rad race last wo/man standing auf dem Heidbergring:
das war echt 'ne Runde Sache. Insgesamt eine total entspannte Atmosphäre bei einer, soweit ich das beurteilen kann, sehr gut organisierten Veranstaltung.
Überwiegend neugierig-positive Einstellung zum Liegerad, keine blöden Kommentare (von den üblichen Frozzeleien mal abgesehen...). Im Gegenteil, NACH dem Rennen haben mir viele Ihren Respekt bekundet, einige haben sich für das gezeigte spannende Spektakel bedankt.
Aber von vorne:
Der Heidbergring ist der absolute Hammer, vielleicht sollte man dort mal versuchen, ein Liegeradrennen aufzuziehen. Die Strecke ist durchweg mindestens 8m breit, der Belag überwiegend sehr gut. Nur in einer Kurve (6) gab es (auf meiner) Ideallinie ein paar störende Flickstellen.
(Quelle: www.heidbergring.de)
Die Start-/Zielgerade ist etwa 200m lang mit leichtem Gefälle, über Kurve 1 und 2 geht es Vollgas zum tiefsten Punkt der Strecke in Kurve 3. Jetzt geht es leicht bergan durch Knick 4 zur 180°-Linkskehre 5. Kehre 6 geht wieder 180° rechts, bevor es (für mich) empfindlich bergan zu Kurve 7 geht. Es sind aber insgesamt nur wenige Meter Höhenunterschied, es werden kaum mehr als 5m von Kurve 3 bis Kurve 7 sein. Blöd für mich war, das ausgerechnet aus der langsamsten Kurve heraus bergan beschleunigt werden musste. Da war ich mit schlaffen Beinen und windelweichem Titanrahmen nicht gerade im Vorteil.
Aber vor den eigentlichen Rennen am Nachmittag stand die Strecke von 10 Uhr bis 14.45 Uhr für ein freies Training zur Verfügung. Das habe ich ausgiebig genutzt und feilte zwei Stunden an meiner Schräglagengrenze. Kurve 3 (vollgas !) und Kurve 6 (vollschräg !) haben es mir dabei besonders angetan
Pünktlich um 15 Uhr starteten dann die Qualifikationsrennen der Fixie-Fahrer. Da mein Viertelfinale in der Open-Klasse erst gegen 18 Uhr starten sollte, habe ich mir mit
@Skipper erstmal ein Eis in Geesthacht gegönnt
Rennmodus: in meinem Vietelfinale starten 9 Fahrer, die ersten zwei Runden dürfen noch alle fahren, ab Runde 3 wird solange der jeweils Letzte rausgenommen, bis nur noch vier übrig bleiben und sich für die nächste Runde qualifizieren.
Direkt nach dem Start fand ich mich erwartungsgemäß am Ende des Feldes wieder. In Kurve 3 war ich aber mit deutlichem Geschwindigkeitsüberschuß wieder dran, fand aber keine Lücke, da sich die RRler erst noch sortieren mussten. Auch vor Kurve 5 und 6 musste ich hart runterbremsen, um nicht die wild durcheinander um die Kurve schleichenden Kontrahenden abzuräumen. Aus den Kurven heraus hatte ich aber auch keine Chance, die Jungs auszubeschleunigen.
So konnte das natürlich nicht weitergehen, ich musste nach vorne, um meine Vorteile in den Kurven ausspielen zu können und mir vor den kurzen Bergaufstücken etwas Luft nach hinten zu verschaffen. Speziell Kurve 6 musste ich volle Pulle fahren, um mich irgendwie über den höchten Punkt der Strecke in Kurve 7 zu retten. Also in Kurve 7 und auf Start-Ziel ALLES raushauen und in den folgenden Kurven außen vorbei nach vorne. Nach Runde zwei war ich mit dem späteren Gesamtsieger mit wenig Abstand vorneweg, aber jetzt ging es ja erst richtig los. Und meine Beine meldeten sich ob der dauerhaften Beschleunigungsorgie auch schon zu Wort.
In den folgenden Runden wurde ich im bergauf-Bereich nach und nach durchgereicht, bis ich mich auf Platz 6 (und damit am Ende) wiederfand. Zweimal musste ich bis dahin über den Grünstreifen am Kurvenausgang der 6 ausweichen, weil mir wieder einer langsam vors Rad fuhr. Jetzt ging es aber um die Wurst, daher wurde ab jetzt nicht mehr gebremst sondern die Bahn frei gebrüllt. Schon war ich innen an einem vorbei und in der nächsten Kurve am nächsten.
Jetzt waren es nur noch fünf und es galt eine Runde lang Platz vier zu halten. Meine Beine waren taub und ich bekam keine Luft mehr, aber meinem Gegner muß es ähnlich gegangen sein. Zumindest konnte er in der letzten Runde den Abstand bergauf kaum noch verkürzen. Auf Start-Ziel war ich völlig am Ende und wollte ihn nur noch auf Distanz halten. Aber er kam langsam näher, und es wurde ein Foto-Finish...
Wir waren uns beide sicher, das ich knapp vorne lag. Die Ansage des Streckensprechers haben wir beide überhört...
Kurz nach meinem Rennen fing es stark an zu regnen. Und ausgerechnet in meiner „Schlüsselkurve“ 6 gab es die eingangs erwähnten Flickstellen mit kleinen Bitumenstreifen. So hätte ich mich nicht getraut, diese Kurve bei Nässe in ähnlichem Tempo zu nehmen und wäre damit chancenlos gewesen. Daher ging ich zur Rennleitung, um meinen HF-Platz freizugeben. Ich stand aber garnicht auf der Liste, sondern mein vermeintlich geschlagener Gegner. Wir hatten die Rechnung ohne die Transponder gemacht. Dieser sollte an der Kettenstrebe befestigt werden. Meiner war kurz vor der HR-Achse montiert, seiner kurz hinter dem Tretlager. Am Ende fehlten mir lt. Transpondermessung 7/100 sec zum Erreichen des Halbfinals
. Mein "Verzicht" wurde aber trotzdem sehr positiv aufgenommen.
Ich hätte dann noch beim „all-out-war“-Rennen (gegen 21.30 Uhr bei Flutlicht !) mitfahren können, bei dem ALLE in den Viertelfinals ausgeschiedenen Fahrer GLEICHZEITIG starten. Also geschätzt 30, das wäre mir aber doch etwas eng geworden. Dann doch lieber den positiven Eindruck, den ich dort hinterlassen habe, so stehen lassen und auf den Start verzichten. Ich denke, ich darf wiederkommen
Hier gibt es noch eine Rückschau des Veranstalters zum Rennen mit jeder Menge eindrucksvoller Fotos:
http://www.rad-race.com/postevent-heidbergring-2015