Entdeckung der Langsamkeit

eisenherz

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Hallo liebe liegende Gemeinde!
Da ich jetzt schon mehr als 1 Jahr keine nennenswerte Wegstrecke mehr zur Arbeit habe und meine äußere Form sich proportional zu meiner leistungsmäßigen Form,negativ, entwickelt hat, wurde es langsam Zeit was zu ändern.
Ich kenne hier jeden Strauch mit Vornamen und da ich keine Rennambitionen mehr habe, fehlt, mir ein wenig der Reiz mit der Liege durch die Gegend zu brausen. Trainigspartner, mit denen man gegen die Langeweile, auf immer gleichen Strecken, angehen kann, findet man um 7:30 auch nicht wirklich. Das Mango ist, nach meinem letzten U(m)nfall, im Moment auch nicht mein Freund.
Hinzu kommt noch, dass ich mich auf der Liege in einer Stunde nicht so richtig austoben kann. Ne Stunde Vollgas, um 7:30, dass brauch ich im Moment nicht.
Mein Unfall hat zusammen mit 3 Wochen Urlaub zusätzlich nochmal 7 Wochen absoluter Sportabstinez mit sich gebracht ... jetzt war es endgültig genug.

Ich habe, vor 10 Jahren, schon mal ein altes "Stahlseiltechnik" Rowingbike gehabt und hatte Spaß mit dem Rad, nur nicht mit dem Stahlseil.
Seit heute morgen 1:00 bin ich nun Besitzer eines 222. Es wurde etwas spät, weil ich anscheinend doch noch ein paar Muskeln habe und bei der Probefahrt erstmal das Zugseil abgerissen habe ... hat, mangels Übung etwas gedauert, bis die Besitzerin und ich es wieder fahrfertig hatten.
Heute morgen die erst Stunde damit unterwegs gewesen. Noch ein bisschen an der Einstellung gefummelt. Ich muss nochmal Knoten üben. Warum musste ich dabei andauern daran denken, das Derk 9-facher Surfweltmeister war:sneaky:.
Was soll ich sagen. Ich war lange nicht mehr, alleine, so langsam unterwegs, hab soviel Muskelgruppen gespürt, von denen ich gar nicht mehr wusste dass ich sie habe und hatte trotzdem/ gerade deswegen soviel Spass.
Ich hoffe das hält lange an.
 
Ich hoffe das hält lange an.

Ich denke, dass man nur mit dieser Einstellung bis ins hohe Alter Spaß an der Bewegung auf dem Rad oder wo auch immer haben kann. (y)

Höher, schneller, weiter sehe ich als einen Hype der Jungen und aus der Sicht eines gereiften Alten, der dieser Einstellung unbeschadet und gesund entkommen ist, ist das eher amüsant und bedeutungslos ... :)

fluxx.
 
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hab in letzter zeit auch im vm mal etwas langsamer gemacht, ne nette erfahrung in schöner landschaft einfach dahingleiten und genießen...
also das eine schließt das andere nicht aus, oder?
 
Ich war lange nicht mehr, alleine, so langsam unterwegs, hab soviel Muskelgruppen gespürt, von denen ich gar nicht mehr wusste dass ich sie habe und hatte trotzdem/ gerade deswegen soviel Spass.
Ich habe mich auf deinen Beitrag hin erstmalig mit dem Rowingbike beschäftigt und muss sagen, dass dieses Gefährt ja in der Tat eine interessante Sache ist. Gerade auch, um andere Muskeln und Körperteile zu nutzen als beim herkömmlichen Radfahren. Gibt es in Deutschland denn eine nennenswerte Zahl an Rowingbikes? Für eine Probefahrt sind die vermutlich noch schwieriger zu finden als ein passend eingestelltes VM für meine Größe. ;)

Chris
 
Au Backe Jörg, du in langsam!?
Langsam ist schööön(y)
Blöd nur, dass du so ein Zwerg:p bist und ich so ein Riese bin, sonst würde ich dir glatt mal eine Probefahrt abschwatzen wollen.

Viel Spass damit, irgendjemand fährt in MS noch eins, bisher habe ich ihn nur ab und zu und immer am Franziskus vorbeifahren sehen.
 
kann mich da nur anschließen. Ich fahre zwar gerne und oft mit etwas mehr Druck in den Pedalen, aber nichts ist schöner, als wenn man mal ohne jeden Zeitdruck unterwegs ist und einfach nur die Fahrt genießen kann.

Gruß,

Norbert
 
irgendjemand fährt in MS noch eins, bisher habe ich ihn nur ab und zu und immer am Franziskus vorbeifahren sehen.

... das ist Alexander, der "Deutschlandimporteur" ... den ich, damals in Warendorf, mit meinem ersten Rowingbike auf den Geschmack gebracht habe
 
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Ups, da gerät gerade etwas in Schieflache.
Ich würde gern noch mit der Rennliege vorn mitmischen. Ganz vorn mitzufahren , mit Thomas und Ymte, war richtig geil, gerade für mich abgebrochen Riesen. Ich habe aber weder Zeit noch Fahrzeug dafür, weil ich mich bewusst vom Rennfahren verabschiedet habe, um mal was anders zu machen, als im Schnitt jeden Tag (auch Weihnachten und Urlaub und So etc.) ne Stunde und mehr zu trainieren. Ich kann das Training auch nicht mehr in Nutzfahrten "verstecken".
Das Thys 222 habe ich nicht , um locker dahinzurollen. Nein, ich will mich ja anstrengen. Allerdings bin ich auf diesem Rad Rookie und deshalb langsam ... und habe Spass am Neuen
 
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Blöd nur, dass du so ein Zwerg:p bist und ich so ein Riese bin, sonst würde ich dir glatt mal eine Probefahrt abschwatzen wollen.
... deshalb habe ich schon viele (alle?) Rekordfahrzeuge gesehen, aber nur wenige fahren können.:cry: Selbst bei Daniels schönen Rädern muss ich ja auf die Sitzvorderkante
 
Danke für den ersten Bericht.

Ein 222 oder 209 reizt mich auch schon länger.

Es fehlte bisher am Platz und an einer Testmöglichkeit, dass es noch nicht weiter evaluiert wurde.

Gewisse Zweifel an der Alltagstauglichkeit bestehen bei mir (für meinen Alltag, bei jemand anderem mag das komplett anders aussehen).

Würde es schätzen wenn Du weiter über deine Erfahrungen mit dem 222 berichten könntest.
 
...
Ich habe, vor 10 Jahren, schon mal ein altes "Stahlseiltechnik" Rowingbike gehabt und hatte Spaß mit dem Rad, nur nicht ....

Hallo Jörg,
so eins fahre ich auch noch und - glaubs oder nicht - bei keinem meiner Räder bin so schnell platt ... und fühle mich so frei. Ich werde es allenfalls gegen ein Revolver tauschen :)
Viel Spaß und viel Freude damit, Christian
 
Ja Jörg, ist schon eine feine Sache das Ruderrad. Möchte ich auch nicht missen.

Auch von mir viel Spass damit....

G

HannsST
 
Würde es schätzen wenn Du weiter über deine Erfahrungen mit dem 222 berichten könntest.

Dein Wunsch ist mir Befehl. Hab mich also gleich gestern Abend nochmal draufgesetzt ... und schreibe deshalb erst jetzt ... da ist er wieder der alte Rennfahrer, der gern auch mal übertreibt und der nachdem die körpereigenen Drogen sich zurückgezogen haben, doch etwas platt war.
Bin dann auf der zweiten Tour mal so um die 30km gefahren. Genau weis ich es nicht, Tacho zeigt Mist ... macht aber nix. Das Fahren ging erstaunlich viel länger als am Morgen. Hab mich wohl schon etwas eingegroovt. Diesmal hab ich auch versucht mehr zu "schalten". Bei der ersten Fahrt hab ich mehr mit Kraft gerudert.
Das Schalten flutscht noch nicht so richtig, vor allem das runterschalten. Man hat ja sozusagen eine analog digitale Schaltung. Am "Schaltwerk" oder besser Schaltring gibt es eine Rasterung(digital), die man aber nur spüren , nicht sehen kann. Die ist mit einer Rasterung an der Schmeck synchronisiert, die man natürlich erst recht nicht sehen kann. Beides wir mit einem analogen Hebel bedient. Wobei es das auch nicht ganz trifft. Man muss den Schub/Zugschlitten mit den Füßen in die richtige Stellung bringen und dann mit dem analogen Daumenschalter die Rasterung freigeben, damit der Schaltring schalten. Ich weiß zwar schon wie es geht, aber noch nicht so richtig warum was passiert. Eins ist allerdings klar. Fußschlitten zu sich ziehen=größerer Gang, Fußschlitten von sich wegschieben=kleinerer Gang. Und hier liegt für mich noch das Problem. Hochschalten kann ich schon fast souverän ... aber runterschalten:oops:.

Zum Runterschalten muss man den Fussschlitten nach vorn bewegen. Das ist genau die Bewegung die man auch braucht um vorwärts zu kommen. Man hat beim Schalten also keinen Vortrieb. Ich verlier dabei jedesmal soviel Schwung, dass ich vom Renntempo ins Omatempo zurückfalle, selbst bei kleinsten Steigungen, die das Wort Steigung kaum verdienen. Deshalb neige ich noch dazu die "Steigungen" wegzudrücken ... wofür mir wiederum die Muskeln fehlen:cautious:. So hätte ich beinah ein Pedelec ziehen lassen müssen:eek:. Echte Berge gibt es hier ja sowieso nicht, aber von den vielen kleinen spitzen Anstiegen werde ich wohl noch für länger Zeit die Finger lassen müssen.

Was sich auch noch nicht gefunden habe ist eine "Ruhestellung" um es mal rollen zu lassen. Auf der Liege lasse ich einfach die Bein stehen und wechsel mal zwischen Rechts ausgestreckt zu Links ausgestreckt. Beim Thys liege ich dann ziemlich überstreckt auf dem Rad. Lasse ich die Beine locker, rollt der Schlitten sofort ganz nach vorn. Dann sind die Beine überstreckt und der Lenker liegt auf der Brust. Das ist weder entspannend noch habe ich das Gefühl guter Radkontrolle.

Auch unruhige Untergründe machen mir noch zu schaffen. Man kann ja nicht aus dem Sattel. Wenn ich dann die Beine leicht anziehe brauche ich die ganze Haltekraft, weil die Beine, die Arme und der Rücken angespannt sind.

Sobald ich in der Ebene und leicht abschüssig rudere, wird es geradezu majestätisch. Auch ein vorbeiziehender Triathlet kann dieses Gefühl nicht trüben. Ich hatte nichtmal den Anflug, von "Den muss ich noch kriegen". Mit normalen, unwissenenden Sterblichen braucht er, der König, bzw. ich, sich nicht aufhalten.

Wenn die Hüfte sich wieder erholt hat mehr, denn bei mir sind es, im Moment, weder Arme noch Hände, noch Beine, die mich bremsen.
 
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Nach nun 30.000 geruderten Kilometern kann ich sagen, dass man das Runterschalten nach kurzer Zeit in den Griff bekommt. An Steigungen hilft nur frühzeitig runterzuschalten und den dazu nötigen Bewegungsablauf zu verinnerlichen. Grundsätzlich sind plötzliche Anstiege z.B. auf unbekannten Strecken nach engen Kurven schon schwieriger als mit jeder anderen Schaltung. Bei langsamen Anstiegen kann es hilfreich sein nur mit den Fußspitzen zu schalten. Also Beine am Ende des Ruderschlags ausgestreckt stehen lassen, Fußspitze zum Körper bewegen, Schalthebel betätigen, Fußspitze nach vorne bewegen, Schalthebel loslassen. So kann man kleinste Gangsprünge sicher schalten. Aber auch hier gilt: Üben, üben, üben. Hat man sich aber einmal am Berg so richtig verschaltet hilft nur noch Kraft. Nach einiger Zeit kann man auch im Schritttempo Berge hochrudern, also keine Angst vor Steigungen >10%. Bei unebenem Straßenbelag kann man den Bewegungsablauf so einrichten, dass man die "Hindernisse" in der eher aufrechten, sitzenden Position überfährt. Dein Auge erfasst das Hinderniss nach kurzer Übungsphase schon im Vorfeld und nach einiger Zeit geht der Bewegungsablauf automatisch dazu über die Ruderschläge so zu verteilen, dass das passt und dein Rücken geschont wird. Ein fetter Hinterradreifen (50-559 passt) erhöht den Komfort deutlich auf durchweg schlechtem Straßenbelag.
 
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Das mit der Langsamkeit kann sich sehr schnell ändern. Ich habe zwei Wochen gebraucht, um in der Ebene an Rennradfahrern dran zu bleiben oder auch mal vorbei zu ziehen.

Größeres Kopfzerbrechen hat mir am Anfang das anfahren am Berg, sowie ein Berg überhaupt hoch kommen gemacht. Auch hier trat nach etwa 14 Tagen eine erhebliche Besserung ein. Heute, nach fast einem halben Jahr Ruderraderfahrung suche ich die Berge förmlich, wenn es mal kurz und heftig sein soll. Wegen meiner Wohngegend habe ich mein Rad mit großer Schnecke bestellt. Brenzlig wird es, wenn es steil und der Untergrund unbefestigt ist, hier neigt das Hinterrad aufgrund der hohen eingeleiteten Kraft schon mal zum durchdrehen. Diese Situationen habe ich in meiner Zeit lediglich zwei mal erlebt, also kaum erwähnenswert.

Verkehrs- und vor allem stadttauglich ist das Ruderrad zu hundert Prozent. Sogar mit Anhänger als ¨long vehicle¨. In der Fußgängerzone hören die Menschen auf, ihr Eis zu essen, Münder stehen offen und es gibt auffallend wenig Negativbekundungen (man könnte ja auch behindert sein - bin ich wiederum schon häufiger gefragt worden).

Mir ist auch aufgefallen, dass ich bisher nicht einmal von einem Auto angehupt worden bin. Der Belehrungsblinker wird auch selten betätigt.

Mir ist bis jetzt auch aufgefallen, dass Regenfahrten ihren Schrecken verloren haben. Durch den gesamten Körpereinsatz wird einem nicht kalt.

Sinnvoll könnte auch das anbringen von Lenkerband am Lenker sein. Ich hatte anfänglich auch viel mit Blasen zu kämpfen. Irgendwann hatte ich zwar richtige Timberpfoten, Erleichterung brachte dann dennoch das zweifache umwickeln des Lenkers an den Lenkerenden.

Resümierend hat sich in meiner Fahrradvergangenheit kein Kauf so in ein Wohlgefühl umsetzen lassen, wie der Kauf des Ruderrades. Zwei mal in der Woche bin ich mit diesem tollen Rad unterwegs und habe oft das Gefühl, gerade für die tiefe Rückenmuskulatur viel zu tun. Das Ruderrad gehört neben Rennrad fahren, joggen und kraulschwimmen fest in mein Wochenprogramm. Im Dezember wurde schon deutlicher über eine künstliche Bandscheibe gesprochen und momentan scheint das in weitere Ferne gerückt zu sein.

Du wirst sicher auch viel Freude mit Deinem neuen Rad haben. Viele schöne Kilometer wünsche ich Dir, Eisenherz.
 
... Durch den gesamten Körpereinsatz wird einem nicht kalt.

...
Hatte ich ganz vergessen zu erwähnen. Auf mein ZOX hatte ich im Winter schon Marathon XR montiert, damit ich nicht so schnell bin ( ca. 30% Speedverlust). LR und RR sind im Winter doch oft grenzwertig kalt. Ich hoffe, das mich das Rudern wärmer hält.
 
Ich hoffe, das mich das Rudern wärmer hält.
Es ist wärmer, definitiv. Bis ca. -10 Grad langt mir lange Radlerhode, T-Shirt und dünne Regenjacke. Das Hauptproblem liegt darin, dass es mir bei Nässestau und Fahrtwind schnell kalt wird. Ich habe eine Ventisit Matte drauf, da gibts keinen Nässestau durch Schwitzen und es bleibt dann alles trocken. Nachteil: T-Shirt bzw. Jacke leiden durch die Reibung an der Matte.
 
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