Moin,
in diesem Thread geht einiges "durcheinander", ich versuche mal, etwas "Aufklärungsarbeit" zu leisten:
Im Thread sind bisher 4 verschiedene Anlage-Typen in die Diskussion eingebracht worde:
1. stationäre Anlagen zur Geschwindigkeitsüberwachung
2. stationäre Anlagen zur Rotlichtüberwachung
3. stationäre (oder mobile, geht aus dem Post nicht klar hervor) Geschwindigkeitsanzeigeanlagen
4. mobile Anlagen zur Geschwindigkeitsüberwachung
Es ging dem Threadersteller um den 1. Anlagentyp. Dazu zunächst etwas über die auf dem Markt befindlichen Anlagen im Einzelnen:
- Alle in Deutschland aufgestellten Anlagen (mobil und stationär) zur Geschwindigkeits- und/oder Rotlichtüberwachung müssen von der
Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) typgeprüft und zugelassen sein.
- Für die stationäre Geschwindigkeitsüberwachung (in D) gibt es z.Zt. 3 zugelassene Anlagen-Hersteller:
+
JENOPTIK Robot GmbH
+
VDS Verkehrstechnik GmbH
und
+
VITRONIC Dr.-Ing. Stein Bildverarbeitungssysteme GmbH
- Es gibt weiterhin noch eine - auslaufende - Zulassung für die Geräte der Firma "Truvelo Deutschland", die mittlerweile von der Firma "VDS Verkehrstechnik GmbH" übernommen wurde.
- Unter diesen zugelassenen Geräten für die stationäre Geschwindigkeitsüberwachung gibt es
genau ein Radargerät -> Das "Multanova 6 F AFB" der Firma "JENOPTIK Robot GmbH".
Dieses Gerät wird
ausschliesslich an Autobahnschilderbrücken montiert. Der Einsatz von Radargeräten an stationären Anlagen zu Geschwindigkeitsüberwachung ist in soweit problematisch, als dass Radaranlagen extrem empfindlich auf
(Winkel-)Abweichungen in Bezug auf die Fahrspur der zu überwachenden Fahrzeuge reagieren. Bei Anlagen, die auf einem Pfostenträger angebracht sind, würde da schon ein einfaches dagegentreten reichen, um die Messung in Zweifel zu ziehen...
- Unter diesen zugelassenen Geräten für die stationäre Geschwindigkeitsüberwachung gibt es
kein Gerät, das mittels Induktionsschleifen misst. Das letzte zugelassene Gerät (dessen Zulassung meines Wissens bereits ausgelaufen sein dürfte) war
das "Esomat 2000" der Firma
eso GmbH welches allerdings auch nur an Schilderbrücken über Autobahnen montiert wurde.
- D.h.: Für die z. Zt. im zugelassenen Einsatz befindlichen Geräte zur stationären Geschwindigkeitsüberwachung gibt es genau drei mögliche Techniken:
+ Geräte deren Messung über einen aufgeweiteten Laserstrahl ausgeführt sind - sogenannte Laserscanner der Firmen "VITRONIC" (PoliScan, erkennbar an der Rundsäule) und "JENOPTIK" (TRAFFISTAR S 350, relativ eckige Kunststoffsäule)
+ eine Anlage zu stationären Geschwindigkeitsmessung mittels Lichtschranke (ES 3.0 der Firma "eso GmbH", breiter Kasten mit 5 "Augen" und externen Kameras - meist auf dem Mittelstreifen von Autobahnen oder Kraftfahrstraßen
[funktioniert als sog. Einseitensensor übrigens nur bei Tageslicht zuverlässig])
+ sowie Anlagen mit piezoelektronischer Auslösung (Drucksensoren) der Firmen "JENOPTIK" (TRAFFIPAX, "Starenkästen" mit übereinander angeordneten "Augen" für Blitz und Kamera) und "VDS" (M5 und Truvelo M4, "Starenkästen" mit schräg
nebeneinander angeordneten "Augen" für Blitz und Kamera)
In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle, in denen ein LR/VM durch/über eine stationäre Anlage zur Geschwindigkeitsüberwachung fährt, dürfte es sich um eine Anlage mit piezoelektronischer Auslösung (Drucksensor) handeln. Dieser piezoelektronische Sensor reagiert auf den Druck, den ein überfahrendes Fahrzeug auf den Sensor ausübt. Es sind drei (TRAFFIPAX) oder vier (VDS M5 und TRUVELO M4) Sensor"streifen" die überfahren werden, und aus dem Zeitabstand zwischen dem Überfahren der Sensoren und dem - bekannten - Abstand der Sensoren untereinander kann dann eine Weg-Zeit-Korrelation, mithin eine Geschwindigkeit ermittelt werden.
Nun üben KFZ in der Regel einen relativ konstanten Bodendruck aus - vor der Verlegung von piezoelektronischen Sensoren ist die Fahrbahnbeschaffenheit zu überprüfen -> Bodenwellen u.ä. Unebenheiten sind ein Ausschlusskriterium -, es können also ausreichend zweifelsfrei die drei bzw. vier hintereinanderfolgenden Messwerte dem selben KFZ zugeordnet werden.
Bei LR/VM stellt sich dies allerdings anders dar.:
Bei einem Kurzlieger (ein- oder zweispurig) ergibt sich abhängig vom Pedalzyklus ein deutlich unterschiedlicher Bodendruck auf das Vorderrad. In der Stellung 12/6 Uhr wird auf das Vorderrad ein erheblich höherer Druck geleitet, als in der 3/9 Uhr-Position. Wenn jetzt zwei der drei (bzw. 4) Sensoren mit einem unterschiedlichen Bodendruck überfahren werden, kann der Rechner in der Überwachungsanlage diese Signakle nicht eindeutig dem gleichen Fahrzeug zuordnen und verwirft daher die Messung -> es erfolgt keine Kameraauslösung. Wenn man nun ohne zu pedalieren über die Sensoren rollt, müsste , zumindest was die piezoelektronische Auslösung angeht, eine Geschwindigkeitsübertretung entsprechend festgestellt und die Kamera ausgelöst werden können. Aber: diese Anlagen mit piezoelektronischer Auslösung lassen sich recht gut auf den zu erwartenden minimalen Bodendruck einstellen (Auslöseschwelle), und in der Regel dürfte versucht werden, die Auslösung durch irgendetwas unter KFZ-Größe auszuschliessen. Wie detailliert diese Auslöseschwelle eingestellt wird ist allerdings von dem bedienenden Staatsdiener abhängig.
Wer es also darauf anlegen will, von einer solchen Anlage geblitzt zu werden (der Sinn einer solchen Aktion erschliesst sich mir allerdings nicht!), sollte mit möglischt schwerem Gerät und hohem Pedaldruck bei niedriger Kadenz (damit der Bodendruck möglichst über alle Sensorstreifen konstant bleibt - oder mit seeeehr hoher Kadenz. Ich rechne jetzt nicht aus, welche Kadenz man erreichen müsste, damit jeder Sensor bei einem erneuten Pedalmaximum erreicht würde...) fahren.
Die Laserscanner müssten auch bei Fahrrädern/VMs dank der kontinuierlichen Positionserkennung mit Mehrfachmessung zuverlässig funktionieren.
Die Einseitenlichtschranke lasse ich mal außen vor, da diese auf den HPV-relevanten Strecken nur sehr selten eingestzt wird.
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Die anderen Anlagentypen (2.-4. der o.a. Auflistung) funktionieren entweder nach denselben Prinzipien; dort gibt es aber auch noch viele andere Möglichkeiten wie z.B. Radar, Videoüberwachung, Induktionsschleifen, Laserpistolen, die aber allesamt
nicht in stationären Anlagen zur Geschwindigkeitsüberwachung zur Anwendung kommen.
Soviel für heute, wenn es jemanden interessiert, kann ich ein anderes Mal noch was zu den stationären Anlagen zur Rotlichtüberwachung und den Geschwindigkeitsanzeigeanlagen schreiben ...
VG
Peter
Edit: Typo