1200 km Scorpion FS 26 – ein Fazit.

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Hallo liebe Kollegen aus dem Forum,

wie bereits in Aussicht gestellt, möchte ich an dieser Stelle ein kurzes Feedback zu den ersten 1200 km mit dem Scorpion FS 26 geben. Ich habe bereits viele Stunden im Forum gelesen (und Kommentare geschrieben), aber noch keinen Review über das „FS 26“ finden können. Dann möchte ich an dieser Stelle mal den Anfang machen. Ich fasse hier einfach mal zusammen, was ich in den letzten Monaten über das FS 26 so gepostet habe.

Eingangs nochmal kurz zu meiner Person: Ich bin 47 Jahre und habe eine 20 jährige „Karriere“ als passionierter Mountainbiker hinter mir, der ich jetzt aus Zeitgründen und wegen mangelender Verfügbarkeit des entsprechenden Terrains (trotz entsprechenden Hügeln) den Rücken gekehrt habe. Stattdessen habe ich vor ungefähr einem dreiviertel Jahr das Liegeradfahren entdeckt.

Ich wohne in Kornwestheim im Speckgürtel von Stuttgart und Ludwigsburg, einer hügeligen, dichtbesiedelten Region mit entsprechendem hohen und beklagenswerten (Auto-) Verkehrsaufkommen. Die Verkehrsinfrastruktur ist komplett auf den Autoverkehr ausgerichtet, was nicht heißt, daß hier keine entsprechenden radtauglichen Wege existieren. Liegerad fahren ist hier durchaus möglich und man kann wie andernorts auch genauso seinen Spaß haben, sofern man verschiedene Einschränkungen akzeptiert und daraus für sich Lösungen ableitet.

Im Stadtgebiet und außerhalb der Stadt aber immer noch im „Speckgürtel“ von Stuttgart und Ludwigsburg begegnet man häufig unterbrochenen Radwegen, teilweise in erbärmlichem Zustand, teilweise sehr schmal und teilweise direkt neben Bundesstraßen verlaufend, die in anderen Bundesländern als Autobahnen zu klassifizieren wären. Unter diesen widrigen Bedingungen Spaß am Liegeradfahren bedarf es eines kreativen Ansatzes: Nämlich

  1. Man muss die Wege genau kennen, auf denen man gefahrlos, schnell und mit Genuss dieser tollen Beschäftigung nachgehen kann.

  2. Wenn man auf der Straße fahren möchte – hat man diese im Speckgürtel lediglich an den Wochenenden zwischen 07:00 Uhr und 09:00 Uhr für sich allein.

  3. 20 km außerhalb von Stuttgart Ludwigsburg dünnt sich der Verkehr merklich aus, so daß außerhalb der Rushhour Liegeradfahren problemlos möglich ist.
Doch was hat das alles mit dem Scorpion zu tun? Sehr viel! Und dazu komme ich jetzt:

Mein Scorpion wog bei Auslieferung ca. 25 kg. Hier die Ausstattungs-Liste

  • Kurbel: Shimano Hollowtech (44 – 32 – 22)*
  • Schaltung: 3 * 9 Shimano XT
  • Bremsen: Shimano XT Hydraulik
  • Parkbremse
  • Standard-Federelement
  • Schutzbleche. Trike Fender
  • Gepäckträger
  • Minoura Swinggrip Scheinwerferhalter
  • Body-link-Sitz und Ventisit-Auflage anstelle der Airflow-Auflage
  • Seitenstützen
  • Kopfstütze Body-Link
  • Mirrycle montierbarer Seitenspiegel
  • Computerhalter für Trike
  • Sitzfachtasche
  • Flaschenhalter
  • Regenhusse
*Mein Händler empfahl mir anlässlich meines geplanten Einsatzzwecks eine Mountainbike-Kurbelgarnitur anstelle der Serienmäßigen Garnitur

Verarbeitung:

Das Scorpion FS 26 besticht durch seine erstklassige Verarbeitung: Die Schweißnähte sind sauber gearbeitet und glattpoliert und die gewählte Sonderlackierung ist fehlerlos. Alle beweglichen Teile arbeiten sehr Präzise. Verarbeitung und die Ausstattung mit den gewählten Komponenten wird dem Premium-Anspruch mehr als gerecht.

Fahreindruck:

Das Scorpion ist kein Leichtgewicht. Das ist uns allen bekannt. Aber selbst in der hügeligen Landschaft habe ich in keinster Weise den Eindruck, ein träges Trike zu steuern. Es lässt sich sehr behände durch den verworrenen stuttgarter Verkehr manövrieren und bügelt alle Fahrbahnunbenheiten des mangelhaften stuttgarter Radwegenetzes mit seiner Federung Souverän glatt.

Der Federkomfort ist dem vorgesehenen Einsatzzweck des Scorpions als „komfortabler Tourer“ angemessen, richtig eingestellt und im Stadtverkehr ist dies sehr angenehm. Bislang stelle ich allerdings fest, daß selbst die etwas härtere Federung für „leichte“ Fahrer bis 80 kg (Ich wiege 75 kg) für meinen Geschmack deutlich zu weich ist. Ich habe mir somit über einen Drehring an der Standard-Federung die Vorspannung erhöht, und den Hinterrad-Dämpfer straffer eingestellt. Kämen zu der relativ weichen Federung nun noch statt des Schalensitzes ein Netzsitz, wäre mir das Fahrverhalten deutlich zu schwammig und der Vortrieb zu ineffizient. Das wäre für meinen Einsatzzweck fatal, da es in Stuttgart heftige Anstiege mit bis 200 Höhenmeter zu bewältigen gilt. Und da ich bewusst keine Motor-Unterstützung geordert habe, bin ich auf einen effizienten Antrieb angewiesen. Trotz des hohen Gewichtes und der weichen Federung lassen sich – zwar mit etwas Anstrengung – Dank der MTB-Übersetzung, relativ problemlos steile Aufstiege (ca. 16 %) über mehrere hundert Meter bewerkstelligen. Die Wahl einer MTB-Übersetzung hat sich für den Einsatz im stuttgarter Berg-und-Tal-Terrain als genau richtige Entscheidung herausgestellt.

Als ehemaliger Mountainbiker habe ich den Aufstieg immer als die sportliche Herausforderung und weniger als unausweichliches Übel gesehen. Die Berg-Abfahrt im Anschluss verstehe ich nach wie vor als Lohn für die Aufstiegsmühen . Viele mögen es anders sehen, aber Trike fahren ist für mich in erster Linie „Radsport“.

Ich stelle allerdings fest, daß mir die Standardfederung selbst mit höherer Vorspannung zu weich ist. Wenn ich den Vergleich zur Autowelt hier bemühen darf, würde ich es folgendermaßen beschreiben: „Eine US-Reiselimousine verwandelt sich mit höherer Vorspannung in einen französischen Kombi“. Da ich das Trike aber derzeit mehr als Sportgerät und weniger als Nutzfahrzeug einsetze, und zudem noch etwas Gewicht sparen möchte, rüste ich das Scorpion gerade mit einem verriegelbaren Rock-Shox Luftfeder-Element nach, dessen Ansprechverhalten ich je nach Einsatzzweck Zuladung und Untergrund variieren kann. Aktuell bevorzuge ich ein strafferes Fahrwerk und kann auf diesem Weg dem Scorpion noch ein paar mehr sportliche Eigenschaften einhauchen.

Und jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, den ich sehr erwähnenswert finde, und den ich bereits in einem anderen Thread ansprach: Geht es den Berg runter, zeigt sich das Scorpion von seiner wilden Seite, die den Scorpion-Trikern aus flachen Gegenden leider (immer?) verborgen bleibt: Das Fahrwerk ist fantastisch! Selbst bei schlechten Wegen und Geschwindigkeiten von ca. 50 km/h und mehr liegt das Scorpion auf der Straße wie ein Brett, so daß die Kurvenhatz ein unvergleichliches Erlebnis darstellt. Es zeigt sich hier als 100 % zuverlässiger Partner, der den Reiter nur bei deutlicher Überschreitung des physikalischen Grenzbereichs abzuwerfen sucht. Engere Kurvenfahrten mit Geschwindigkeiten um die 30 km/h sind sicher nicht ganz ohne, aber ich habe sie mit dem Scorpion bei entsprechendem „Hineinlegen“ in die Kurve als machbar kennengelernt, und habe nie das Gefühl gehabt, die Kontrolle über das Trike zu verlieren. Bevor sich das innere Vorderrad hebt, fängt es im genannten Geschwindikeitsbereich eher an wegzurutschen als zu kippen.

Ich finde, daß dieser Fähigkeit des Scorpions viel zu wenig Beachtung geschenkt wird, und möchte es hier auch nochmals unterstreichen. Wenn die Bergauffahrten mit dem Scorpion Schweiß und Mühen kosten mögen, machen das Zusammenspiel aus relativ flacher Sitzhöhe, dem aufwändig konstruierten Mc Pherson-Fahrwerk, Frontfederung und einer entsprechend leistungsfähigen Bremsanlage das Scorpion zum absoluten Adrenalin- und Spaß-Garanten. Es eignet sich in keinster Weise für Geschwindigkeitsrekorde im Velodrom aber brilliert mit entsprechender Dämpfung, richtigem Gestühl, und Bremsanlage auf schnellen Downhills in den stuttgarter Weinbergen sowie auf rasanten Passabfahrten im Schwarzwald oder sogar in den Alpen. Die Werbung von HP-Velotechnik verspricht hier nicht zu viel, denn das Scorpion liefert hier auf den Punkt!

Ein paar Worte zum Sitz: Mein Händler wollte mich mit allen Mitteln vom Netzsitz überzeugen. Es ist ihm nicht gelungen – und ich bin froh drum. Aus rein optischen Gründen hatte ich zunächst den Body-Link-Sitz gewählt, obwohl ich den Netzsitz Probe gefahren bin und es als sehr angenehm empfand, daß der Rücken belüftet wird. Doch angesichts des aktuellen Einsatzzwecks liegt mir der Schalensitz deutlich besser. Man bringt doch deutlich mehr Power in die Pedale als auf dem Netzsitz. Als unerlässlich empfinde ich die Seitenstützen, die dem Becken bei schnellen Kurvenfahrten mehr Halt bieten und die Kopfstütze, die sich als sehr angenehm beim Bergauffahren herausstellt. Ganz ohne Komfort geht es halt auch bei mir nicht.

Das Scorpion ist kein Renn-Trike, soviel ist uns allen klar. Dennoch habe ich nicht das Gefühl, ein langsames Fahrrad zu lenken. Sicher komme ich nicht an die Geschwindigkeiten eines Rennrades heran. Denn dafür würde mich ein Renn(Liege-)rad kaufen. Ich bin dennoch deutlich schneller auf meinem schweren Scorpion als ein Trekking-Bike in der Ebene und als Mountainbikes in der Ebene sowieso. Am Berg sieht das natürlich anders aus.

Es ist aber auch nicht mein Ziel mit dem Trike Rennräder zu Jagen (das mache ich mit meiner Bacchetta). Im Focus bei der Kaufentscheidung standen die Berggängigkeit, die Tourentauglichkeit, die schnelle Downhills und die Option, das Scorpion als alltagstaugliches Pendelfahrzeug nutzen zu können. Bis auf eine mehrtägige Radreise habe ich bisher alles mit dem Scorpion gemacht – es hat sich bei allen Anforderungen, die ich hatte prima bewährt und ich bin sehr zufrieden mit meiner Wahl.

Wie bereits erwähnt, nutze ich das Scorpion gerade eher als „Spielzeug“. Folglich habe ich es auf Minimalismus getrimmt. Im Januar baute ich spaßeshalber fast alles ab, was nicht unbedingt für den Vortrieb erforderlich ist. Und tatsächlich habe ich 3,9 kg einsparen können. Es wiegt jetzt noch 21,2 kg – immer noch kein Leichtgewicht, aber dennoch ausreichend agil für meinen aktuellen Einsatzzweck. Die Maßnahmen, mit denen ich das Gewicht einsparen konnte, waren folgende:

Scorpion FS 26 vor dem Umbau, direkt nach Auslieferung (25,1 kg):
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  • Montierbarer Spiegel ab (ich benutze stattdessen einen Steckspiegel für die Brille)
  • Schutzbleche ab
  • Gepäckträger abgebaut und gegen Banana-Racer-ähnliche Taschen ausgetauscht
  • Flaschenhalter weg (nehme eine 1-Liter Plastikflasche in meinen Bana-Racern mit)
  • Aufschlagschutz für den Tretausleger weggebaut
  • Tryker und M.-Racer ausgetauscht gegen Schwalbe Kojaks
  • Fahne weg
Mit Wegbau des Kettenblattschutzes und Austausch der Shimano-Pedalen gegen Crank-Brothers und Austausch des Standard-Federelementes gegen ein Rock-Shox Monarch Luftfederelement gehen nochmal ca. 0,8 - 1 kg. Das steht als nächstes bei mir auf der Agenda.

Fehlende Schutzbleche und fehlender Gepäckträger gehen natürlich zu Lasten der Alltagstauglichkeit. Ich nutze mein Scorpion aber im Moment eher als Sportgerät zum Kurvenflitzen und bin nicht auf das Trike als Alltagsfahrzeug angewiesen.

Bisherige Kosten: 100 Euro für Reifen - Gewichtsersparnis 3,9 kg.
Das Rock-Shox Monarch kostet nochmal ca. 200 Euro.

Scorpion FS 26 nach dem Umbau (21,2 kg):
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Direkt nach dem Umbau habe ich einen km-Schnitt in der Ebene von 28,9 km/h über eine Wegstrecke von 18 km erzielt. Das finde ich für ein Trike schon recht respektabel. Auf meinen aktuellen Touren (meist zwischen 50 und 60 km und 500 bis 600 Höhenmetern) liegt mein derzeitiger Schnitt zwischen 22 und 24,5 km / h.

Es gibt allerdings auch einen kleinen Mangel, auf den ich an dieser Stelle gern @Heiko_HPVelo aufmerksam machen möchte: Als Park-Bremse verbaut HP Velotechnik eine einfache Cantilever-Bremse mit Feststell-Mechanismus. Soweit so gut. Leider passiert es dennoch, daß das Trike trotz gezogener Bremse bei einem kräftigen Stoß, wie er bei Ein- und Aussteigen passieren kann, „weggeschoben“ wird. Die Folge: Man hat gleich Striemen in Form von abgeriebenem Felgenlack an der schönen HR-Felge. Es ist auf dem Foto des reduzierten Trikes durch die silbrig schimmernde Fläche an der Auflageflächen der Parkbremsklötze zu erkennen. Es ist Lackabrieb verursacht durch die Parkbremse. Hier könnten sich die Ingenieure bei HP noch etwas einfallen lassen, um den Lackabrieb an der HR-Felge zu verhindern.

Fazit: Das Scorpion ist ein solides Trike mit einem schweren aber stabilen Rahmen – vermutlich um als Reisetrike entsprechende Gepäckkapazitäten aufnehmen zu können und um Verwindungssteif zu bleiben. Es hat aber durchaus auch sportliche Gene, die es zu wecken gilt, wenn man es denn möchte. Alles in allem ist das Scorpion, wie ich es bisher kennenlernte, eine sehr vielfältige Plattform, das sich mit relativ geringem Aufwand jeweils in die eine oder die andere Richtung modifizieren lässt. Selbstverständlich gebe ich hier meine persönlichen Eindrücke wieder ohne mit anderen Trikes vergleichen zu können / wollen.

Ich hoffe, ich konnte mit diesem kleinen Artikel die Gemeinde etwas über die bekannten und unbekannten Seiten des Scorpions aufklären. Ich freue mich auf Eure Kommentare.



Viele Grüße:

Thies
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau, härtere Federn wären eine geeignetere Abhilfe. Wenn vor allem die Wankbewegung in Kurven stört, würde auch ein härterer Querstabilisator reichen - falls es den gibt.
 
Hoppla! 24 Likes, ich bin beeindruckt! Mir scheint, ein Review zu m"Scorpion FS 26" war längst übefällig.:cool:.
 
Ist bei den meisten Erfahrungsberichten so, gibt halt zu viele "ich hab da ein spezifisches Problem, wer kann helfen"-Posts und zu wenig Leute die sich ungefragt die Mühe machen Erfahrungen aufzuschreiben. Daher: Like! (y)
 
Hallo @Tüddel ,

danke für Deinen Bericht. War sehr interessant, zu lesen.

Mich würde interessieren, ob deine Eindrücke auch etwas mit dem 26" Hinterrad zu tun haben. Was meinst du, verändert sich im Liege-, oder Fahrverhalten durch das größere Hinterrad? Hast du Erfahrung im Vergleich 20/20 und 20/26?

Ich interessiere mich für den neuen Scorpion 2, daher sammel ich Infos. Bin ihn probe-gefahren und habe mich auf Anhieb sehr wohl gefühlt. Fahre bisher einen älteren fs 20/20 und ein Wechsel auf fs 20/26 ist mir zu kostspielig.

Wenn es nicht hier reinpasst, könnte ich auch einen eigenen Beitrag erstellen.

Gruß Bea..
 
Hallo Bea (@Die Schmidts ),

danke für Deinen Bericht. War sehr interessant, zu lesen.
Danke, das freut mich!



Beim direkten Vergleich konnte ich (bei einer kurzen Runde mit dem FS20) keinen signifikanten Unterschied im Fahrverhalten feststellen. Warum ich mich für das "fs 26" entschied, war eher ästhetischen Bewegründen geschuldet. Ich fand die Optik des "fs 26" einfach ansprechender und sportlicher. Da ich eine MTB-Vergangenheit habe, wollte ich mir zudem die Option offen halten, das Trike auch als "Offroad-Trike" einsetzen zu können. Abgesehen von den Reifen ist das FS26 mit dem grün-schwarzen "Enduro" von HP Velotechnik technisch identisch, wie mich Friedrich von "Pedalkraft" damals aufklärte. Die recht geringe Bodenfreiheit des hinteren Umwerfers beim FS 20 birgt immer das Risiko, sich vor allem bei nicht befestigten Wegen leichter Schäden am Umwerfer zuzuziehen, wie Dir sicher bekannt ist. Ob in der Praxis tatsächlich häufig Schäden am hinteren Umwerfer zu beklagen sind, können nur die Kollegen /-innen mit dem "FS20" sagen.

Der Nachteil des 26'' Hinterrades ist neben des höheren Preises auch, daß man über dem Hinterrad kein zusätzliches Gepäck "auftürmen" kann - zumindest nicht ohne bauliche Maßnahmen am HP-Gepäckträger. Auch ist der Einsatz der tollen Radical-Taschen, die man hinten über den Sitz ziehen kann, grenzwertig, da bei starkem Einfedern des Hinterrades selbiges die Tasche streifen kann.

Es gibt aber für das "FS 26" andere sehr gute Gepäcklösungen. Ich habe seitlich die Elan-Taschen (s. Bild von meinem reduziertem "FS26") für Tagesgepäck, die aber leider nicht mehr erhältlich sind. Radical und Icletta bieten aber die "Banana-Racer" in unterschiedlichen Größen, die auch sehr gut sein sollen. Für längere Touren habe ich spezielle Liegeradtaschen von Ortlieb (s. Bild). Radical bietet ähnliche Taschen, die man über den Schalensitz hängen kann. Im Nachhinein wären mir die von Radical sogar lieber, da mit denen meines Wissens nach keinen Gepäckträger mehr benötigt und sich somit wieder ein paar 1,X kg Totlast ersparen lassen, die man nicht schleppen muss. Aber sei's drum: Ich habe jetzt die Ortliebs, die sicher auch gut sind. Dennoch: Je weniger Metall am Trike, umso leichter wird es - das ist einfach.

Von der Kapazität her reichen mir die Ortliebs für meine Touren locker aus. Außerdem sehen diese für meinen Geschmack stimmiger aus und bilden eher eine "optische Einheit" mit dem Trike. Die relativ tiefe Aufhängung verspricht eine günstigere Schwerpunktlage und damit bessere Kurvenstabilität, die ich brauchen werde, da ich eine Bergtour im Sommer plane, und, wie bereits erwähnt, ich mein Trike auch beladen um die Kurven jagen möchte im Rahmen dessen, was physikalisch und technisch zu verantworten ist:D.


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Man sagt, das 26'' Hinterrad, sei zudem weniger Verwindungssteif. Mag sein. Ich kann allerdings an dieser Stelle (noch) keine Nachteile erkennen. Wenn dem überhaupt so sein sollte, macht sich das aber wahrscheinlich eher unter extremer Einwirkung von Querkräften bemerkbar, und dann wahrscheinlich auch nur im direkten Vergleich. Jeder muß für sich einschätzen, wie oft und wie hart er sein Trike diesen Bedingungen auszusetzen gedenkt und wie sehr ihn das stören würde.

Du siehst, daß ich auch gern dem Ansatz "function follows form" folge, und bereit bin, geringe Einschränkungen in der Funktionalität hinzunehmen, so lang sie nicht zu gravierend sind, ich mich dafür im Gegenzug aber jedes Mal am Look meines Trikes erfreue, wenn ich drauf zulaufe.

"Look" ist in vieler Kollegen Augen hier im Forum sicher etwas spinnert, aber mir ist es wichtig, was sicher der Tatsache geschuldet ist, daß ich zwar seit Jahren im soliden IT-fach unterwegs bin, aber lange Jahre auch in der Modebranche gearbeitet habe:cool:. Außerdem: Wenn ich schon so viel Geld für ein Fahrrad ausgebe, muss es nicht nur technisch perfekt sein, sondern auch meine Emotionen ansprechen. Und warum soll ein Trike bei allem Komfort, technischen Finessen etc. nicht auch die Emotionen ansprechen? Ich hoffe, ich konnte Dir mit meinem Beitrag ein wenig weiterhelfen.

Liebe Grüße:

Tüddel
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Tüddel,

danke für die ausführliche Antwort. Ich finde einige Infos, die mich weiterbringen bei verschiedenen Problemen, die sich durch das größere Laufrad ergeben.

Und verguckt habe ich mich in das Modell, nachdem ich dein Bild gesehen hatte, wo dein Trike auf der Brücke über dem Verkehr in Stuttgart trohnt :). So gestrippt und sportlich..

Und ich sehe das genauso, Technik und Performance sind selbstverständlich - das Herz muss einem lachen, wenn man draufschaut. Auch darum kaufe ich mir diesmal ein Neues, genau wie ich es möchte und auch in meiner Wunschfarbe :rolleyes:

Danke nochmal und viele glückliche Momente bei rasanten Bergabfahrten deiner bevorstehenden Tour..

Gruß
Bea..
 
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