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Hallo miteinand,
nachdem ich hier auf meinen ersten Thread zum Flevo Racer sehr viel und positives Feedback bekommen habe, habe ich mich schnell entschieden, einen solchen aufzubauen. Hier will ich mal so einiges zusammenfassen (so eine Art "Howto build a Flevo Racer"). Damit schließe ich den Punkt "Beschaffung und Aufbau" in meiner Agenda ab und darf ab heute das zweite Mal in meinem Leben das Radfahren lernen. Wer den länglichen Text nicht lesen mag, darf auch einfach nur die Fotos angucken... Wer mit dem Gedanken spielt, auch einen Flevo Racer zu kaufen oder zu bauen, findet hier ja vielleicht das eine oder andere, was bei den Entscheidungen hilft.
Rahmen
Ich habe den Rahmen zusammen mit der Ventisit-Sitzauflage und dem Tretlager mit Umwerferhalter bei Alex Meier (edelmeier) gekauft. Ein netter Kontakt, den Preis fand ich sehr vernünftig und die Qualität finde ich prima. Der Rahmen ist verhältnismäßig schwer, aber sicher sehr robust. Einzig vielleicht die Lagerung der Hinterradschwinge empfinde ich (völlig subjektiv, weil ich keinerlei Vergleich habe) als weich, da hätte ich etwas steiferes, größeres, dickeres erwartet. Am Rahmen sind übrigens schon IS2000-Aufnahmen für Scheibenbremsen dran.
Der Aufbau war leichter als gedacht. Beim Knickgelenk musste ich mir schon ein paar Mal die Zeichnung aus der Flevo-Racer-Dokumentation (http://flevofan.ligfiets.net/ch5/e-flevoracer-elastomer.zip) ansehen. Zunächst habe ich versucht, die beiden Lagerschalen einfach mit einem Gummihammer in das Rohr zu hämmern. Das hat bei der oberen Schale auch gut geklappt. Die untere kommt tiefer ins Lager hinein, da habe ich nach einigem Probieren dann doch zu einer vernünftigen Lösung gegriffen: Eindrücken des Lagers mit einer Gewindestange und passend großen Unterlegscheiben. Hier mal auf zwei Fotos zu sehen:
Das hat sehr gut geklappt und da das mein erster "Steuersatz" war, war ich auch etwas erleichtert. Der Rest war straight forward, ein wenig Überlegen, welche Buchsen und Gummis für welches Lager sind, manchmal noch vorsichtiges abschmirgeln, damit die Buchsen passen (auch das oberere Wälzlager wollte nicht gleich auf den dickeren Teil des Bolzens). Ansonsten war alles schon fertig, Gewinde sind schon überall geschnitten, Dank an "edelmeier".
Teile suchen
Dann kam eine langwierige Suche im Internet: Welche Bremsen sollen es werden? Und noch viel schlimmer: Wie soll die Schaltung aussehen? Da meine zwei UPs bereits 25 bzw. 20 Jahre alt sind, musste ich ein wenig Technikgeschichte nachholen. Reiserad-Qualitäten sollte das Rad haben (daher im wesentlichen Shimano-Komponenten wegen der weltweiten Verbreitung). 10fach sollte es (trotzdem) sein. Ich bin da sicher schon sehr speziell in meinen Anforderungen (aber das sind wir glaube ich alle hier). Möglichst großer Übersetzungsumfang und der Versuch, eine kurze Kurbellänge von Shimano zu bekommen führt dann zum Mischen von MTB- und Rennkomponenten (und da gibt's ja mittlerweile unterschiedliche Zuglängen der Hebel etc). Und wenn man noch nicht mal abschätzen kann, welche Lenkerform als USS gut geeignet ist... Viel Arbeit.
Hier mal ganz kurz die Überlegungen und Lösungen zum Ganzen:
Bremsen: Vorne Scheibe (erstmal eine 160er), hinten langt V-Brake. Beide Felgen sind trotzdem V-Brake-fähig (wenn die Scheibe mal mitten im Nirgends den Geist aufgibt, kann ich immer noch die hintere V-Brake nach vorne bauen). Scheibe ist Avid BB7 (mechanisch), das ist (nicht zuletzt auch auf Grund meiner Kenntnisse) für mich sicher leichter wartbar. Und braucht i.d.R. auch kein Planfräsen der Rahmenaufnahmen... Ein wenig muss man sich immer bewusst machen, dass beim Flevo Racer das Hinterrad vorne sitzt (135mm Einbaubreite, d.h. MTB-Maß). Die V-Brake ist entsprechend eine Vorderradbremse (wobei das m.W. je nach Modell keinen großen Unterschied macht), es ist eine Avid Single Digit 7, Bremshebel passend Speed Dial 7.
Tretlager und Umwerfer: Bei Shimano etwas zu bekommen, was Kurbeln <170mm hat, ist schon schwierig geworden, ich habe bei den neuen Teilen nur die 105er Kurbeln gefunden. Und habe dann ein rabenschwarzes 105er 3fach-Tretlager (FC-5703) mit 165mm Kurbeln günstig bekommen. Damit hat man dann 50/39/30 Kettenblatt (und die sind auch nicht so teuer wie die hohlgeschmiedeten Ultegras...). Da die neueren MTB-Schaltungen von Shimansko aber nur deutlich kleinere Kettenblätter als 50er unterstützen und ich hier nicht so probierfreudig war (hatte keine ganz klaren Antworten im Netz gefunden), habe ich auch den passenden Umwerfer dazu (FD-5703) geordert... Und das passende Innenlager natürlich. Hollowtech spricht man also heute bei Shimano, wobei ich offenbar Generationen an Innenlagern verschlafen habe (meine alten Räder haben Konuslager; Industrielager, Octalink und ähnliches habe ich nie gesehen und muss das nun wohl auch nicht mehr).
Schaltwerk: Auf Grund der großen Kapazität (vorne 50er Kettenblatt, hinten 11er Ritzel) habe ich das Deore-Trekking-Schaltwerk genommen (RD-T780 SGS). Dazu eine passende Kassette 11-34 (CS-M771-10).
Schalthebel: Ich wollte am USS unbedingt Drehgriffe haben. Shimano baut so etwas für 10fach aber nicht (und die aktuellen 10fach-Schaltwerke haben andere Seilzugverhältnisse als alle vorherigen). Das wäre eigentlich ein Showstopper gewesen. Wenn es nicht tatsächlich jemanden gäbe, der 9fach Gripshifts aus der SRAM X0-Reihe mit neuen Rasterscheiben versehen würde!!! Damit passen die dann auf Shimano 10fach MTB-Schaltwerke. Also habe ich die Gripshifts bei fantic26 geordert.
Kette: Da ich irgendwo gelesen hatte, dass die 10fach Rennketten auch auf 10fach-MTB-Ritzeln gut laufen, aber von Shimano sehr exlizite Anweisungen gelesen hatte, für das FC-5703 Tretlager NUR die Ultegra-Kette CN-6600 zu nehmen, habe ich zwei davon geordert und zu einer zusammengebaut.
Laufräder: Dicke Reifen und dicke Felgen hatte ich noch nie. Auch mein Tourenrad hat einen Rennlenker und 28-622er Reifen. Das ging selbst im Hochland in Island noch und da ich einen Knicklenker ohnehin nicht Downhill fahren kann, sollte das doch passen. Die xtreme R-490 Felge hat es mir irgendwie angetan. Die Reifenauswahl ist bei 28-622 allerdings nicht so prall (da ist genau die Lücke zwischen dünnen Rennreifen und meist schon deutlich dickeren Trekking-Reifen). Vittoria Rubino sind's geworden. Wer gute 28-622er kennt, die auch noch faltbar sind: Das wäre als Reserve-Reifen schon ein Nice-to-Have... Am Vorderrad hätte ich gerne noch Alpine-III-Speichen gehabt (wg. der Scheibenbremse), gab's aber nicht beim Erwin (wo ich mir die Felge halt gleich habe einspeichen lassen). DT-Competition werden es hoffentlich auch tun.
Und Zusammenbau...
Zuerst hatte ich das Tretlager (weil ich das aus dem Bauch heraus zum Schnäppchenpreis gekauft hatte). Das Teil hatte einen 5mm-Spacer schon auf der Kettenblattseite sitzen (keine Ahnung, ob das so gehört). Das fand ich ganz passend, um eine MTB-Kettenlinie für das Schaltwerk hinzukriegen. Über Qualität von Hollowtech kann ich natürlich noch nichts sagen, aber die Montage war wirklich einfach. Immerhin.
Der Sitz braucht ja ohnehin nur 4 Löcher, die man in die Kunststoffschale bohren muss. Ich musste noch ein paar Muttern und Unterlegscheiben aus dem Baumarkt holen (außer diesen paar Teilen war wirklich alles Benötigte beim Rahmenkit dabei) und habe noch etwas höherwertige Stahl-Schrauben dazu passend genommen. M.E. sitzt man ziemlich gut auf dem Teil, erstaunlich bequem. Wie von Leuten schon mal zu lesen war, stützt der im Schulterbereich nicht optimal, wer also PBP fährt, nimmt vielleicht etwas anderes. Für mich wird der sicher die nächsten paar Tausend Kilometer reichen...
Nach einigen Bestellungen trudelten dann innerhalb von wenigen Tagen viele Pakete bei mir ein. Tja, um das Durcheinander zu reduzieren, habe ich dann bei den kleinsten Aufgaben angefangen: V-Brake einbauen ist einfach. Also erst mal das. Scheibenbremse klingt auch einfach. Habe dann noch festgestellt, dass ich den falschen IS2000-nach-Postmount-Adapter dabei hatte (+20mm, damit hätte ich die 160mm Scheibe nur am Hinterrad anbauen können). Mit dem richtigen Adapter ging's dann einfach und mit einem guten Video zum Einstellen der Bremse (http://www.youtube.com/watch?v=NasGJFtgq0A) war das auch nach zweimal probieren prima.
Beim Umwerfer war ich ein wenig skeptisch. Der Umwerferhalter am Flevo Racer ist so eine Stange mit quadratischem Querschnitt, darauf kommt ein rundes Teil gesteckt, das mittels einer Schraube auf der Stange festgezogen wird. Die quadratische Öffnung darin ist nicht mittig, sodass man das in vier verschiedenen Positionen aufstecken kann (und damit vier verschiedene Abstände des Umwerfers zum Kettenblatt realisieren kann). Ich finde das eine ziemlich geniale Lösung. Da ich 5mm mehr Abstand im Tretlager habe als beim RR, habe ich hier auch die weiteste Position nach außen gewählt. Damit man sich das vorstellen kann, so sieht das aus:
Zu meiner Überraschung funktionierte das mit dem Umwerfen aber auf Anhieb, da hatte ich befürchtet, eine Weile herumprobieren zu müssen oder ggf. noch mal einen anderen Umwerfer auszuprobieren. Beim Schaltgriff ist das relativ egal, der hat für den Umwerfer nur Micro-Rasterung (und auf die Anzeige am Schaltgriff gucke ich vermutlich das erste mal, wenn ich Knicklenker im Schlaf fahren kann und mich langweile)...
Schaltwerk war auch einfach. Bei der Kettenlänge bin ich mir noch nicht 100% sicher, im Moment schleift oder klappert die Kette noch minimal an dem Blech, das die beiden Kettenrollen hält, wenn ich kleinstes Kettenblatt und kleinstes Ritzel wähle. Sollte sich das irgendwann beim Fahren bemerkbar machen, würde ich da noch zwei Kettenglieder rausnehmen.
Nachdem ich mir aus einem Stuhl, einem Holzschlitten (so einer zum Rodeln) und einem Besenstiel etwas gebaut hatte, um das Vorderrad mal frei bewegen zu können, habe ich dann die Schaltung eingestellt. Und siehe da: Die modifizierten Gripshifts von fantic26 schalten akkurat...
Fertig!
Somit ist der Racer vorgestern Nacht fertig geworden. Rund 1600 EUR hat mich der Spaß insgesamt gekostet (inklusive Hollowtech-Werkzeuge, Baumarkt-Krams etc), das empfinde ich (gerade in Anbetracht der hochwertigen Komponenten) als Schnäppchen. Die Recherche (was passt zusammen etc) hat mich mind. genausoviel Zeit gekostet wie der Zusammenbau, ich habe den Rahmen am 3. Januar bekommen und bin jetzt durch. Ich bin hochzufrieden mit dem Racer!
Heute habe ich noch ein paar Fotos gemacht, die ich Euch nicht vorenthalten möchte:
Die Fotos musste ich natürlich dringend vor meinen ersten Fahrstunden machen, bevor ich in das gute Stück die ersten Kratzer mache...
Ich bin heute auf dem (kleinen) Platz vor meiner Garage schon mal öfters bis zu 20m am Stück gefahren (länger ist der Platz nicht). Da konnte ich zumindest schon mal ahnen, wie viel Spaß es machen kann, auf einem 28er HighRacer zu fliegen.
arasca
nachdem ich hier auf meinen ersten Thread zum Flevo Racer sehr viel und positives Feedback bekommen habe, habe ich mich schnell entschieden, einen solchen aufzubauen. Hier will ich mal so einiges zusammenfassen (so eine Art "Howto build a Flevo Racer"). Damit schließe ich den Punkt "Beschaffung und Aufbau" in meiner Agenda ab und darf ab heute das zweite Mal in meinem Leben das Radfahren lernen. Wer den länglichen Text nicht lesen mag, darf auch einfach nur die Fotos angucken... Wer mit dem Gedanken spielt, auch einen Flevo Racer zu kaufen oder zu bauen, findet hier ja vielleicht das eine oder andere, was bei den Entscheidungen hilft.
Rahmen
Ich habe den Rahmen zusammen mit der Ventisit-Sitzauflage und dem Tretlager mit Umwerferhalter bei Alex Meier (edelmeier) gekauft. Ein netter Kontakt, den Preis fand ich sehr vernünftig und die Qualität finde ich prima. Der Rahmen ist verhältnismäßig schwer, aber sicher sehr robust. Einzig vielleicht die Lagerung der Hinterradschwinge empfinde ich (völlig subjektiv, weil ich keinerlei Vergleich habe) als weich, da hätte ich etwas steiferes, größeres, dickeres erwartet. Am Rahmen sind übrigens schon IS2000-Aufnahmen für Scheibenbremsen dran.
Der Aufbau war leichter als gedacht. Beim Knickgelenk musste ich mir schon ein paar Mal die Zeichnung aus der Flevo-Racer-Dokumentation (http://flevofan.ligfiets.net/ch5/e-flevoracer-elastomer.zip) ansehen. Zunächst habe ich versucht, die beiden Lagerschalen einfach mit einem Gummihammer in das Rohr zu hämmern. Das hat bei der oberen Schale auch gut geklappt. Die untere kommt tiefer ins Lager hinein, da habe ich nach einigem Probieren dann doch zu einer vernünftigen Lösung gegriffen: Eindrücken des Lagers mit einer Gewindestange und passend großen Unterlegscheiben. Hier mal auf zwei Fotos zu sehen:
Das hat sehr gut geklappt und da das mein erster "Steuersatz" war, war ich auch etwas erleichtert. Der Rest war straight forward, ein wenig Überlegen, welche Buchsen und Gummis für welches Lager sind, manchmal noch vorsichtiges abschmirgeln, damit die Buchsen passen (auch das oberere Wälzlager wollte nicht gleich auf den dickeren Teil des Bolzens). Ansonsten war alles schon fertig, Gewinde sind schon überall geschnitten, Dank an "edelmeier".
Teile suchen
Dann kam eine langwierige Suche im Internet: Welche Bremsen sollen es werden? Und noch viel schlimmer: Wie soll die Schaltung aussehen? Da meine zwei UPs bereits 25 bzw. 20 Jahre alt sind, musste ich ein wenig Technikgeschichte nachholen. Reiserad-Qualitäten sollte das Rad haben (daher im wesentlichen Shimano-Komponenten wegen der weltweiten Verbreitung). 10fach sollte es (trotzdem) sein. Ich bin da sicher schon sehr speziell in meinen Anforderungen (aber das sind wir glaube ich alle hier). Möglichst großer Übersetzungsumfang und der Versuch, eine kurze Kurbellänge von Shimano zu bekommen führt dann zum Mischen von MTB- und Rennkomponenten (und da gibt's ja mittlerweile unterschiedliche Zuglängen der Hebel etc). Und wenn man noch nicht mal abschätzen kann, welche Lenkerform als USS gut geeignet ist... Viel Arbeit.
Hier mal ganz kurz die Überlegungen und Lösungen zum Ganzen:
Bremsen: Vorne Scheibe (erstmal eine 160er), hinten langt V-Brake. Beide Felgen sind trotzdem V-Brake-fähig (wenn die Scheibe mal mitten im Nirgends den Geist aufgibt, kann ich immer noch die hintere V-Brake nach vorne bauen). Scheibe ist Avid BB7 (mechanisch), das ist (nicht zuletzt auch auf Grund meiner Kenntnisse) für mich sicher leichter wartbar. Und braucht i.d.R. auch kein Planfräsen der Rahmenaufnahmen... Ein wenig muss man sich immer bewusst machen, dass beim Flevo Racer das Hinterrad vorne sitzt (135mm Einbaubreite, d.h. MTB-Maß). Die V-Brake ist entsprechend eine Vorderradbremse (wobei das m.W. je nach Modell keinen großen Unterschied macht), es ist eine Avid Single Digit 7, Bremshebel passend Speed Dial 7.
Tretlager und Umwerfer: Bei Shimano etwas zu bekommen, was Kurbeln <170mm hat, ist schon schwierig geworden, ich habe bei den neuen Teilen nur die 105er Kurbeln gefunden. Und habe dann ein rabenschwarzes 105er 3fach-Tretlager (FC-5703) mit 165mm Kurbeln günstig bekommen. Damit hat man dann 50/39/30 Kettenblatt (und die sind auch nicht so teuer wie die hohlgeschmiedeten Ultegras...). Da die neueren MTB-Schaltungen von Shimansko aber nur deutlich kleinere Kettenblätter als 50er unterstützen und ich hier nicht so probierfreudig war (hatte keine ganz klaren Antworten im Netz gefunden), habe ich auch den passenden Umwerfer dazu (FD-5703) geordert... Und das passende Innenlager natürlich. Hollowtech spricht man also heute bei Shimano, wobei ich offenbar Generationen an Innenlagern verschlafen habe (meine alten Räder haben Konuslager; Industrielager, Octalink und ähnliches habe ich nie gesehen und muss das nun wohl auch nicht mehr).
Schaltwerk: Auf Grund der großen Kapazität (vorne 50er Kettenblatt, hinten 11er Ritzel) habe ich das Deore-Trekking-Schaltwerk genommen (RD-T780 SGS). Dazu eine passende Kassette 11-34 (CS-M771-10).
Schalthebel: Ich wollte am USS unbedingt Drehgriffe haben. Shimano baut so etwas für 10fach aber nicht (und die aktuellen 10fach-Schaltwerke haben andere Seilzugverhältnisse als alle vorherigen). Das wäre eigentlich ein Showstopper gewesen. Wenn es nicht tatsächlich jemanden gäbe, der 9fach Gripshifts aus der SRAM X0-Reihe mit neuen Rasterscheiben versehen würde!!! Damit passen die dann auf Shimano 10fach MTB-Schaltwerke. Also habe ich die Gripshifts bei fantic26 geordert.
Kette: Da ich irgendwo gelesen hatte, dass die 10fach Rennketten auch auf 10fach-MTB-Ritzeln gut laufen, aber von Shimano sehr exlizite Anweisungen gelesen hatte, für das FC-5703 Tretlager NUR die Ultegra-Kette CN-6600 zu nehmen, habe ich zwei davon geordert und zu einer zusammengebaut.
Laufräder: Dicke Reifen und dicke Felgen hatte ich noch nie. Auch mein Tourenrad hat einen Rennlenker und 28-622er Reifen. Das ging selbst im Hochland in Island noch und da ich einen Knicklenker ohnehin nicht Downhill fahren kann, sollte das doch passen. Die xtreme R-490 Felge hat es mir irgendwie angetan. Die Reifenauswahl ist bei 28-622 allerdings nicht so prall (da ist genau die Lücke zwischen dünnen Rennreifen und meist schon deutlich dickeren Trekking-Reifen). Vittoria Rubino sind's geworden. Wer gute 28-622er kennt, die auch noch faltbar sind: Das wäre als Reserve-Reifen schon ein Nice-to-Have... Am Vorderrad hätte ich gerne noch Alpine-III-Speichen gehabt (wg. der Scheibenbremse), gab's aber nicht beim Erwin (wo ich mir die Felge halt gleich habe einspeichen lassen). DT-Competition werden es hoffentlich auch tun.
Und Zusammenbau...
Zuerst hatte ich das Tretlager (weil ich das aus dem Bauch heraus zum Schnäppchenpreis gekauft hatte). Das Teil hatte einen 5mm-Spacer schon auf der Kettenblattseite sitzen (keine Ahnung, ob das so gehört). Das fand ich ganz passend, um eine MTB-Kettenlinie für das Schaltwerk hinzukriegen. Über Qualität von Hollowtech kann ich natürlich noch nichts sagen, aber die Montage war wirklich einfach. Immerhin.
Der Sitz braucht ja ohnehin nur 4 Löcher, die man in die Kunststoffschale bohren muss. Ich musste noch ein paar Muttern und Unterlegscheiben aus dem Baumarkt holen (außer diesen paar Teilen war wirklich alles Benötigte beim Rahmenkit dabei) und habe noch etwas höherwertige Stahl-Schrauben dazu passend genommen. M.E. sitzt man ziemlich gut auf dem Teil, erstaunlich bequem. Wie von Leuten schon mal zu lesen war, stützt der im Schulterbereich nicht optimal, wer also PBP fährt, nimmt vielleicht etwas anderes. Für mich wird der sicher die nächsten paar Tausend Kilometer reichen...
Nach einigen Bestellungen trudelten dann innerhalb von wenigen Tagen viele Pakete bei mir ein. Tja, um das Durcheinander zu reduzieren, habe ich dann bei den kleinsten Aufgaben angefangen: V-Brake einbauen ist einfach. Also erst mal das. Scheibenbremse klingt auch einfach. Habe dann noch festgestellt, dass ich den falschen IS2000-nach-Postmount-Adapter dabei hatte (+20mm, damit hätte ich die 160mm Scheibe nur am Hinterrad anbauen können). Mit dem richtigen Adapter ging's dann einfach und mit einem guten Video zum Einstellen der Bremse (http://www.youtube.com/watch?v=NasGJFtgq0A) war das auch nach zweimal probieren prima.
Beim Umwerfer war ich ein wenig skeptisch. Der Umwerferhalter am Flevo Racer ist so eine Stange mit quadratischem Querschnitt, darauf kommt ein rundes Teil gesteckt, das mittels einer Schraube auf der Stange festgezogen wird. Die quadratische Öffnung darin ist nicht mittig, sodass man das in vier verschiedenen Positionen aufstecken kann (und damit vier verschiedene Abstände des Umwerfers zum Kettenblatt realisieren kann). Ich finde das eine ziemlich geniale Lösung. Da ich 5mm mehr Abstand im Tretlager habe als beim RR, habe ich hier auch die weiteste Position nach außen gewählt. Damit man sich das vorstellen kann, so sieht das aus:
Zu meiner Überraschung funktionierte das mit dem Umwerfen aber auf Anhieb, da hatte ich befürchtet, eine Weile herumprobieren zu müssen oder ggf. noch mal einen anderen Umwerfer auszuprobieren. Beim Schaltgriff ist das relativ egal, der hat für den Umwerfer nur Micro-Rasterung (und auf die Anzeige am Schaltgriff gucke ich vermutlich das erste mal, wenn ich Knicklenker im Schlaf fahren kann und mich langweile)...
Schaltwerk war auch einfach. Bei der Kettenlänge bin ich mir noch nicht 100% sicher, im Moment schleift oder klappert die Kette noch minimal an dem Blech, das die beiden Kettenrollen hält, wenn ich kleinstes Kettenblatt und kleinstes Ritzel wähle. Sollte sich das irgendwann beim Fahren bemerkbar machen, würde ich da noch zwei Kettenglieder rausnehmen.
Nachdem ich mir aus einem Stuhl, einem Holzschlitten (so einer zum Rodeln) und einem Besenstiel etwas gebaut hatte, um das Vorderrad mal frei bewegen zu können, habe ich dann die Schaltung eingestellt. Und siehe da: Die modifizierten Gripshifts von fantic26 schalten akkurat...
Fertig!
Somit ist der Racer vorgestern Nacht fertig geworden. Rund 1600 EUR hat mich der Spaß insgesamt gekostet (inklusive Hollowtech-Werkzeuge, Baumarkt-Krams etc), das empfinde ich (gerade in Anbetracht der hochwertigen Komponenten) als Schnäppchen. Die Recherche (was passt zusammen etc) hat mich mind. genausoviel Zeit gekostet wie der Zusammenbau, ich habe den Rahmen am 3. Januar bekommen und bin jetzt durch. Ich bin hochzufrieden mit dem Racer!
Heute habe ich noch ein paar Fotos gemacht, die ich Euch nicht vorenthalten möchte:
Die Fotos musste ich natürlich dringend vor meinen ersten Fahrstunden machen, bevor ich in das gute Stück die ersten Kratzer mache...
Ich bin heute auf dem (kleinen) Platz vor meiner Garage schon mal öfters bis zu 20m am Stück gefahren (länger ist der Platz nicht). Da konnte ich zumindest schon mal ahnen, wie viel Spaß es machen kann, auf einem 28er HighRacer zu fliegen.
arasca
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