Speichenbruch in der Mitte?

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Heute mal eine mehr allgemeine Frage an die diversen Laufradexperten die sich hier im Forum so tummeln:

Für das Reise-Up meiner Frau haben wir vor drei(?) Jahren durch einen FdgM einen noch vorhandenen SON (heute würde er wohl "Classic" heißen) mit 36 Löchern in eine 559er Felge einspeichen lassen. Die Speichen sind - wenn ich mich recht erinnere - Sapim, 2,0-1,8-2,0, müsste aber nachmessen um's genau zu wissen. Das Rad ist seitdem auf diversen Ein- und Mehrtagestouren sowie einige Male mit Spikesreifen im Winterpendelbetrieb im Einsatz gewesen (hat also Salz gesehen). Die letzten Monate hing es weitgehend unbenutzt im Schuppen. Vor ein paar Wochen fiel mir dann auf, das im Vorderrad eine Speiche gebrochen war - und zwar nicht - wie ich das bei diversen Rädern schon gesehen habe - am Speichenkopf, sondern mittendrin, ungefähr auf Höhe der letzten Kreuzung (vom Flansch aus gezählt). Da wir zwei Wochen später auf Tour gehen wollten, habe ich eine neue Speiche eingezogen (hatte zufällig noch was einigermaßen passendes liegen) und zentriert (muß aber dazusagen, dass ich nur wenig Erfahrung auf dem Gebiet habe). Aber: Ich hatte den Reifen gerade wieder aufgezogen, als es "Ping" macht - und die nächste Speiche in der Mitte reißt. Da mir das nicht geheuer war, haben wir das Laufrad zu einem anderen Fahrradhändler zur Reparatur gebracht (der ursprüngliche hatte Betriebsferien und die Tour war schon recht nahe). Der hat die zweite Speiche ersetzt und das Laufrad nochmal nachgesehen und zentriert.

Letzte Woche dann die Tour - Rad voll bepackt. Noch keine 30km auf der ersten Etappe und es reißt wieder eine Speiche. Wieder mittendrin. Ich beschließe, das erst mal zu ignorieren... Mit 35 Speichen fährt meine Frau insgesamt noch > 100km - bevor wieder eine Speiche aufgibt. Ok, auf dem Campingplatz ziehe ich die beiden Ersatzspeichen ein, die ich mitgenommen hatte. Inzwischen hält das 120km - aber so richtig vertraue ich diesem Laufrad nicht mehr...

Ich will also nächste Woche damit zu dem Fahrradhändler, der damals das Laufrad gebaut hat. Vorher würde es mich interessieren, was denn überhaupt zu solchen Brüchen führen kann. Drei der Speichen sind ungefähr auf Höhe der Kreuzung gerissen, die vierte irgendwo mittendrin. Habe ich so noch nie gesehen. Hat irgendwer 'ne Idee was hier das Problem sein könnte?

Cheerio,
Thomas
 
Hallo emgaron,

da sich die Speichen bei jeder Radumdrehung unter Last ewas aneinander reiben, hat sich da im Laufe der Gesamtkilometer das Material etwas abgerieben. Abhilfe sofort, schaft ein stückchen Pappe (oder hartem Kunststoff) das man mit Öl benetzt. Da dann mittlerweile wohl alle Speichen diese Schwachstelle haben, sollten dann jetzt alle Speichen neu gemacht werden. Kann sein das die erste Einspeichung etwas zu schlaff gespannt war oder ihr nicht nach 200-300 km zum Nachspannen, zum Händler gefahren seit. Demnächst alle paar Monate mal einen Tropfen Öl auf die Kreuzungspunkte geben, vor allen wenn sie Geräusche machen beim zusammen drücken mit der Hand.

lg Kc
 
Bingo - da hatte ich wohl nicht gut gesucht. Das Schadensbild bei unserem Laufrad entspricht ziemlich genau dem beschriebenen, inklusive der kleinen Rostflecken. Ich hatte die gesehen, wollte aber nicht so richtig glauben, dass das der Grund ist. Wie gesagt, ich habe sowas noch nie gesehen, in >30 Jahren nach zigtausend Kilometern und vielen Rädern...

Cheerio,
Thomas
 
da hatte ich wohl nicht gut gesucht.
Glaubichnich. ;) Ich hatte das Thema zwar noch gut in Erinnerung, aber trotzdem mehrere Anläufe gebraucht, um es wiederzufinden.

Die wichtigste Frage ist wohl: Was nimmt man zum Neueinspeichen, damit das nicht wieder passiert?
Da jetzt schon drei Fälle bekannt sind, in denen jeweils mehrere Speichen auf diese Art gerissen sind (dein Rad hier und mindestens Michael und Patrick aus dem anderen Thread), sind die "paar besoffenen Eisenmoleküle alle 3000km" als Ursache wohl aus dem Rennen. Gibt's Gemeinsamkeiten zwischen den verwendeten Speichen?
 
Wenn der verwendete Edelstahl unter Salzeinfluss zu Lochkorrosion, bzw. zu Spannungsrisskorrosion neigt, wäre es für mich sehr plausibel, dass damit die Ursache gefunden ist. An der Kreuzungsstelle hält sich die Feuchtigkeit länger und somit wär's plausibel, dass elektrochemische Vorgänge dort länger ihr Unwesen treiben.

Warum dann dennoch eine abseits der Kreuzungsstelle gebrochen ist?
Da habe ich keine Idee dazu.

Von alten Rennrädern kenne ich den Ansatz die Kreuzungspunkte mit Draht zu umwickeln und so zu fixieren.
Mir ist aber nicht klar, was man sich davon versprochen hat....

Gruß, Harald
 
Die Speichen sind - wenn ich mich recht erinnere - Sapim, 2,0-1,8-2,0, müsste aber nachmessen um's genau zu wissen.
Sapim-Speichen sind auf dem Speichenkopf gestempelt.

Vor ein paar Wochen fiel mir dann auf, das im Vorderrad eine Speiche gebrochen war - und zwar nicht - wie ich das bei diversen Rädern schon gesehen habe - am Speichenkopf, sondern mittendrin, ungefähr auf Höhe der letzten Kreuzung (vom Flansch aus gezählt).
Genau an der Kreuzungsstelle oder nicht? Die Scheuerstelle der aneinanderliegenden Speichen lässt sich problemlos identifizieren, bei schwarzen Speichen noch einfacher da dort blank.

Aber: Ich hatte den Reifen gerade wieder aufgezogen, als es "Ping" macht - und die nächste Speiche in der Mitte reißt. Da mir das nicht geheuer war, haben wir das Laufrad zu einem anderen Fahrradhändler zur Reparatur gebracht (der ursprüngliche hatte Betriebsferien und die Tour war schon recht nahe). Der hat die zweite Speiche ersetzt und das Laufrad nochmal nachgesehen und zentriert.
Eine Nahaufnahme der Bruchfläche wäre hier hilfreich.

Habe ich so noch nie gesehen. Hat irgendwer 'ne Idee was hier das Problem sein könnte?
Siehe oben
 
Gibt's Gemeinsamkeiten zwischen den verwendeten Speichen?
Ich bilde mir ein beim Überfliegen der von Dir verlinkten Fälle überall Sapim gelesen zu haben, wollte das aber noch nachrecherchieren. Auf der anderen Seite haben wir auch andere Laufräder im Winterdienst, die sowas trotzdem nicht zeigen. Ich werde am Sonntag nochmal genau nachsehen, was bei uns verbaut ist.

Cheerio,
Thomas
 
Sapim-Speichen sind auf dem Speichenkopf gestempelt.
Wie sieht das denn aus? Meine von 2014 haben nur oberhalb des Bogens senkrecht "SAPIM" eingeprägt.
Ich bilde mir ein beim Überfliegen der von Dir verlinkten Fälle überall Sapim gelesen zu haben, wollte das aber noch nachrecherchieren.
Soweit es dabei stand, ja. Ziemlich sicher ist wohl 1x Sapim Leader und 1x Sapim Race unbekannten Datums bei Andreas Oehler aus dem d.r.f.-Thread, und wahrscheinlich ist 1x Sapim Leader von 2011 bei Michael. Offen ist noch, was das damals bei @Jack-Lee war und was bei deinem Rad drin ist.
Die Speichen bei Nico Hoffmann aus dem d.r.f.-Thread werden wahrscheinlich unbekannt bleiben, wenn nicht zufällig jemand die Kopfmarkierung erkennt. Allerdings ist da der Bruch auch relativ nahe am Bogen.
 
Vor einigen Jahren habe ich mich mit einer Mitarbeiterin von Rohloff unterhalten. Diese hat irgendwas mit Chemie und Materialwissenschaft studiert und regte sich darüer auf, das einige Städte billiges Streusalz verwenden. Dieses enthalte Salze, welche bei Speichen zu fast unsichtbaren chemischen angriffen führen und im schlimmsten Fall bei einem Bremsmanöver nahezu gleichzeitig brechen.
Wenn ich mich richtig erinnere sagte sie, dass diese Salze eigentlich als Streusalz nicht verwendet werden dürfen.
Rohloff hatte da wohl einige Reklamationen zu klären.

Gruß
Bernd
 
@berbr : Hab davon auch gehört. Würde auch erklären warum V4A Schrauben, AW6060 und div. andere Sachen oxidieren, die eigentlich Meerwasser und Chlorbeständig sind...
 
Bei mir sind es definitiv Sapim Leader. Eine Beschädigung durch Berührung scheidet aus, die Speichen berühren sich an den Kreuzungen nirgendwo und sind außerdem auch in anderen Bereichen gebrochen.
Ich verbaue seit Jahren Sapim-Speichen jeder Sorte in Laufräder aller Art und kann mich nicht erinnern, wann (bei bestimmungsmäßigem Gebrauch) da mal eine Speiche gebrochen wäre. Schon gar nicht im eingelagerten Zustand. Es war aber auch seit Jahren der erste Laufradsatz, den ich nicht selber zusammengestellt und gebaut hatte. Er kam von Pedalkraft. Vielleicht war ja mal ein Posten günstige Speichen auf dem Markt und Händler und Werkstätten haben zugegriffen.
 
Ok, es sind also tatsächlich Sapim-Speichen (gerade nachgesehen, "SAPIM" steht kurz vor dem Bogen drauf). Typ weiß ich nicht, aber es sind wie ich schon dachte 2,0-1,8-2,0. Kurz vor Ende unseres Urlaubs ist dann gestern noch eine fünfte Speiche gerissen - das Laufrad wird jetzt aus dem Verkehr gezogen.

Cheerio,
Thomas
 
Ist in dem Fall wohl nicht die Lösung, nur zur Erklärung;

Von alten Rennrädern kenne ich den Ansatz die Kreuzungspunkte mit Draht zu umwickeln und so zu fixieren.
Mir ist aber nicht klar, was man sich davon versprochen hat....

Habe mal irgendwo gelesen, das damit das Rad steifer wird.
Nicht nur mit Draht umwickelt, auch noch verlötet.

http://www.fahrradundwerkstatt.com/start/werkstatt-reparatur/einspeichen-laufradbau/
Binden & Löten
Eine alte Kunst. Mit dem Binden und Verlöten kann das Speichenrad in Qualität aufgewertet und seine Haltbarkeit gesteigert werden.

An einem Hinterrad (od. Vorderrad mit Scheibenbremse), das nicht gebunden und verlötet ist, kann man an den Kontaktstellen der Speichenkreuzungen sehr gut Scheuerstellen sehen. Durch das Binden und Löten werden Nabe, Speichen und Felge zu einer festeren Einheit. Das Scheuern und Bewegen der Speichen an den Kreuzungen und in den Speichenlöchern wird unterbunden. Dadurch reagiert ein solches Speichenrad direkter im Wiegetritt und exakter auf Lenkimpulse. Bei radialen, starken Belastungen (Überfahren eines Hindernisses) wird die am stärksten belastete Speiche entlastet. Die angebundene "Partnerspeiche" trägt mit.
Gruß Hans
 
das so ein Lötrad steifer wird, kann ich mir vorstellen, aber das kann man mit einer Erhöhung der Vorspannung auch erreichen. Die Ausdauerleistung wird es in beiden Fällen nicht erhöhen. Die Flexibilität die man bei den Speichen wegspannt, müsste man sich durch niedrigeren Luftdruck im Reifen wieder zurückholen. Es bleibt eine Nullnummer.
 
@Kettcar : Flexibilität der Speichen? Du weist schon das du hier über Zehntelmillimeter redest? Da füllst du 5% weniger Luftdruck in den Reifen und du hast das mehrfach überkompensiert..

Son bisl wie die Rennradfahrer die bei nem knackigen Rundkursrennen meinten, das Hochprofillaufräder da extrem langsam machen, denn die schweren (+110g pro Rad) haben ja ein sooo hohen Trägheitsmoment.
Scheinbar haben die bei Google noch nie geschaut was dieses Trägheitsmoment überhaupt ist, und das diese 110g an einem Laufrad so wenig ausmachen, das man die "Verluste" dadurch innerhalb von wenigen Sekunden durch den erheblich niedrigeren Luftwiderstand drin hat.. "Alltagsweißheit", oder auch Halbwissen genannt :p
 
Hallo.

Vor etwas über zwei Jahren hatten wir dieses Schadensbild häufiger bei von Hersteller eingespeichten Rädern.
Der Übeltäter waren Speichern von Dt swiss aus einer speziellen Charge.
Die Legierung war zu spröde und daher brachen die Speichen reihenweise genau in der Mitte.
Vielleicht hatte Sapin das gleiche Problem.

Wir speichten mit neuen Speichen um und seit dem ist Ruhe bei den Kunden.

Mit liegen Grüßen

Johannes
 
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