Brevet-Berichte 2015 [Sammelthread]

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Hallo,

etwas spät, aber warum nicht.

Bin gestern den 300er in Boekelo gefahren. Nur vier Teilnehmer. Ganz tolle Strecke! Landschaftlich toll und Abwechslungsreich. Kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man "nur" die 200er-Niederrhein-Brevets kennt. Dabei voll Quest- und Liegeradtauglich. Viele lange Abschnitte mit mehreren Kilometern ohne Abbiegen. Kaum Holperstücke. Ein ausführlicher Bericht folgt.

Grüße
Andreas
 
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Guten Morgen,

ich fange mal von vorne an. Eigentlich wollte ich am 9. Mai den 400er in den Vogesen fahren. Der hat mit 4.800 Hm das gleiche Verhältnis Strecke/Höhenmeter wie der 200er in Troisdorf (2.400 Hm). Den habe ich gut gepackt. Trotzdem lief es in den Vogesen schlecht. Ich bekam den Puls kaum auf 140. Woran es lag, keine Ahnung. Nach 148 habe ich in Belfort aufgegeben. Da kam ich 30 Minuten nach Kontrollschluss an und als nächstes wäre der Anstieg zum Col du Ballon de Servance gekommen, mit rund 750 Höhenmetern auf 20 km. Das wäre zu schaffen gewesen, aber nicht mit einem Schnitt von deutlich über 20, um die Verspätung wieder einzuholen. Ich bin also mit dem Zug nach Mulhouse und von dort 45 km per Rad zurück nach Freiburg. Völlig flach und immerhin mit 27er-Schnitt.

Da ich seit Dezember den "Randonneur Round the Year" mache (jeden Monat mindestens ein Brevet, und dass 12 Monate ohne Unterbrechung), brauchte ich also noch einen Brevet im Mai. Kurzentschlossen habe ich mich für den fast ganz flachen 300er in Enschede-Boekelo angemeldet. Eine spontane Ameldung war kein Problem und ich kann ich an einem Tag hin, den Brevet fahren, und wieder nach Hause. Das geht zu den Uhrzeiten zwar nur mit dem Auto, aber insgesamt hält sich der Drumherum-Aufwand in Grenzen.

Hohe Erwartungen hatte ich nicht. Aus Erfahrung der 200er am Niederrhein, die ja zum großen Teil durch die Niederlande gehen, fahre ich nicht so gerne in diesem Land. Klar, es gibt da viele nette Städte, aber zum flotten Radfahren ist es ungeeignet. Schlechte Radweg-Oberflächen, ständige Verschwenkungen und man muss sich an jeder zweiten Kreuzung erstmal orientieren, wo der Radweg weitergeht. (Immerhin geht er weiter, das ist in Deutschland ja oftmals nicht der Fall). Auch die Landschaft finde ich in den Niederlanden nicht berauschend. Klar, es ist nett, aber ähnlich abwechslungsreich wie das Münsterland.

Doch es sollte ganz anders werden.

Am Startort standen drei Velomobile, zwei Rennradfahrer und ich. Zwei der Velomobilfahrer fuhren aber gar nicht mit, sodass wir nur vier Teilnehmer waren. Zunächst ging es in gemäßigtem Tempo los, über ruhige Straßen, mit oder ohne Radweg. Recht gute Oberflächen und brauchbare Verkehrsführung. Der Regen setzte schnell ein, war aber erträglich, auch mal mit kurzen Pausen. Und das blieb über fünf Stunden so.

Nach 20 km, in Goor, habe ich einen Abstecher zum nächsten Radgeschäft gemacht, denn ich hatte meine Luftpumpe vergessen. Gerade stelle ich das Rad ab, gehe in den Laden, da sehe ich beim Blick zurück, dass meine Pumpe aus dem Trinkrucksack guckt. Also wieder aufs Rad. Groß war der Umweg nicht, rund 2 km. Mit Standzeiten hat mich die Aktion etwa acht Minuten gekostet.

Der folgende Teil war so ähnlich, wie ich es erwartet habe. Aber die Radwegführungen waren besser. An fast allen Kreuzungen konnte man die Führung frühzeitig erkennen und ohne viel Abbremsen und ohne starke Verschwenkungen durchfahren. Wenn nichts los war, habe ich den Radweg vor dem einen oder anderen Kreisverkehr verlassen und erst dahinter ging es wieder auf den Radweg. Eigentlich habe ich das den ganzen Tag so gemacht. Nach 50 Kilometern hatte ich die größere Stadt Deventer erreicht. Der Radweg an der Haupteinfallstraße war schön breit und die Fahrrad-Ampeln hatten vorgelegte Kontakte, sodass sie grün worden, kurz bevor man sie erreichte. Auf dieser grünen Welle kam ich flüssig voran und es ging über die Ijsselbrücke und dann ein Stück parallel zur Ijssel. Ab hier veränderte sich Bild langsam. Es wurde grüner, die Gegend war dünner besiedelt. Es war seltener Abzubiegen, oft mehrere Kilometer nur geradeaus. Sehr schön für Liegeräder und Velomobile. Zwischendurch auf ganz ruhigen Alleen durch die nördlichen Ausläufer der Veluwe (das größte zusammenhängende Waldgebiet der Niederlande).

Nach 100 km war Harderwijk erreicht. Recht viel Autoverkehr, aber der innerstädtische Radweg war erstaunlich gut, auch hier kam ich flüssig voran, ohne größere Pausen. Man merkt einfach, Rechtsabbieger achten auf Radfahrer, und es gibt keine Sichthindernisse zwischen Radweg und Fahrbahn. Bremsbereit muss man natürlich trotzdem immer sein. Direkt nach Harderwijk fuhr ich über eine Brücke über das Veluwemeer, auf den IJsselmeerpolder und damit in die Provinz Flevoland. Und hier, auf dem offenen Land, wirkte der Gegenwind (schräg von vorne, um ehrlich zu sein), zumal die Streckenführung über weite Teile auf Dämmen verlief. In Kombination mit dem Regen war der Gegenwind schon etwas eklig. Der Regen war inzwischen ein ganz feiner Sprühregen, wodurch sich das Wasser wie ein Film auf mich legte. Dafür konnte man die einzelnen Tropfen nicht spüren, was ja durchaus schmerzhaft sein kann. Mit zeitweise knapp unter 20 km/h kam ich langsam, aber stetig voran und hatte nach 122 km die erste Kontrolle erreicht, eine Autobahngaststätte. Die Räder mussten draußen geparkt werden, es führte nur ein schmaler, 100 Meter langer Fußweg über eine Brücke (mit Drängelgitter und Drehkreuz) zur Gaststätte.

Hier hätte man gut 20 km abkürzen können und ich hatte auf dem folgenden Abschnitt eine Geheimkontrolle erwartet. Die kam aber nicht. Also noch 6 km weiter schräg gegen den Wind. Dann, am Markermeer, einmal links und weiter 12 km mit Wind von schräg vorne. Zum Glück war der Radweg leicht unter Fahrbahnniveau auf der der dem Wind abgewandten Seite, damit zumindest teilweise im Windschatten. Leider blieb mir dadurch auch der Blick auf das Markermeer verwehrt, bis auf einige kurze Stellen. Immerhin hatte bis zum Erreichen des Markermeeres der Regen aufgehört. Zwischen den Wolken waren sogar ein paar blaue Lücken auszumachen.

Nach 140 war denn endlich der Wendepunkt erreicht. Fortan gab es keinen gegen Gegenwind mehr. Dafür ein paar Stücke mit Rückenwind. Wenn auch weniger, als ich erwartet hatte. Wie auch immer, jetzt kam der schönste Abschnitt des IJsselmeerpolders. Auf leicht kurvigen Radwegen durch ungenutzten Flächen des Polders, zwischen niedrigen Bäumen. Kein Autolärm, kein Regen. Und die blauen Lücken zwischen den Wolken wurden zusehends größer. Anschließend durch die landwirtschaftlichen Teile des Polders. Auf schnurgeraden, einsamen Landstraßen mit vielen, wie an einer Perlenkette aufgereihten Windkraftanlagen.

Nach dem Polder, wieder in der Provinz Gelderland, ging es ein paar Kilometer "normale" Landstraße, mit Kontrolle 2 in Otterlo. Hier habe ich die beiden Rennradfahrer eingeholt, die mich kurz zuvor überholt hatten. Ich wollte mich nicht lange aufhalten und habe an der Theke in der Gaststätte zwei Cola getrunken und sofort bezahlt. Die Rennradfahrer aber hatten sich auf die Terrasse gesetzt. Und ich fürchte, sie haben sich etwas zu essen bestellt. Was sie wahrscheinlich nicht wussten: Drinnen brummte der Laden und bestimmt hat es lange gedauert, bis ein bestelltes Essen auf den Tisch kommt. So fuhr ich deutlich vor ihnen los.

Nach ein paar Kilometern hatte ich die südlichen Ausläufer der Veluwe erreicht. Sehr schöne Alleen mit hochgewachsenen Bäumen, dabei ganz sanfte Steigungen und Gefälle. Recht plötzlich musste ich schalten und es ging mehrere Prozent bergauf, nach einer Kehre (!) wieder deutlich bergab und dann wieder bergauf. Ich hatte den Veluwezoom erreicht, den ältesten Nationalpark des Landes. Man man es kaum glauben, es ging rund 100 Höhenmeter am Stück bergauf, das meiste davon gemütliche 5%. Dabei immer in Kurven durch den sehr grünen Märchenwald, zum Teil auch durch offenes Heidegelände. Ein weiteres Highlight des Brevets. Das Gefälle zum Ende hin habe ich kaum bemerkt. Ganz sanft führte die Straße hinab, ich musste nicht einmal bremsen und fuhr mit leichtem Treten rund 40 km/h, kurzzeitig auch 50. Das letzte Highlight war die Querung der Ijssel um 20:45 Uhr, nach 257 km. Die Abendsonne von der Brücke auf den Fluss und die Wiesen, herrlich.

Nach 267 km habe ich noch mit gutem Tageslicht die dritte und letzte Kontrolle in Vorden erreicht. Man konnte die Kontrolle frei wählen und ich habe mich für die empfohlene Pizzeria Amon entschieden, die erstaunlich wenig zu tun hatte und mir eine leckere Pizza gebacken hat (der Boden war allerdings etwas weich). Die Hälfte sofort gegessen, die andere Hälfte einpacken lassen. Nach 22 Minuten Aufenthalt weiter, um die letzten 45 km in Angriff zu nehmen. Eigentlich wollte ich die am Stück fahren, aber eine Pinkelpause ließ sich nicht vermeiden.

10 km vor dem Ziel auf einmal alles voller Radfahrer. Ich habe Heerscharen an Hollandrädern überholt, die Straßenränder in Sint Isidorushoeve waren mit Rädern übersät. Der Grund war offenbar eine kleine, aber laute Dorfkirmes. Die Jugendlichen kamen aus dem umliegenden Dörfern, man kann es sich kaum vorstellen. Ich aber fuhr ohne halt durch und durfte einige Kilometer vor Boekelo noch eine Straße mit hochmodernen LED-Straßenlaternen sehen. Über mehrere Kilometer grüne (sic!) Lampen. Wer denkt sich sowas aus?

Alles in allem ein ganz toller Brevet, anscheinend ein Geheimtipp. Landschaftlich sehr schön und abwechslungsreich, wenig Autoverkehr. Auch vom Fahren her sehr gut, viele lange Abschnitte ohne Verzweigungen, sodass man seinen Rhythmus gut finden kann. Die Radwege zum allergrößten Teil flott und flüssig zu befahren. Sehr wenig Pflaster und schlechter Asphalt. Die schönen Abschnitten waren alle lang, sodass ich sie echt genießen konnte. Die "Berg-Einlage" ist eine tolle Abwechslung und auch mit einem schweren Velomobil kein Problem. Sehr gut und genau war auch der Track. Ich bin diesen Brevet bestimmt nicht zum letzten Mal gefahren.

Grüße
Andreas
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Ein wenig Statistik:
Strecke: 312 km, 1.050 Höhenmeter
Zeit benötigt: 14:44
Davon Standzeit 1:12
Schnitt über alles: 21,2 km/h
 
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Hallo,

weiter geht es. Da ich den 400er in Freiburg abgebrochen habe, musste ich mir einen anderen suchen. Möglichst nicht zu weit weg. Und nicht zu bergig. Die Wahl fiel auf Zwolle. Auch wenn ich nicht gerne abends starte. Aber irgendwas ist ja immer!

Die Anfahrt diesmal mit dem Auto. Dass die Autobahnen nicht leer sein würden, war klar. Und dennoch reichte der Zeitpuffer so gerade eben. Um 19:15 war ich am Start, 45 Minuten vor Abfahrt. Gerade noch genug Zeit, mich umzuziehen und das Rad mit GPS, Tacho und Taschen vorzubereiten. Statt einer schönen Mahlzeit zwei Stunden vor Abfahrt musste es ein McDonald's-Menü tun. Die einigermaßen anstrengende Autofahrt und die Hektik vor dem Start sind natürlich nicht gerade ideale Voraussetzungen für eine Nachtfahrt.

Neun Minuten nach dem offiziellen Start bin ich dann los. Die meisten sind natürlich pünktlich los, darunter etwa acht Velomobile und einige Rennradfahrer. Dass ich die nicht mehr sehen würde, war klar. Ganz kurz nach mir ist ein Rennradfahrer aus Siegen gestartet, etwas später noch zwei Niederländer, die anscheinend noch knapper mit dem Auto angekommen sind.

Schon nach 500 Metern, an der zweiten Kreuzung, habe ich mich verfahren. Das kann ja heiter werden. Gut, dass mein GPS eine Warnung hat. Die neueren Garmin-Geräte können das leider nicht. Also zurück und ich sehe den Siegener verschwinden. Die Fahrt aus dem Stadtgebiet Zwolle wurde durch einige Ampeln verzögert, wobei sie wirklich schnell auf grün schalteten. Die meisten hatten sogar eine LED-Anzeige, auf der man sehen konnte, wann es grün wird. Nach der Querung der Schnellstraße N331 wurde es bedeutend ruhiger und ich konnte anfangen, meinen Rhythmus zu finden. Was nach wenigen Kilometern auch gut gelang. Nach 25 km hatte ich den Siegener eingeholt und nach einem kurzen Gespräch ließ ich ihn hinter mir. Interessanterweise am Beginn einer Steigung (Rampe auf eine Brücke). Ich glaube, kurze Steigungen fahre ich liegend schneller als mit dem Rennrad, weil 20 Sekunden kräftiger treten (Liegerad) nicht so anstrengend sind wie 35 Sekunden kräftiger treten (Rennrad). Wie auch immer, auf der Brückenrampe habe ich auch zwei Liegeradfahrer überholt, eine Dame aus Wuppertal und einen Herrn aus Castrop. Die Namen habe ich leider schon wieder vergessen, ich hatte vor dem Start kurz mit ihnen gesprochen.

Nach der Brücke kamen einige sehr gerade Abschnitte. Zunächst 900 Meter parallel zum Fluss (Zwarte Meer), dann links, 6,5 km schnurgeradeaus, dann wieder rechts und nochmal 4,8 km schnurgeradeaus. Immer bei leichtem Wind von schräg vorne. Der Wind war sehr gleichmäßig, sodass er gut erträglich war. Es ging durchs Dorf Marknesse und dann wieder einige längere Stücke ohne jegliche Kurve. Schön mit den Liegerad, optimal für die Velomobile. Dass ich die nicht mehr sehen würde, war klar.

Weiter ging es sehr typisch für die Niederlande. Viel auf Radwegen, gut zu fahren, mit erfreulich wenig Verschwenkungen an den wenigen Kreuzungen. So ging es zügig und sehr flüssig voran. Die einzige Unterbrechung auf dem Weg zur ersten Kontrolle nach 110 km in Leeuwarden war eine Geheimkontrolle. Die Temperatur fiel nur langsam und so konnte ich ohne Jacke (mit langärmeligem Trikot) bis Leeuwarden fahren, wo ich gegen 0:25 eintraf. Etwas blöd war es dort, vom rechtsseitigen Radweg über die vierspurige Straße mit Mittel-Grünstreifen zur Tankstelle auf der linken Straßenseite zu kommen. Ich habe das Rad einfach geschoben. An der Tankstelle traf ich vier oder fünf Rennradfahrer. Sie starteten einige Minuten vor mir und ich würde sie nicht wieder sehen Ich bin kein schneller Fahrer. Aber ein Brevet ist auch kein Rennen. Hauptsache, man kommt in der vorgegebenen Zeit an.

Weiter zur zweiten Kontrolle in Groningen, die ich nach knapp 70 km um fast genau 4 Uhr erreicht habe. Der Abschnitt war problem- und ereignislos, aber die vielen Pflasterstücke nervten sehr. Das Gerüttel an sich nervt schon mehr als genug. Und deutlich langsamer gefahren bin ich deswegen auch noch.

Auch diese war auf der linken Straßenseite und noch schlechter zu erreichen. Also erstmal 400 Meter weiter gefahren und dann gewendet. Nach 14 Minuten Aufenthalt ging es weiter, wegen eines gesperrten Radwegs bin ich 300 Meter auf der linken Seite der Fahrbahn gefahren – bei einer sechsspurigen Hauptstraße. Tagsüber wäre das nicht gegangen.

Nun folgte der schwierigste Abschnitt. In den frühen Morgenstunden ist die Müdigkeit am schlimmsten. Insgesamt 24 Minuten Pause auf nur 74 km Strecke. Darunter drei Schlafpausen, zwei mal 3 und einmal 12 Minuten. Trotzdem haben sie geholfen. Bei den 12 Minuten habe ich sogar geträumt. Immerhin wurde es sehr früh hell. Schon um 4:30 brauchte ich das Licht nur noch, um gesehen zu werden. Unglaublich monoton fand ich den Ort Stadskanaal. Eigentlich hübsch gelegen, ein Kanal mit Straßen an beiden Seiten und Häusern. Aber endlos lang. 80 Minuten (24 km) ging das so. Die einzige Abwechslung war, nach der halben Strecke die Straße zu wechseln. Jetzt war das Wasser rechts.

Auf dem Teil zwischen der zweiten und dritten Kontrolle habe ich auch mehrfach einen niederländischen Rennradfahrer getroffen. Erst bin ich an ihm vorbei, als er hielt. Später ist er an mir vorbei, als ich kurz gehalten habe. Nach der 12-minütigen Schlafpause dachte ich, dass ich ihn nicht mehr sehen würde, aber ich habe ihn einige Kilometer vor der letzten Kontrolle überholt und unmittelbar vor der Kontrolle in Emmen war er hinter mir; allerdings ist er nicht zur Tankstelle gefahren, sondern zur alternativen Kontrolle an einem McDonald's, rund 500 Meter entfernt. Der aber hatte noch zu und so kam er noch wenigen Minuten auch zur Tankstelle. Inzwischen hatte er eine Frau eingesammelt, die beiden schienen ab dann zusammen zu fahren. Ich hatte auf diesem Abschnitt keinen guten Rhytmus. Streckenweise fuhr ich 30, aber auch längere Stücke mit 23 km/h. Der Schnitt war mit 18,7 mit Anstand am niedrigsten, auch wegen der Pausen (wozu ich die 16 Minuten Aufenthalt an der dritten Kontrolle mit in den Schnitt eingerechnet habe).

Nach einem fiesen Kaffee (ich mag keinen Kaffee!) ging es weiter, mit besserem Gefühl und die Müdigkeit hatte ich offenbar auch überwunden. Es lief besser und der einsetzende Regen störte mich nicht. Ohne Stopp fuhr ich vom der Kontrolle 43 km, davon 24 durch Niedersachsen. Dann neun Minuten Pause, um das etwas trockene Sandwich von der Tankstelle zu essen und von der Traubenschorle zu trinken, die ich ebenfalls an der Tankstelle gekauft hatte. Eine nette geschmackliche Abwechslung zum Wasser im Camelbak. Weitere 26 flüssige Kilometer ohne Halt bis zur letzten Kontrolle an einem Hotel in Hengelo, wo ich mich nur 8 Minuten aufgehalten habe.

Dann ein schmerzhaftes Missgeschick: Ein Radfahrer etwas vor mir fuhr bei grün an der Rad-Ampel los und es wurde schon gelb. Ich gab alles, um noch rüberzukommen, es wurde rot, aber ich war so schnell, dass ich den anderen Radfahrer (der ja bei grün gefahren ist) noch überholt hatte, bevor er über die Kreuzung war. Dummerweise ist mir beim Antritt ein Fuß aus dem Klickpedal gerutscht und der Unterschenkel von unten an den Lenker geknallt. Das hat richtig weh getan. Das ist ja kein Fleisch zwischen Haut und Knochen. Und es hat zur Seite gelenkt, sodass ich dachte, dass ich mit 45 km/h vor die Bordsteinkante knalle oder mich hinlege. Beides ist zum Glück nicht passiert. Aber die Schmerzen waren schon übel genug. Ich dachte, mir fällt das Bein auseinander.

Aber ich konnte weiterfahren und nach einigen Minuten ging es wieder. Die letzten 80 km zum Ziel waren ziemlich ereignislos, der leichte Gegenwind hat mich etwas langsamer fahren lassen, aber es gibt immer mit mindestens 24 km/h voran. Außer auf den Pflasterstücken, die es dort wieder vermehrt gab. 30 km vor Zwolle habe ich an einem Marktplatz noch einen leckeren Backfisch gegessen. Das tat gut. Um kurz vor 15 Uhr, also knapp 19 Stunden nach dem Start, war ich zurück. Insgesamt 16:41 Fahrzeit nach Tacho, 16:44 nach GPS-Auswertung und 17:01 nach GPS-Display. Ich bin voll zufrieden.

Mein Fazit: Die Abstände der Kontrollen (erst 110 km, dann immer ca. 70 km) war sehr gut, um ein flottes Vorankommen zu ermöglichen. Die ersten drei Kontrollen waren an Tankstellen, sodass man Lebensmittel einkaufen konnte. Die vielen Pflasterstücke waren richtig nervig. Mit einem ungefederten Liegerad ist das die Hölle auf Rädern.

Meine Fotos sind hier.

Grüße
Andreas
 
Moin,
bei mir stand am Samstag morgen (23.5.) der 600er am Niederrhein aufm Plan.
Leider war ich aber schon bei der Anfahrt unkonzentriert und habe mit dem Auto 20extraKm gefahren.
Daher war dann die morgendliche Gesprächs- und Frühstückrunde etwas kürzer. (Sorry falls ich was kurz angebunden war)
Mit VM waren @Jedrik und @Sturmvogel am Start. Lieger waren ausser mir nur @tomacino da, oder habe ich jemanden übersehen?

Teilnehmer so 150-160.

Entgegen der üblichen Gewohntheit von der liegenden Fraktion in der letzten Gruppe zu starten nahm ich diesmal die 2te Gruppe.
Dadurch kam ich auch gut und flott vorwärts. Im Großen und Ganzen fuhr ich dann 100km bei einem über 30er Schnitt mit.
Durch SamstagsEinkaufsverkehr in NL und eine Rote Ampel zerfiel dann diese Gruppe. Ab jetzt gabs es nur noch kleiner Grüppchen von 2-5 Leuten.
Ich beschloss daher erstmal in Simpelveld(KM105) Naturalien nachzufüllen statt bei K1(135km) in Eupen etwas zu suchen.
Durch die Anfänge der Ardennen fuhr ich überwiegend alleine und je nach PP-Pause überholte man sich immer mal wieder gegenseitig.
In Eupen konte ich den Stempel an einer Pommesbude holen und war wieder zügig auf dem Rad.
Entgegen der Vorwoche liefs mit dem Rechten Knie ganz gut in den Hügeln.
Die 6km Bahntrasse Richtung K2 kenne ich jetzt schon fast auswendig(gähn) 6km bei 23 bergauf...
Simonskall(km174) war dann schneller als erwartet erreicht. Hab da nur ein Alkoholfreies Weizen getrunken und fuhr dann mit Silvio wieder Richtung Geldern zurück.
Und wie immer dieses Jahr kam auch der Gegenwind... zäh liefs es, so richtig frisch war keiner von uns.
70km vor Geldern kam dann Ben mit 2 anderen im Schlepptau vorbei und wir haben uns dann angeschlossen.
Ben war auch schon am Morgen in der 2ten Gruppe immer Vorne gefahren, wo holt der Kerl von etwas über 160cm nur die Kraft her?
Ganz einfach, wie ich später erfuhr hat, er in 2015 schon 12000km:eek: gefahren.
Dann eine brenzlige Situation an der Grenze D nach NL, wir waren auf dem linksseitigen Radweg als ne Heinsbergerin von einer Gasstätte losfahren will und uns 5 beinahe abräumt:
" Ich habe sie gar nicht gesehen" , logisch, sie hat nur nach links auf die Autos geguckt und nicht nach rechts.
Weiter auf 'de Meinweg' verliessen mich dann mein Kräfte und diesmal schmerzt das linke Knie in der Kehle, also lies ich die 4 fahren und fuhr dann allein bis zum Start Twisteden(K3, km308).
Gerade noch so im Hellen kurz vor 21:00Uhr geschafft. Dann erstmal 2 Portionen Nudeln und viel Cola getrunken. 1 Stunde schneller als letztes Jahr
Den leckeren Nachtisch, musste ich mir aber wegen Platzmangel verkneifen.

Um 22:30 startete ich dann zu der 2ten Runde zum Ijsselmeer.
Ab jetzt lief überhaupt nicht mehr. Das Knie hat sich wieder beruhigt, aber der Speed lag nur so bei 25km/h. Erbärmlich.
3 Brevetler holten mich nach 30km ein, aber die lies ich direkt wieder fahren: ChinaBöller vorne = SpiegelAUA und eine Blendlaterne hinten = nochmal AUA.
Nach 20km traf ich dann 2 von denen wieder: "Können wir mit dir fahren?" , Die haben sich mit dem Speed des Vorfahrers übernommen und beide kein GPS dabei:confused:!
Dann kamen noch ein Mädel und ihr Kumpel, mit denen ich schon ein paar Stunden zuvor geradelt bin, von hinten ran. Wobei die beiden mir immer einen Tick zu schnell waren.
Dazu hatten sie noch 2 oder 3 im Schlepptau...
Mit der größeren Gruppe liefs eigentlich ganz ordentlich. Irgendwann sagte auch einer der NON-Gpsler irgendwas und weg waren sie. Anscheinend wollten sie wohl ne Mütze Schlaf nehmen.
Ich muss zugeben, das mich das wenig störte.
Irgendwann musste ich aber dem Ruf meiner Blase nachgeben und die Gruppe war weg.
Jetzt liefs eigentlich noch schlechter: Mit 22-23km/h über die Holländischen Radwege, das Ganze ödete ziemlich an und jeder kleine Sandhaufen war ein riesiger Hügel.
Ich fand es auch konzentrativ anstrengend die Radwege im Dunkel zufahren! Grund mag da wohl auch mein hoher Tiller sein, der fast den Ganzen Lampenkegel verdeckt.
Tagsüber ist das kein Problem, Nachts auf engen Wegen die urplötzlich verschwenken können aber schon.
Zwischen 3:30 und 4:30 gings dann durch die Veluwe, ein hügeliges Waldstück(jo sowas gibt in NL) und der Wetterbericht hat nicht gelogen: Satte 2 Grad!
Zum Glück hatte ich aber Winterjacke, Winterhandschuhe und auch Regenüberschuhe dabei. Kalt war es aber trotzdem...
Letztes Jahr bin ich da noch mit kurzem Trikot gefahren.
Diesmal gabs auch keine Wildschweinrotte mit 20 Frischlingen (Gottseidank).
Als ich gegen 4:30h bei K4 Harderwijk ankam waren noch recht viele Leute unterwegs, bis es mir so langsam dämmerte, das es die Spätheimkeher aus der Disco waren.
Ich habe dann erstmal wie verrückt mehre Tanken angefahren: Alles Zu!:confused: Also erstmal ein Ortsschild fotografieren.
Als letzte Möglichkeit fuhr ich dann die Autobahntanke vom letzten Jahr an.
Und wie angekündigt: Die Tür um durch den Zaun zum Parkplatzgelände zu kommen war zu!:mad:
Doch daneben war der Zaun grossflächig kaputt:sick:
Jungs glaubt mir: Zumindest einer hat das 1,5qm Große Loch übersehen!:sleep:
Es war jetzt exakt 5:18. ne 3/4tel Stunde hier rumversauert...grrrr, über die SuchZeit ist es Glockenhell geworden
2 Andere waren auch drin und tranken Kaffee.
Hab nur ne Große Wasserflasche gekauft, da ich noch bei einem McDreck rein wollte.
5km Weiter war auch einer : Geöffnet ab 7Uhr!o_O
Ok noch 145km to go. In 45km war auch noch einer.
Allso wieder raufs aufs Radl und wie üblich mit den lahmen 23km/h durch die Gegend eiern.
Über den hoppligen Damm 6km fahren, dann vorbei wo früher mal ne Kontrolle war und, gähn, weiter.
100km vor Schluss dann der ersehnte McD mit dem 24uur-Schild oben dran. Schön Rad abstellen, zum Eingang und nix.
Tür öffnet nicht. Öffnungszeiten 8-24Uhr, Laut Handy war es jetzt 7:35h. Ich glaube die Mc-Mitarbeiter haben irgendwo ne Kamera und machen das::p
Mit 24uur meinten die übrigens das der Laden bis Mitternacht geöffnet hat.
Ich füllte dann mein Wasser in den Trinksack und holte aus den Packtaschen ein paar Brote und Riegel für die Letzten 100km.
Die 2 aus der Tanke hatte mich zwischenzeitlich irgendwo überholt, 20km später traf ich sie dann bei Ihrer Kleinpause.
10km musste ich mich dann an der Waalbrücke(die wird wohl nie fertig) ins Gebüsch stellen.
Manno kommen da morgens viele RRler vorbei:oops:
Irgendwie haben die Holländer auch ein anderes Kälte empfinden.
Obwohl es noch schneidend kalt war, sah ich doch einige mit kurzer Hose und kurzem Trikot.

Hier kamen dann auch gerade die 2 wieder vorbei. Ich habe dann auf der Brücke die 200m zu gefahren und fortan fuhren wir mit den gewohnten 23-25km/h weiter...
50km vor Ende besuchten wir dann mal endlich wieder ne offener Tanke.
Einer holte sich gleich nen Liter Cola, ich begnügte mich mit einem halben.
Mit etwas Unterhaltung und Koffein liefs jetzt auch was besser so 25-27 km/h waren nun drin.
Letztes Jahr sind wir hier mir 31 lang gerauscht, aber die Gruppe damals lief auch richtig gut!
Dann noch einmal ne Schrecksekunde: Ne Frau kam hinter ner Hecke hervor und wollte auf den Radweg einfahren.
Ging gerade nochmal gut.
Den Ruppelasphalt hinter Siebengewalt ging für heute Verhältnisse richtig gut.
Das Ziel schon riechend gings recht zügig voran.
Um 12:30 waren wir dann im Ziel. 1,5h langsamer als letztes Jahr. Allerdings waren mit uns nur 25 im Ziel.
Boah, wenn ich mich schon so lahm und mies in der Nacht gefühlt habe, dann möchte ich nicht wissen wie es den Leuten hinter mir geht...
OK evtl. werden Einige hier berichten!

Moni war auch ziemlich durch! Gegen 6 waren die Letzten von der 1ten Runde weg und um 7Uhr standen schon die ersten Finisher auf der Matte.
Sie hat sich dann mal während wir da waren 30Minuten aufs Ohr gelegt.
Um 13:45 bin ich dann nach Hause und in der Zeit sind nur noch 3 weitere Leute reingetröpfelt...

So die Quali-Brevets wären somit in der Tasche, aber ob ich so fit bin wie 2011 steht noch arg in den Sternen.
Als sichere Nummer sehe ich PBP nicht an und ich denke ich werde mir bis dahin noch 1-2 Brevets oder irgendwas an Marathon antun...

Tschö
René
Edit: AlexN hat schon ein Video dazu hochgeladen:
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin,
danke an die Autoren dieser schönen Radfahrberichte. Darum gehts doch... mit Freude Radfahren, sich Ziele setzten, unterwegs sein und ankommen. Man bekommt fast Lust es auch mal wieder anzugehen.

Gruss, rwd
 
Hallo René,

intensiver Bericht!

Es muss ja mächtig abgekühlt haben. In der Nacht von Freitag auf Samstag nicht unter 10 Grad, mit langem Trikot und dünner Jacke ganz angenehm.

Die Radwegverschwenkungen fand ich nicht so schlimm, und ich habe "nur" einen einzigen Edelux II benutzt. Allerdings habe ich an der einen oder anderen Kreuzung den Radweg nicht auf Anhieb gesehen und bin eben auf der Fahrbahn gefahren. War problemlos. Natürlich gab es 1-2 Idioten, die aus Prinzip hupen mussten, obwohl die Strecke gerade war und sie völlig problemlos überholen konnten.

Durch den Wald im Hoge Veluwe bin ich eine Woche vorher gefahren, beim 300er in Enschede-Boekelo. War sehr schön, Bericht siehe oben.

Am 6. Juni will ich den 600er in Ostende fahren. Sehr hübsche Strecke, kaum Ampeln, wenig Höhenmeter. Ein paar Hügel nach 450 km, aber nichts ernstes. Meine Idee ist, wie die einheimischen in der Nacht relativ lange zu schlafen.

Grüße
Andreas
 
Na, dann schließe ich mich hier mal an.
600 km in einer 8 um den Niederrhein-Startort.

Bähm. Bähm. Super-Randonneur. - Die Definition von Langsamkeit.

Samstagmorgen, kurz nach 7:00 Uhr. Ich vollziehe in Twisteden mein üblich gewordenes Startritual. Rein zur Anmeldung. Karte. Unterschrift. Kaffeepott. Wieder raus. Rad aus dem Auto. Packen. Ausrüstung kontrollieren. Noch einmal vollen Druck auf die Reifen. Währenddessen den oder die ein oder andere begrüßen.

Und dann warten wir - wie üblich - auf das Abfahrtsignal für die letzte Startgruppe. „Wir“ heißt in diesem Fall: Thomas, Norbert und ich; die beiden „Schon-Super-Randonneure“ begleiten mich freundlicher- und dankenswerter Weise auf meinem ersten 600er. Nein, wir fahren gern zusammen; aber nicht ganz auf einem Niveau. (Wie sage ich so gern: Am Berg trennt sich der Speck vom Weizen ;)) Norbert trainiert fleißig und konsequent für PBP und wo Thomas nach 500 km die Kraft zur Rennradfahrer (nicht Randonneur …) Jagd hernimmt und wieso er an Steigungen immer noch ein wenig mehr beschleunigen kann, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben.

Dieses Mal sind recht wenig Liegende am Start. Außer uns sichten wir nur Rene, Gabi im Quest XS und Sturmvogel (der - so hörte ich - wohl wegen Defekt abbrechen musste oder es aus Vorsicht tat ...)

Den Weg durch ein wenig Niederlande, die Kreise Viersen und Heinsberg wieder Richtung Niederlande und dann Belgien in die Ardennen muss ich nicht mehr beschreiben, oder? Das Anfangsstück bis zum Beginn des ständigen Auf und Ab in Ardennen und Eifel spulen wir routiniert ab. (Ok, nachts beim 400er gab es keinen Wochenendeinkaufsverkehr; der nervte ab und an.) Mir deucht aber schon dabei eine etwas misslungene Tages- oder Wochenendform (und das soll sich noch bitter bewahrheiten). Zudem ist es (zwar nicht überraschend) ziemlich warm und sonnig; was mich an den nun folgenden Steigungen ordentlich in Schweiß versetzt. In Eupen gönnen wir uns Kaffee und Kuchen und weiter geht es (frisch mit LSF 50 beschichtet): Weser-Talsperre. Roetgen. Der schier endlos erscheinende Ravel. Erste rauschende Abfahrten. Und natürlich - wie könnte es anders sein - die zwischen zwei 14%ern eingeklemmte nächste Kontrolle. Wir zischen ein alkoholfreies Weizen und Norbert muss leider einen schleichenden Platten beseitigen. Norbert und ich starten dann mit dem Walk of shame. Thomas fährt natürlich den miesen, doofen, viel zu steilen Berg locker pedalierend hoch. (Ok, für geeignete Definitionen von locker …)

Das letzte Drittel der ersten Hälfte läuft dann gut. Wir genießen die langen Abfahrten zurück ins Flachland, kennen die Strecke und kommen auch gut und flüssig durch die Ortschaften. Im De Meinweg muss ich nochmal etwas beißen, da die Beine von den vorherigen Höhenmetern stark angegriffen sind. Und das schlimme ist: es fühlt sich irgendwie schlimmer und entkräfteter an als beim 400er (der substantiell mehr Höhenmeter geboten hatte). Toll, wenn man Begleiter hat, die dann auch mal warten oder nochmal eine Minipause gönnen. :)

Kurz nach Mitternacht schlagen wir wieder in Twisteden auf und freuen uns über Monis Spaghetti (wobei ich die fleißigen hilfreichen anderen Geister nicht unterschlagen möchte). Nach dem Mahl verziehen wir uns bald in unsere Autos, um ein wenig zu schlafen. 3:00 Uhr wollen wir wieder los. Ich stelle mir den Wecker auf 2:30 und schlafe sofort ein. Als ich aufwache und mir auf dem Display eine fette 2:43 entgegen leuchtet, muss ich mich sputen. Frische Klamotten an. Noch fix mal „ins Bad“ (für ausführliche Morgentoillette ist nun leider keine Zeit mehr); Flaschen füllen (natürlich finde ich meine Mix-Ins für den Gechmack nicht in der Hektik).

Naja, gegen 3:20 Uhr kommen wir dann doch endlich los. Es ist frisch. Mein Zwiebel-Prinzip greift gewohnt gut. Aber die kälteste Zeit des frühen Morgens steht uns noch bevor. Der Neustart ist mühsam. Die Muskeln sind noch im Schlafmodus - das Hirn ebenfalls. Wir schleichen. 20 km/h - 23 km/h - ab und an 25 bis 27 km/h. Letzteres wäre ja ok; aber es passiert zu selten. Und irgendwie geht es selbst mit Kopfeinsatz (zumindest bei mir) nicht ernsthaft schneller. Dann tut es weh. Und 300 km mit Schmerzen? Dafür bin *ich* nicht hart genug. - Wir sprechen aber auch nicht großartig darüber, wir lassen es geschehen, … und rollen so dahin. - Hinter Emmerich kühlt es dann zunehmend und deutlich merkbar immer weiter ab. In der Veluwe war es schön bis wunderbar. Und kalt. Richtig kalt. Mental war ich / waren wir auf minimal 8 Grad C eingestellt. Den Wetterbericht, dass es deutlich kälter werden soll, müssen wir verpasst haben. Gut, dass ich zumindest - um Druckstellen / Scheuereien am altersschwachen Schuh zu vermeiden - meine guten, dicken Wintersocken trug. - Wir wollten Kaffee. Kaffee!? Kaaaaffffffeeee!!!! - Aber nichts in Sicht, Keine Bäckereien. Keine Tankstellen. In keinem Ort. Und wir waren immerhin deutlich später unterwegs als z.B. Rene. - In Apeldoorn wurden wir dann erlöst. Eine winzig kleine Tankstelle mit Waschanlage und Mini-Shop, deren Tankwart just gegen 8:00 den Laden aufschloss. - Danach ging es dann weiter durch die kühle, aber zunehmend erwärmte Veluve gen Veluwe Meer. Trotz der Wärme werden wir eher nicht schneller.

Wer Michaels morgendlicher Ansprache aufmerksam gelauscht hatte wusste, dass die gewohnte Autobahntankstelle über ihren Hintereingang nicht mehr regulär erreichbar war. (Wie Rene berichtet, gibt es aber wohl ein Loch im Zaun ;)). Wir fahren also weiter bis zum McDonalds, der uns sowohl zu Unterschriften auf der Kontrollkarte wie auch zum zweiten Kaffee des Tages verhilft.

Beim Wiederanrollen (noch 150, nur noch 150!) legt mein Garmin Edge 800 einen Komplettabsturz hin: erst eingefroren, und dann schaltet er sich zuverlässig während des Startvorgangs wieder aus. Jedes Mal. Ich hoffe das beste für meinen Track und packe das präparierte Ersatzgerät ins Cockpit. Langsam merkt man die zunehmende Müdigkeit. Kleinigkeiten werden als nervend empfunden. Ein blöder holländischer Rennradler rauscht mir nach einem *angezeigten* Stop und „Fahr-Vorbei-Winken“ volle Kanne ins Hinterrad und trifft dabei die Bremsscheibe. Jeder Antritt ist mühsam. Die Stop-and-Go-Fahrerei durch die großen und noch größeren Ortsdurchfahrten sind die Kirschen auf der Nerv-Torte. Naja, aber auch das ist irgendwann überstanden und wir rollen wieder durch eher freie Landschaft. Immer noch langsam. Jede Steigung und sei sie noch so flach oder kurz fahre ich im Schleichgang. - Einen Lichtblick in dieser Hinsicht gab es auf dem Waal-Deich. Da ging es mit leichtem Rückenwind einigermaßen zügig zur Sache; unterbrochen von einer kleinen Eispause. - Thomas fand sogar die Energie, Rennradler zu jagen. Er erklärt das damit, dass er orthopädische Probleme bekäme, wenn er nicht ab und an auch mal über 40 führe. ;)

Dummerweise vertrage ich das Eis nicht sonderlich gut; mein Magen macht zu und ich mag nix mehr essen. Dabei hatten mich die Magenproblemchen die bisherige Fahrt über erfreulicherweise verschont.

Der Rest war dann eine pure Geduldsprobe. Schneller wurde es nicht mehr. Langsamer aber auch nicht. Wir legten noch eine echte kleine Pause im Schatten einer Mühle ein und fuhren dann mit nur wenigen Minipausen heimwärts. Die „Tal-der-Tränen“-Strecke im Naturschutzgebiet mit Bremsasphalt zog sich und zog sich; … und die letzten 8 km entpuppens wohl als die längsten meines bisherigen Radfahrlebens. 19:03 Uhr lehne ich mein Rad ans Auto und klatsche mich dankbar, erleichtert und um eine „interessante“ Langstreckenerfahrung reicher mit Thomas und Norbert ab.

Mein Magen zickt immer noch rum, so dass ich nur vorsichtig einige Menge Kaltgetränk eingießen kann. Auf die Suppe muss ich dieses Mal leider verzichten.

Das war härter als ich nach dem wirklich gut gelaufenem 400er erwartet hatte. Dennoch habe ich nun Gewissheit: ja, 600 km kann ich auch am Stück fahren.

Brutto: 34:46 h - Netto: 26:47 h
 
Norbert und ich starten dann mit dem Walk of shame.
Gröl , den kannte ich noch nicht!:D
Bei Karl in Nordbayern kommt es übrigens noch häufiger vor das man schiebt.
Für die Mukkis ist es jedenfalls besser mit 4km/ zu schieben, als mit 5km/h zu fahren...fand ich jedenfalls.

Norbert und ich starten dann mit dem Walk of shame....
Dummerweise vertrage ich das Eis nicht sonderlich gut; mein Magen macht zu und ich mag nix mehr essen. Dabei hatten mich die Magenproblemchen die bisherige Fahrt über erfreulicherweise verschont.
Mein Magen zickt immer noch rum, so dass ich nur vorsichtig einige Menge Kaltgetränk eingießen kann. Auf die Suppe muss ich dieses Mal leider verzichten.

Also mein Magen macht ziemlich schnell zu, wenn ich zu schnell fahre.
Jemandem an der K**zgrenze hinterher fahren ist also nicht, wie es ja einige RRler praktizieren.
Insgesamt hilft Cola (die 'Gute' mit Koffein und Zucker) ganz gut dagegen, das nehemn recht viele zu sich.
Kaffee hat bei mir zuviel Säure.
Auch Fruchtsäfte verträgt mein Magen über Lange Distanzen nicht.
Aber jeder muss da selber in Erfahrung bringen was geht und was nicht.
Im Moment experimentiere ich mit verschiedenen EiweissRiegeln.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber jeder muss da selber in Erfahrung bringen was geht und was nicht.
So isses
Insgesamt hilft Cola (die 'Gute' mit Koffein und Zucker)
Das Universalmittel, vom Silberputzen bis zum Randonneuraufpolieren geht alles.
Kaffee hat bei mir zuviel Säure.
Daher nur koffie verkeerd. Kaffee pur nehme ich nicht mehr, das ist das einzige, was mich mal fast magentechnisch ausgeknipst hätte.
Im Moment experimentiere ich mit verschiedenen EiweissRiegeln.
Ich hab da grad so einen Beerenriegel mit recht viel Magnesium entdeckt, immer nur Süsskramriegel mag ich auf Dauer nicht.
Sonst hatte ich immer Äpfel dabei, die gehen bei mir auch gut.
Und natürlich die gute Panzerfahrerschokolade (verflixt, wo krieg ich hier nur die Vollmilchsorte her?) Gabi, lass uns doch mal einen Karton bestellen ;-)
 
Er erklärt das damit, dass er orthopädische Probleme bekäme, wenn er nicht ab und an auch mal über 40 führe.
Ob du es glaubst oder nicht, mir taten beide Knie und beide Knöchel weh, ein harter Antritt bis über 40, den RRler stehen lassen, Tempo 2km in etwa halten bis zur Eisbude und die Malessen waren weg:D
 

Genau: beim 300er bin ich da im Milan schön gleichmäßig mit betontem runden Zug statt Tritt raufgekommen.

Aber mein Versuch des Brevet mit dem Rennrad noch zu retten verlor an dieser Stelle viel von seinem Hoffnungsschimmer.

Ich hatte schon nach 50 km nach zwei benachbarten Speichenbrüchen am rechten Vorderrad beschlossen, diesem Laugrad nicht mehr die Eifelabfahrten zuzumuten. Meine liebe Frau ließ sich tatsächlich zu einer Rettungsexpedition überreden und nach 3 (Drei!!!) Stunden nutzlos in der Sonne sitzen bin ich dann mit dem RR hinterhergefahren. In eupen eine Stunde hinter der Zeit. Total unfreundlich in der Pizzeria Luna (es hat sich so schrecklich gezogen bis Eupen, ich hatte mich so auf Pasta gefreut!) abgeblitzt. Dann regnete es- nicht lange aber doch. In Simonskall war der Rückstand noch 40 min und die Hoffnung, ihn in Twisteden wieder just in time zu sein noch eine Hoffnung. Aber aus dem Schiebetif kam ich- in ein tieferes Tief und dann in ein Loch und dann wurde es kalt und ich hatte fast mein ganzes futter aufgegessen. Und ich weiß wieder wie komfortabel mein Milan im direkten Vergleich ist- AUA.
Dann dämmerte es mir, dass ich tatsächlich in der Morgendämmerung um 4:10 im Twisteden reinkam- die ersten Schläfer waren bei Moni zum frühstück und ich war zufrieden mit meinem Entschluss die zweite Schleife sein zu lassen.

Ich bin ziemlich stolz, dass ich die ersten 300 auf diese Art tatsächlich geschafft habe (meine Rennradleistung dieses Jahr hat sich glatt vervierfacht :whistle:) und werde am 6.6. in Zwolle einen neune Anlauf unternehmen. Das Sauerland ist mir beim 400er von Lohne aus ja gut bekommen.

Chapeau vor den RRlern die die 600 abgespult hatten, als ihc kurz vor 8 von meinem Nickerchen zum Kaffeetrinken kam!(y)
 
Ich hatte schon nach 50 km nach zwei benachbarten Speichenbrüchen am rechten Vorderrad beschlossen, diesem Laugrad nicht mehr die Eifelabfahrten zuzumuten.

OK, ist was früh passiert, aber der Vogel fuhr doch noch... da kann man doch weiter fahren solange es geht. Anrufen kann man immer noch.
Bin auch schon mal beim 600er ca 350km mit ner kaputten Felge (Venitlloch ausgerissen, bei 70km/h bergab) gefahren.
Habs dann aber an kritischen Stellen auch langsamer angehen lassen, und ganz wohl im Bauch war mir auch nicht.

Meine liebe Frau ließ sich tatsächlich zu einer Rettungsexpedition überreden und nach 3 (Drei!!!) Stunden nutzlos in der Sonne sitzen bin ich dann mit dem RR hinterhergefahren.
Da weist du jetzt was du an deiner Frau hast!(y)

Dann dämmerte es mir, dass ich tatsächlich in der Morgendämmerung um 4:10 im Twisteden reinkam- die ersten Schläfer waren bei Moni zum frühstück und ich war zufrieden mit meinem Entschluss die zweite Schleife sein zu lassen.

Man muss auch wissen wann es gut ist! Ich habe auch schon geschwächelt und ohne Not die 2te Schleife ausgelassen.
Bei mir hat im SL die Rappelei, besonders auf dem damaligen kaputten Meinweg, meinen Durchhaltewillen zerstört.
 
Andreas Bericht kann ich nicht viel hinzufügen ausser ein paar Bildern.
Den Weg durch ein wenig Niederlande, die Kreise Viersen und Heinsberg wieder Richtung Niederlande und dann Belgien in die Ardennen muss ich nicht mehr beschreiben, oder?
In Bildern:
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In Eupen gönnen wir uns Kaffee und Kuchen
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Thomas fährt natürlich den miesen, doofen, viel zu steilen Berg locker pedalierend hoch.
Oben war dann das 'Dach' des Brevets erreicht und ich konnte eine kleine Fotopause einlegen, kurz darauf gab es den einzigen Regenschauer auf der Tour:
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Das letzte Drittel der ersten Hälfte läuft dann gut.
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Der Rest vom Samstag:
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Der Sonntag beginnt mitten in der Nacht
Naja, gegen 3:20 Uhr kommen wir dann doch endlich los.
Hinter Emmerich kühlt es dann zunehmend und deutlich merkbar immer weiter ab.
Kleine Fotopause vor Emmerich, die Emmericher Rheinbrücke im Morgengrauen
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In der Veluwe war es schön bis wunderbar.
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Fahrt durch Harderwijk mit Blick auf das Veluwemeer:
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Und weiter geht es gen Ziel.
Wenn ich meinem Fotoapperat glauben darf, war die Mühlenpause anders als in Andreas Erinnerung vor dem Waaldeich...
Wir legten noch eine echte kleine Pause im Schatten einer Mühle ein
Da wäre ich gerne noch etwas länger geblieben, wir haben uns im Schatten des Baumes auf den kühlen Rasen gelegt, das war schön!
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Einen Lichtblick in dieser Hinsicht gab es auf dem Waal-Deich. Da ging es mit leichtem Rückenwind einigermaßen zügig zur Sache; unterbrochen von einer kleinen Eispause.
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Die „Tal-der-Tränen“-Strecke im Naturschutzgebiet mit Bremsasphalt zog sich und zog sich
Ich habe dieses Stück zum ersten Mal im Hellen gesehen, der Asphalt ist wirklich zum Heulen...dafür war die Natur sehr schön anzusehen, in der Nacht ist es hier sowas von stockfinster...
PIC026.jpg PIC027.jpg

ENDE

Thomas
 
nach zwei benachbarten Speichenbrüchen am rechten Vorderrad
Bei mir haben sich auch Mal nach und nach über rund 3000 km die inneren 7 Speichen mit Kopf außen des rechten Vorderrads verabschiedet. Nach der 2. habe ich erst gemerkt, dass die Spannung etwas nachgegeben hatte und alle Speichen des Rads nachgezogen. Aber die besagten waren wohl vorgeschädigt. Auf HBK hatte ich dann einige Reservespeichen und eine lange Pinzette mitgenommen. Da konnte ich die dann relativ schnell 3 x eine nachlegen - auch nicht mehr Aufwand als einen neuen Schlauch einlegen.

Grüße - Hajo
 
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