Erfahrungen mit Bambusliegern

K

Kami

Bambus als alternativer Werkstoff ist ja sowas wie ein Trend und Eigenbauten ja auch.
Ich weiß, ich weiß, allerdings dachte ich dass ich als der "neue hier" mich erdreisten könnte einen neuen Tread zu eröffnen und meine Erfahrungen mit meinem (teilweise unvorteilhaften)Bambuslieger weiter zu geben.
2013-12-21 15.39.30.jpg

Grundsätzlich muss ich nach einem halben Jahr Bambusrad fahren sagen, dass das Zeug seine Vorteile aber auch seine Nachteile hat.
Vorteile sind vorallem ölkologischer Natur. Auch angenehm ist das geringe Gewicht. Auch ist es sehr angenehm dass man kein teures Spezialwerkzeug braucht. Ich benutzte für das komplette Fahrrad nur Handwerkzeug wie Handsäge, Raspel, Pfeile und Schleifpapier
Nachteile sind die geringe Steifigkeit des Materials. Dies führt zu relativ schwammigen Fahreigenschaften, allerdings ist das Rad immer gut beherrschbar, wenn auch etwas nervös. Natürlich ist es auch etwas der Konstruktion und Bauweise geschuldet, aber man merkt Verwindungen schon.
Konstruktion: Wollte eigentlich einen Citylieger haben der gute Steigfähigkeiten haben sollte. Geschwindigkeit war mit nicht so wichtig. An und für sich gelang das auch recht gut.
Das Gewicht ist trotz billiger "Test"-Komponenten bei immerhin 13kg fahrfertig.
Als Verbindungen hat sich bei mir eine dünne Lage Hanffaser mit auf die Kohlefaser drauf gewickelt wurde, am besten bewährt. Auch habe ich mit GFK Band experimentiert. Es hält ebenfalls gut, ist aber schlecht ohne Lufteinschlüsse und Falten umwickelt zu bekommen. Hanf an sich bedarf ist auch recht gut, bedarf allerdings relativ langer Nacharbeitung. Um die Steifigkeit der Konstruktion zu erhöhen habe ich Steuerrohr und Tretlager mit Kohlefaser umwickelt.
Ich habe das Gefühl, dass Rissbildung geringer ist, wenn man nicht direkt Kohlefaser um das Rohr wickelt, sondern erst das Rohr mit Hanf umwickelt.

Die Rohre an sich, auf Stoß-Stoß gearbeitet(also direkt Rohr an Rohr, ohne irgendwelche Muffen) die mehr oder weniger passgenau gefertigt wurden. Es stellte sich heraus, dass dieser Part weniger kritisch ist.

Behandlung der Rohre:
Ich habe erst alle Kammern der Bambusstäbe innen durchstochen (dies geht gut mit einem Gewindestab den man ins Bambus hineinhämmert) und dann langsam mit einem Bunsenbrenner ausgebrannt. Man sollte dabei recht langsam und in Etappen vorgehen weil das Rohr gerne dabei platzt.
Um einen Wetterschutz zu erreichen, hab ich am Ende des Baus das ganze Fahrrad leicht abgeschliffen und mit zwei Schichten Epoxy bestrichen. Bis jetzt hab ich keine Feuchteschäden oder ausgeprägt tiefe Risse.

Fazit:
Wer mindestens so viel Spaß am Bauen wie am Fahren hat, wer zudem noch eine experimentelle Ader hat und nicht die Erwartung hat, sich mit käuflich erwerbbaren Rädern zu messen, dem empfehle ich so ein Rad allemal. Besondere Kenntnisse oder ein ausgeprägtes handwerkliches Geschick braucht man da nicht wirklich(Mut zur Lücke:), wenn man jetzt keine überragenden Fahreigenschaften erwartet)
 
...................
Als Verbindungen hat sich bei mir eine dünne Lage Hanffaser mit auf die Kohlefaser drauf gewickelt wurde, am besten bewährt. Auch habe ich mit GFK Band experimentiert. Es hält ebenfalls gut, ist aber schlecht ohne Lufteinschlüsse und Falten umwickelt zu bekommen. Hanf an sich bedarf ist auch recht gut, bedarf allerdings relativ langer Nacharbeitung. Um die Steifigkeit der Konstruktion zu erhöhen habe ich Steuerrohr und Tretlager mit Kohlefaser umwickelt.
Ich habe das Gefühl, dass Rissbildung geringer ist, wenn man nicht direkt Kohlefaser um das Rohr wickelt, sondern erst das Rohr mit Hanf umwickelt.

Die Rohre an sich, auf Stoß-Stoß gearbeitet(also direkt Rohr an Rohr, ohne irgendwelche Muffen) die mehr oder weniger passgenau gefertigt wurden. Es stellte sich heraus, dass dieser Part weniger kritisch ist.
Könntest Du von den Verbindungen noch ein paar Detailfotos hier zeigen?

Behandlung der Rohre:
Ich habe erst alle Kammern der Bambusstäbe innen durchstochen (dies geht gut mit einem Gewindestab den man ins Bambus hineinhämmert) und dann langsam mit einem Bunsenbrenner ausgebrannt. Man sollte dabei recht langsam und in Etappen vorgehen weil das Rohr gerne dabei platzt.
.........

Warum hast Du das gemacht, ist das aushöhlen nötig?

Gruß
Geli
 
Sag mal das Ding muss ja Endlahm sein. Ist Dir das nicht aufgefallen. Die Kettenführung solltest Du nochmal stark durchdenken.
 
hihi, ich gebe zu, an der Kettenführung ist noch kräftig was zu tun. Bei den empfohlenen hohen Tretfrequenzen bei Liegerädern, ist der Reibungsverlust aber nicht mega groß. Zumindest hab ich nicht das Gefühl dass ein großer Widerstand spürbar wäre. Ein Speedbike ist es definitiv nicht. Für meinen 8km langen Arbeitsweg brauche ich genau so lange wie mit meinem normalen Trekkingbike, von daher bin ich damit erstmal zu frieden. Ein Wettrennen würde ich trotzdem nicht wagen. Ziel war auch vorallem Erfahrung mit dem Material zu sammeln.
Das Durchstechen der Rohre ist wahrscheinlich nicht unbedingt nötig, wenn man sie ganz ganz langsam erhitzt. Mit einem Bunsenbrenner ist das allerdings schwer zu empfehlen. Ansonsten platzen die Kammern mit einem ordentlichen Knall, weil das Ausgasen den Innendruck so weit erhöht, dass das Rohr dem nicht stand hält. Bei dicken Rohren gibts da auch einen ordentlichen Wums und nen ganz schönen Schrecken. Durchbricht man die Kammern, kann das entstehende Gas entweichen.
Detailfotos muss ich nachreichen, bin gerade für etwas länger nicht zu hause.
 
Servus,

die Kettenführung ist mir auch gleich negativ aufgefallen ^^
Man könnte beinahe ohne Umlenkung direkt under dem Sitz lang. Die "weichheit" des Antriebs dürfte hauptsächlich von der Umlenkung jetzt kommen.

Habe auch mal mit Bambus hantiert..das Harzgepansche (das ist es ja leider bei der Arbeit) sagte mir aber ganz und garnicht zu.. Mittlerweile beschränke ich mich auf Bambus in Furnierform :)

Gruß,
Patrick
 
Das "Harzgepansche" in Verbindung mit der Kohle die da verklebt wird macht auch die günstige Ökobilanz sehr fragwürdig, finde ich. Vor allem wenn das ganze auch noch mit 2 Schichten epoxy überzogen ist. Was soll man denn da wie recyceln bzw. In welche Tonne entsorgen? Ich Hab mal gelesen, dass Bambus und cfk von den Materialeigenschaften her eher nicht zusammen passt. Finde das Rad trotzdem schön und es ist sicher auch eine coole Erfahrung es ausgedacht und gebaut zu haben und zu sehen dass es funktioniert, wenn's auch sicher noch besser geht.
 
Servus,

CFK und Bambus gehen besser wie Alu und CFK.
Beides sind Faserverbundwerkstoffe die über eine Matrix zusammengeklebt werden. Beide haben beinahe keinen Wärmeausdehnungskoeffizenten und Bambus neigt aber halt zur Ausdehnung bei Feuchtigkeit (wie jedes Holz/Gras).
Geht also schon. Durch anflämmen kann man die Haftung des Epoxyd auch weiter steigern, da der ZUcker der die Fasern zusammenhält aufgespalten wird und das Epoxyd nun besser an den Fasern haftet.

Gruß,
Patrick
 
Na die Umlenkrollen fehlen. Gerade natürlich noch besser, Aber irgendwie scheint mir war die Umlenkung so nicht geplant.
 
Das Herumpanschen fand ich dagegen hervorragend weil das ein schöner Kontrast zu meiner Arbeit in einem Labor war. Daher habe ich auch keine Wissenschaft aus dem Bau machen wollen. Sollt mich ja von der Arbeit ablenken und nicht wieder welche sein. So ist auch der komische Antrieb zu erklären. Wollte ihn eigentlich direkt haben. Hab aber einen Holm falsch gesetzt. An der direkten Lösnung wird gebastelt.

Was ist denn Bambus in Funierform u.d wo sind die Vorteile? Hört sich interessant an.
 
Servus,

@ Kami : Aus Moso (Riesenbambus) werden Bohlen geschnitten, welche dann zu großen Balken verleimt werden.
Anschließend wird daraus Furnier geschnitten.
Aufwendiger als bei normalem Holz, aber da Bambus ein Gras ist und auch so schnell wächst, ist es ökologisch gesehn (bei passenden Herstellungsbedingungen) dem Holz überlegen.
Weiter großer Vorteil: Die technischen Eigenschaften von Bambus.
Ca. 3 mal Druckfester und gut 2 mal Zugfester als Buche, bei gleicher Dichte. Dabei auch fast 50% höheres E-Modul (Steifigkeit).
Außerdem ist es sehr hart und abriebfest. Billig ist es auch noch.
Daraus lassen sich feine Sachen machen..


Gruß,
Patrick
 
Hallo Patrick,

inwieweit könnte das Bambusfurnier das Flugzeugsperrholz für die Beplankung z.B. eines Midracers ersetzen? Müsste man da noch mal gegenläufig verleimen? Was wäre ein Äquivalent zu 2mm Flugzeugsperrholz?

Gruß
Holli
 
Servus,

das Furnier gibts auch als Plattenware (2,5mx1,5m). Es gibt auch Sperrholz daraus. Leider ist das meist nur mit PVCA Leim verklebt.
Man kann das Furnier aber vorher zu passenden Sperrholz verarbeiten. Bei ebenen Flächen kein Problem, da bekommt man den Druck fürs verleimen mit Arbeitsplatten + Zwingen hin.
Bei gewellten Teilen wirds schwerer.
Wenn man Harze statt Kaseinkleber nimmt, braucht es deutlich weniger Druck. Melaninharz und Konsorten sind aber komplizierter im Umgang und relativ gesundheitsschädlich.
Sinnvoll wäre eher, den Midracer mit einer sehr dünnen Schicht Birkesperrholz (oder gleich Lindensperrholz) zu versehen und dieses dann mit Bambusfurnier gezielt verstärken.

Felgen kann man daraus sehr gut machen..nur nebenbei so ;)

Gruß,
Patrick
 
Felgen kann man daraus sehr gut machen..nur nebenbei so

Ja und die hängt man dann zur Dekoration an die Wand? Solange die Kombi Holzfelgen und Schlauchreifen deutlich arbeitsaufwendiger, teurer, weniger haltbar und auch noch schwierig in der Beschaffung ist, sehe ich keinen sinnvollen Einsatzbereich bei unseren Rädern.
 
@Gear7Lover: ich lager es bei der Luftfeuchte meines Kellers. Wie hoch sie ist weiß ich nicht. Es ist eigentlich ein Testbike mit dem ich testen will ob es sich lohnt Bambus als Liegeradbaumaterial weiter zu verfolgen. Vorallem will ich die Alltagstauglichkeit testen, daher geh ich auch nicht sonderlich schonend damit um , fahre im Regen und setze es auch allem aus was mein normales Rad ausgesetzt ist, dazu zählen auch längere Kellerpausen. Schwindrisse, also so kleine Haarrisse hab ich nicht beobachten können. Ich hoffe dass das Ausbrennen der Rohre, das die Feuchtigkeit aus dem Rohr verdampfen lässt und den Rohrzucker kristalisieren lässt, ausreicht um den Bambus witterungsunabhängiger zu machen.

ps: ich kann nur zum ausprobieren motivieren (wem panschen spaß macht). Es ist nicht warnsinnig teuer, macht echt spaß und am ende fährt es meistens (besser oder schlechter;))
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hey,

ich habe im letzten Jahr ein Bambustandem und ein Touringrad (beide Up) gebaut. Muffen aus CFK-Roving (bzw. Hanf beim Touring) und Epoxy. Beide fahren wunderbar (jeweils ca. 2000km).

Beim Unterrohr des Tandems gab es leider Schwindrisse, ich habe die Rohre nach dem Kauf (conbam) nur ca. 3 Wochen trocken gelagert. Empfehlen würde ich ca. 2 Monate, danach gab es bei den übriggebliebenen Rohren keine weiteren Risse (jeweils lauter Knall) mehr. Ausbrennen ist wohl nur bei noch grünen Rohren wirklich sinnvoll - hat zumindest bei mir bei getrockneten Rohren nicht funktioniert.

Lagerung im Wohnraum, gefahren wird aber bei jedem Wetter. Reibe das Tandem "öfters" zur Konservierung mit Leinöl ab.
 
Leinöl, das hört sich recht raffiniert an, besser als meine Lösung mit Epoxy. hast du denn Bilder vom Tandem und Tourer? Das klingt schon interessant. Bei grünem Bambus ist das Ausbrennen besonders effektiv, aber denke dass es auch bei nichtgrünem Bambus geht, zumindest sagte dies der Gärtner meines Vertrauens, von dem ich die Rohre beziehe.
 
Das Photo ist nicht wirklich aktuell, aber außer Details ist nicht sooo viel passiert. Damit die Muffen hübscher werden, muss man sich mehr Zeit nehmen bzw. üben oder schleifen.

Vorzeigebild2.JPG
 
Zurück
Oben Unten