Rund 140.000 Kubelumdrehungen. Ja, ich habe es geschafft. Nach einer Woche finde ich nun endlich Zeit mich hier zu melden. PBP 2015 ist schon Geschichte. Aber ich werde dies Erlebnis nicht vergessen. Was aber ist hängen geblieben? Die Begeisterung der französischen Bevölkerung war ein Traum. Ob Tag oder Nacht, es gab immer Menschen, die uns am Straßenrand motiviert haben. Einmal war es eine Musikkapelle, einmal war eine Gruppe von Behinderten in ihren Rollstühlen, die am Straßenrad standen. Fröhlichkeit, Begeisterung und Respekt für die von uns erbrachte Leistung. Mein Respekt und Dank geht vor allem an diese Menschen, die unermüdlich uns Radfahrer angefeuert haben. Aber, man selbst musste auch etwas dazu beitragen. Ich kann mich an eine Situation erinnern, als ein RR vor mir kommentarlos an einer Menschengruppe vorbeifuhr. Keine Reaktion. Als ich dann die Hand zum Winken erhoben habe, explodierte die Gruppe und jubelte mir zu. Von da an, habe ich aktiv die Menschen am Straßenrand begrüsst. Es war überwältigend.
Nun zu mir. Meine Vorbereitung war genau richtig. 90 Std. waren geplant, 86 sind es geworden. Ich habe es auf den ersten 100 km geschafft, den richtig Rhythmus zwischen rauf und runter zu finden. Ich habe mich intensiv mit dem Profil der Strecke beschäftigt. Aber was ich dann vorfand, war eine echte Hausnummer. Die ersten Stunden habe ich mich an ein Tandem gehangen, das hat geholfen. Das Bild in der Nacht von dem "Zug" mit den roten Lichtern, der keine Ende erkennen lies, war schon toll. Es war aber auch immer eine Motivation. Als ein Highlight habe ich die Abfahrt nach Brest in Erinnerung. Die Fahrt über die Brücke im Nebel mit der aufgehenden Sonne werde ich hoffentlich lange in Erinnerung behalten. In der Nacht war es sehr kalt geworden auf dem Hügel vor Brest. Es waren ca. 7° C. Ca. um 4.30 Uhr fuhr ich durch eine Ortschaft und vom Straßenrad wurde plötzlich "Kaffee..." gerufen. Hier stand ein Pärchen, dass uns mit frischen heißen Kaffee versorgte. Wow....
Was mir auch aufgefallen ist, die Teilnehmer waren nicht übermäßig mitteilungsbedürftig (gilt wohl auch für mich). Wir waren wohl alle mit uns selbst beschäftigt.
Mental habe ich eigentlich nie ein wirklich tiefes Loch gehabt. Dies schreibe ich ganz wesentlich dem gesamten Umfeld zu. Ich war immer mit Beobachtungen meiner Umgebung beschäftigt. Der Körper war sehr gut vorbereitet. Für sehr erstaunlich, dass ich zum ersten Mal keine Fußbeschwerden bekommen habe. Normalerweise zeigen sich Beschwerden ab ca. km 450. Der Umstieg auf SPD-SL hat sich wohl hier ausgewirkt.
Technisch hat es keine Probleme gegeben. Auch hier hat sich der Umstieg von Fujin auf das Bacchetta Corsa positiv ausgewirkt. Dies habe ich besonders an den Anstiegen festgestellt.
Zum Thema Zeit: ich hatte keine besondere Zeit geplant. Netto war ich auf dem Hinweg 25 std. unterwegs. Auf dem Rückweg 30 Std. 10 Std. habe ich geschlafen. Bleiben 26 Stunden, die ich an den Kontrollen verbraten habe. Diese 26 Stunden stehen also zur Disposition, wenn ich denn eine "bessere" Zeit hätte fahren wollen. Für die erste Teilnahme bin ich aber rundum zufrieden.
Meinen Brevetkollegen
@tomacino und
@bike_slow kann ich nur sagen, das hättet Ihr auch geschafft. Also, die neue Saison hat begonnen. Auf hin zu 2019.
Norbert