal vor dem zu Bett gehen.

Hintergrund: Nach dem Aufstehen fährt dein Zuckerspiegel hoch (Leistungsfähig machen), die Leber schüttet diesen aus.
Eine Stunde nach einer Mahlzeit ist der Spiegel am höchsten und zwei Stunden danach muss er sich wieder normalisiert haben, also unter 120 mg/dl.

so einfach ist es nicht: Es hängt massiv von der Art des Essens ab. Und von den gegessenen Mengen in Zeit X.. Eine Stunde nach dem Essen kann bei gleichen Kohlenhydratmengen von "minimal gestiegen" bis hin zu "geht durch die Decke" gehen. Wenn einer 300g Kohlenhydrate in Form von Nudeln isst, bestenfalls noch in Brühe o.Ä. (Suppe), wird es lange, laaaange dauern, bis der Blutzuckerspiegel dann richtig durch die Decke geht (hatte schon einmal vier bis fünf Stunden Verzögerung). Bei 300g Nutella auf Brot dauert es keine 15 Minuten.

Die 87mg/dl sind ohne Frage noch im Normalbereich, doch muss dies nicht bedeuten, dass Patricks Körper es als Normalbereich empfindet/einstuft (und keine Unterzuckerungssymptome auftreten).

Ich hatte Patrick empfohlen, es in Absprache mit mir dann zu messen, wenn das jeweilig gegessene Essen nach meiner Erfahrung am Höhepunkt seiner Wirksamkeit ist. Und vor dem Essen, natürlich, um einen Vergleichswert zu haben.

Die Messgeräte kriegst du nachgeschmissen, nur die Teststreifen kosten. Aber meist sind welche für eine Tag mit bei.

Sowohl Messgerät als auch Messstreifen kann er problemlos von mir beziehen, kein Problem. Bestenfalls sollten die Messungen durchgeführt, wenn er eine "Änderung" feststellt, einen sehr trägen Tag erwischt hat oder seine Leistung massiv einbricht. Hierzu als Gegenpol die sehr fitten Tage, über mehrere Messungen bestenfalls die Tage davor/danach ebenfalls. Das Wichtigste sind die Änderungen: Nicht die Änderung selbst, sondern hauptsächlich die Messungen/das Gefühl in den Tagen zuvor als Notiz.

Hallo @Jusdeau ,

Den Süßigkeiten habe ich schon länger den Kampf angesagt, komme aber einfach nicht davon los.

hast Du probiert, einfach keine Süßigkeiten mehr einzukaufen, die vorhandenen wegzuschließen (so zu verschließen, dass sie nicht einfach herauszuholen sind, sondern großen Aufwand bereiten) und Dir in den Keller oder an den ursprünglichen Süßigkeitenort selbstgemachten Obstsalat oder verschiedene Früchte hinzulegen?

Ich konnte über mehrere Jahre beobachten, dass bei einer Kombination von sehr "süßen" Früchten mit anderen, eher stärke- oder wasserhaltigen Fruchtsorten das Resultat durchaus einer ausgewogenen Mahlzeit entspricht, welche aufgrund der großen konsumierbaren Mengen (und dem schieren Volumen, welches Du essen kannst im Vergleich zu Süßigkeiten) auch langfristig sättigt und somit das Verlangen auf andere Süßigkeiten auf fast Null limitiert.

Viele Grüße
Wolf
 
Nee, Antriebslosigkeit ist die Folge des Tiefs folgend auf zu extreme/häufige Hochs. ;)

Sowohl bei Drogen, als auch bei Zucker..

Viele Grüße
Wolf
 
@Jack-Lee Also ich hab folgende Ernährungsschwerpunkte gesetzt. Selbstgebackenes Dinkelvollkornbrot, Im normalen Alltag nach 15.00Uhr keine Nahrungsaufnahme. Zuckerkonsum gegen null. Fühle mich mit 53 Lenzen wie mit 35!!!! Komme langsam auf mein Wunschgewicht bei 180 cm von 80 kg. Bin zur Zeit untrainiert und hab das Gefühl federleicht zu sein. Das Vollkornbrot hält mich dermaßen satt, dass ich gar keinen Wunsch mehr nach Essen habe. Am Anfang war es wirklich hart. Aber mittlerweile stimmt der Rythmus. Oft ess ich zu Mittag zum letzten mal. Außer auf Festen oder Feiern. Ich bin überrascht wie gut es einen tut wenn man die Füllerei nicht mehr so lebt wie normale Menschen. Hauptmahlzeit ist halt das Frühstück und da bediene ich mich richtig gut. Dank eigenen Dinkelvollkorn braucht man aber maximal die Hälfte an Brotscheiben wie vom normalen Bäckerbrot.
Das Dinkelvollkornbrot hat halt viele Vorteile: Darmkrebsvorbeugung, Blut verdünnend, keine Allergie wie Gluten, Seit drei Monaten habe ich umgestellt. mir geht es blendend, trotz hoher Arbeitsbelastung, auch körperlich. Vielleicht hilft es jemanden der mitliest weiter.
Gute Zeit.
hmctd
 
@hmctd : Das bestätigt meine Partnerin auch. Sie hat eigentlich einen "Fresstag" pro Woche, da wird auch mal ordentlich geschlemmt mit Kuchen am Nachmittag und großer Pizza. Mittlerweile meint sie, das dieser Tag einfach keinen Spaß mehr macht, da er nur Nachteile bringt. Ihr wird dann schnell schlecht, kann nicht so gut schlafen, ist am nächsten Tag ziemlich antriebslos.
Merkwürdiges Phänomen.

Und Brotbacken.. Ja das haben wir auch zwei Jahre gemacht. Selbstgebackenes ist extrem sättigend. Ein kleines Laib Brot reicht dann nicht nur für zwei, sondern für 4 Tage.
 
Genauso geht es mir esse ich mal abends was, kommt das Gefühl hätte nicht sein müssen. Beim Zucker ist es nocht extremer. Außer Eiskrem ab und an wird es mir bei normalen Bäckerei Gebäck immer schlecht nach dem Essen. Meine Frau süßt halt nur mit Honig und auch Vollkorn Nudeln und Kuchen.
Ist halt ne andere Welt viele mögen es nicht so wir schwören drauf und es geht besser. Fleisch es gleiche nur auf Feste und ab und zu mal. Wir vermissen nix und sind aber keine extreme Verfechter. Wir mussten einfach feststellen, dass weniger mehr ist und Zucker sowieso kein natürliches Lebensmittel. Da liegt bei uns der Schwerpunkt: Bio, natürlich, unverfälscht, dann passt der Geschmack und wir essen lebenswerte Sachen die uns hoffentlich gesund erhalten. Dass ist eben unsere Philosophie, jeder so wie er mag halt.
 
Weizentoast, gerade getoasteter Toast mit süßem Belag, ist indess ein Schnellpusher, der auch schnell nachlässt.

ich ess seit geraumer zeit zum frühstück statt semmeln pfannkuchen mit frischkäse und süßem drauf.

hält dann bis zum abendessen ganz gut vor, mittagessen fällt meistens weg.

ist das aus deiner / eurer sicht vorteilhaft ?

wobei ich ein leichtgewicht bin und meistens esse worauf ich grad lust hab, aber oft wenig esse obwohl ich "dürfte".
 
Das war früher einfacher ... da gab es keine Ernährung. Es wurde gegessen was da war! :D

fluxx.
 
dürften sie auch keinen Dinkel essen
...denn Dinkel enthält deutlich mehr Gluten als der böse, ungesunde Weizen.

Leute, lasst Euch nicht von der Ernährungs-Industrie verarschen. Vor allem nicht von den Spacken aus der Eso-Gesundheits-Industrie.
Ernährt Euch vielseitig und esst, worauf euer Körper gerade Lust verspürt. In Maßen und regelmäßig. Am besten selbst aus frischen Zutaten zubereitet.
Dann klappt das schon.
 
Hallo @Jack-Lee
Wenn Du deine Blutzucker-Tageskurven wissen willst lass Dir von einem Doc das Starterset "Freestyle Libre" von Abbott empfehlen.
Dafür muss er ein Werbeformular Stempeln.
Das Starterset gibt es dann gegen Registrierung umsonst
Es enthält ein Messgerät sowie einen Chip mit Messlanze, den Du Dir z. B. auf den Oberarm klebst.
Der bleibt dort zwei Wochen, ist wasserfest und speichert die Zellzwischenraum-Zuckerkurve für je bis zu 8 Stunden.
Diese Werte reagieren naturgemäß gegenüber dem Blutzuckerwert etwas verzögert.
Zum Messen hält man das Gerät (oder ein Android-Smartphone) an den Chip, aktueller Wert und Verlauf werden übertragen und können am Gerät, Smartphone oder PC ausgewertet werden.
Damit bekommst Du eine gute Übersicht über Deine "Tageskurven".
 
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